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Hallo,

ich bin auf der Suche nach einem Forum, in dem es Menschen genauso geht wie mir, auf psychic gestoßen. Ich habe sowas noch nie gemacht, aber ich fange einfach mal an zu schreiben und hoffe, dass sich das jemand durchliest und einen Rat für mich hat..
Ich habe seit 2012 eine Angststörung. Es hat angefangen mit der Angst vor Epilepsie. (fällt mir nicht so leicht, das auszuschreiben )
Ich habe solch einen Anfall zweimal in meiner Kindheit gesehen und als ich im Sommer 2012 mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte, habe ich mir eingeredet, dass ich Epilepsie habe. Daraufhin bekam ich oft und immer öfter Panikattacken, weshalb ich in eine Psychiatrie eingewiesen wurde, da ich die Schule vermieden habe und sogar zuhause unter Panikattacken litt. Nach 4 Wochen wurde ich entlassen und habe eine Verhaltenstherapie bis Anfang 2014 gemacht. Danach ging es mir besser.. doch seit September letzten Jahres ging es mir immer schlechter, weshalb ich mich bei einer Akademie für Psychotherapie angemeldet hab..dort soll ich eine tiefenpsychologische Therapie bekommen.. hatte dann im Januar - Februar fünf Gespräche und nun warte ich immer noch, auf die Genehmigung der Krankenkasse. Jedenfalls.. der Grund warum es mir immer schlechter ging: Ich pendel seit Mai 2015 von Montag - Freitag jeden Tag 1,5 h (eine Fahrt, also dasselbe nochmal zurück) mit dem Zug zu meiner Ausbildung. Zugfahren ist mir 2012, als meine Angststörung ausgebrochen war, sehr schwer gefallen. Doch ich hab es gut gemeistert, hatte hier und da mal schlechte Gedanken, aber es war auszuhalten. Bis ich an einem Morgen (im Winter - man kann also so früh am Morgen, nichts sehen, wenn man aus dem Fenster sieht) eine leichte Panikattacke bekam, als der Zug auf offener Strecke anhielt. Seitdem hatte ich wieder Angst vorm Zugfahren und es ging mir jeden Tag schlecht, weil ich wusste, ich muss mit dem Zug fahren. Außerdem habe ich jeden einzelnen Tag befürchtet, es würde irgendwas schlimmes passieren. Hab angefangen die U-bahn zu vermeiden, weil die zweimal angehalten hatte und ich Angst bekam. Seit 2 Monaten steige ich auch nur noch in den ersten Waggon von S - oder Straßenbahnen ein, damit ich den Bezug zum Fahrer habe. Aber nicht nur die Angst vor öffentlichen Verkehrsmitteln ist so extrem geworden.. ich habe ständige Angst..Angst, dass irgendwas schlimmes passiert, dass meiner Familie etwas zustößt, Angst vorm sterben.. Ich habe letztes Jahr im November ein Medikament gegen einen grippalen Effekt eingenommen und habe davon Nachts leicht halluziniert, bin dann aber nach einiger Zeit wieder zur Besinnung bekommen und habe so eine heftige Panikattacke bekommen, weil ich dachte, dass ich jetzt verrückt bin. Also auch Angst, verrückt zu werden.. besonders nachts, wenn ich aufwache.. da steigt die Panik in mir und ich versuche mich mit Atemübungen zu beruhigen. Ich glaub jeder, der das hier liest, hat begriffen, dass ich extrem ängstlich bin, nachdem ich es tausendmal wiederholt hab..

Und heute war ich bei einer Psychiaterin.. jetzt wo ich so in der Luft hänge und es nicht weitergeht mit meiner Therapie, hat mir meine Hausärztin geraten, dass ich mir noch einen Rat einholen sollte.. Wir haben 15 Minuten geredet, uns heute das erste Mal gesehen.. und sie hat mir sofort Antidepressiva verschrieben.
Mit 19 Jahren...Antidepressiva...ich weiß nicht was ich denken soll. Ich bin eigentlich total dagegen und bin einfach nur geschockt, dass ich das sofort aufgeschrieben bekommen hab, obwohl sie mich fast gar nicht kennt. Das Medikament heißt Citalopram Ratiopharm und es sind 20MG enthalten.
Meine Stimmung ist in letzter Zeit wirklich ziemlich weit unten, ich habe ununterbrochen Angst, aber ich bin der Meinung, dass ich das auch ohne Medikamente schaffe.. oder?!


Danke Liebe Grüße

11.05.2016 13:54 • 13.05.2016 #1


8 Antworten ↓


Hey love,

begrüße Dich ganz lieb bei uns.

