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Hallo,

ich bin gegenwärtig 28 Jahre alt und hatte vor 2 Monaten ein ganz komisches Erlebnis gehabt. Weiß aber nicht genau, wie ich das einschätzen soll, erhoffe mir daher etwas Hilfe.

Ich wohne hier in Berlin, hatte mal eine Zeit im Supermarkt gearbeitet, um mir mein Studium zu finanzieren. Gleich bei mir vor der Haustür ist der Laden. Da habe ich mal eine promovierte Historikerin kennengelernt, die Alk. war, sehr gebildet, aber man hat halt gesehen, dass sie ein großes Alki-Problem hatte. Irgendwann bin ich ihr mal draußen begegnet und hab mich mit ihr ein bisschen ausgetauscht. Sie leidet seit Jahren an Depressionen und ist Alk., hatte auch schon erfolglose Therapien hinter sich gehabt. Vor etwa 2 Monaten rief sie mich aus heiterem Himmel an (hatte ihre Nummer wieder gelöscht gehabt) und da meinte sie, dass ich zu ihr kommen soll. Schrieb mir auch SMS etc., dass sie mich braucht, dabei kenne ich die Frau nur aus'm Supermarkt und vom Plaudern mal auf der Straße. Ich rief sie an und dann meinte sie zu mir, dass es ihr furchtbar schlecht geht und sie jemanden zum Reden brauche. Hab mich dann auf den Weg zu ihr gemacht, hatte aber ein sehr mulmiges Gefühl, als ich ihre Wohnung betrat. Mir gingen ganz komische Gedanken durch den Kopf (Was wenn sie mich mit einem Hammer erschlägt? Was wenn das eine Falle ist und das eine Frau wie im Horrorfilm Saw ist, die mich mit irgendeinem Komplizen umbringen will? Hatte furchtbare Angst in Ihrer Wohnung, als ich da war.). Auf jeden Fall blieb ich 5 Min. in Ihrer Wohnung und teilte einem Kumpel genau mit, wo sie wohnt und er die Polizei anrufen soll, falls ich nicht innerhalb der nächsten halben Stunde zurück bin. Es stellte sich raus, dass Sie sich extrem zugesoffen hatte und dringend Nachschub brauchte, sie aber in dem Zustand nicht auf die Straße konnte, um sich Alk zu holen, ausgerechnet wollte sie dann losschicken. Hab das Spiel nicht mitgemacht und die Wohnung sofort verlassen, ihr dabei aber noch geraten, dass ich bereit sei, mit ihr ins Krankenhaus zu gehen, damit sie sich einweisen lassen kann, wollte sie aber nicht. Ich solle bloß niemanden von ihrem miserablen Zustand erzählen, sie würde schon selbst, wenn es ihr besser geht ins Krankenhaus geht. Bin danach wieder nach Hause, aber diese ungeheure Angst, die ich hatte als ich die Wohnung von dieser Frau betrat, war gar nicht zu beschreiben. Es war eine immense Angst, hab in der Wohnung immer nach rechts und links geguckt, bevor ich ihr Wohnzimmer betrat, weil ich dachte, da kann jetzt einer rausgesprungen kommen mit der Baseball-Keulle in der Hand. Diese Erleichterung beim Verlassen der Wohnung ist gar nicht in Worte zu fassen.

