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V
Hallo, ich war bis jetzt immer nur stille Mitleserin im Forum, aber ich weiß zurzeit leider nicht mehr wirklich weiter und dachte mir deswegen, ich probiere es einfach mal hier.
Als kurze Vorgeschichte zu meinem derzeitigen Problem: Ich habe schon recht früh in meinem Leben die Diagnose PTBS und Depression erhalten und hatte kurz nach meinem 18. Geburtstag im letzten Schuljahr ein sehr schlimmes Tief, so dass ich Antidepressiva genommen haben und fast immer 2x die Woche bei meiner Therapeutin war, wodurch mir psychische Erkrankungen nicht fremd sind. Zum Glück habe ich das Abi trotzdem geschafft und habe seitdem ein Jahr gearbeitet, bin ausgezogen und habe mein Studium begonnen. Grundsätzlich ging es mir seitdem bis zum April eigentlich sehr gut.
Im April habe ich mich dann aber leider mit Corona infiziert und seitdem ist nichts mehr wie es vorher war. Nachdem es mir erst nach 3 Wochen wieder einigermaßen gut ging, hatte ich plötzlich in der Straßenbahn meine erste Panikattacke, worauf noch viele folgten und extreme Schlaf- und Verdauungsprobleme. Bei Letzterem wurde mir gesagt, dass das einfach noch an meiner Coronainfektion liegt, obwohl sich mittlerweile rausgestellt hat, dass von meiner Speiseröhre bis in den Darm eigentlich alles entzündet ist. Ich bin wieder wöchentlich in Therapie, medikamentös eingestellt, mache regelmäßig Sport, schaue, dass ich öfter das Haus verlasse und probiere auch eine Lösung für das Magen-Darm-Thema zu finden, was leider mit vielen Wartezeiten verbunden ist. Mein Problem zurzeit ist aber vor allem, dass ich morgens und manchmal auch über den Tag verteilt total unruhig, angespannt und ängstlich/panisch bin. Meistens wache ich schon um 4 Uhr früh auf und habe total Angst davor, was heute alles passieren wird oder ob ich wieder schlimme Angst/Schmerzen haben werde und wünsche mir einfach, dass der Tag schon wieder vorbei wäre. Egal was ich tue ich kann mich da nicht wirklich ablenken, vor allem, weil auch immer wieder Gedanken dazukommen wie "Wegen deiner Angst wirst du eines Tages nie wieder dein Zimmer verlassen können und keiner wird dir helfen!" oder "Du machst viel zu wenig um gesund zu werden!". Oft passiert es auch, dass wenn ich zum Beispiel ein Buch lese und vorher eigentlich alles gut war, mir plötzlich Gedanken in den Kopf schießen wie "Du musst dringend ins Krankenhaus!", obwohl eigentlich alles gut ist, wodurch sich mittlerweile bei mir auch eine große Angst vor der Angst entwickelt hat. Hinzukommend lösen Beschwerden wie Bauchweh und Krämpfe, die ich zurzeit sehr oft habe, noch immer zusätzlich Panik in mir aus.
Dadurch dass sich das ganze sowohl körperlich als auch psychisch jetzt schon länger hinzieht, habe ich langsam keine Kraft mehr mich jeden Tag meiner Angst zu stellen und auch wenig Hoffnung mehr, dass sich die Situation jemals verändert. Vor allem weil ich auch das Gefühl habe, dass andere Leute mit ihren Angstzuständen einigermaßen gut umgehen können und nur ich es einfach nicht hinbekomme, womit ich mir nur noch mehr Druck mache. Ich habe zurzeit einfach total Angst, dass ich das Thema nie in den Griff bekomme und irgendwann einfach als verrückt abgestempelt werde und mit mir niemand irgendwas zu tun haben will oder mir helfen will (also Freunde und Familie, aber z.B. auch Ärzte). Ich war zwar schon immer eher ängstlich, aber hatte davor eigentlich selten Panikattacken und vor allem keine Angstzustände dieser Art udn Häufigkeit, weswegen ich bei dem Thema einfach auch sehr verloren bin. Vielleicht gibt es also wen unter euch, der gute Tipps hat oder dem es mit seinen Beschwerden ähnlich geht/ging, was mir schon sehr helfen würde, damit ich mir mit der Thematik nicht ganz alleine vorkomme. Vielen Dank schon einmal für wirklich jede Antwort und sorry, dass der Text hier so lang geworden ist!

