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Pienimusta
Hallo ihr, vielleicht habt ihr einen Tipp für mich?

Es ist im Moment so, dass ich recht schnell Panikattacken bekomme oder große Unruhe verspüre, vor allem wegen Herzängsten. Dazu kommt aber jetzt auch, dass ich große Angst habe, dass es jemand bemerken könnte. Weniger wildfremde oder mir sehr nahestehende Menschen, sondern eher Kollegen, Bekannte, Nachbarn. Also Leute, die man danach auch nochmal wiedersieht. Mir ist es extrem unangenehm, dass sie bemerken könnten, dass ich Panikattacken habe und dann schlecht von mir denken oder hinter meinem Rücken reden könnten. Das macht die Panikattacken natürlich auch gleich nochmal schlimmer und ich fürchte mich ziemlich vor allen möglichen sozialen Situationen... z.B. Bekannte besuchen, wenn ich bei ihnen Treppen hochgehen muss, denn Treppen lösen bei mir gerade ziemliche Panik aus, und wenn man oben ist lauern die Bekannten ja schon an der Tür. Da bräuchte ich erstmal kurz Zeit, um mich wieder zu sammeln. Ich kann dann auch nicht so tun, als wäre nichts.

Argh, ich hasse es! Am einfachsten wäre es im Sinne meiner Panik natürlich, ich würde einfach dazu stehen, und dann sollen sie sich halt das Maul zerreißen. Aber die Angst, zum Außenseiter zu werden, ist groß. Bin ohnehin nicht jemand, der schnell mit anderen Leuten warm wird. Auch besorgte Nachfragen mag ich nicht. Ich möchte einfach nicht darüber reden und still für mich leiden (Freunden und Familie teile ich mich aber mit, das reicht mir). Auch schlimm: Gute Ratschläge... sicher alle wirklich gut gemeint, aber... Bisher habe ich dann immer gesagt, dass es mir gerade nicht so gut geht, aber schon das ist mir einfach extrem unangenehm, vor allem wenn es dann mehrfach vorkommt. Immer bin ich diejenige, die irgendwas hat

Meine Frage an euch ist, wie ihr damit umgeht? Erzählt ihr jedem davon? Und wie sind nach eurer Erfahrung die Reaktionen? Werdet ihr wie Aliens behandelt oder sind die Leute eher verständnisvoll? Was macht ihr, wenn ihr voll in einer Panikattacke seid, wenn Bekannte oder Kollegen dabei sind?

23.10.2014 11:57 • 24.10.2014 #1


7 Antworten ↓


A
Anfangs habe ich auch immer versucht es zu verstecken, seit längerem schon nicht mehr. Meine Erfahrung damit ist durch die Bank positiv. Besonders hat mich erstaunt, dass fast jeder jemanden kennt, der ebenfalls an einer Angststörung oder aehnlichem leidet. Meistens kriege ich als Antwort dann die grobe Geschichte eines anderen Menschen zu hören.eine bekannte von mir ist sogar selbst betroffn, haette ich nie gedacht.

23.10.2014 12:15 • #2


A


Angst, jemand könnte meine Panik bemerken

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Pienimusta
Hey abra, danke für deine Antwort. Finde ich gut, dass du so positive Erfahrungen gemacht hast.

Ich habe bisher zwei Erfahrungen, die ich eben nicht so angenehm fand. Zum einen von einer Kollegin, der ich es bei einer Dienstreise sagen musste, weil es mir so dreckig ging. Ihre Reaktion fand ich sehr unangenehm, denn sie hat immer wieder gesagt, dass ich mal zum Psychologen, zum Arzt oder ins Krankenhaus soll und dass ich wohl mal mehr mein Leben leben sollte. Wie gesagt, sicher gut gemeint, aber bei mir kam es sehr herablassend an, zumal sie auf mich ohnehin eher etwas kühl wirkt und es ihr nicht so leicht fällt, andere Leute ernst zu nehmen

Dann habe ich es noch einer Nachbarin erzählt, mit der ich mich sonst ganz gut verstehe. Wir sind keine Freunde, aber wenn wir uns sehen, ist der Kontakt gut. Ich hatte sie etwas gefragt im Zusammenhang mit meinen Panikattacken (der Anonymität halber sag ich jetzt mal nicht, worum es genau ging), daher weiß sie es. Ihre Reaktion war auch, dass ich mal zum Psychologen soll - auch wenn es bei ihr nicht so arrogant rüberkam wie bei der Kollegin. Seitdem fragt sie mich aber ständig, wie es mir geht. Ich versuche abzuwiegeln und sage, dass es mir besser geht, sie fragt aber trotzdem immer wieder nach. Ich möchte eben auch nicht permanent darauf angesprochen werden, auch wenn sie sich sicher nur Sorgen macht.

