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Memories
Hallihallo!

Meine Ängste sabotieren mich in verschiedensten Situationen im Alltag (allen voran wohl sowas wie Uni, Bus, in der Stadt, Bäcker, Restaurants...), aber was mich zurzeit besonders stört, ist meine Situation im Fitnessstudio.
Dazu muss man vielleicht noch wissen, dass Hochsensibilität in meiner Familie liegt und ich das Gefühl habe, dass das auch auf mich zutrifft. Deswegen ist es für mich pauschal sehrsehr schwer auseinanderzuhalten, ob ich in einer Situation tatsächlich spüre, wie mich jemand abschätzig oder wie auch immer anguckt (oder was für unterbewusste Schwingungen derjenige aussendet), oder ob ich mir das aufgrund meines niedrigen Selbstbewusstseins und generell dem Bedürfnis, ungesehen zu bleiben und mir solche Situationen unangenehm sind, nur einbilde. Aber das ist für das Endergebnis eh uninteressant.
Ich will einfach nur weg. Ganz schnell. Das Vermeidungsbedürfnis ist so groß, dass ich häufig auch einfach nicht gehe oder, wenn ich dann mal da bin, quasi nie das mache, was ich möchte. Ich kann nicht durch Gänge gehen, wo mehr als 1 Person mit dem Kopf zu mir gewandt sitzt und trainiert (und wie oft ist ein Gang so leer? Richtig, 1x an einem Abend von gefühlt 80 Malen, die ich da lang will). Wenn mehr als 2 Leute an derselben Art Gerät trainieren und noch 3 frei sind, kann ich da trotzdem nicht hin. Deswegen trainiere ich quasi 30% das, was ich möchte. Der Rest richtet sich nach Gegebenheiten vor Ort.
Am liebsten wäre ich unsichtbar. Oder das Studio komplett leer. Denn sobald ich diese Studios betrete, stehe ich komplett unter Strom. Würde ich mich da länger als 2 Stunden aufhalten, würde ich sicherlich Migräne bekommen (wie immer, wenn ich überfordert bin oder etwas nicht erträglich ist). Dabei ist es leider auch egal, ob es Männer oder Frauen sind. Bei Männern ist es tendenziell etwas schlimmer. Ich glaube, ich habe früher eine Art Trauma erlitten, weil man mir früher das Gefühl gegeben hat, ungefähr das unattraktivste Wesen auf Erden zu sein. Das war in einer Zeit, in der ich generell rückblicked betrachtet sehr instabil war. Sowas brennt sich ein. Und wisst ihr, was das Paradoxe ist? Ich werde total oft angegafft. Und ich weiß in solchen Momenten auch, dass ich das als Kompliment sehen sollte. Aber irgendwie ertrage ich Blicke auf mir kaum. Ich denk mir dann Sachen wie Bitte guck weg, das tut fast schon weh. Oder guck nicht zu lang, sonst merkst du noch, wie doof ich ausseh. Man, mir fällt es so unsagbar schwer, das gut in Worte zu fassen... Ich kann's irgendwie nicht.
Frauen dort zu begegnen ist auch schlimm, denn generell sieht jede besser aus als ich, was für mich jedes Mal wieder der Beweis ist, dass ich nichts bin und ich mehr tun muss. Jede ist dünner. Jede ist hübscher.
Ich senke auch immer direkt den Blick, wenn mir jemand entgegenkommt, um es vielleicht nicht zu merken. Ich habe auch vor allem Angst davor (oder bin eher der Überzeugung), dass die Leute sich denken, wie hässlich ich bin, was für komische Proportionen ich habe, ich müsse abnehmen etc.
Man merkt, mein Aussehen ist ein riesiger wunder Punkt bei mir. Ich vermute, das liegt daran, dass ich früher als Kind gelernt habe, dass ich nichts wert bin und ich mich nicht wichtig machen soll; ich alles nur falsch machen kann. Und um überhaupt mit irgendwas zufrieden zu sein, habe ich mich da wohl so auf mein Aussehen fixiert. Und ich bekomm das einfach nicht gelöst. Meine soziale Phobie hat aber ziemlich sicher zu mindestens 50% dort ihren Ursprung - das Gefühl, nichts zu sein, nichts zu können. Und das vor anderen verstecken zu müssen bzw. mich nicht in Situationen zu begeben, in denen andere das merken könnten.
Das klingt jetzt alles sehr lapidar und banal, aber mich belastet das wirklich täglich sehr. Und ich weiß, niemand ist perfekt. Aber ich möchte perfekt aussehen. Ich möchte noch schlanker sein.
Was in dem Zusammenhang eine zusätzliche Komponente ist: ich habe eine Vergangenheit, in der gut 10 Jahre Essstörung mit ausgeprägten Zwängen Teil waren. Von meinen Sportzwängen sind wohl noch ein paar Überbleibsel da, genauso wie der Drang, immer schlanker zu werden. Weswegen das Fitnessstudio für mich sehr wichtig ist, um meine Ziele zu verfolgen. D.h., es ist ein Kampf von 2 oder mehreren negativ besetzten Komponenten:
Ich will mehr Sport machen, weil ich schei. aussehe vs. Ich habe panische Angst, dahinzugehen vs. Ich will auf gar keinen Fall gesehen werden. vs Du bist fett, tu was dagegen.
Ein hin und her. Und egal, welcher Teil gewinnt - ich fühle mich irgendwie immer schlecht.
Geht es jemandem ähnlich? Habt ihr vielleicht ein paar Tipps, wie man sich selbst etwas stabilisieren kann?
Ich war bis vor ein paar Monaten in Therapie, die mir auch geholfen hat. Aber in meinem Stadium sind es eh babysteps, die man an Fortschritt macht. Letztendlich musste ich das aus finanziellen Gründen aufgeben, und vielleicht auch aus dem Gefühl heraus, man könne mir nicht mehr helfen als bisher geschehen.

