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F
Hallo zusammen,

ich leide schon seit vielen Jahren an sozialen Ängsten, die sich v.a. in Redeangst äußern. Wenn die Angst da ist, dann habe ich nicht nur Probleme im Job, wenn ich z.B. in Meetings sitze und einen Redebeitrag leisten muss. Diese Angst äußert sich leider auch im privaten Bereich, wenn ich mit Freunden oder Verwandten zusammen bin. Dann bin ich die meiste Zeit angespannt und fühle mich diesen Menschen häufig unterlegen. Dadurch gerate ich unter immensem Druck, kann mich nicht vernünftig ausdrücken, verspreche mich häufig, weiß mitten im Satz nicht, wie ich diesen angefangen habe, usw. Trotzdem werde ich von meinen Mitmenschen als eher extrovertiert, kommunikativ und selbstbewusst wahrgenommen. Wie passt das eurer Meinung nach zusammen??

Seit ich vor gut einem Jahr mit einer Angsttherapie begonnen habe, kriege ich meine Ängste immer besser in den Griff. Ich merke z.B., dass die Abstände zwischen den Angstzuständen größer werden. Trotzdem zeigt sich die Angst immer wieder massiv. Es gibt Situationen (v.a. im Job), die mich sehr belasten. Mir graut es z.B. vor jeder Vorstellungsrunde, es reicht schon, wenn ich nur kurz meinen Namen nennen muss. Wenn ich vor einer Gruppe etwas vortragen oder einfach nur etwas harmloses erzählen soll, dann fühle ich mich beobachtet und komme mir wie in einem Verhör vor, so dass ich in solchen Momenten meine Gedanken nicht klar sortieren kann, weil ich blockiert bin. Dies führt dann dazu, dass ich das, was ich sagen will, nicht gut rüberbringen kann. Ich rede dann unstrukturiert, fange Sätze immer wieder neu an oder ich verliere den Faden. Weiterhin kommt es vor, dass wenn jemand auf mich zukommt und mich etwas fragt (auch wenn es nur Smalltalk ist), ich dann innerlich in Panik gerate und versuche, ihm eine halbwegs vernünftige Antwort zu geben. Nachdem ich ihm geantwortet habe, fange ich dann immer an zu grübeln, ob ich alles „richtig“ gesagt habe.

Außerdem neige ich dazu, andere ständig zu beobachten, wenn sie etwas sagen und achte darauf, was und wie sie es sagen. Bei ihnen suche ich dann nach Fehlern, wahrscheinlich um von meinen eigenen Schwächen abzulenken. Mir ist bewusst, dass dieses Verhalten meine Angst nur noch weiter steigert, zumal ich dann unfähig bin, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dann kriege ich oft nichts mit und das verunsichert mich noch mal zusätzlich, ein Teufelskreis entsteht…Offensichtlich gehöre ich zu den Menschen, die sich von der Meinung und vom Wohlwollen anderer Menschen zu stark abhängig machen, sich ständig mit anderen vergleichen müssen und die eigene Messlatte sehr hoch legen.

Dennoch bin ich seit knapp neun Monaten glücklich in meinem neuen Job, ich habe super nette Kollegen, eine tolle Chefin und einen interessanten und abwechslungsreichen Aufgabenbereich. Aufgrund positiven Feedbacks weiß ich auch, dass ich bisher gute Arbeit geleistet und mich fachlich wie menschlich gut integriert habe. Es gibt jedoch immer wieder Situationen, wie die oben beschriebenen, die mir sehr zu schaffen machen. Meine Hauptsorge ist, dass mir jemand „auf die Schliche“ kommen könnte und meine Schwächen entdeckt, was fatale Folgen für meine berufliche Zukunft haben könnte.

Wie schätzt ihr meine Lage ein? Kennt ihr ähnliche Situationen und wie geht ihr mit ihnen um? Ich bin für jede Rückmeldung dankbar!

26.10.2012 16:06 • 04.02.2013 #1


10 Antworten ↓


M
Hallo,

ich habe mich hier angemeldet, weil es mir exakt genauso geht wie Dir. Besonders im Job stört mich das zunehmend. Ich habe schon so ziemlich alles an Selbsthilfe durch (verschiedene Bücher und Ansätze wie RET und progressive Muskelentspannung).