14.06.2022 09:38 • 16.06.2022 x 1 #1


11 Antworten ↓


C
Hallo Viola,

erstmal schöner Name, unsere Tochter heißt mit zweitem Namen auch so
Deine Symptome erinnern mich ein wenig an mich und meiner Angst vor der Angst. Gleich mal vor weg, dieses Forum kann keine Therapie ersetzen und ich würd unbedingt wieder damit beginnen.

Zitat von Viola1:
Wegen deiner Angst wirst du eines Tages nie wieder dein Zimmer verlassen können und keiner wird dir helfen!

sowas würde ich gleich mal als klassischen Katastrophen Gedanken ansehen und da solltest du dir selber widersprechen.
Vielleicht geht das alles ja auch gut aus und dir wird es wieder besser gehen?

Zitat von Viola1:
Du machst viel zu wenig um gesund zu werden!

Zitat von Viola1:
Du musst dringend ins Krankenhaus!


Lass dich von den Gedanken nicht so beeindrucken, es sind nur Gedanken die können dir nichts tun, sie machen dir vielleicht gerade Angst aber im Prinzip sind sie komplett Irrelevant!

Zitat von Viola1:
wodurch sich mittlerweile bei mir auch eine große Angst vor der Angst entwickelt hat


Ich verfolge da verschiedene Strategien, wenn ich merke das ich gerade Angst vor der Angst habe sage ich mir immer das das ja keine richtige Angst ist und ich brauche jetzt auch gar nichts dagegen tun außer entspannen und einfach drann glauben das es von selber besser wird.

Dein Körper kann das nämlich ziemlich gut das er sich nach Anspannung wieder entspannt, du musst einfach nur dran glauben das es so ist

Also weniger katastrophisieren, mehr Entspannung und die Gedanken als das ansehen was sie sind, einfach nur Gedanken und keine Tatsachen!

Lg Jürgen

14.06.2022 10:36 • x 1 #2


A


Angst davor, dass die Angst nie besser wird

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Karimma
Hallo Viola,
Du bist hier nicht allein. Viele von uns haben ähnliche Probleme.
Gut raten kann ich dir gerade auch nicht ,da ich mich gerade auch mit Darmproblemen und Ängsten rumschlage. Und wenn man selbst drin steckt, kann man nicht richtig denken. Ich zumindest nicht. Das einzige, was mich aufbaut ist die Tatsache dass ich die Probleme schon öfter hatte und die auch immer nach einer gewissen Zeit besser geworden sind. Ich weiß auch gerade nicht wohin mit meiner Angst.
Aber, du bist nicht allein.

14.06.2022 10:38 • x 1 #3


V
Hallo Jürgen,
vielen Dank für deine Antwort und dass du mich damit daran erinnerst meinen Gedanken nicht immer so viel Macht über mich zu geben. Ab und an kann ich die Gedanken/Angstspirale sehr gut unterbrechen bzw. mir sagen, dass das eben nur Gedanken sind, aber vor allem heute ist einfach so ein Tag an dem ich nicht gegen sie ankomme.
Ich bin seit einem guten Monat zum Glück wieder in Therapie, was mir auch schon sehr geholfen hat, aber natürlich muss ich noch an viel arbeiten, aber mache mir zurzeit selber viel Druck, dass das ganze schneller gehen muss und ich endlich wieder komplett funktionieren muss.
Mein Vertrauen in meinen Körper ist durch meine Magen-Darm Erkrankung zurzeit leider nicht sehr hoch, weswegen es mir auch schwer fällt darauf zu vertrauen, dass er sich selber wieder entspannen kann, aber ich werde es auf jeden Fall probieren!