Ich wünsche euch allen noch einen schönen Tag!

Beste Grüße,
Memories

03.06.2015 12:12 • 04.06.2015 #1


3 Antworten ↓


Icefalki
Memories, merkst du was du für eine tolle Psyche hast?

Schützt sie dich doch tatsächlich in einen weiteren Wahn abzugleiten?

Sagt sie dir, wenn auch sehr kräftig, hallo übertreib das mal nicht so. Denn du brauchst das gar nicht so heftig. Ich halte dich mal bei 30 Prozent, das ist für dich gesünder.
Lerne lieber, dich selbst zu mögen, ich helfe dir dabei.

03.06.2015 14:56 • #2


A


Angst, Panik und Vermeidungsverhalten im Fitnessstudio

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inna7
Hallo meine Liebe,

zuerst einmal gibt es immer jemanden der hübscher, dünner oder intelligenter ist als Du. ABER genau so viele sind auch dicker oder unattraktiver.

Erklär mir mal bitte warum die Menschen grade DICH anstarren sollten?! Mir persönlich würde nur eine wahnsinnig attraktive Person auffallen die an mir vorbei geht. Da Du dich für so hässlich hältst, kann ich mir das nicht vorstellen.

Ich glaube, Menschen haben oft was anderes zutun als sich permanent über das aussehen anderer lustig zumachen.

Icefalki hat einen schönen letzten Satz geschrieben: Lerne lieber, dich selbst zu mögen
Das ist ganz, ganz wichtig. Trotzdem sollte man Dinge die einen stören nicht einfach akzeptieren.
Warum sollte ein Dicker akzeptieren das er dick ist anstatt sein Leben umzustellen. Oder einer mit 'nem schei. Charakter sagt sich Hör 'ma ich bin 'n richtiges Ar.. Wieso sollte man sowas akzeptierten. Finde verdammt nochmal deinen Kampfgeist wieder und zeig es dir selbst!

03.06.2015 20:54 • #3


Memories
Zitat von Icefalki:
Memories, merkst du was du für eine tolle Psyche hast?

Schützt sie dich doch tatsächlich in einen weiteren Wahn abzugleiten?

Sagt sie dir, wenn auch sehr kräftig, hallo übertreib das mal nicht so. Denn du brauchst das gar nicht so heftig. Ich halte dich mal bei 30 Prozent, das ist für dich gesünder.
Lerne lieber, dich selbst zu mögen, ich helfe dir dabei.

