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Guten Abend,

ich brauche wieder Hilfe bzw. Antworten, die mich beruhigen. Heute war ein ganz komischer Tag, ich bekam beim Auto fahren einfach aus dem nichts eine extreme innere Unruhe. Es kamen Gedanken wie
Trigger

das ist doch alles sinnlos

etc. die mich echt beunruhigt haben. ich weiß nicht mal wie ich meine Gedanken im Text formulieren könnte bis ich verstanden werden könnte. Ich frage mich bis heute einfach nur wieso ich das alles abbekommen habe, obwohl ich früher so ein fröhlicher Mensch war. Ich bin es immernoch und versuche alles immernoch positiv zu sehen aber mein Kopf lässt es nicht mehr so gerne zu.

Manchmal, wenn ich mal keine Angst spüre, bekomme ich Angst, weil ich keine Angst mehr spüre? Klingt so absurd aber ich bekomme Angst, weil ich keine Angst mehr davor habe, wovor ich vorher Angst hatte. Versteht das einer ? Ich möchte meine Familie damit nicht mehr belasten, weil ich ihnen große Sorgen verbreite aber ich hoffe hier auf Hilfe. Auf Hilfe wo ich nicht mal weiß wobei ich Hilfe brauche das ist alles so komisch zu beschreiben.

Manchnal da gibt es so schöne und gute Tage, wo ich alles 100x schöner und glücklicher wahrnehme. Diese halten aber nicht lange an bis ich wieder in die Grube falle. Der Text ist so chaotisch aber ich hoffe auf eine Antwort. Danke

06.07.2021 23:57 • 07.07.2021 x 1 #1


9 Antworten ↓


Zitat von schmetterlingg:
Manchmal, wenn ich mal keine Angst spüre, bekomme ich Angst, weil ich keine Angst mehr spüre? Klingt so absurd aber ich bekomme Angst, weil ich keine Angst mehr davor habe, wovor ich vorher Angst hatte. Versteht das einer ?

Angst ist ein sich selbst erhaltendes System. Wenn dies eine Weile besteht, wird diese Angst als Realität wahrgenommen. Hat man mal keine Angst, widerspricht diese angstfreie Realität, der eigenen, bisherigen Realität mit Angstsymptomatik.

Aus diesem Widerspruch heraus entsteht im inneren das Gefühl was wirklich real ist. In dem Moment kann noch ein diffuses Angstgefühl vorhanden sein.
Da angstfrei akuell neu ist und das andere geübt und gewohnt, neigt das Unterbewusstsein dazu sich ein neues Feindlbild zu suchen, weil die diffuse Angst nicht alleine im Raum stehen will.

A


Angst, keine Angst mehr zu haben

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Zitat von cube_melon:
Da angstfrei akuell neu ist und das andere geübt und gewohnt, neigt das Unterbewusstsein dazu sich ein neues Feindlbild zu suchen, weil die diffuse Angst nicht alleine im Raum stehen will.

Das hört sich sehr logisch an, danke für die Antwort. Ja ich glaube ich kenne das gar nicht mehr ohne Angst zu leben oder den Tag ohne Angst zu starten

Zitat von schmetterlingg:
Ja ich glaube ich kenne das gar nicht mehr ohne Angst zu leben oder den Tag ohne Angst zu starten

Genau das ist der Punkt. Die Erwartungshaltung, wenn man morgens aufsteht. Da muss doch gleich die Angst kommen, der Körper reagiert mit Maßnahmen gegen diese vermeindlich gleich auftretende Situation.
Und ach und siehe da - die Angst kommt nicht.

Dann steht da noch die Schutzhaltung duck and cover inkl. dem ausgebliebenen Atomblitz.

Diese Schtutzhaltung einzunehmen kostet Energie. Diese steht bei nicht-Angst nun ungenutzt im Raum. Da kann man Methoden erlernen diese zu kanalysieren und oder abzubauen.

Diese Schutzhaltung ist ein Modus und eine Art Skill. Wird im Rahmen der Erwartungshaltung vollautomatisiert gestartet.

In meiner akuten Angstzeit war mein Körper von Stresshormonen nur so überflutet. Ich denke, dass man das irgendwann als normal ansieht und insofern bei echter Gefahr , die gar nimmer als körperliche Reaktion bemerkt.

