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K
Hallo,

ich wollte mal fragen, wie ihr mit Angsterkrankungen und chronischen Krankheiten umgeht. Ich leide an einer Agoraphobie + generalisierte Angsstörung. Ich bekomme Panik, wenn ich keinen Fluchtweg mehr finde oder, wenn ich mich in einer Situation befinde, in der ich nicht rauskomme. Im Moment befinde ich mich wieder in so einer Situation und mir geht es wirklich sehr schlecht. Ich habe mir ja einen chronischen Schnupfen + Riechstörung eingefangen, den ich einfach nicht in den Griff kriege, egal, was ich tue. Mir geht es total schlecht. Ich habe teilweise richtige Angstzustände, bei den Gefühl nicht mehr richtig riechen zu können. Dieses Gefühl macht mir totale Angst, während ich gerade schreibe, kommen mir auch wieder die Tränen. Ich fühle mich so gefangen. Meine Nase tut weh und ist dicht, ich inhaliere, nehme Kortison, mache Nasedusche, trinke viel, nehme Zink + Kiwi, aber es hilft alles nicht. Sie schwillt immer wieder zu, egal, was ich mache. Ich bin so verzweifelt. Ich fühle mich etwas ausgesetzt, mit dem ich nicht zurecht komme. Am Sonntag war es wieder sehr schwer. Mein Freund wollte mich in die Klinik bringen, aber da wollte ich nicht hin. Ich überlege aber, ob ich eine Tagesklinik besuchen soll. Ich fühle mich so verzweifelt und gefangen in einem Körper, in dem ich im Moment nicht sein will. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit diesem chronischen Schnupfen umgehen soll. Ich habe wirklich versucht positiv zu denken, aber ich bekomme immer wieder diese Angstgedanken. Hat evtl. auch jemand chronische Krankheiten, mit der er nicht zurecht kommt? Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Am schlimmsten ist diese Hilflosigkeit...

lg

Kad

27.01.2010 21:09 • 04.10.2019 #1


11 Antworten ↓


J
Hallo Kad,
ich werde Dir keine Hilfe sein. Aber mein großes Problem ist
auch meine Nase. 35 Jahre nehme ich schon regelmäßig Nasentropfen.
Da ich eine Arztphobie habe, gehe ich sehr selten zum Arzt. Vor 2 Wochen
war ich dann endlich da. Muß 3 Wochen Kortisontropfen nehmen, war alles geschwollen, und der Arzt konnte nicht viel sehen.
Ich muß am 03.02. wieder hin, Besserung merke ich leider nicht.
Es tut mir so leid, hätte Dir gern was anderes geschrieben, aber ich habe selbst so dolle Angst. Ich kann an fast nichts anderes denken.
Ich drück Dich ganz fest.
Liebe Grusse
Jess

27.01.2010 21:48 • #2


A


Angsterkrankung und chronische Krankheiten

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K
Hallo Jess,

vielen Dank für Deine Worte. Kannst Du noch riechen? Angeblich soll Kortison ja helfen, aber irgendwie bemerke ich das nicht so. Deine Nase ist bestimmt nur durch das Nasenspray geschwollen. Das soll man tatsächlich mit Kortison in den Griff bekommen. Du machst dann sozuagen einen Entzug. Wie gehts Du mir der Angst um?