Erwähnen möchte ich, dass ich im November 2009 für knapp 5 Wochen in der Psychiatrie war. Ich hatte zu der Zeit sehr viele familiäre Probleme gehabt (Vater schluf Mutter, jeden Tag extremer Hausstreit, Geldprobleme etc.), fing an mit falschen Leuten zu hängen und kam durch sie zum *beep*. Fuhr durch Leichtsinn nach Holland und rauchte als Anfänger extrem starkes Canna. und bin dann dort auf dem Rückweg in der Bahn zusammengeklappt. Horrortrip/Panikattacke vom Allerfeinsten. Dachte, dass ich sterben werde, halluzinierte, übergab mich, hatte Atemprobleme etc. In Berlin zurück entwickelte ich auf einmal, aus dem Nichts kommend, Suizidgedanken, weiss sogar ganz genau wo. Lag im Wohnzimmer und dann kam so ein Gedanke vom Balkon zu springen. Das machte mir extreme Angst, aber dachte, dass das vergehen wird. Um mich abzulenken, wollte ich mir einem Freund feierngehen damals im Klub. Rief damals den Krankenwagen als ich den Klub verließ, weil ich echt eine Menge getrunken hatte und ich dachte, dass ich sterben könnte. Im Krankenhaus ließ mich die Krankenschwester einfach ausnüchtern, meinte aber, dass ich gar nicht einen so hohen Alk-Pegel Blut hatte, ich allerdings die Schwester immer fragte, ob ich jetzt sterben werde (muss selbst immer schmunzeln, wenn ich an diese Geschichte zurückdenke). Als nach 3 Tagen die Suizidgedanken immer noch da waren, wies ich mich selbst ein. Erzählte dem damals leitenden Oberarzt genau meine Symptome. Daraufhin stellte er als Diagnose Dro.induzierte Psychose. Nach knapp 5 Wochen wurde die Diagnose korrigiert auf endogene Depression. Als Medikamente bekam ich die ersten 2 Wochen Diazepam und danach Seroquel 100 mg und Doxepin. Bin nach der Entlassung für 6 Monate nach London gegangen, da ich schon im Vorfeld für eine Sprachschule Geld überwiesen hatte. Wollte damals unbedingt weg aus Berlin, weg iwie von meiner Familie. Der weiterbehandelnde Psychiater verschrieb mir eine Vorratspackung von 3 Monaten das Seroquel und Doxepin weiter. Als die Packung dort zu Ende war, machte ich nur noch mit dem Doxepin weiter, da ich durch das Sero zunahm. *beep* sollte ich ja auch nicht mehr, das tue ich auch seit 2012 auch nicht mehr, aber zwischenzeitlich hatte ich halt immer wieder mal gek., nicht wirklich viel, vielleicht ein-, zweimal die Woche und dann auch nur ein Zug. Gab aber in der Zeitspanne 09-12 auch mal Phasen von 3-4 Monaten, wo ich gar nicht mehr kif.

Nun, seit Jahren leide ich an Schlafproblemen, Gedächtnisstörungen, Beziehungslosigkeit, Ausdruckproblemen und einem immensen Kopfdruck. Bin manchmal auch so ganz weinerlich und emotional ganz schnell erregbar, muss bei vielen traurigen Dingen mal ganz schnell weinen. Auch führ ich öfters mit mir selbst Selbstgespräche, da ich zwar einige Freunde habe, aber sonst eher alleine lebe. Bin seit 2010, immer mit Unterbrechungen, beim Psychiater. Hab vom Arzt immer Citalopram verschrieben bekommen. Das nahm ich manchmal bis zu einem halben Jahr regelmäßig und danach ließ ich es wieder sein, wenn es mir besser ging, obwohl das Zeug mich nicht wirklich zum Besserfühlen brachte. Vorallem dieser schei. auf der linken Kopfhältfe, das Kribbeln auf der Nasenwurzel, das Augenlidzucken machen mich einfach wahnsinnig. Fühl mich zurzeit auch überhaupt nicht gut und werde die Tage wieder mal zum Psycho-Doc gehen.

Aber angesichts aller geschilderten Symptome, speziell auch dieses Erlebnis mit der Frau, was glaubt ihr, ist es was ich habe? Das bringt mich alles noch zur Verzweiflung, manchmal habe ich echt das Gefühl, dass ich den Verstand verliere. Tut mir echt leid, dass ich auch so ausgeholt habe, aber es ist doch immer besser ein präzises Bild von einem selbst zu geben, als sich nur kurz zu umreißen.

Mit freundlichen Grüßen

Ugi

30.10.2017 02:43 • 31.10.2017 #1


8 Antworten ↓


Zitat von Ugi257:
Hab vom Arzt immer Citalopram verschrieben bekommen. Das nahm ich manchmal bis zu einem halben Jahr regelmäßig und danach ließ ich es wieder sein, wenn es mir besser ging, obwohl das Zeug mich nicht wirklich zum Besserfühlen brachte.


