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Hallo alle zusammen,

seit ich denken kann, gehe ich nur höchst ungern zum Arzt. Die Ursache sind wohl traumatische Erfahrungen in meiner Kindheit.

Bei einem meiner ersten Zahnarzttermine wollte ich den Mund nicht öffnen. Der Arzt war sehr bemüht und geduldig. Meiner Mutter wurde es zu dumm und sie hielt mir einfach die Nase zu, bis ich den Mund öffnete.
Beim Kinderarzt wollte ich mich nicht ausziehen. Meine Mutter zog mich einfach aus. Als ich weinte, sagte sie nur, ich solle mich nicht so anstellen.
Als ich 13 Jahre alt war, schleppte mich meine Mutter ohne Vorwarnung zu ihrem Frauenarzt. Der meinte, ein Gespräch sei ausreichend, meine Mutter bestand aber auf die Untersuchung und blieb auch noch dabei.

Ähnliche Dinge habe ich oft erlebt, und ich bin leider immer wieder an sehr unsensible Ärze geraten.

Jahrelang bin ich nur zu den nötigsten Vorsorgeuntersuchungen gegangen und habe mich oft lieber selbst behandelt.

Kürzlich musste ich zu meinem Frauenarzt. Er ist sehr lieb und empathisch. Ich hatte auch Brennen am Po und Jucken am äußeren Intimbereich. Er schaute es sich an und machte auch eine Kultur. Ich habe keine Pilze und keine Bakterien. Er tippt auf eine Hautkrankheit im Intimbereich und schickte mich zum Hautarzt. Zu meinem Po sagte er, dass das wohl Hämorrhoiden sind und empfahl mir eine proktologische Untersuchung.

Nächste Woche habe ich Termine beim Hautarzt und beim Proktologen. Ich bin jetzt schon schweißgebadet, schlafe schlecht und würde diese Termine am allerliebsten absagen.

Vor jedem Arzttermin habe ich Durchfall und Erbrechen, und auf dem Weg dahin zittern mir die Beine. Und selbst Anrufe bei Arztpraxen kosten mich extrem viel Überwindung.

Übernächste Woche habe ich auch noch eine Wurzelbehandlung, und wegen starker Schmerzen im unteren Rücken und im Schambein habe ich noch einen Orthopädentermin.

Ich bin fix und fertig und würde die Termine am liebsten sausen lassen. Keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll. Wegen Corona darf ich ja nicht einmal eine vertraute Person mitnehmen - und mein Mann hält mich da ohnehin für hysterisch.

Hat jemand Tipps für mich? Danke!

04.12.2020 09:59 • 18.05.2023 #1


18 Antworten ↓


Venum
Du könntest versuchen, die Angst umzudrehen. Also, was passiert, wenn du diese Untersuchungen nicht machen lässt? Wenn du davor eine Angst entwickeln kannst, ist der Arzttermin vielleicht nicht mehr so beängstigend.

Alternativ könntest du dir Szenarien ausmalen. Was ist das schlimmste, das dir dort bei einer Untersuchung passieren könnte?

04.12.2020 12:49 • x 1 #2


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Angst vor Ärzten und Arztterminen

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Icefalki
Es sind nicht die Ärzte, es ist das Gefühl, sich ausgeliefert zu fühlen und evtl. Schmerzen zugefügt zu bekommen. Liegt an deinen Erfahrungen in der Kindheit, die jetzt zu Trigger geworden sind.

Akzeptiere das mal und schalte dann in den Erwachsenenmodus. Als Erwachsene kann du jederzeit entscheiden, ob du jetzt aufstehst und einfach gehst. Mit oder ohne Untersuchung, alleine deine Entscheidung. Insofern bist du diejenige, die alles in der Hand hat.

Und wenn du körperliche Probleme hast, auch deine Entscheidung, ob du gewillt bist, das auszusitzen, oder den Arzt als positiven Menschen anzusehen, der dir helfen kann.

Mach dir das mal bewusst, ich hatte die gleichen Probleme und dieses Denken hat mir sehr geholfen.

04.12.2020 13:29 • x 2 #3


Schlaflose
Zitat von Icefalki:
Akzeptiere das mal und schalte dann in den Erwachsenenmodus. Als Erwachsene kann du jederzeit entscheiden, ob du jetzt aufstehst und einfach gehst. Mit oder ohne Untersuchung, alleine deine Entscheidung. Insofern bist du diejenige, die alles in der Hand hat.