lg

Kad

27.01.2010 22:06 • #3


P
Ich hatte 15 Jahre lang eine chronische Erkrankung (schwierig zu erklären, ich hab böse Zellen in beiden Augen, die sich zusammen klumpen und an der Netzhaut ablagern, so dass ich nicht sehen kann) und bekam ein Jahr nach Absetzen der Tabletten meine erste Panikattacke. Bestimmt hing das auch damit zusammen, dass ich damals viel unterdrückt hab, mir hilflos vorkam weil ich wusste, dass nichts, was ich selber tun kann, irgendeinen Einfluss hat auf den Verlauf meiner Krankheit.
Na, jedenfalls könnte die Erkrankung leider jederzeit wieder ausbrechen, die Ärzte können mir da keine Prognose geben.
Ich geh damit so um: Das Leben ist nicht planbar und es ist nicht gerecht.
Aber trotzdem hab ich nur dieses eine Leben und es ist mein Leben.
Mag sein, dass meine Krankheit wieder kommt, mag aber auch sein, dass nicht. Ich verschwende keinen Gedanken an mögliche Worst-Case-Szenarios und hab keine Angst. Wenn die Krankheit noch mal kommen soll, soll sie nur, ich hab's schon einmal ausgestanden, ich werde es auch ein zweites Mal schaffen. Jede Sekunde, die ich mit Angstgedanken an die Zukunft verschwende, ist für mich eine verlorene Sekunde. Die Sekunde ist für immer dahin, die gibt mir keiner wieder, die kann ich nie mehr holen. Und ich hab sie mit destruktivem Denken verschwendet -das lasse ich nicht mehr zu. Ich denke nur noch positiv an die Zukunft, ich lebe im Vertrauen darauf, dass ich Alles überwinden kann, was da auch noch kommen mag. Meine Krankheit macht mir keine Angst mehr, ich lebe mit den Einschränkungen (links fast blind, rechts noch so 60%) und nehme sie gar nicht mehr wahr. Ich hab mich daran gewöhnt, mit so wenig Augenlicht zu leben, und ich hab keine Angst davor, dass es wieder schlechter werden könnte, so lange sich nichts tut. Aber ich hab in 15 Jahren Krankheitsgeschichte auch gelernt, dass Heilung viel Zeit braucht, dass man mit positiver Einstellung schneller gesund wird als wenn man Angst hat und vor Allem, dass auch Gleichbleiben positiv zu bewerten ist. Alles, was keine Verschlechterung ist, ist erst einmal positiv zu bewerten.
Aber vermutlich braucht man viel Zeit, um zu so einer Einstellung zu gelangen
Ich genieß mein Leben jedenfalls in vollen Zügen und in der Gewissheit, dass es Menschen gibt, die noch tausendmal schlechter dran sind als ich.
(Gespräche mit wirklich kranken, behinderten und blinden Leuten haben mir damals echt die Augen geöffnet.)
Und ich sag mir jeden Tag, wie viel besser als Anderen es mir geht, und vor Allem sag ich mir: Du hast nur dieses eine Leben, nur diese eine Chance. Und du kannst es genießen -egal wie viel du von der Welt noch siehst.

Liebe Grüße,
Bianca

27.01.2010 22:44 • #4


K
Hallo Bianca,

vielen Dank für Deine Antwort. Sie hat mich nachdenklich gemacht. Ich weiß, dass ein Riechverlust eine Einschränkung im Leben bedeuten würde, aber ich weiß auch, dass das Leben weitergehen würde. Ein Freund von uns hat auch chronische Probleme mit der Nase, allerdings schon seitdem er ein Kind ist, er kann auch nur wenig riechen. Aber ihn stört das nicht, manchmal bewundere ich ihn dafür. Er denkt da wohl auch nicht drüber nach, er lebt einfach damit. Eine aus meinem ehemaligen Sportverein erzählte auch, dass Sie seit einer NNH-OP nicht mehr riechen kann, aber sie lebt damit, sie sagt es gibt schlimmeres. Ich muss im Moment immer an die beiden denken und dann kriege ich etwas Hoffnung, dann denke ich es wird alles wieder gut. Leider kamen dann wieder Tage, wo es schlechter wurde, das hat mir dann den Mut genommen, wieder positiv zu denken. Mein Dad meint, dass ich alles mit meiner Psyche beeinflussen würde. Er hatte ja Krebs und meint, man muss ganz fest daran glauben, dass alles gut wird. Ich finde es manchmal einfach nur so ungerecht, wenn ich andere sehen und die sind gesund und dann komme ich mit meiner Migräne + chronischen Schnupfen. In meiner Angst denke ich dann, insbesondere in bezug auf den Schnupfen, dass meine Riechzellen jeden Tag ein Stück mehr absterben, so lange die Entzündung da ist. Ich weiß nicht, warum ich das nicht umdrehen kann, warum kann ich nicht einfach denken, jeden Tag regeneriert sich ein Stück mehr meiner Nasenschleimhaut. Ich glaube, dass ich die Gesundheit durch meinen innerlichen Streß beeinflusse. Mir wurde ja gesagt, dass der Schnupfen auch durch Streß ausgelöst werden kann. Es ist nur so verdammt schwer an das Gute zu glauben, wenn man das Gefühl hat, dass es nicht besser wird. Ich weiß aber auch, dass es Menschen geht, den es schlechter geht. Man befindet sich in einem Umfeld, wo alle gesund zu sein scheinen, da kommt man sich dann so blöd vor. Ich bewundere Dich, um Deine Einstellung und ich drücke Dir die Daumen, dass Deine Krankheit nicht fortschreitet, sondern stehen bleibt. Ich hoffe auch sehr, dass ich meinen Kopf umprogrammieren kann. Ich merke nämlich auch, dass ich manchmal mit meiner Kraft am Ende bin und dass sollte so nicht sein, zu mal meine Beziehung stark unter meine Ängsten + Kranheit leidet....