Dabei läuft das bei mir immer so ab:
Wenn ich mich mit der Thematik beschäftige, weiß ich ganz genau, dass ich z.B. keinen perfekten Vortrag liefern MUSS oder dass andere auch nicht alles perfekt machen. Ich kann das auch akzeptieren und fühle mich in dem Moment dann relativ optimistisch. Aber, und das ist das schlimme: Auch wenn ich weiß, wie es mir besser gehen würde, bringt mir das in der konkreten Situation des Vortrags absolut gar nichts.

Ich kann mit der Problematik auf rationaler Ebene sehr gut umgehen und habe mittlerweile so viel gelernt, dass ich eigentlich keine Angst mehr haben bräuchte. Aber ich schaffe es nicht, diese rationalen Gedanken auf die emotionale Ebene zu übernehmen. Auch nach wochenlanger mentaler Vorbereitung habe ich in der Vortragssituation das Gefühl, dass mir das alles gar nichts bringt, weil mir meine Gefühle einfach nicht gehochen wollen.

Aktuell lese ich ein neues Buch mit sehr guten Bewertungen (Ihr Auftritt bitte). Ich muss in 2 Monaten meine Abschlussarbeit vor ca. 30 Leuten vortragen, dabei geht es dann auch um die Benotung. Momentan habe ich keine Ahnung, wie ich das schaffen soll.

Im privaten Bereich kann ich das Problem auch beobachten, ähnlich wie bei Dir.

Ich kann und will nicht akzeptieren, dass dieser Zustand nicht zu ändern ist. Es muss sowohl eine kurzfristige als auch eine langfristige Lösung her.


Michael

27.10.2012 17:17 • #2


A


Redeangst in allen Lebensbereichen

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P
Hallo,

kenne das Problem nur allzu gut. Zu einem bestimmten Punkt, den Du genannt hast: Du hast geschrieben, dass es Deine berufliche Zukunft gefährden könnte, wenn die anderen davon etwas bemerken.

Ohne zu wissen, was Dein Aufgabenbereich genau ist, wenn es sich um eine Führungsaufgabe, etwas im Management oder sonst einen Berufsbereich handelt, in dem es mit den Ellenbogen zugeht, kann man nicht ausschließen, dass hier eine Schwäche zum Nachteil von einem ausgenutzt wird oder dass Anzeichen für fehlende Belastbarkeit schon die Karrierechancen leicht verschlechtern. Dann müsste man sich fragen, ob einem das wichtiger ist oder authentisch sein zu können.

Mangels Erfahrung bin ich mir da nicht sicher, aber zählen Deine positiven Beurteilungen und Fachkompetenz im Zweifel nicht doch mehr? Vielleicht wäre es gar nicht so katastrophal, wenn jemand mitbekommen sollte, was sich wirklich hinter der Fassade verbirgt.

Grüße

pc

27.10.2012 18:01 • #3


M

Hallo allerseits!

Ich bin neu hier, bin auf der Suche nach Gleichleidenden auf dieses Forum gestoßen. Kann mich den oberen Beiträgen anschließen und diese sehr gut nachvollziehen.

Natürlich weiß ich auch ganz genau, dass rational gesehen, das alles nicht notwendig wäre. Kein Mensch ist besser als ein anderer, ich bräuchte mich nicht immer unterlegen zu fühlen. Doch ich kann dieses Wissen, was ich schon lange habe, einfach nicht integrieren. Es äußert sich bei mir auch eher beruflich, jedoch sehr oft auch im privaten Kreis. Beruflich gesehen kann ich mich schlecht abgrenzen, ich finde die richtigen Worte nicht schnell genug (obwohl ich sie weiß), hab außerdem Angst, beim zu langen Reden wieder über meine eigenen Worte zu stolpern und wie der volle Idiot dazu stehen. Ich schiebe eher nur kurze Kommentare, die ich mir vor dem Aussprechen schon gut zurecht legen muss. Dabei habe ich eine Position wo ich oft delegieren müsste und verhandeln, und es geht so schwer!! Ich hab auch ein großes Problem damit, jemand anderen was zu bitten. In dem (ängstlichen und zurückhaltenden) Ton, in dem ich eine Bitte ausspreche, erfahre ich sofort Abweisung und einen Grund, warum ich das eh selbst auch machen könnte. Und damit ist die Sache meist erledigt und bleibt bei mir hängen.

Ich habe auch große Angst vor Ablehnung, speziell bei männlichen Kollegen und Bekannten hab ich überhaupt kein Selbstvertrauen und kann kaum die passenden Worte finden. Ich nehme vieles sehr persönlich und kann nur sehr schwer einen neutralen sachlichen Ton treffen. Ich hab ständig das Gefühl, dass über mich geredet und gelacht wird, weil ich so ein Volldepp bin, der nicht mal nen kräftigen überzeugenden Satz rausbekommt...