Ging es dir damit besser oder nicht? Kapiere es gerade nicht, für mich klingt das widersprüchlich. Hast du das mit dem Kribbeln und dem Augenlidzucken auch, wenn du das Citalopram nimmst?

Hast du es mal Magnesium versucht? Ich habe das mit mit dem Lidzucken und dem Kribbeln auf der Nase auch manchmal, aber wenn ich regelmäßig Magnesium nehme, geht es fast immer weg.

Ich lese bei dir nur von Medikamentengabe, hast du gar keine Psychotherapie gehabt die letzten Jahre?

Was dein Erlebnis angeht, ich finde deine Ängste schon nachvollziehbar. Du wusstest ja gar nicht, was dich dort erwarten würde. Es wundert mich, dass du überhaupt da rein gegangen bist.

A


Angst in fremder Wohnung

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Zitat von Luna70:

Ging es dir damit besser oder nicht? Kapiere es gerade nicht, für mich klingt das widersprüchlich. Hast du das mit dem Kribbeln und dem Augenlidzucken auch, wenn du das Citalopram nimmst?

Hast du es mal Magnesium versucht? Ich habe das mit mit dem Lidzucken und dem Kribbeln auf der Nase auch manchmal, aber wenn ich regelmäßig Magnesium nehme, geht es fast immer weg.

Ich lese bei dir nur von Medikamentengabe, hast du gar keine Psychotherapie gehabt die letzten Jahre?

Was dein Erlebnis angeht, ich finde deine Ängste schon nachvollziehbar. Du wusstest ja gar nicht, was dich dort erwarten würde. Es wundert mich, dass du überhaupt da rein gegangen bist.


Ich weiß nicht mehr, ob es mir besser ging, tendentiell vlt. ein bisschen, aber halt auch nicht wirklich. Hab die Tabletten immer so über einen Zeitraum von einem halben Jahr genommen und dann auch wieder abgesetzt, wenn es mir etwas besser ging. Bin mitte August wieder zum Psycho-Doc gegangen, der hat mir Valdoxan verschrieben. Hatte davor bestimmt fast anderthalb Jahre keine Medis bekommen. Das Valdoxan ist aber zu soft, wie ich im Inet gelesen hab, hilft etwas gegen die Schlafstörungen.

Ja, hab Magnesium, alles probiert. Hab sogar einen Allergietest, MRT gemacht, alles wunderbar meinten die Ärzte.

Ich denke, dass das Erlebnis auch einigermaßen nachvollziehbar ist, allerdings glaube ich nicht, dass diese Paranoia und Angst bei jedem derartig gefühlt wird. Ich kann mich mal erinnern, dass ich vor 5 Jahren kurz vor Silvester einen *beep* geraucht hatte und dann im Dunkeln die Treppen runterlaufen musste, weil das Licht im Treppenflur kaputt war. Vom 5. Stock bis zum Erdgeschoss. Ich hatte eine unheimliche Angst gehabt, keine Ahnung wieso. Immer wenn ich ein Stockwerk tiefer etwas gehört hatte, z.B. das Türzuschlagen der Haustür oder irgendwelche Geräusche, habe ich extreme Panik- und Angst bekommen. Dachte mir während des Treppenabsteigens, dass ich nur heil das Gebäude verlassen will. Als ich dann draußen war, hat es sich unheimlich gut angefühlt.

Das Problem ist, ich weiß nicht genau, was ich habe. Und die Ärzte auch nicht. Einige Ärzte sagen Zwangsgedanken, Angststörung, Panikstörung, Depression und einer meinte mal latente Schizophrenie. Als man mich allerdings im Krankenhaus wirklich darauf untersuchte, meinte der Arzt, dass er sich entschuldigen muss, weil er sich geirrt hat.

Ach, ich würde einfach nur ein geeignetes Medikament haben wollen. Dieser Kopfdruck, diese Gedächtnisprobleme, die Schlafstörungen, die Niedergeschlagenheit und das Augenlidzucken sind eine Qual. Weiß gar nicht, wie ich es geschafft habe mit all den Symptomen meinen Bachelor zu machen.