Nun, da hast Du in Deinen jungen Jahren schon die volle Angst kennengelernt und die Erlebnisse werden da durchaus eine Rolle spielen. Dazu kam noch das Eigenerlebte mit dem Grippemittel etc. und schon ist man in dem Kreislauf der Angst drin.

Denke, das es wichtig ist, das Du mit der Therapie beginnen kannst und da musst Du halt noch ein wenig Geduld haben.

Wenn es Dir so sch... geht, denke ich, ist ein AD legitim. Denke aber nicht, das Du direkt mit 20 mg. anfangen sollst, oder?

Wünsche Dir hier einen hilfreichen Austausch bei uns.

A


Angstzustände in allen Lebensbereichen / Citalopram

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Hallo Eatpraylove,

was du da schreibst das kenne ich nur zu gut. So ein Zufall mit dem Problem U-und S-Bahn fahren das hat bei mir auch mit ca 19 Jahren angefangen.

Jetzt 10 Jahre später geht es, aber ab und zu wenn die S-Bahn einfach mal so sehen bleibt bekomm ich immer noch Herzklopfen. Ich nehme seit 7 Tagen Citalopram und mir geht es dadurch besser. Ich hab sie allerdings gegen/für meine Depressionen bekommen.

Ich rate dir folgendes, du musst nicht gleich Medikamente nehmen, aber mach aufjedenfall eine Therapie. Ich hab es damals nicht gemacht und leide immer noch unter Panikattacken. Das ist keine Sache die man einfach aussitzen kann. Man kann üben und versuchen sich immer wieder zu trauen, aber meistens kommen neue Ängste dazu. Ich wünschte ich hätte das damals gemacht, denn mit Zug irgendwo hinzufahren kann ich mir u.a. überhaupt nicht vorstellen, was das Leben natürlich einschränkt. Das war nicht immer so. Aber sobald man aufhört zu üben ist es als hätte man das noch nie gemacht.

LG BellaSchnee

Hallo Eatpraylove

Das tut mir sehr leid für dich. Mir ging es so ab 18 auch nicht mehr gut, Panikattacken immer mehr und genau so wie du beschreibst, einfach ständig und überall Angst. Musste mich auch jeden Tag überwinden in den Zug zu steigen, in die S-Bahn. Mit der Zeit war selbst der Gang zum Kiosk der reinste Kraftakt. Ich habe dann mit 20 Antidepressiva erhalten, ich weiss nicht mehr wie die hiessen, aber sie halfen. Ich konnte wieder einkaufen gehen und war nicht mehr ständig in dieser Angst drin.

Mein Leid war damals so gross, dass ich froh war um die AD's. Das Alter ist egal, es kommt auf das Ausmass der Angststörung an. Du kannst es ausprobieren oder auch nicht, beides ist ok.

Hallo ihr Lieben,

Danke fürs antworten! Ich werde es erst einmal ohne die Medikamente versuchen. Ich werde meine Krankenkasse mal kontaktieren und fragen, ob das gewöhnlich immer so lange dauert..vielleicht beschleunigt es sich dadurch ein bisschen.

@bellaschnee und @Freisein
Wie verhaltet ihr euch in öffentlichen Verkehrsmitteln? Was macht ihr, wenn die Bahn mal irgendwo im nirgendwo anhält, beispielsweise wegen einer Signalstörung.. Und dann durchgesagt wird, dass sich die Weiterfahrt verzögert.. Seid ihr schon in solche Situationen gekommen? Ich stehe morgens auf und mein erster Gedanke: Hoffentlich hält die Bahn heute nicht an.
Ich hab diese Situation schon oft durchlebt, aber ich fühle mich trotzdem so hilflos..

Also bei der S-Bahn finde ich geht es noch, U-Bahn ist mir zum Glück nur einmal bis jetzt passiert und danach hatte ich wirklich Monate lang Panik. Aber irgendwann hab ich gemerkt, okay hier passiert nichts. Ich hab mir angewöhnt dann erstmal ein Kartenspiel auf dem Handy zu spielen, zur Ablenkung...nach gefühlten 5 Minuten werde ich dann auch nervös langsam, aber solang dauert es ja meistens nicht.

Vorallem immer wieder machen auch wenn man Angst hat. So hab ich es geschafft das ich jetzt auch Fahrstuhl fahren kann ohne die ganze Zeit panisch auf die Nummern zu starren und bei der kleinsten Verzögerung einen gefühlten Herzentfakt zu bekommen.

Es hilft auch sich zu sagen, heute wird mir nichts passieren, nicht heute! Dann wenn man es überstanden hat, hat man wieder ein neues Erfolgserlebnis.