Es ist die Hölle. Ich bin sicher nicht dumm, das kann ich mir grad noch eingestehen, schau auch nicht übel aus, doch die Angst nimmt immer Überhand und lässt mich klein dastehen. Ich hab das Gefühl nicht ernst genommen zu werden, ich möchte endlich raus aus diesem Teufelskreis !

Als Kind mussten wir uns immer nach meinem Vater richten, die Stimmung zu Haus war immer von ihm abhängig. Er schafft es heute noch, mir immer wieder ein schlechtes Gewissen einzureden, in den idiotischsten Situationen. Eigene Meinung durften wir nie vertreten, denn sobald etwas nicht so geschah wie er wollte, war er beleidigt und hat tagelang gesponnen, in dem er schwieg und uns ignorierte.

Ich wünsche mir so sehr, dass ich Leute leichter kennen lernen und locker ansprechen kann! Ohne diese schlimmen Gefühle, die sich anfühlen wie ein Knoten im Hals und Steine im Bauch.

Bitte gebt mir einen Tipp, wie und wo man das wirklich lernen kann, selbstbewußter zu sein, sicherer, und dadurch auch Sätze grad rauskriegt.

Viele Grüße
maud35

27.10.2012 18:26 • #4


W
Hallo,

ich bin fast erleichtert, dass es außer mir auch noch andere Leute gibt, denen es genauso geht wie mir. Bevor ich eure Berichte gelesen habe, war ich wirklich davon überzeugt, dass nur ich ständig über meine Worte nachdenke. Und zwar im Nachhinein!

Wenn ich mit anderen zusammen bin, rede ich eigentlich gerne und viel. Nur im Nachhinein lasse ich dann den ganzen Abend Revue passieren und ärgere mich meistens über das, was ich so von mir gegeben habe. Ganz übel ist es, wenn ich Alk. getrunken habe. Dann plappere ich einfach drauf los, erzähle Sachen aus meinem Privatleben, die niemanden etwas angehen, mache doofe Witze und leide am nächsten Tag wie Hund.

Auch mir geht es so, dass ich die anderen beim Reden beobachte und feststelle, dass die auch nicht viel anders sprechen als ich. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine eigene Stimme nicht mag.

Ich bin gerade auf Jobsuche und hatte letzte Woche ein Vorstellungsgespräch. Der Chef hat gemeint, dass ich sehr positiv rübergekommen wäre und er mir in ein bis zwei Wochen Bescheid geben wolle. Heute ist genau eine Woche rum und ich befürchte, dass ich die Stelle nicht bekomme, weil ich mich wieder um Kopf und Kragen geredet habe. Gut, er hat mir viele Fragen gestellt, aber hinterher hatte ich wieder das Gefühl, zu ausführlich geantwortet zu haben und bei anderen Fragen wieder zu einfallslos.

Warum gelingt es mir nicht, mich so anzunehmen, wie ich bin? Mir erging es in der Kindheit ähnlich wie Maud. Darin ist wohl auch die Ursache für das ganze Dilemma zu suchen. Aber es nützt ja nun alles nichts. Man muss halt im Leben irgendwie klar kommen.

In letzter Zeit erwische ich mich immer öfters dabei, mich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. Ich mag schon gar nicht mehr auf Geburtstage oder so gehen. Nach so einem Abend fühle ich mich fast immer schlecht. Warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Es ist meistens nett, man lacht viel und unterhält sich. Aber hinterher schleicht sich dann halt wieder dieses schale Gefühl ein.

Grüßle Wallis

05.11.2012 15:08 • #5


J
kenne das Problem nur allzu gut.

