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K
Hallo,

ich weiß auch nicht genau ob ich hier richtig bin, aber ich bin zufällig auf dieses Forum gestossen, habe mir einige Beiträge durchgelesen und merke, dass es hier einigen ähnlich geht wie mir. Ich habe immer wiederkehrende Angstanfälle. Der letzte ist noch keine 10 Stunden her. Ich war mit Freunden auf dem Send (ein großer Rummel in Münster). So gegen zehn haben wir dann Bekannte meiner Freundin getroffen, die ziemlich angetrunken waren, was mir schrecklich auf die Nerven ging. Da hab ich mich dann verabschiedet und bin zur Bushaltestelle gegangen um nach Hause zu fahren. Wollte zur Bushaltestelle gehen. Ich war gerade vom Rummelplatz weg, als mein Herz total schnell schlug, ich richtig nach Luft schnappen musste und einfach nur Angst hatte. Ich hatte total Angst davor jetzt auf der Stelle umzukippen und nicht mehr aufstehen zu können und das keiner mich findet und ich einfach da liege und sterben muss. Ich hab dann meine Freundin angerufen, die mich abgeholt hat und mit mir nach Hause gefahren ist, da ging es dann auch relativ schnell wieder, ich musste mich zwar erstmal wieder beruhigen und habe meiner Freundin auch einen ziemlich großen Schrecken eingejagt, aber so nach zwanzig Minuten war ich nur noch etwas zittrig.

Vor zwei Wochen war ich am Wochenende bei Verwandten in Essen, war abends noch unterwegs, stehe am U-Bahnhof (der leer war, da war wirklich absolut niemand!) und bekomme auf einmal total Angst, dass ich, wenn jetzt irgendjemand überfällt, absolut keine Chance hätte mich zu wehren. Wenn ich da noch eine Minute länger gestanden hätte, wäre ich vermutlich total durchgedreht, aber dann kam die Bahn, da war es hell, warm und es gab Menschen.

Das macht mich wahnsinnig (wenn ich das nicht ohnehin schon bin!). Ich trau mich kaum alleine irgendwo hin zu gehen, weil ich jedes Mal, wenn ich alleine bin so eine Attacke bekomme.
Aber warum?
Ich will das nicht.

Was soll ich jetzt machen? Gibt es Möglichkeiten, dass irgendwie in den Griff zu bekommen? Warum hab ich so etwas?

Über Antworten würde ich mich freuen.

13.03.2010 14:52 • 20.04.2010 #1


12 Antworten ↓


T
Hallo
Und herzlich Willkommen hier im Forum. Hattest du vielleicht mal ein Erlebniss in dieser Richtung?
Es kann aber sehr gut auch sein, dass du einfach Angst vor der Angst hast und in dem Moment wo du irgendwo alleine unterwegs bist, einfach die Angst vor dem Umfallen hast, und dann kommt das schon von alleine in solchen Situationen.


LG Tatjana

13.03.2010 14:56 • #2


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Angst. Warum?

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Mein Erzeuger ließ mich als ich ungefähr 10 war mal alleine ein paar Blocks von unserem Haus entfernt stehen, weil ich ihm zu langsam gelaufen bin.
Aber das ist eben schon 7 Jahre her. Warum denn gerade jetzt, wo ich gar nichts mehr von ihm höre? Und es ist nicht nur dass ich alleine im dunkeln Angst bekomme.

Vor etwa einem Monat sollte ich einen Vortrag über die Radiokarbon-Methode in Physik halten. Mein absolutes Lieblingsthema über das ich irrsinnig gerne spreche und schon hundertmal etwas darüber gelesen habe (ich mag Archäologie und so etwas). Als ich auf der Fahrt zur Schule noch einmal meine Unterlagen durch gegangen bin, hatte ich auf einmal so einen Kloß im Hals, weil ich dachte, du verhaust das total, das interessiert doch eh niemanden. Ich habe mich da so reingesteigert, dass ich beim Vortrag nur die Hälfte von dem gezeigt habe, was ich eigentlich hätte zeigen können.

Oder ein paar Tage davor, war eine Gruppe französisch Austauschschüler bei uns und wir sind nach Oberhause gefahren um das Gasometer zu besichtigen. Habe ich schon hundertmal gemacht, liebe die wechselnden Ausstellungen dort. Liebe den Blick über Oberhausen und das ich immer wieder etwas neues entdecke. Ich konnte keinen Schritt gehen, als ich auf der Plattform stand. Obwohl ich schon sooft dort war und meine ersten 8 Jahre auf einer Insel verbracht habe und dort regelmäßig auf dem Leuchtturm war und die Aussicht genossen habe.