14.06.2022 11:48 • #4


V
Danke für deine Antwort!
Wie bereits erwähnt hilft es mir sehr zu wissen, dass ich nicht die einzige bin der es so geht. Sich daran zu erinnern, dass es schon einmal wieder besser wurde, ist momentan auch mein einziger Lichtblick. Schließlich habe ich es damals aus der Depression auch rausgeschafft habe, obwohl ich mir sicher war, dass das nie funktionieren würde. Aber bei meinen Ängsten ist das irgendwie mehr ein auf und ab.

14.06.2022 12:14 • #5


C
Zitat von Viola1:
Ab und an kann ich die Gedanken/Angstspirale sehr gut unterbrechen bzw. mir sagen, dass das eben nur Gedanken sind, aber vor allem heute ist einfach so ein Tag an dem ich nicht gegen sie ankomme.

Das passiert mir auch sehr oft, gerade an Tagen wo man gestresst ist oder nicht gut drauf kommen die Ängste gern hervor.
Vielleicht kannst du versuchen eben nicht gegen sie anzukommen, du hast einfach Angst und das ist ok. Meistens kommen die schlimmsten Symptome, zumindestz bei mir, wenn ich an solchen Tagen versuche dagegen anzukämpfen.

Vielleicht findest du ja etwas das dir gut tut um vom grübeln ins tun zu kommen! Und wenn die Angst da ist dann ist es hald so, sie kann dir im Prinzip nichts tun.

14.06.2022 13:38 • x 1 #6


annanna
Hallo Viola!
Mir geht es genau so wie dir. Bei mir hat auch alles im April angefangen. Vorher hatte ich wochenlang "nur" Unruhezustände, die aber ganz gut auszuhalten waren. Anfang April hatte ich meine erste heftige Panikattacke. Seitdem habe ich täglich starke Angstzustände. Mit meinen Gedanken "plane" ich quasi schon immer meine nächste Panikattacke. Ich habe dadurch auch eine Angst vor der Angst entwickelt. Morgens ist es bei mir auch am schlimmsten aber meistens zieht sich das über den ganzen Tag. Mal mehr mal weniger. Am schlimmsten momentan ist es, wenn ich alleine bin und keine Ablenkung habe. Da zerbreche ich mir den Kopf, habe die schlimmsten Gedanken und achte nur noch auf körperliche Symptome.
Bis jetzt habe ich leider auch noch nichts gefunden, was mich wirklich beruhigt.
Wenn du magst, können wir uns ja gern mal etwas darüber austauschen.
Liebe Grüße.

14.06.2022 17:31 • x 1 #7


V
@cyclingdude
Jetzt wo es mir am Abend besser geht sind diese Sachen alle so logisch, aber heute hätte ich es alleine nicht geschafft nicht ständig dagegen anzukämpfen und mich dadurch noch mehr reinzusteigern. Deswegen wirklich vielen Dank für deine Antwort, weil dadurch konnte ich heute die Angst wenigstens etwas zulassen und mich wenigstens zu irgendwas anderem aufraffen, um mich ein bisschen zu beruhigen.

14.06.2022 19:45 • #8


V
@annanna
Hallo Anna!
Vielen Dank für deine Nachricht! Nachdem es mir gestern Abend eigentlich wieder relativ gut ging und die Nacht und der frühe Morgen für meine Verhältnisse auch ruhig waren, ist mein Hauptproblem gerade genau diese Angst vor der Angst, wie du sie beschreibst.
Mich würde es auf jeden Fall sehr freuen, wenn du dich mit mir mehr darüber austauschen willst, weil ich meine Situation sehr in deiner Nachricht wiederfinde.
LG

15.06.2022 10:21 • #9


Flame
@Viola1

Dein Text hätte von mir sein können im Jahre 2016/2017.

Mich erstaunt immer wieder,wie ähnlich die Verläufe sind obwohl wir doch alle unterschiedliche Menschen sind...

Vieles weisst Du ja schon,auch dass sich die Psyche stark auf den Köper auswirken kann.

Das zu akzeptieren ist allerdings ungleich schwieriger als es einfach nur theoretisch zu wissen.