Ganz liebe Grüße

Kad

27.01.2010 23:08 • #5


P
Hey Kad,

Wenn du zwei Menschen kennst, die unter dem Problem leiden, das du dir als Worst-Case-Szenario ausmalst, dann triff dich doch mal mit denen und rede mit denen. Vielleicht hilft es dir, mit deiner Angst umzugehen, wenn du Leute erzählen hörst, wie sie damit leben.
Wenn man Angst vor etwas hat, hilft es generell, sich das Worst-Case-Szenario richtig farbenfroh auszumalen und sich zu überlegen, wie man damit umgeht. Irgendwann verliert es dann seine ganze Kraft, und man hat keine Angst mehr davor, weil man sich ja schon eine Lösung dafür überlegt hat. Mir hilft das jedenfalls oft.

Ich hab in meiner schlimmsten Zeit eigentlich mehr im Krankenhaus geschlafen als Daheim, und der Kontakt dort mit vielen anderen Kranken hat mir geholfen. Dadurch hab ich gesehen, dass es jeden treffen kann, egal ob alt jung, Mann oder Frau, reich oder arm. Das hat mir sehr geholfen. Heute muss ich nur noch zur Untersuchung ins Krankenhaus, aber da es meine Sprechstunde nur an einem einzigen Tag in der Woche gibt treffe ich auch dort immer andere Menschen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Es hat mir oft geholfen, mich mit denen zu unterhalten. Das krasseste Erlebnis war, als ich kurz vor Weihnachten mal einen Vater mit Kind getroffen hab. Das Mädchen war gerade mal 7 Jahre alt, bei mir wurde die Krankheit entdeckt, als ich 6 Jahre alt war. Der Vater war ganz grau im Gesicht und voller Sorgen, und ich hab mich zu ihnen gesetzt und viel mit ihnen geredet. Hab erzählt, dass es in den Jahren, in denen ich noch gekämpft hab gegen die Krankheit gar nicht besser wurde, aber je mehr ich loslassen und vertrauen konnte, desto besser wurde es. Je mehr ich den Ärzten vertraut hab und einfach die Krankheit akzeptiert und mein Leben gelebt hab, desto besser wurde es. Und ich hab ihnen gesagt, dass irgendwann Alles gut wird, egal wie lang es auch dauern mag -und in dem Moment hab ich begriffen, wie gut es mir ging. Ich hatte die ganze schei. hinter mir, die noch vor ihnen lag, ich hatte eine shclimme Krankheit, dafür ist meine Familie durch mich und die Krankheit sehr zusammen gewachsen. Die Krankheit hat mich viel zum Nachdenken gezwungen, dadurch hab ich Dinge erkannt, die Andere erst irgendwann später erkennen und manche nie. Und ich musste nicht mehr Monatelang im Krankenhaus schlafen, und ich musste keine Tabletten mehr schlucken -was will ich eigentlich mehr? Ich hab den Beiden dann noch ein kleines Geschenk am Kiosk gekauft und gebracht, und sie danach leider nie mehr wieder gesehen. Aber das war ein tolles Erlebnis. Da hab ich erkannt, wie gut ich es habe. Und so eine Krankheit macht einen auch irgendwie geduldig. Wie schon gesagt: Alles, was keine Verschlechterung ist, ist immer schon mal gut.

Aber hey, erwarte auch nicht zu viel von dir. Ich hab 15 Jahre gebraucht, um das zu begreifen und wirklich alle meine Ängste, Neurosen, Schuldgefühle und Minderwertigkeitskomplexe, die mit meiner Krankheit zusammen hingen, los zu werden.
Das geht nicht von heut auf morgen.
Ich denke jedoch, dass du dir schon gute Strategien überlegt hast, wie du damit besser umgehen kannst, zum Beispiel das positive Denken. Jetzt muss es dir nur noch gelingen, die Gedanken und Lösungen auch in die Tat umzusetzen.