In Tunneln hatte ich grosse Mühe. Wenn die Bahn einfach so stand, hatte ich weniger Mühe, weil ich so jederzeit hätte rausgehen können. Eigentlich war damals die ganze Bahnfahrt schlimm, die Tunnel am Schlimmsten. Ich hab auch einfach weitergemacht und war jedes mal froh, wenn ich von A bei B angelangt war.

Hallo eatpraylove,

wenn du der Meinung bist, du schaffst es ohne Medikamente, dann ist das natürlich gut.

Wenn deine Angst dich aber so sehr beeinträchtigt, das du immer inaktiver wirst, dann solltest du Medikamente in Betracht ziehen. Manchmal ist es einfach notwendig, um überhaupt an sich arbeiten zu können.

Das hat auch nix mit dem Alter zu tun.

Eine Therapie ist auf jeden Fall wichtig. Wobei ich eher eine Verhaltenstherapie bevorzuge. Weil ich in erster Linie wissen wollte, was ich machen kann um der Angst zu begegnen. Woher das bei mir kam, das ist mir eigentlich nicht so wichtig. Ich hatte keine tiefgreifenden traumatischen Erlebnisse, es ist eher mein Wesen, das ich entweder akzeptieren, oder an dem ich arbeiten muß.

Und das ist für mich auch der Schlüssel zum Erfolg. Akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Und ändern, was mich stört und was änderbar ist. Das habe ich angefangen und es fühlt sich gut an, aktiv zu sein.

Ich habe aufgehört zu rauchen, mache regelmäßig Sport. Sport kann ich wirklich nur empfehlen. Er baut Anspannungen ab und man fühlt sich besser. Wenn Sport noch zu weit weg scheint, dann spazieren gehen. Jeden Tag, immer ein kleines Stückchen weiter.

Sorge gut für dich, tue dir viel Gutes. Liest du gern? Hörst du gern Musik? Was entspannt dich? Was wolltest du schon immer gern machen? Mach dir eine Liste und schau dann, was machbar ist.

Wünsche dir viel Erfolg und Kraft.

Falls ich (m 21) der Allgemeinheit meine persönliche Meinung aufdrängen darf: zu der Epilepsie, ich hatte mal einen Hirntumor (mit 12), und dadurch Epilepsie, das ist unangenehm, aber durch Medikamente ganz gut in den griff zu bekommen. Ich wurde operiert, bin nun Antiepileptika und Anfallsfrei, ich habe dann immerhin noch ein Abi mit 2,0 gemacht, immerhin..
Zu den Panikattacken: Eine Panikstörung habe mich mit 19 bekommen (Stress, Alleinsein, Depressionen), habe natürlich auch eine Therapie angefangen, allerdings dauert es bei mir seine Zeit, es auf diesem Weg zu lösen, das ist ein längerer Prozess, der auch mit Rückschlägen verbunden sein kann, durch die man sich auf keinen Fall entmutigen lassen sollte!
Damit man seinen Alltag besser meistern kann sind Antidepressiva meiner Meinung nach sehr wirkungsvoll. Citalopram ist ein SSRI, die sind (im Verhältnis zu anderen AD) Nebenwirkungsarm. Ich nehme Escitalopram 20 mg (entspricht 40 mg Citalopram), beim Eindosieren hatte ich Nebenwirkungen (Müdigkeit, mehr innere Unruhe, Kopfschmerzen), dass will ich auf keinen Fall wegdiskutieren, und das soll ehrlicher Weise erwähnt werden. Es sind aber wirklich nur vorrübergehende Erscheinungen, das sollte man im Hinterkopf behalten.
Vor der Medikamentennahme war ich vollkommen am Ende, konnte nicht mehr rausgehen, wusste nicht mehr weiter. Mit dem Medikament kann ich mein Informatikstudium sehr erfolgreich fortsetzen, und stehe wieder voll im Leben und fühle mich deutlich besser, habe kaum noch Einschränkungen, es tut so gut, sich einfach auf Bett zu setzen und an alles mögliche zu denken, nur nicht an Angst.
Anfangs hatte ich auch arge zweifel wie du, wollte das Zeug auf keinen Fall anfassen, dachte, mein Leben wäre Zuende, wenn ich damit erst anfange, aber es macht vieles so viel einfacher!
Mittlerweile bin ich an dem Punkt, das ich stabil genug bin, dass ich die Dosis vielleicht in 3 Monaten beginne zu reduzieren. Es ist wirklich jedermanns eigene Entscheidung, es zu nehmen, oder auch nicht, allerdings kann ich dir aus meiner persönlichen Erfahrung nur raten es zu versuchen Falls du noch Fragen hast, frag gerne.

Hoffe das ist jetzt nicht zu verworren es ist schon spät. LG





Dr. Christina Wiesemann
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