So war das bei mir.
Als Kind musste ich bei jeder Impfung von mehreren Erwachsenen festgehalten werden, weil ich um mich schlug, kratzte trat, biss und wie am Spieß schrie. Später weigerte ich mich, überhaupt zu einer Impfung zu gehen und bekam schon Herzklopfen, wenn ich jemanden im weißen Kittel sah, wenn es auch nur der Chemielehrer war Zum Glück war ich immer gesund und musste nie zum Arzt, so kam es, dass ich mit Mitte 20 zum ersten Mal zu Ärzten ging. Und da habe ich mir gesagt, so du bist jetzt erwachsen, stell dich nicht so an. Und danach ging es immer besser. Gerne gehe ich immer noch nicht zum Arzt, aber wenn es sein muss, tue ich es.

04.12.2020 13:44 • x 1 #4


Phaedra
Zitat von Schlaflose:
Gerne gehe ich immer noch nicht zum Arzt, aber wenn es sein muss tue ich es.

Eben. Niemand schreit Juhu, wenn er zum Zahnarzt muss, nichtmal wenn es sich lediglich um einen harmlosen Kontrolltermin handelt. Die Erfahrungen meiner Kindheit mit Zahnarzt co war auch eher mies. Und trotzdem sind wir alle erwachsen, was eben auch heißt, dass wir Verantwortung für uns selbst übernehmen müssen bzw dürfen. Ich sehe das durchaus auch als Privileg, dass niemand über mich bestimmen kann. Allerdings muss ich dann auch für sämtliche meiner blöden Entscheidungen grade stehen und die Konsequenzen tragen. Und nicht zum Arzt gehen, obwohl eine Wurzelbehandlung gemacht werden muss, nicht zum Arzt gehen, obwohl offenbar irgendwas im Rücken starke Schmerzen hervorruft, wären beides solche Entscheidungen.

04.12.2020 13:54 • x 2 #5


F
Erst einmal danke für Eure Antworten!

Zitat von Icefalki:
Es sind nicht die Ärzte, es ist das Gefühl, sich ausgeliefert zu fühlen und evtl. Schmerzen zugefügt zu bekommen. Liegt an deinen Erfahrungen in der Kindheit, die jetzt zu Trigger geworden sind.


Ich habe leider nicht nur in meiner Kindheit schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht, sondern auch im Erwachsenenalter überwiegend. Spontan fällt mir eine Hautärztin ein, bei der ich einen Termin zum Hautcheck vereinbart hatte. Ich bin ein heller Hauttyp. Als ich ins Behandlungszimmer kam, schaute sie mich an und sagte Bei Ihrem Hauttyp sollten Sie sich schon mal auf die Diagnose schwarzer Hautkrebs einstellen. Als ich daraufhin die Praxis verlassen habe, warf sie mir Feigheit vor. Glücklicherweise hatte ich insgesamt nur wenig gesundheitliche Probleme und musste kaum zum Arzt, außer halt zu den Vorsorgeuntersuchungen.

In meiner Verwandtschaft ist eine Ärztin, mit der ich mal über mein Problem gesprochen habe. Sie reagierte mit völligem Unverständnis und sagte, das sei absolut lächerlich, keiner ihrer Patienten hätte solche Probleme. Ob das stimmt, wage ich zu bezweifeln.

Zitat von Icefalki:
Und wenn du körperliche Probleme hast, auch deine Entscheidung, ob du gewillt bist, das auszusitzen, oder den Arzt als positiven Menschen anzusehen, der dir helfen kann.


Das Aussitzen körperlicher Probleme bringt leider meistens nichts, sondern macht es nur schlimmer. Diese Erfahrung habe ich schon gemacht. Vom Verstand her weiß ich, dass nur Augen zu und durch hilft, aber der Verstand hilft mir hier leider nur bedingt.

Zitat von Schlaflose:
Und da habe ich mir gesagt, so du bist jetzt erwachsen, stell dich nicht so an.


Der Satz stell Dich nicht so an bewirkt bei mir nur, dass ich mich noch schlechter fühle - er weckt sehr unangenehme Assoziationen an meine Mutter.

Am schlimmsten finde ich Ärzte, denen ich meinen Intimbereich zeigen muss. Die Untersuchung beim Frauenarzt geht inzwischen. Aber vor dem Termin beim Proktologen graut mir - dort war ich auch noch nie. Zur Hautärztin gehe ich auch wegen meinem Intimbereich. Dort habe ich eine Hautreizung oder Allergie, und ich habe dort auch noch ein Muttermal/Warze entdeckt.

Am liebsten hätte ich die Termine bei der Hautärztin und dem Proktologen schon hinter mir.