Für mein Empfinden klingst Du depressiv,die Gedanken können kaum kontrolliert werden und die Ängste grassieren.

Schlimm ist daran gar nichts und natürlich kann Dir geholfen werden.

Angst vorm Verrückt werden ist normal,Angst zu Versagen,Angst alles zu verlieren und was sich der Verstand in seiner Phantasie noch so alles zusammen sucht.

Manche Menschen sind einfach anfälliger als andere und es ist nicht schön,das an sich fest zu stellen.
Gerecht ist es auch nicht aber es ist,wie es ist und hier beginnt die Reise zu sich selbst.

Wenn man depressiv ist,ist es angeraten,sich medikamentöse Unterstützug zu nehmen.

Versagens-und Schuldgefühle nehmen Überhand und der Kopf ist kaum noch kontrollierbar.
Das ist nicht Deine Schuld,das ist ein Krankheitsbild,dass sich behandeln lässt,wie Du ja aus der Vergangenheit bereits weisst.

Ich geb Dir mal eine gute Klinik an die Hand:
https://burghof-klinik.de/

Ich weiss,das macht wieder Angst ,sich auf was Neues einzulassen,gerade jetzt.
Denke aber,dass eine umfassende Therapie Dich gut stabilisieren könnte.

Jedenfalls hab ich das auch erlebt,was Du erlebst und unzählige andere Betroffene hier auch,es ist also absolut nichts ungewöhnliches,auch wenn man sehr leidet.

Alles wird wieder gut aber lass Dir helfen,man muss nicht alles alleine schaffen.

Ich drück Dich mal und wenn Du nachts nicht schlafen kannst oder Unruhe hast,steh kurz auf und mach Dir einen Kamillentee,mach die Fenster weit auf und lass ordentlich Sauerstoff rein.
Melissentee kann ich besonders empfehlen und auch hochdosiertes Baldrian:
https://www.bing.com/search?q=melissent...PC=EDGEDSE

https://www.medpex.de/schlafstoerung/kn...ijR3yvbRBx

Das sind pflanzliche Mittel ohne Neben - oder Wechselwirkungen.
Baldrian kann auch tagsüber eingenommen werden,macht ein bisschen müde aber sonst nichts.

Bei extremer Unruhe hilft Bewegung,auch wenn man sich im Moment in der Angst gefangen fühlt.
Einfach im Zimmer hin und her laufen.
Nach einer gewissen Zeit ermüdet die Anspannung im Köper von alleine und dann wirst Du ruhiger.

15.06.2022 22:08 • x 2 #10


V
@Flame
Vielen Dank für deine Nachricht, ich war ehrlich gesagt auch schon erstaunt darüber, wie ich mich manchmal in bestimmen Aussagen, die im Forum fallen, wiederfinde!
Die Depression spielt sicher noch immer oder schon wieder eine sehr große Rolle bei mir. Zurzeit nehme ich wieder Medikamente aber es wird noch ein bisschen dauern bis die ihre volle Wirkung zeigen.
Danke für die Klinikempfehlung, zurzeit hat man ja auch überall extreme Wartezeiten und ich persönlich würde es jetzt erstmal noch mit meinem Psychiater und meiner Therapeutin probieren wollen, mit der Angst besser umgehen zu können.
Es tut wirklich gut zu hören, dass ich kein verlorener Fall bin. Vielen Dank auch für die ganzen Tipps, ich werde sie auf jeden Fall auch ausprobieren.

16.06.2022 08:24 • #11


Flame
Zitat von Viola1:
ich persönlich würde es jetzt erstmal noch mit meinem Psychiater und meiner Therapeutin probieren wollen, mit der Angst besser umgehen zu können.

Ja,das mach mal,wenn die Tabletten zu wirken beginnen,wird es leichter werden und dann kriegst Du die Negativ- und Angstgedanken auch viel leichter in den Griff.

Bis dahin den immer dran:es sind nur Gedanken und Gefühle,die können Dir nicht wirklich was tun.
Die kommen und gehen wie Wolken am Himmel.

16.06.2022 17:35 • #12


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Dr. Christina Wiesemann