Mir ist zur Zeit einfach alles zu viel. Ich möchte einfach nur meine Ruhe haben und keine Ratschläge und keine ständigen Nachfragen, weil das noch eins obendrauf ist und ich das gerade nicht auch noch packe

23.10.2014 13:09 • #3


Schlaflose
Ich finde die Reaktionen, die du beschreibst, genau angemessen. Wenn sie gesagt hätten, stell dich nicht so an o.ä., dann würde ich verstehen, dass dir das nicht gefällt. Mit dem Psychologen haben beide Recht. Alleine kommen die wenigsten aus der Sache raus.

23.10.2014 13:34 • #4


Pienimusta
Oh, ich glaube, das kam falsch rüber. Natürlich ist der Gang zum Psychologen bei Panikattacken usw. absolut angemessen. Das wollte ich gar nicht in Frage stellen. Und natürlich kümmere ich mich auch um professionelle Unterstützung.

Es ging bei der einen Reaktion eher um die herablassende Ich weiß, was für dich gut ist und warum es dir so schlecht geht-Haltung der Person, und bei der anderen um das ständige Erkunden nach meinem Zustand. Natürlich haben die Leute auch das Recht dazu, sich Sorgen zu machen oder alles besser zu wissen. Nur komme ich gerade sehr schlecht damit zurecht, weil ich mich sehr verwundbar fühle. Darum möchte ich gerne so wenig wie möglich preisgeben, nur geht das nicht immer. Daher meine Frage, wie ihr das handhabt und wie ihr mit den jeweiligen Reaktionen umgeht.

23.10.2014 14:20 • #5


A
Hmmm, was schreibe ich dir jetzt?

Ich persoenlich finde beide reaktionen nicht schlimm. Beide haben auf die von dir erhaltene information reagiert, sogar mit dem Gedanken dir helfen zu wollen. Persönlich können sie es nicht, daher ist der Rat zu einem Psychologen angemessen.

Ich denke nicht, dass die Kollegin das herablassend meinte. Vielleicht war sie sogar etwas über fordert. Wenn sie generell kuehl wirkt hat sie wohl auch Probleme im Umgang mit Menschen und weiss nicht so richtig wie sie sich verhalten soll. Das spricht nicht unbedingt gegen ihren Charakter. Ich kenne sie nicht, wurde aber auch in die Richtung denken. Sehr introvertierte Menschen werden oft verkannt, da sie einfach nicht aus sich auskommen. Mein Gedankengang zu der Kollegin

Die Nachbarin ist total empathisch und zeigt das durch ihr verhalten. Wenn dich genau das stört, dann SAG ihr das. Sprechenden Menschen kann geholfen werden. Erkläre ihr, dass dir das unangenehm ist. Wenn dir selbst klar ist warum das so ist, dann kannst du ihr das auch mitteilen. Aber sie anzuluegen finde ich nicht so schoen, hat sie irgendwie nicht verdient. Mein Gedankengang zur Nachbarin

23.10.2014 18:15 • #6


Schneeflocken
Hallo

ich bin neu hier und habe bis jetzt immer still mitgelesen. Aber heute traue ich mich mal und werde versuchen öfter hier zu antworten.

Zu deiner Frage kann ich dir sagen, dass es mir genauso ergeht. Ich habe ständig das Gefühl, dass alle merken, wie es mir gerade geht.
Oftmals ist dies auch der Fall.
Erst kürzlich bei einem Gespräch mit der Bank, hat der Angestellte mich gefragt, ob es mir gut geht und ich ein Glas Wasser haben möchte. Ich weiß nur, dass ich in diesem Moment sehr mit meinem Schwindel wieder zu kämpfen hatte, vielleicht sah ich deswegen sehr blass aus.
Am Dienstag habe ich mich seit langem getraut zum Frisör zu gehen. Und als ich dann auf dem Frisierstuhl saß, fingen meine Beine extrem an zu zittern. Ich hatte es auch nicht unter Kontrolle und habe gemerkt, dass die Frisörin dies auch gemerkt hat. Sie hatte mich dann in ein Gespräch verwickelt und somit wurde ich ruhiger. Sie weiß aber nichts von meiner Krankheit.

Von meiner Angstkrankheit wissen nur meine Eltern, mein Partner, meine Kinder, meine Schwester und eine Kollegin. Anderen konnte ich mich bis jetzt auch noch nicht anvertrauen.
Meine Eltern haben mich letzte Woche auf dem Handy angerufen und gefragt wo ich denn sei, um 21 Uhr, und ich meinte bei Kaufland, da sagten
sie ganz erstaunt, um diese Uhrzeit geht ihr noch einkaufen. Ich erwähnte dann nur, dass ich es im Moment nicht anders schaffe, weil um diese Zeit sehr wenig Menschen bei Kaufland einkaufen gehen. Meine Mutti meinte dann: Ach hast du das immer noch!?!.
Hm ja da wird mir immer bewusst, dass es schwer ist diese Krankheit zu verstehen. Ich verstehe sie ja auch kaum.

