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Hallo!
Ich hatte das erste Mal vor ca 4 Jahren, ein halbes Jahr nach dem Tod eines mir sehe wichtigen Menschens, das erste Mal Panikattacken. Ich werde das niemals vergessen, weil es das Grauenhafteste war, was ich bis dato erlebt habe, zumal ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es Panikattacken sind und ich wirklich dachte ich bekomme einen Herzinfarkt o.ä. Noch dazu hatte ich meine erste Panikattacke mitten auf der autobahn. Danach litt ich vor lauter Schock und Unwissenheit darüber, was mit mir los ist, wochenlang von morgens bis abends unter einer panische Angst, die ich kaum aushalten konnte. Ich habe mich dagegen nicht medikamentös therapieren lassen und habe ca 2 1/5 jahre mehr schlecht als recht damit auf eigene Faust gelebt. Es war ein täglicher Kampf. Beim Autofahren, beim Einkaufen, eigentlich überall hatte ich panische Angst vor der Angst und es hat sehr lange gedauert bis ich mich überhaupt in meinen eigenen 4 Wänden geschützt und geborgen gefühlt habe. Nun habe ich ca 1 Jahre lang 3 verschiedene Medikamente hinter mir, wovon ich inzwischen nur noch 1 nehme. Ich habe mir ausserdem seit knapp 2 Monaten das Rauchen abgewöhnt und es ging mir immer besser. Nun hatte ich letzte Woche das erste Mal wieder so eine Angstattacke, die ich richtig schlimm fand und seitdem habe ich wieder furchtbare Angst vor der Angst. Mir fällt auf, dass die Angst im Vergleich zu früher viel schneller weg geht und ich mir viel besser ein gutes Gefühl geben kann. Nur frage ich mich ob das wirklich ein Zeichen des Fortschrittes ist, weil ich so eine Attacke ja überhaupt wieder so schlimm hatte.. Ich bin sehr verwirrt und habe das Gefühl Rückschritte zu machen.. Wenn ich solche Angst habe versuche ich mich an all die guten Tage voller Fortschritte zu erinnern und dass es evtl nur ein kleiner Rückschritt auf dem Weg nach vorne ist, aber einmal wieder so schlimme Angst gehabt zu haben, vergisst mann leider einfach nicht so schnell... Wem geht es ähnlich wie mir?

Liebe Grüsse!

11.11.2014 15:47 • 11.11.2014 #1


6 Antworten ↓


Hallo shegoes,

Angst vor der Angst ist der größte Teil der Angsterkrankung und ist auch sehr hartnäckig..Du bist doch aber auf einem sehr guten Weg, wenn Du schon festgestellt hast, dass die Angst schon schneller wieder weg war, als bei Deinem ersten Erlebnis! Dies ist glaube ich ein wichtiger Mechanismus, sich an frühere Attacken zu erinnern, die man überlebt hat. Es wird immer wieder Rückschläge geben und Du wirst vermutlich von mal zu mal besser damit umgehen können.

Darf ich fragen, ob Du Dir inzwischen Hilfe geholt hast, um den Tod des für Dich wichtigen Menschen zu verarbeiten? Trauerarbeit ist so wichtig!

A


Angst - sie ist wieder da

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Hallo!

Erstmal danke für die Antwort!
Das stimmt, ich merke auch, dass ich bei jeder Angst vor der Angst dchon automatisch daran denke, dass ich bspw vor 3 Jahren schon dachte ich überlebe das bestimmt nicht oder mir passiert was ganz Schlimmes oder ich drehe völlig durh - und nichts davon ist bisher passiert - was mich dann wirklich beruhigt, wenn ich drüber nachdenke. Es ist beruhigend wenn man in dieser Sache merkt, dass man mit Logik plötzlich ein bisschen was ausrichten kann. Das war ganz zu Beginn ja aussichtslos.
Ich mache seit einem Jahr eine Psychoanalyse und muss sagen, dass es mir definitiv gut tut. Die guten Momente werden öfter, länger, regelmäßiger, trotzdem fühlt sich ein schlechter Moment nicht weniger schlimm an, wenn sie auch weniger werden, aber sie kommen immer genau dann, wenn ich mich wieder daran gewöhnt habe, dass es mir einen Tag lang mal richtig gut ging und umso härter trifft es mich dann. und ich habe bei jedem schlechten Moment Angst, dass ich wieder Rückschritte machen, weil es mir ja bereits besser ging - ich kann es aus Angst oft nicht im grossen Ganzen sehen sondern spüre nur schlecht - somit Rückschritt.