06.11.2012 02:34 • #6


H
Hallo,
es ist echt erstaunlich, ich habe auch immer gedacht, ich wäre mit meinen Problemen alleine, aber ich finde mich so gut wie fast überall wieder!
Wobei es bei mir nicht nur das Problem ist Angst zu haben was falsches zu sagen, sonder meißtens sitze ich z.B. Bei Feiern mit Freunden einfach nur da und sage nichts, ich zermahle mir dann die ganze Zeit den Kopf darüber, was ich denn erzählen könnte, was die anderen denn interessieren könnte, Gesprächspausen sind sind übrigens auch ein Graus, ich fühle mich dann irgendwie immer gezwungen etwas zu sagen, aber je mehr ich darüber nachdenke desto weniger fällt mir ein und ich gerate unter Druck und fühle mich total unwohl. Wenn ich dann was zu erzählen habe, gehe ich auch meist schon den ganzen Text durch und versuche mich so kurz wie möglich zu halten..
Ganz schlimm auch die Situation, ich sitze mit mehreren in der Runde und auf einmal stehen mehrere Leute auf und ich sitze alleine mit einer Person da. Somit ist man gezwungen sich zu unterhalten..
Oder ganz aktuell, mein Bruder ist Papa geworden, wenn ich gefragt werde, ob ich die kleine mal halten möchte, würde ich am liebsten nein sagen (was ich aber nicht tue, es weiß keiner was von meiner Phobie..), aldo wenn ich dann die kleine auf dem Arm habe, stehe ich im Mittelpunkt, zumindest fühle ich mich dann immer beobachtet. Und da ich mich mit der kleinen nicht unterhalte, also so wie es andere machen (fühle mich irgendwie gehemmt), bin ich wieder total angespannt und fühle mich total unwohl..
Kennt das jemand? Bin mittlerweile auch schon 28 und solangsam denkt man ja auch mal an eigene Kinder nach, aber ich habe wirklich Angst davor, denn mit einem Kind steht man ja ständig im Mittelpunkt..

28.12.2012 14:09 • #7


W
Zitat von himbeere84:
Wobei es bei mir nicht nur das Problem ist Angst zu haben was falsches zu sagen, sonder meißtens sitze ich z.B. Bei Feiern mit Freunden einfach nur da und sage nichts, ich zermahle mir dann die ganze Zeit den Kopf darüber, was ich denn erzählen könnte, was die anderen denn interessieren könnte, Gesprächspausen sind sind übrigens auch ein Graus, ich fühle mich dann irgendwie immer gezwungen etwas zu sagen, aber je mehr ich darüber nachdenke desto weniger fällt mir ein und ich gerate unter Druck und fühle mich total unwohl. Wenn ich dann was zu erzählen habe, gehe ich auch meist schon den ganzen Text durch und versuche mich so kurz wie möglich zu halten..
Ganz schlimm auch die Situation, ich sitze mit mehreren in der Runde und auf einmal stehen mehrere Leute auf und ich sitze alleine mit einer Person da. Somit ist man gezwungen sich zu unterhalten..

Hallo Himbeere,
du scheinst genau die gleichen Probleme zu haben wie ich! Den ersten Absatz könnte ich geschrieben haben
Wenn ich weiß, was ich sagen will, z.B. bei einem Referat, habe ich überhaupt kein Problem damit, vor anderen Leuten zu sprechen. In privaten Situationen sieht das teilweise völlig anders aus. Es ist zwar um einiges besser geworden, aber Situationen wie mit dem Baby fände ich immer noch stressig, weil ich damit so wenig Erfahrung habe. Ich habe keine Geschwister und das letzte Mal, dass ich ein Baby auf dem Arm hatte, ist knapp 10 Jahre her, deshalb wäre das erstmal eine recht gruselige Situation für mich, da man ja wirklich die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zieht.
Bei eigenen Kindern wäre es glaube ich anders! Du bist ja ständig mit deinem Kind zusammen und unterhältst dich mit ihm, wenn du unbeobachtet bist. Dadurch wird es zu etwas ganz normalem und wenn andere dabei sind, fühlst du dich vielleicht auch ein bisschen beobachtet, aber bestimmt nicht so sehr, wie wenn du plötzlich in diese Prüfungssituation geworfen wirst. Es ist ja dann dein Kind, zu dem du von allen Anwesenden die engste Verbindung hast