Es sind einfach so viele Sachen vor denen ich Angst habe. Höhe. Menschen, die eventuell schlecht von mir denen könnten. Alleine sein. Dunkelheit.

Obwohl mir das als Kind nie etwas ausgemacht habe. Mit 17 hat man doch keine Angst mehr wenn es dunkel wird.

13.03.2010 15:18 • #3


Christina
Was soll ich jetzt machen? Gibt es Möglichkeiten, dass irgendwie in den Griff zu bekommen?Ja, es gibt gute Möglichkeiten, das in den Griff zu bekommen: Verhaltenstherapie. I.d.R. geht das sogar recht schnell. Du kannst dich hier auch informieren und schon mal allein üben. Oder du besorgst dir einen guten Selbsthilferatgeber und arbeitest dich da durch. Der beste, der mir bekannt ist, dürfte Angst, Panik und Phobien. Ein Selbsthilfe-Programm von Reneau Z. Peurifoy sein. Es ist wichtig, dass du verstehst, dass die Angst völlig ungefährlich ist. Du drehst nicht durch, du wirst nicht wahnsinnig und du fällst auch nicht tot oder sterbend um. Alles, was du spürst, sind völlig normale Körperfunktionen - Reaktionen auf das Signal Angst, damit du flüchten oder kämpfen kannst.

Warum hab ich so etwas?Ein wenig provokant ausgedrückt: Das ist völlig egal - jedenfalls, wenn du die eine Ursache suchst, ein Trauma, etwas, das in deinem Leben grundsätzlich schief gelaufen ist. Das gibt es in den meisten Fällen nicht. Meist ist es die Summe aus Vielem: Veranlagung (vielleicht eine hohe Sensibilität oder auch eine gute Lernfähigkeit), Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, evtl. erworbener Pessimismus, Erziehung, Erfahrungen etc. Das alles bereitet den Boden und wenn dann mal (zufällig) genügend Stress zusammenkommt, schwappts einmal über und man hat die erste Panikattacke. Die fühlt sich sch.... an und man denkt i.d.R., in akuter Lebensgefahr zu sein. Deshalb möchte man sowas möglichst nicht nochmal erleben. Dummerweise schützt uns unsere Psyche aber, indem sie nun ganz besonders drauf achtet, ob da wieder so eine PA kommen könnte. Man horcht also mehr oder weniger bewusst in sich rein, v.a. in kritischen Situationen (die solchen ähneln, in denen man schon mal eine PA hatte). Und man findet immer was - erhöhten Puls, komisches Gefühl irgendwo, was auch immer. Das hält den Teufelskreis aufrecht, denn das alarmierende Körpergefühl löst Angst aus und die Angst verstärkt wiederum die Symptome. Bis es dem Körper zu stressig wird und er wieder gegensteuert. Das ist bei sog. vollständigen Panikattacken nach ca. 20 Minuten der Fall.

Deine letzte PA ist ein gutes Beispiel:
So gegen zehn haben wir dann Bekannte meiner Freundin getroffen, die ziemlich angetrunken waren, was mir schrecklich auf die Nerven ging. Da hab ich mich dann verabschiedet und bin zur Bushaltestelle gegangen um nach Hause zu fahren. Wollte zur Bushaltestelle gehen. Ich war gerade vom Rummelplatz weg, als mein Herz total schnell schlug, ich richtig nach Luft schnappen musste und einfach nur Angst hatte. Ich hatte total Angst davor jetzt auf der Stelle umzukippen und nicht mehr aufstehen zu können und das keiner mich findet und ich einfach da liege und sterben muss. Ich hab dann meine Freundin angerufen, die mich abgeholt hat und mit mir nach Hause gefahren ist, da ging es dann auch relativ schnell wieder, ich musste mich zwar erstmal wieder beruhigen und habe meiner Freundin auch einen ziemlich großen Schrecken eingejagt, aber so nach zwanzig Minuten war ich nur noch etwas zittrig.Wenn man sich ärgert, geht meistens der Puls rauf, das war das Körpersignal, mit dem du in den Angstkreislauf eingestiegen bist. Dann hast du deine Symptome als gefährlich eingeschätzt und auf diese Weise noch mehr Angst bekommen.