04.12.2020 16:59 • #6


Schlaflose
Wenn dich das so extrem belastet, solltest du einen Therapeuten suchen. Wir können dir nur Tipps geben, wie wir damit umgehen, aber wir können dich nicht davon heilen. Für mich persönlich ist es nicht wichtig, dass ich Angst vor einem Arzttermin habe. Ich gehe trotzdem hin, bringe es hinter mich und freue mich, wenn es vorbei ist. Ich empfinde es nicht als dramatisch, Angst davor zu haben. Nur anders als in meiner Kindheit, kann ich mich zusammenreißen und den Arzt nicht mit Händen und Füßen daran hindern, seine Arbeit zu machen.

04.12.2020 18:42 • #7


F
Hallo alle zusammen,

ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich die Arzttermine bei der Hautärztin und dem Proktologen inzwischen hinter mich gebracht habe - und beide waren weit weniger schlimm als ich dachte.

Puh!

Hoffentlich ist es bei den Terminen nächste Woche auch so.

10.12.2020 13:58 • #8


Icefalki
Zitat von Frankreichfan:
Hallo alle zusammen,ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich die Arzttermine bei der Hautärztin und dem Proktologen inzwischen hinter mich gebracht habe - und beide waren weit weniger schlimm als ich dachte.Puh!Hoffentlich ist es bei den Terminen nächste Woche auch so.


Siehst du, Ist doch immer so. Erst Kopfkino ohne Ende, und dann alles doch erträglich.

10.12.2020 14:40 • #9


Acipulbiber
Zitat von Phaedra:
Niemand schreit Juhu, wenn er zum Zahnarzt muss, nichtmal wenn es sich lediglich um einen harmlosen Kontrolltermin handelt.

Doch, ich geh gerne hin. War erst am Montag zur Kontrolle

10.12.2020 14:46 • #10


F
Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Termine hinter mir habe.

Meistens geht es mir vor dem ersten Termin bei einem neuen Arzt ganz schlecht, ab dem zweiten Termin ist es nicht mehr ganz so schlimm.

Ich habe aber sowohl der Hautärztin als auch dem Proktologen von meiner Arztangst erzählt. Beide hatten dafür viel Verständnis. Der Proktologe hat mir heute gesagt, dass er extreme Zahnarztangst hat

10.12.2020 15:42 • #11


Meteora
Ich habe auch Angst vor Ärzten, weil ich Angst vor schlimmen Diagnosen habe oder dass mir gesagt wird, ich bilde mir das ein. Deswegen denke ich auch bei jedem Symptom zuerst, ich bilde mir das ein. Als meine Augen schlechter wurden, war ich froh, nicht zum Arzt zu müssen, sondern zum Optiker gehen zu können, und ich brauchte tatsächlich eine Brille.

Ich sage mir immer: In x Stunden ist das vorbei, dann mache ich was Schönes. Und ich weiß endlich, was ich habe. Wenn es was Schlimmes wäre, hätte ich andere Symptome. Also kann man versuchen, die guten Seiten daran zu sehen.

12.12.2020 19:25 • #12


Icefalki
Zitat von Frankreichfan:
Der Proktologe hat mir heute gesagt, dass er extreme Zahnarztangst hat


Die schlimmsten Patienten sind med. Personal und Ärzte. 1. gehöre ich da selbst dazu und 2. schon alles erlebt.

12.12.2020 19:42 • x 1 #13


L
@Icefalki kann ich zustimmen

17.05.2023 18:34 • x 1 #14


L
@Icefalki bist du auch MFA?

18.05.2023 11:01 • #15


Icefalki
Zitat von LenaS:
@Icefalki bist du auch MFA?


Ja, das habe ich gelernt, allerdings dann viele Jahre im med-psych. Bereich gearbeitet, und jetzt, just for fun , arbeite ich beim HNO.

Bin aber schon in Rente. Chef lässt mich nicht gehen und mir gefällt es noch viel zu gut.

18.05.2023 11:07 • x 1 #16


L
@Icefalki ich arbeite auch beim Arzt, gehe aber selber ungern. Und wenn dann immer sehr aufgeregt ganz schlimm

18.05.2023 16:20 • x 1 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

Athina
Zitat von Acipulbiber:
Doch, ich geh gerne hin. War erst am Montag zur Kontrolle

Dann bist du eher die Ausnahme
Hast du vielleicht einen Tipp, wie das funktionieren kann?

18.05.2023 16:25 • x 1 #18


Acipulbiber
Zitat von Noiram:
Dann bist du eher die Ausnahme Hast du vielleicht einen Tipp, wie das funktionieren kann?m


Bei mir liegt es vermutlich daran, daß es bei der Kontrolluntersuchung bleibt, und alles in Ordnung ist. Ich hab aber auch schon schmerzhafte Behandlungen hinter mir. Da hat mir Autogenes Training geholfen

18.05.2023 19:28 • x 1 #19


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