29.12.2012 14:27 • #8


R
Hallo,
ich war und bin immer noch ein sehr schüchterner und introvertierter Mensch. Nach außen hin gebe ich mich allerdings immer sehr cool und extrovertiert. Das liegt daran, dass ich nicht untergehen möchte in der Menge, sondern wahr genommen werden möchte. Ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht dazu zugehören. Man steht irgendwo einsam in der Ecke und fühlt sich von allen verlassen. Schon als kleines Kind habe ich einstudiert, was ich im Kindergarten, später in der Schule oder noch später im Berufsleben sagen könnte, um angenehm aufzufallen und zu imponieren. Wenn ich es dann praktizieren wollte, waren es verkrampfte Worte und aufgebauschte Sätze, die nicht immer der Realität und der Wahrheit entsprachen, aber ich wollte mich doch nicht blamieren. Da ich eine gehörige Portion Witz besitze, brachte ich die Menge wenigstens zum Lachen und verschaffte mir auf diese Weise ein paar Freunde.
Meistens nahm ich mich dabei selbst auf die Schipp. Selbstironie kommt immer gut an.
ich war auch schon in verschiedenen Selbsthilfegruppen, in denen ich ernste Beiträge vorbringen musste. Zu den Wortmeldungen habe ich mich meistens zum Schluss gemeldet, um vorher meine Rede immer wieder durchgehen zu können. Kam ich dann an die Reihe hatte ich ein black out und es war die Hölle für mich, aber ich redete und redete, was mir so in den Sinn kam und die Schweißflecken unter den Armen wurden immer größer. Oft hatte ich mir dann ein paar Stichpunkte in die Innenhand gekritzelt, die mir weiterhalfen.
Hätte ich ein ausgeprägteres Selbstwertgefühl und mehr Selbstvertrauen könnte ich die Sache viel leichter angehen und es wäre mir nicht mehr so wichtig, was die Anderen von mir denken würden oder ob ich gut oder schlechter wäre als sie. Darin besteht mein Problem. Dazu kommt dann noch meine Augenbehinderung, auf die auch immer alle starren, das mich total aus dem Konzept bringt und ich immer wieder den Faden verliere.
Früher habe ich mir öfters Mut angetrunken und dann war ich auch richtig gut drauf. Das sprach an bei der Masse und ich war everybodys Darling. Irgendwann sagte ich mir aber, entweder nimmt man mich so, wie ich bin, oder man lässt es bleiben, und dabei blieb ich auch.
Ich muss nicht mehr jedem gefallen und ich möchte gerne authentisch sein, um die Achtung vor mir nicht zu verlieren.
Gott sei Dank bin ich jetzt in einem Alter, wo ich keine berufsbedingten Reden schwingen oder Referate halten muss. Manchmal stelle ich mich vor den Spiegel und übe kleine Sätze und achte dabei auf meine Körpersprache. Dabei entdecke ich dann rote Flecken im angespannten Gesicht und einen krummen Rücken. Das versuche ich dann zu korrigieren, was mir öfters auch gelingt. Für mich ist wichtig, dass ich mich nicht klein mache oder entwerte wegen meines Verhaltens. Ich sage mir immer, dass ich stolz auf mich bin, egal, wie gut oder schlecht die Anderen mich einstufen. Jeder hat seine Stärken und Schwächen.
Wünsche Euch ein gutes neues Jahr und dass Ihr Euch so annimmt, wie Ihr seid.
Rosenresli

01.01.2013 12:04 • #9


R
Hallo,
ich war und bin immer noch ein sehr schüchterner und introvertierter Mensch. Nach außen hin gebe ich mich allerdings immer sehr cool und extrovertiert. Das liegt daran, dass ich nicht untergehen möchte in der Menge, sondern wahr genommen werden möchte. Ich weiß, wie es sich anfühlt, nicht dazu zugehören. Man steht irgendwo einsam in der Ecke und fühlt sich von allen verlassen. Schon als kleines Kind habe ich einstudiert, was ich im Kindergarten, später in der Schule oder noch später im Berufsleben sagen könnte, um angenehm aufzufallen und zu imponieren. Wenn ich es dann praktizieren wollte, waren es verkrampfte Worte und aufgebauschte Sätze, die nicht immer der Realität und der Wahrheit entsprachen, aber ich wollte mich doch nicht blamieren. Da ich eine gehörige Portion Witz besitze, brachte ich die Menge wenigstens zum Lachen und verschaffte mir auf diese Weise ein paar Freunde.
Meistens nahm ich mich dabei selbst auf die Schipp. Selbstironie kommt immer gut an.
ich war auch schon in verschiedenen Selbsthilfegruppen, in denen ich ernste Beiträge vorbringen musste. Zu den Wortmeldungen habe ich mich meistens zum Schluss gemeldet, um vorher meine Rede immer wieder durchgehen zu können. Kam ich dann an die Reihe hatte ich ein black out und es war die Hölle für mich, aber ich redete und redete, was mir so in den Sinn kam und die Schweißflecken unter den Armen wurden immer größer. Oft hatte ich mir dann ein paar Stichpunkte in die Innenhand gekritzelt, die mir weiterhalfen.
Hätte ich ein ausgeprägteres Selbstwertgefühl und mehr Selbstvertrauen könnte ich die Sache viel leichter angehen und es wäre mir nicht mehr so wichtig, was die Anderen von mir denken würden oder ob ich gut oder schlechter wäre als sie. Darin besteht mein Problem. Dazu kommt dann noch meine Augenbehinderung, auf die auch immer alle starren, das mich total aus dem Konzept bringt und ich immer wieder den Faden verliere.
Früher habe ich mir öfters Mut angetrunken und dann war ich auch richtig gut drauf. Das sprach an bei der Masse und ich war everybodys Darling. Irgendwann sagte ich mir aber, entweder nimmt man mich so, wie ich bin, oder man lässt es bleiben, und dabei blieb ich auch.
Ich muss nicht mehr jedem gefallen und ich möchte gerne authentisch sein, um die Achtung vor mir nicht zu verlieren.
Gott sei Dank bin ich jetzt in einem Alter, wo ich keine berufsbedingten Reden schwingen oder Referate halten muss. Manchmal stelle ich mich vor den Spiegel und übe kleine Sätze und achte dabei auf meine Körpersprache. Dabei entdecke ich dann rote Flecken im angespannten Gesicht und einen krummen Rücken. Das versuche ich dann zu korrigieren, was mir öfters auch gelingt. Für mich ist wichtig, dass ich mich nicht klein mache oder entwerte wegen meines Verhaltens. Ich sage mir immer, dass ich stolz auf mich bin, egal, wie gut oder schlecht die Anderen mich einstufen. Jeder hat seine Stärken und Schwächen.
Wünsche Euch ein gutes neues Jahr und dass Ihr Euch so annimmt, wie Ihr seid.
Rosenresli