Noch was zum Stress: Das kann alles Mögliche sein bzw. eine Sammlung vieler Faktoren. Schlafmangel, Schule, Freund, Überlegungen zur beruflichen Zukunft. Im Prinzip kann es jede Veränderung sein, auch wenn sie durchaus positiv ist. Man muss sich u.U. neu orientieren und das schärft die Wahrnehmung. 17 Jahre sind da eigentlich kein untypisches Alter.

Mein Erzeuger ließ mich als ich ungefähr 10 war mal alleine ein paar Blocks von unserem Haus entfernt stehen, weil ich ihm zu langsam gelaufen bin.Einen Zusammenhang damit würde ich glatt ausschließen, zumal man mit 10 Jahren normalerweise ein paar Blocks weit allein nach Hause gehen kann.

Liebe Grüße
Christina

13.03.2010 16:00 • #4


K
Hallo!

Ich drehe glaube ich langsam durch. Die Panikattacken werden immer schlimmer und jetzt kommen auch noch Stimmen dazu, die mir sagen Du wirst sterben!. Ich kann nicht mehr. Ich weiß nicht mehr weiter.

29.03.2010 20:15 • #5


Christina
Zitat von Kathleen:
Die Panikattacken werden immer schlimmer und jetzt kommen auch noch Stimmen dazu, die mir sagen Du wirst sterben!.
Denkst du das oder hörst du die Stimmen? Wenn du wirklich Stimmen hörst, solltest du dich an die nächste psychiatrische Ambulanz wenden, damit das medikamentös behandelt werden kann. Das ist kein Drama, deswegen wirst du nicht gegen deinen Willen dort behalten oder weggesperrt. Aber man kann dir mit Sicherheit helfen. Das einfach nur so aushalten zu wollen, wäre im Moment keine so gute Idee. Such' dir lieber professionelle Hilfe und Entlastung.

Liebe Grüße
Christina

29.03.2010 22:54 • #6


K
Ich habe heute mit der psychiatrischen Ambulanz telefoniert. Ich soll mich dort morgen vorstellen.

Ich höre die Stimmen. Nicht die ganze Zeit über und wenn ich sie höre, auch nicht gleich laut. Aber manchmal gewinnen sie die Überhand und brüllen die ganze Zeit Sterben! Sterben! Sterben!. Ich habe Angst vor morgen. Was ist wenn sie mich da behalten wollen? Was ist wenn ich nicht da bleibe und die Stimmen nicht mehr weg gehen? Was ist wenn ich schizophren bin? Ich werde noch verrückt vor Angst, ich weiß nicht wie ich es bis morgen aushalten soll.

30.03.2010 20:43 • #7


Christina
Zitat von Kathleen:
Ich höre die Stimmen. Nicht die ganze Zeit über und wenn ich sie höre, auch nicht gleich laut. Aber manchmal gewinnen sie die Überhand und brüllen die ganze Zeit Sterben! Sterben! Sterben!. Ich habe Angst vor morgen. Was ist wenn sie mich da behalten wollen? Was ist wenn ich nicht da bleibe und die Stimmen nicht mehr weg gehen? Was ist wenn ich schizophren bin? Ich werde noch verrückt vor Angst, ich weiß nicht wie ich es bis morgen aushalten soll.
Die Stimmen sind ziemlich offensichtlich Halluzinationen und deuten auf eine Psychose hin. Jetzt nicht gleich in Panik geraten - das heißt überhaupt nicht, dass du jetzt völlig durchdrehst, nicht mehr zurechnungsfähig wärst oder schizophren wirst! Solche Halluzinationen kommen nicht so selten vor und sind auch nicht unbedingt dramatisch. Das einzige Problem mit den Stimmen ist, dass sie dich stören und dir Angst machen...

Wenn die dir morgen vorschlagen, lieber da zu bleiben, kannst du dir das überlegen. Zwangsweise dürfen die das nicht, so lange du weder für dich noch für andere eine Gefahr darstellst. Und glaub mir, das kann man beurteilen! Wer Stimmen hört wie du, zieht noch längst nicht los und wird gewalttätig. Das wäre eine ganz andere Baustelle. Also selbst wenn du dich entscheiden würdest, im Krankenhaus zu bleiben, kämst du nicht auf die Geschlossene.

Die Stimmen werden mit ziemlicher Sicherheit auch so wieder weggehen, fragt sich nur, wann. Sogar richtig schlimme Psychosen (und du hättest höchstens ein winzig kleines Psychöschen ) sind zeitlich begrenzte Episoden. Aber: Mit einem Neuroleptikum ginge das Ganze schnell, du hättest mit Sicherheit deutlich weniger bis gar keine (krankhafte) Angst mehr und wärst dadurch sehr entlastet. Dafür musst du auch nicht im Krankenhaus bleiben - es sei denn, du fühlst dich unter ärztlicher Aufsicht erstmal wohler.