Ich kann dir nur soviel sagen, dass ich mittlerweile zu meiner Krankheit stehe und ich es jemanden sagen würde, wenn dies nötig wäre.
Aber auch denke ich, dass man dies nicht jedem erzählen kann. Es kommt immer auf den Menschen und die Situation drauf an.

Was ich während einer PA mache, wenn andere dabei sind. da versuche ich einfach zu überleben (so fühle ich jedenfalls immer) und mir nichts anmerken zu lassen. Aber das hilft nicht immer. Auf der Arbeit ist mir das einmal passiert, dass die PA so schlimm war, dass ich meine Kollegin einweihen musste. Sie reagierte sehr verständnisvoll und glaubte mir auch. Ich merkte aber, dass sie völlig überfordert damit war. Was ich gut verstehen kann, denn ich bin es ja dann auch immer. Ich konnte mich dieser einen Kollegin aber auch nur anvertrauen, weil wir beide ein sehr gutes Verhältnis zueinander haben. Bei anderen Kollegin wäre ich glaube aus der Situation raus gegangen, so dass sie es erst gar nicht mitbekommen. Aber das geht ja bestimmt nicht immer.
Meinen Kindern und meinem Freund kann ich mittlerweile ohne Probleme sagen, wenn es mir gerade nicht gut geht. Sie stellen sich dann ein und versuchen mir zu helfen, in denen sie mich ablenken. Aber ich sage es nicht bei jeder PA. Das will ich ihnen nicht antun. Nur wenn es wirklich extrem schlimm für mich ist.

LG

23.10.2014 23:40 • x 1 #7


V
Das mit dem nichts anmerken lassen kennen wohl die allermeisten hier Ist bei mir nicht anders, selbst wenn eingeweihte bei mir sind und ich ne PA kriege, sollen es auch die nicht merken. Die Tage war ich zur Therapie und während der Sitzung hab ich ne PA bekommen. Ich habs meinem Therapeuten gesagt, dass es grad hochkommt, aber selbst in dieser Situation hab ich mich extrem angestrengt, mir NICHTS anmerken zu lassen. Es sollte sich alles nur innerlich abspielen. Ist eigentlich beknackt, aber das ist so antrainiert iwie.
Ich hab mich früher nicht getraut, mit Freunden oder so darüber zu reden, weil es mir auch unangenehm war, peinlich irgendwie, aber in der Tagesklinik hat der Betreuer da mal zu mir gesagt Wenn du nen gebrochenen Arm oder Zahnschmerzen hast, versuchst du das doch auch nicht zu verstecken. Und er hat Recht. Das Problem ist eben, dass psychische Dinge oft eher ein Tabu sind, was man schön mit sich selbst ausmachen soll, aber das halte ich persönlich für Blödsinn, weil ich es nicht richtig finde, dass sowas ein Tabu sein soll.

Mittlerweile gehe ich sehr offen damit um, wenn es sich ergibt, erzähl ich das auch Leuten, die ich nicht gut kenne und ich hab ebenfalls zu 99% nur gute Erfahrungen damit gemacht. Das schlimmste, was mir da an Reaktionen entgegengekommen ist war von nem Kerl, den ich eigl wirklich gern hatte Ach, das ist Anstellerei, musst dich doch nur zusammenreissen. Sowas wie ne Angststörung gibt es doch gar nicht. Diese ganzen psychischen Sachen sind doch Humbug. Mir könnte sowas nie passieren. Da war ich extrem sprachlos und auch echt angepisst. Aber nicht jeder kann oder will sich damit auseinandersetzen oder versuchen, das zu verstehen und das ist auch okay, es überfordert Außenstehende nunmal ab und zu. Bis man es nicht selbst erlebt hat, kann man das sowieso nicht verstehen, aber man hofft natürlich immer auf Verständnis, Akzeptanz und möglichst wenige dumme Sprüche. Wenn ich das manchmal jemandem erzähle, von wegen Panikattacken, dann kommt ganz oft sowas wie Und was passiert dann? Fällst du um und rollst dich schreiend hin und her? Sowas ist natürlich kacke, aber mittlerweile nehm ichs mit Humor und versuch das zu erklären, funktioniert in den meisten Fällen auch gut. Aber ich hab die Erfahrung gemacht, wenn man die Sache mit erhobenem Haupt angeht, davon erzählt, fallen die Reaktionen positiver aus, als man zuvor befürchtet hatte. Und wenn doch mal wieder ne miese Reaktion kommt, setz ich mich da mittlerweile mitm A*sch drauf

24.10.2014 00:09 • x 1 #8





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