01.01.2013 12:05 • #10


W
Hallo an alle,

ich habe jetzt einmal ein bisschen das Forum durchstöbert, aber ich empfinde eure Beiträge meiner Situation am ähnlichsten. Eigentlich bin ich bei meinen Umfeld sehr beliebt und es würden wahrs. auch wenige darauf kommen, dass ich mich sehr mit meinen Ängsten plage. Eure einzelnen Situationen kommen mir sehr bekannt vor. Öfters empfinde ich es als großes Problem, wenn ich im Mittelpunkt stehen soll. Ich muss dazu sagen, dass ich glaube, dass sich meine Angst in den letzten Jahren verstärkt hat. Es war mir zwar früher schon unangenehm ein Referat zu halten, aber ich glaube, das Problem haben viele. Aber ich habe eig. meine Ausbildung und mein Studium relativ problemlos beendet. Doch jetzt in der Arbeitswelt aber auch im Privatleben treten oft die Ängste auf. Ich habe einfach oft Angst davor mich zu blamieren. Darum tue ich mir zb schwer in einer größereren Gruppe das Wort zu ergreifen. Eig habe ich keine Angst, dass ich inhaltlich was falsches sage, sondern eher dass ich mich einfach nur verrede. Dieses Gefühl habe ich aber auch ab und zu im privaten Bereich. Das Komische ist, ich weiß nicht woher diese Ängste kommen, da ich noch nicht wirklich außergewöhnlich negative Erfahrungen gemacht habe. Aber sie treten einfach immer öfter auf. Vor allem beeinträchtigt das Ganze meine Lebensqualität. Zb hat ein sehr, sehr guter Freund von mir letztes Jahr geheiratet und ich war über einen längeren Zeitpunkt sehr angespannt, weil ich die Angst gehabt habe, er wird mich fragen, ob ich sein Trauzeuge sein will. Und ich hätte dann große Panik gehabt, eine humorvolle Rede auf der Hochzeit halten zu müssen. Normalerweise müsste man sich natürlich freuen, wenn man genommen wird. Schlussendlich wurde es dann sein Bruder. Bei mir beschränkt sich das Ganze aber nicht nur auf das Reden, sondern zb auch auf den Sport. Wenn sich die ganze Aufmerksamkeit auf mich konzentriert, kann ich nicht einmal mehr den Aufwurf für den Aufschlag machen. Es verkrampft sich einfach mein Körper. Es gibt noch viele weitere Beispiele. Es ärgert mich einfach, dass ich mich so oft von meiner Angst beeinflussen lasse. Bin über alle Ideen dankbar, um mit den Ängsten umgehen zu können. Derzeit lese ich entsprechendes Buch und bin gespannt, ob es mir weiterhilft.

04.02.2013 14:15 • #11


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