Schizophren bist du auch nicht, bloß weil du mal Stimmen hörst. Da müssten die Stimmen selbst einige Kriterien erfüllen (denen sie bei dir nicht entsprechen) und du müsstest noch ein paar Symptome haben.

Niemand wird morgen mit irgendeiner Diagnose dein Todesurteil sprechen! Du gehst nur dahin, damit die dir helfen können und damit du dich anschließend besser fühlst. Dazu werden - jedenfalls wenn es einigermaßen schnell gehen soll - Medikamente nötig sein, aber dann ist es auch erstmal gut! Wichtig ist doch, dass du dich nicht weiter damit rumquälen musst.

Liebe Grüße
Christina

30.03.2010 21:27 • #8


jadi
vielleicht sind das auch einfach nur deine gedanken.....sage dir einfach laut stop und schaue ob sie weggehn...und befolge christinas rat........wie alt bist du?

30.03.2010 22:35 • #9


K
Hallo!

Seit gestern bin ich wieder zu Hause. Ich habe eine Woche auf einer offenen psychiatrischen Station verbracht. Die Stimmen sind weiterhin da, aber nicht immer und wenn sie da sind nur sehr leise. Die Ärzte haben gesagt, dass sie wieder weg gehen werden, wenn mein Körper sich noch besser an das Medikament gewöhnt hat.

Ich hoffe, dass es jetzt endlich vorbei ist. Das die Stimmen und die Angst endlich weg gehen und mich nicht länger quälen.

07.04.2010 10:46 • #10


Christina
Hi Kathleen,

freut mich, dass es dir wieder besser geht, und ich hoffe, es geht auch weiter aufwärts. Gut, dass du dich hingetraut hast...

Liebe Grüße
Christina

07.04.2010 23:56 • #11


K
Hallo,
die ersten drei Tage waren prima, dann musste ich wieder zur Schule und jetzt geht alles wieder den Bach runter. Ich habe mitten im Vortrag eines anderen Schülers eine PA bekomme, das einzige was ich machen konnte, war den Raum zu verlassen, sonst hätte ich komplett die Kontrolle über mich und die Stimmen und meine Angst verloren.

Ich nehme weiter die Tabletten, aber mir wird davon schlecht und ich bin ständig müde oder total unruhig.

Die Stimmen sind weiter da, sprechen zu mir oder über mich, kommentieren wenn ich etwas schreibe jeden Satz, wenn ich mich noch ins Tanzstudio traue jede meiner Bewegungen. Zurück in die Klinik will ich nicht, weil ich Angst davor habe in der Schule zu viel zu verpassen. Außerdem habe ich dann das Gefühl, dass vielleicht doch eine andere Diagnose heraus kommt, dass ich wirklich richtig krank bin und mein Leben lang Therapie brauche und Tabletten nehmen muss, wenn ich so weiter machen wie bisher, kann ich mir immer noch einreden, es wäre alles in Ordnung.

Meinen Aushilfsjob habe ich gekündigt, ich kann nicht die ganze Zeit im Laden stehen und Brötchen verkaufen während irgendwelche Stimmen alles kommentieren was ich sage oder mache.

Mit meiner Tante, bei der ich lebe, kann ich schlecht reden, weil sie selber genug eigenen Stress hat. Ich möchte sie nicht mit meinem Kram belasten, es war schlimm genug, als ich sie aus der Klinik anrufen musste und ihre Unterschrift für ein Formular brauchte.

Gibt es irgendetwas das ich machen kann, außer autogenes Training?

Danke schon mal,
Kathleen

19.04.2010 21:56 • #12


Christina
Hallo Kathleen,

eine Diagnose ist nur der Name für 'ne Krankheit, sie macht deine Probleme weder schlimmer noch besser. Und ob du in der Schule so viel verpasst, wenn du dich wegen der Stimmen wahrscheinlich sowieso nicht konzentrieren kannst, halte ich für fraglich. Deswegen: Geh' lieber nochmal in die Klinik. Du scheinst die Tabletten nicht zu vertragen und sie helfen ja auch nicht richtig. Da muss was anderes her und es gibt genügend andere Medikamente - es wird etwas dabei sein, das dir wirklich hilft.

Liebe Grüße
Christina

20.04.2010 09:27 • #13


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Dr. Hans Morschitzky