Machst du eigentlich eine Therapie gegen die Angst?

Liebe Grüße und gute Nacht,
Bianca, die übrigens wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung eine Woche lang auch nix riechen konnte

27.01.2010 23:43 • #6


J
Guten Morgen,

ihr habt ja alle recht. Ich schäme mich auch für meine Zustände.
Ich weiß auch, dass ich mir damit am meisten schade. Ich nehme mir
selbst die Lebensfreude.
Seit 80 Tagen rauche ich nicht mehr. Alle schrieben, nach 3-5 Tagen fingen sie wieder an zu riechen, nur ich nicht. Vielleicht gibt es ja eine
Alternative, und es muß nicht operiert werden. Das ist meine große
Angst. Die Angst heißt Kontrollverlust, schon das Wort macht mir Angst.

Laßt es Euch gut gehen. Ich wünsche Euch einen angstfreien Tag

Alles Liebe Jess

28.01.2010 08:23 • #7


K
Hi Ihr Zwei,

danke Bianca für die lieben Worte, ich habe heute das erste Mal nicht verzweifelt in der Toilette auf der Arbeit geweint und ich habe versucht mich nicht allzu sehr mit der Nase zu beschäftigen. Zudem sage ich mir jetzt innerlich immer, dass es von Tag zu Tag besser werden wird und das es halt Zeit braucht. Es hilft ja nichts, desto mehr ich weine, desto mehr Streß habe ich und das ist nicht gut für den Körper und der Heilung. Ja, ich mache eine Therapie, habe morgen meine 2. Stunde und will auch mit meinen Therapeuten über meinen derzeitigen Zustand reden. Ich habe heute mit einer Kollegin gesprochen, die auch jemanden kennt, der nicht riechen kann. So wie es aussieht gibt es doch ein paar mehr. Erstaunlicherweise haben die alle meist chronische Erkrankungen mit der Nase.
@Bianca wußtest Du, dass es evtl. bald möglich ist wieder sehen zu können, wenn man blind ist, bzw. schlecht sehen kann. Evtl. wäre das ja etwas für Dich.
@Jess, ich gehe davon aus, dass Du auch nicht richtig riechen kannst? Wie gehst Du damit um?

lg

Kad

28.01.2010 19:39 • #8


J
Hallo Kad,

nee, so richtig riechen kann ich auch nicht. Aber etwas besser als früher ist es schon.
Als es noch schlimmer war, habe ich am Tag 3-4 Mal geduscht.
Hatte immer Panik ich könnte müffeln. Habe zig Flaschen von Duschgel
gebraucht. Wurde dann in der Therapie besser, da durfte ich nur noch 1
Mal am Tag duschen. So etwas gibt es auch.
Ich wünsch Dir einen schönen Abend, und mach Dich nicht verrückt.
Das red ich mir auch die ganze Zeit ein, wir können es doch nicht ändern.

Alles Liebe
Jess

28.01.2010 21:52 • #9


K
Hi Jess,

wir müssen einfach dran glauben, dass es wieder gut wird. Ich versuche immer zu riechen, sozusagen mein Riechtraining. Es gibt dann Tage, wo es besser wird, aber leider dann auch wieder Tage, wo ich das Gefühl habe, dass es wieder alles dicht wird. Riechtraining soll übrings helfen und Riechzellen können sich generieren, dass sind mit die einzigen Zellen, die nachwachsen. Morgen habe ich meinen Termin bei meinem Therapeuten, mal sehen was er sagt, ich werde berichten....

So, nun lenke ich mich irgendwie ab...

Alles Liebe und eine angstfreie Nacht....

lg

Kad

28.01.2010 23:13 • #10


K
hallo,

derzeit geht es mir wieder sehr schlecht. Die Nase ist auch wieder zugeschwollen. Zwischenzeitlich ging es, jetzt ist sie wieder zu. Ich weiß einfach nicht mehr, weiter. Gleich habe ich einen Termin bei meinen Therapeuten, vielleicht hilft er mir ja ein wenig...

bin so verzweifelt...

lg

kad

29.01.2010 19:41 • #11


L

04.10.2019 18:29 • #12


A


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