Beim Autofahren, man kennt doch die Situationen, wo plötzlich einer so dusselig fährt, dass es zum Beinaheunfall kommt, und normalerweise fährt einem ja der Schreck in die Glieder, damals habe ich das auch nicht mehr gespürt.

Und eigentlich besteht das Problem der Angsterkrankung ja in der Angst vor der Angst. Und meistens passiert dann null, wenn die Situation dann durchlebt wird.

Und eines noch, Angst ist ein Gefühl, das sehr intensiv empfunden wird. So sehr sie auch gefürchtet wird, sie ist dennoch sehr lebendig. Was aber auch erschöpft. Und alles, was zuviel wird, stumpft ab, oder geht in Richtung Depression oder depressive Verstimmung und die wiederum wird dann natürlich auch als eklig empfunden und kann deshalb wieder Angst auslösen.

Vielleicht findest du hier ein Beispiel für das, was du erklären möchtest.

Hallo, ich kenne das auch. Dieses ewige Reinhören in sich ist schon so zur Gewohnheit geworden. Morgens der Gedanke, da muss doch was sein...
Und wenn dann mal nichts ist, suche ich solange nach Bestätigung, bis die Angst "endlich" erscheint und mir wiederum Angst macht.
Ja, das ist ein sich selbst erhaltendes System. Den Kreislauf zu unterbrechen schaffe ich dann oft nur mit Haushalt, Spazierengehen oder sonstiger Ablenkung.
Man müsste dafür sorgen, dass die "Angstbombe", wie es Dietmar Hansch in seinem Buch treffend formuliert, gar nicht erst hochgeht. Die Zünder abstellen. Ich habe es noch nicht gefunden, jedenfalls nicht in der Praxis.

Zitat von Delfina:
Angstbombe


Tolles Wort. Diese Angstbombe ist das Resultat innerer Zerrissenheit. Das Damoklesschwert das über einem hängt. Und die Angst ist nur das Symtom. Allerdings ist die so heftig,, dass man nicht mehr in der Lage ist, nach dem Grund zu fragen. Und meistens ist es nur innere Unsicherheit, die es schon lange gibt, die man aber überspielt hat.

Zitat von schmetterlingg:
Manchmal, wenn ich mal keine Angst spüre, bekomme ich Angst, weil ich keine Angst mehr spüre? Klingt so absurd aber ich bekomme Angst, weil ich keine Angst mehr davor habe, wovor ich vorher Angst hatte. Versteht das einer ?


Warum hast du Angst, wenn du keine Angst spürst? Zum einen denke ich, dass man sich eben wirklich an diesen Zustand gewöhnen kann, zum anderen ist die Angst aber auch eine Schutzfunktion. Vielleicht ist es keine Angst, sondern ein ewiger Stresszustand. Vielleicht ist es dir kaum möglich, zu entspannen.
Aber WARUM?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass ich auch Angst hatte, als die Angst wegging.

Das war ein total zwiespältiges Gefühl, denn ich hatte ja die ganze Zeit darauf hin gearbeitet, dass die Angst wieder zu einem normalen Gefühl wird und nicht mehr Dauerpräsent ist.

Ich konnte und kann das auch immer noch schlecht in Worte fassen, aber ich denke es war eine Kombination aus 'Alles dreht sich seit Jahren um die Angst' und 'Angst ist meine Identität'.

Als die Angst ging, musste ich erstmal meine Zeit wieder anders füllen und ich musste herausfinden, wer ich eigentlich ohne Angst war. Es fehlte quasi ein Stück meiner Persönlichkeit.

Ich danke euch allen für eure Antworten das ergibt alles Sinn was geschrieben wurde aber in dem Moment, wenn die Angst wieder Vorrang hat, kann man bzw. ich gar nicht so "logisch" nachdenken und mich selbst beruhigen. Ich muss das irgendwie versuchen zu lernen oder eine kognitive Verhaltenstherapie machen.

Nochmal vielen Dank an alle, die Nachrichten haben mich sehr beruhigt

A


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Dr. Christina Wiesemann
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