Das kann ich sehr sehr gut nachvollziehen. Weil ich es von mir auch so gut kenne! Man weiß mittlerweile soviel über die Angst, kennt viele Gesichter von ihr und trotzdem tappt man jedesmal in die Falle... ich versuche, diese Rückschritte mittlerweile als einen weiteren Lernprozess zu sehen.

Es freut mich sehr, dass die Therapie Dich schon so weit gebracht hat und Du dich gut fühlst.

Manchmal denke ich, dass die Angst mich in meinem Leben weiter begracht hat, als wenn alles Friede, Freude, Eierkuchen gewesen wäre...auch wenn es oft sehr schmerzhaft ist

Manchmal sehe ich das auch so, aber in vielen Momenten fällt es schwer. Vorhin gings mir zum Beispiel wieder super schlecht als ich in der Stadt war, mitten im Karstadt. Als ich heim kam musste ich weinen, weil ich wirklich kurz neidisch war auf jeden Menschen, der nicht ständig so eine Angst vor allem möglichen haben muss. Dass ich darüber weine ist selten, meistens binnich echt stark, aber gerade in den Momenten, wo es so unverhofft kommt fühle ich mich sehr machtlos und manchmal bin ich dann wirklich traurig, dass Du und ich und alle anderen hier es so schwer haben müssen. Angst ist eine furchtbare miese Sache. Eben habe ich mit meinem Papa darüber geredet und er sagte auch, dass es einfach richtig schei**e ist, wenn man vor nichts Konkretem Angst hat, weil man es dann so schwer bekämpfen kann. Was mir übrigens ganz gut hilft ist Joggen, habe erst seit ich mit dem Rauchen aufgehört habe damit angefangen. Letzte Woche war ich auch so furchtbar aufgekratzt, hoher Puls, wahnsinnig unruhig u das Gefühl verrückt zu werden. Hab dann ohne drüber nachzudenken einfach meine Joggingsachen angezogen, weil ich wusste, dass es eh nich schlimmer kommen kann und so nach 15Min war es wesentlich besser. Es war nich weg danach, aber ich bin sehr runter gekommen. Wenn ich totalen Schiss habe rauszugehen oder zu faul bin, dann mache ich in der Wohnung Übungen die mich sehr anstrengen, das hilft für ein paar Stunden auch sehr gut. Die progressive Muskelentspannung nach Jakobson habe ich auch vor einiger Zeit für micj entdeckt. Mein Therapeut hat mir eigentlich zu Achtsamkeitsübungen geraten, aber mit blosser Phantasie zu arbeiten während ich Angst habe und micj irgendwie fernab der Realität fühle, hat nicht so gut geklappt. Dadurch dass ich bei der Muskelentspannung mit dem Körper arbeite und ihn spüre komme ich wieder mehr in die Realität. Gute Sache. Hilft mir nur alles nix wenn ich bspw in der Stadt bin und dann mitten im Karstadt stehe und meine den Verstand zu verlieren

Körperübungen können sehr gut bei einer Angst helfen- die Erfahrung habe ich auch gemacht. Joggen ist zwar nicht mein Ding, aber Radfahren. Vor einiger Zeit hatte ich wieder einmal dieses blöde Herzstolpern und Panik, einen Herzinfarkt zu bekommen. dann kam ich auf die geniale Idee, Rad zu fahren. ich war einfach suaer und dachte mir, schlimmer kanns nicht werden und wenn, fall ich eben um... ist natürlich nicht passiert. durch die Anstrengung ging das Herzstolpern weg und ich kam nach einer Stunde erschöpft aber glücklich nach Hause...

Kennst Du EFT, das Klopfen? Geht auch über die Körperschiene und hat mich schon aus so mancher Attacke heraus geholt. Progressive Muskelentspannung kannst Du doch aber auch in der Menschenmenge machen, ohne das es groß auffällt. Die Faust in der Jackentasche, den Arm anspannen, den Fuß (falls Du dich setzen kannst)-alles ist gut, was Deinen Fokus von der Angst wegbringt!

vom eft habe ich letztens ein video gesehen, aber ich habe es bisher noch nicht ausprobiert. wenn du sagst, dass es dir schon geholfwn hat, werde ich es auch mal ausprobieren. habe bisher nicht so dran geglaubt, frag mich aber nicht warum, eigentlich kein triftiger grund.
wenn ich angst habe ich könnte nen herzinfarkt oder generell irgendwas am herz kriegen beruhigt mich auch immer der gedanke, dass nicht mehr als der schlimmste fall eintreten kann und dann ist es halt so, ich kanns ja nich beeinflussen.
mit der muskelentspannung bin ich noch nicht so weit dass es mir ausserhalb des hauses hilft. es fällt mir nach wie vor sehr schwer diese zustände ausser haus wirklich gut zu kontrollieren.





Dr. Reinhard Pichler
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