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Hallo,
ich bin neu hier und weiß auch ehrlich gesagt nicht ob das hier rein passt. Allerdings würde ich mir gerne etwas von der Seele reden und einen anderen Blickwinkel erhalten.
In meinem Beruf (ich bin Informatikerin) habe ich gelernt, dass Jemandem von einem Problem zu erzählen oftmals bereits die Lösung bringt. Nur leider ist eben dieses reden mein größtes Problem.
Ich habe in der Vergangenheit mit einer Essstörung zu kämpfen gehabt, allerdings bin ich inzwischen auf dem Weg der Besserung und eigentlich ganz zufrieden mit dem, was ich erreicht habe.
Gestern hatte ich einen kleinen Rückfall, den ich aber als nicht weiter schlimm abgetan habe.
Mein Problem liegt an ganz anderer Stelle:
Personen die mir sehr wichtig sind haben das gestern mitbekommen und wollten nun mit mir reden. Sie versuchen mir zu helfen das ist mir klar und ich bin ihnen wahnsinnig dankbar dafür. Allerdings sobald sie (oder irgendwer anders) mich auf meine Probleme oder Fehler ansprechen, mache ich ohne es zu wollen dicht. Ich verkrampfe mich komplett und bekomme keinen Ton raus. Das war schon immer so, selbst als ich noch ein Kind war. Wenn jemand versucht mir zu helfen erstarre ich. Ich schreie Ihnen in Gedanken meine Antworten entgegen bekomme aber keinen Ton über die Lippen. Ich sitze einfach nur noch da und starre Löcher in die Luft.
Ich habe schon mehrfach versucht diese Blockade schriftlich zu umgehen und ihnen wenn ich alleine bin einen Brief oder dergleichen zu schreiben, aber sobald ich beginnen will verfalle ich wieder in meine Starre.
Das passiert mir in letzter Zeit ziemlich häufig, nicht nur wenn ich auf etwas angesprochen werde, nein auch wenn ich etwas ansprechen will.
Ich versuche zum Beispiel mich seit Ewigkeiten zu outen aber immer wenn ich es tun will friere ich ein. Und das obwohl ich weiß, dass sie wirklich positiv reagieren würden also kann es auch keine Angst vor der Reaktion sein. (tatsächlich ist das hier das erste mal, dass ich jemandem außer mir selbst erzählt habe, dass ich gleichgeschlechtlich bin aber das nur so nebenbei).
Bei dem sehr einseitigen Gespräch über meinen Rückfall war es aber so extrem wie schon lange nicht mehr meine Kehle war wie zugeschnürt, mir liefen stumme Tränen aus den Augen und ich habe meine Hand so stark verkrampft, dass sich meine Fingernägel in meine Handflächen gebohrt haben.
Vielleicht weiß ja jemand hier was das bedeutet. Vielleicht war jemand in einer ähnlichen Situation und hat es rausgeschafft. Vielleicht bin ich hier auch komplett falsch, aber dann könnte ich wenigstens meine Gedanken etwas sortieren.
Mit besten Grüßen
Lizzy

15.05.2019 20:41 • 16.05.2019 x 1 #1


4 Antworten ↓


Schlaflose
Dazu kann ich sagen, dass ich auch nicht über meine Probleme rede, wenn ich darauf angesprochen werde. Daran sind auch einige Therapien gescheitert. Bei mir ist es eher so, dass ich dann abweisend werde und mich umdrehe weggehe.

15.05.2019 20:48 • #2


A


Angst davor Probleme mitzuteilen

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Icefalki
Liebe Lizzy, darum haben wir ja unsere Probleme. Deshalb gibt es bei dir deine Essstörung, dein Verstummen.

Ich nenne das unsere Hintergrundproblematik, dieser Schutz für den Kern ganz tief in uns. Man kann sich natürlich irgendwie arrangieren, ist auch gut so, aber es gibt eben Momente, die einem wieder zeigen, dass eben Probleme vorhanden sind.

Gestern wurdest du empfindungsmässig entlarvt. Lassen wir es dahingestellt, wie gut es andere meinen. Tatsache ist, jetzt empfindest du Scham und Angst wie andere dich sehen könnten. Auch, wie über dich geurteilt werden könnte.