Hallo! (:
Danke erstmal, dass du dich durch meinen Text gekämpft hast.
Und witzig! Du sagst genau dasselbe wie mein Vater. Und gegenüber anderen ist das auch meine Meinung - es bringt nichts, sich wegen Dingen, die man vorerst nicht ändern kann, mit negativen Gedanken und Gefühlen zu belasten à la warum ausgerechnet ich,... Stichwort positive Selbstverbalisation. Oder: wenn man lernt, die kleinen Dinge zu schätzen, gehts einem besser. Ist auch so. Seine Eigenarten akzeptieren und vielleicht sogar lieben lernen. Wär schön. Aber ganz ehrlich jetzt? Das möchte ich nicht. Ich möchte die Situation SO nicht akzeptieren. Ich möchte nicht, dass es so bleibt und dass es mal Tage gibt, die in Ordnung sind und mal welche, die beschissen sind. Es wird nicht immer top laufen - aber das muss doch noch besser gehen als so! Ich weiß nur absolut nicht mehr, was ich noch machen soll. Als Außenstehender ist das sicherlich schwer zu sehen/einzuschätzen, aber ich versuche echt seit gut 11 Jahren, diese Art von Problem bei mir zu lösen. Ich habe x Erfolgserlebnisse und klopfe mir dann auf die Schulter, versuche, Verständnis mir gegenüber aufzubringen, umgebe mich mit Leuten, die mich lieben und respektieren, habe 2 Therapien gemacht, war in Foren, habe mich gegenüber vielen geöffnet, gehe raus etc. - und es geht mir auch gut so. Aber in der Hinsicht drehe ich einfach immer wieder durch. Ich kann mir noch so oft sagen - du bist nicht dumm. Du bist okay so! In dem Moment, wenn es ernst wird, hilft das einfach nicht. Doof, dass ich das so sage... Aber dann brennen wieder alle Sicherungen durch. Ich habe keine Kontrolle über mich und meine Gedanken und will wieder nur weg. Ich bin da echt ratlos mittlerweile... Einen Vorwurf, den ich mir auf jeden Fall nicht machen kann, ist dass ich's nicht versucht hätte. Ich bin da jeden Tag dran. Aber irgendwann gehen einem die Ideen aus
Zitat von inna7:
Hallo meine Liebe,

zuerst einmal gibt es immer jemanden der hübscher, dünner oder intelligenter ist als Du. ABER genau so viele sind auch dicker oder unattraktiver.

Erklär mir mal bitte warum die Menschen grade DICH anstarren sollten?! Mir persönlich würde nur eine wahnsinnig attraktive Person auffallen die an mir vorbei geht. Da Du dich für so hässlich hältst, kann ich mir das nicht vorstellen.

Ich glaube, Menschen haben oft was anderes zutun als sich permanent über das aussehen anderer lustig zumachen.

Icefalki hat einen schönen letzten Satz geschrieben: Lerne lieber, dich selbst zu mögen
Das ist ganz, ganz wichtig. Trotzdem sollte man Dinge die einen stören nicht einfach akzeptieren.
Warum sollte ein Dicker akzeptieren das er dick ist anstatt sein Leben umzustellen. Oder einer mit 'nem schei. Charakter sagt sich Hör 'ma ich bin 'n richtiges *beep*. Wieso sollte man sowas akzeptierten. Finde verdammt nochmal deinen Kampfgeist wieder und zeig es dir selbst!

Auch dir danke ich für deine Zeit und Mühe (: und ja, da hast du Recht, das meinte ich aber nicht. Das Problem ist ja, dass mir das überhaupt so wichtig ist. Ein übersteigerter Fokus auf das, was ich sehe und der Meinung/Einschätzung anderer. Um das in den Griff zu kriegen, müsste ich mich selbst mögen. Klingt leichter als es umgesetzt ist, für mich zumindest.
Und ulkig... das Feedback, dass ich bekomme, ist ziemlich krass. Krass positiv. Wirklich. Das glaubt mir jetzt wieder keiner, aber ich bin extrem beliebt bei Männern und werde als weit überdurchschnittlich attraktiv empfunden. Aber das bringt mir am Ende des Tages auch nichts, wenn ich nur meine Fehler sehe und das Schöne nicht sehen kann, oder meine Makel nicht akzeptieren kann. Verstehen tue ich diese Leute auch nicht... Ich würde weitaus dünnere Frauen mir bevorzugen, zB. Und wäre es nur das Gefühl, hässlich zu sein... Ich denke nicht mal bei allen, dass sie mich hässlich finden. Die Angst habe ich zwar, aber ein wenig kann ich Mimik und Ausdruck schon deuten und darauf schließen, dass es positive Blicke sind. Aber da ICH MIR nicht gefalle, ist es für mich eine Qual, von anderen gesehen zu werden. In der Angst, sie könnten bemerken, dass ich eigentlich total kacke aussehe... Falls du verstehst.
An Kampfgeist mangelt es definitiv nicht. Eher an geeigneten Mitteln, Methoden und Ideen, mir in dem Punkt zu helfen. In meinen Therapien ist es in dem Punkt auch nicht viel besser geworden... Dauert einfach, ich weiß einfach nur nicht, was ich machen soll. Habe auch mal über Medikamente wegen meiner Ängste nachgedacht, aber so richtig zufrieden bin ich mit der Lösung auch nicht. Bin megaempfindlich, was sowas angeht, da leide ich dann bestimmt wieder total extrem wegen der Nebenwirkungen

Schönen Abend euch noch (:

04.06.2015 00:46 • #4





Dr. Reinhard Pichler