Du hast in dieser Wohnung einen psychotischen Zustand erlebt, so kenne ich das von mir ebenfalls. Ich bin ja kein Arzt, aber anscheinend neigst Du zu psychotischen Zuständen, die auch die Angst hervorrufen.
Da helfen in der Regel nur Neuroleptika. Ich nehme selber Abilify, ist besser als Seroquell, man nimmt davon nicht zu (offiziell) und bei meisten gibt es weniger NW als bei dem SeroQUAL (wie ich es nenne )

Zitat von JPreston:
Du hast in dieser Wohnung einen psychotischen Zustand erlebt, so kenne ich das von mir ebenfalls. Ich bin ja kein Arzt, aber anscheinend neigst Du zu psychotischen Zuständen, die auch die Angst hervorrufen.
Da helfen in der Regel nur Neuroleptika. Ich nehme selber Abilify, ist besser als Seroquell, man nimmt davon nicht zu (offiziell) und bei meisten gibt es weniger NW als bei dem SeroQUAL (wie ich es nenne )


Hmm. Also, ich höre ja keine Stimmen und sehe auch nicht irgendwelche Dinge, die nicht existieren. Kann es nicht sein, dass ich durch das *beep* eine generalisierte Angststörung/Panikstörung bekommen habe?

Das Ding ist, ich versuche die ganze Zeit schon Neuroleptika, zu vermeiden. Liegt daran, dass ich durch das Seroquel zugenommen hatte und irgendwie total apathisch und neben der Spur stand. Habe auch mal Risperidon probiert gehabt, dadurch habe ich extreme Bauchschmerzen erhalten und meine Nase trocknete aus.

Ist dieses Abilify anders? Also, mir gehts nur darum, dass ich durch die Medikamente nicht zunehmen und auch nicht komplett neben der Spur stehen möchte. Bewerbe mich gerade auch für Praktika und neben der Spur stehen wäre das Letzte, was ich auf Arbeit gebrauchen könnte.

Ich kann ja nicht mit Sicherheit Dir eine Diagnose stellen, bin kein Psychiater Es war einem psychotischen Zustand sehr ähnlich, deshalb, meine Vermutung.
Und laut meinem Arzt, nimmt man von Abilify nicht zu und benebelt läuft man auch davon nicht rum, im Gegenteil von Seroquel.

Zitat von JPreston:
Ich kann ja nicht mit Sicherheit Dir eine Diagnose stellen, bin kein Psychiater Es war einem psychotischen Zustand sehr ähnlich, deshalb, meine Vermutung.
Und laut meinem Arzt, nimmt man von Abilify nicht zu und benebelt läuft man auch davon nicht rum, im Gegenteil von Seroquel.


Hey, vielen Dank für die Antwort. Mich würde mal interessieren, ob man die Medikamente ein lebenlang nehmen muss oder auch nur temporär (z.B. ein halbes Jahr/Jahr). Vor allem, wie fühlst du dich mit dem Medikament? Ist die Wahrnehmung der Umwelt ganz anders? Fühlt man sich davon auch immer so gerädert?

Also ich muss leider höchstwahrscheinlich mein leben lang die Medis gegen Schizophrenie nehmen, denn ich habe sie in einer schweren Form. Dazu noch bipolare Störung.
Na ja, jetzt geht es mir mit diesen Medikamenten gut und ich kann einigermaßen normal leben.
Nein, die Medis haben so gut bei mir gewirkt, dass ich keine NW spüre. Nur am Anfang hatte ich welche, aber sie waren sehr leicht und vergingen schnell.

Zitat von JPreston:
Also ich muss leider höchstwahrscheinlich mein leben lang die Medis gegen Schizophrenie nehmen, denn ich habe sie in einer schweren Form. Dazu noch bipolare Störung.
Na ja, jetzt geht es mir mit diesen Medikamenten gut und ich kann einigermaßen normal leben.
Nein, die Medis haben so gut bei mir gewirkt, dass ich keine NW spüre. Nur am Anfang hatte ich welche, aber sie waren sehr leicht und vergingen schnell.


Ich werde mal am Donnerstag wieder zu meinem Arzt gehen und ihm mal vorschlagen, dass ich entweder das Citalopram wieder einnehmen möchte oder das Abilify. Hab davon nur gute Sachen gelesen bisher im Netz. Mal gucken.




Dr. Christina Wiesemann
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