Allerdings, vergisst du eines. Du selbst verurteilst dich am Meisten. Und das ist das Problem. Heutzutage Gleichgeschlechtlich zu sein ist doch kein Makel mehr. Evtl. Ist deine Essstörung auch nur das Produkt, dass du dieses Sein nicht einfach mal allen auf den Tisch kotzen kannst.

Denk mal darüber nach.

Und übrigens, herzlich willkommen bei uns im Forum.

15.05.2019 22:03 • x 1 #3


will_wach_werden
Hört sich für mich an wie der Teufelskreis Akzeptanz/Veränderung wollen.
Ich möchte sprechen(Veränderung).
Um sprechen zu können muss ich akzeptieren, dass ich es in diesem Moment nicht kann. Und vielleicht auch beim nächsten Mal nicht.
Sag dir selbst:
Ich habe es versucht und mein Bestes gegeben.
Die Möglichkeit besteht, dass es das nächste Mal klappt.
Und egal ob da nur stottern oder Töne raus kommen ich gebe mein Bestes und kann darauf stolz sein, weil ich es versuche.

Vielleicht hilft es dir, wenn du es aufschreibst und den Zettel stumm weitergibst?
Oder diesen Thread ausdruckst?
Ich könnte mir vorstellen, dass du so mit der Überwindung beschäftigt bist, dass nur noch dein Gefühl im Kopf Platz hat und deine Worte verdrängt.

15.05.2019 22:57 • x 1 #4


Froschkönigin
Zitat von Lizzy_:
Allerdings sobald sie (oder irgendwer anders) mich auf meine Probleme oder Fehler ansprechen, mache ich ohne es zu wollen dicht. Ich verkrampfe mich komplett und bekomme keinen Ton raus. Das war schon immer so, selbst als ich noch ein Kind war. Wenn jemand versucht mir zu helfen erstarre ich. Ich schreie Ihnen in Gedanken meine Antworten entgegen bekomme aber keinen Ton über die Lippen. Ich sitze einfach nur noch da und starre Löcher in die Luft.
Ich habe schon mehrfach versucht diese Blockade schriftlich zu umgehen und ihnen wenn ich alleine bin einen Brief oder dergleichen zu schreiben, aber sobald ich beginnen will verfalle ich wieder in meine Starre.
Das passiert mir in letzter Zeit ziemlich häufig, nicht nur wenn ich auf etwas angesprochen werde, nein auch wenn ich etwas ansprechen will.
Ich versuche zum Beispiel mich seit Ewigkeiten zu outen aber immer wenn ich es tun will friere ich ein

Hallo @Lizzy_ und herzlich Willkommen!

Ich kenne dieses Problem sehr gut. Ich bin auch immer ein totaler Stummfisch, wenn ich auf Dinge angesprochen werde, die ein Problem sind oder ich etwas falsch gemacht habe. Ich mache dann auch total zu und könnte manchmal direkt losheulen. Das war bei mir auch in der Kindheit schon so, z.B. meinem Vater gegenüber (beim Hausaufgaben machen und er mir versucht hat etwas zu erklären was ich nicht verstanden habe). Das ist leider in der Arbeit oder selbst Freunden gegenüber heute noch ein großes Problem. Schreiben kann ich jedoch schon darüber und habe das auch schon das ein oder andere Mal getan. Vielleicht versuchst du es in einem ruhigeren Moment und lass Dir Zeit dabei.....
Die Sache mit der Gleichgeschlechtlichkeit ist bei mir nicht anders. Ausgewählte Leute wissen davon, sonst niemand. Wobei es mir inzwischen schon fast egal ist, ob es jemand weiß. Da bin ich schon etwas weitergekommen. Aber ich sehe das auch nicht als großes Thema an, da ich ja andere auch nicht darauf anspreche welche Sexualität sie leben. Das ist mir ziemlich egal. Ich weiß, dass es jedoch leider immer noch ein Thema in der Gesellschaft ist, gerade auf dem Land wo ich wohne.

16.05.2019 08:21 • x 1 #5





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