Es hängt schon mal davon ab, warum man Angst vorm Autofahren hat? Ist es begründet oder nicht?
Es gibt Menschen, die haben eine sehr gute Hand-Augen-Kommunikation, auch das Rennfahrer-Gen. Denen fällt das leicht. Und andere haben es eben nicht, die sind nicht so begabt. Da ist die Angst eher da, weil ich merke, dass ich nicht kompetent genug bin.
Da würde ich mich nicht überfordern. Dh da fahren, wo man gut zurecht kommt.
Und wenn es nur die Angst ist und man ansonsten sehr geschickt ist, dann muss man an der Angst ansetzen.
Das kann jedenfalls deutlich besser werden mit dem Autofahren. Es muss nicht immer so bleiben.
Es gibt sogar Kliniken, die diese Problem angehen, aber das ist selten. Da kann man mit dem Fahrsimulator trainieren. ABER: Ich würde das nur unter sehr engen Voraussetzungen so angehen. Weil die machen das mit allen Schikanen und am Ende kann es passieren, dass einem so ein Verkehrspsychologe die Fahrtauglichkeit abspricht und dann hat man den Salat. Solche Sachen sind eher geeignet, wenn der Führerschein schon einkassiert wurde, weil ein Facharzt z.B. nach einem Unfall oder wegen einer Erkrankung die Fahreigenschaft schon abgesprochen hat. Dann hat man eh nix mehr zu verlieren.
Ansonsten ist es besser, einfach erst jemanden mitzunehmen, der mit einem übt. Und wenn man niemanden hat und man es sich finanziell leisten kann, dann geht eine Angsthasen-Fahrschule. Dann ist man nicht so allein, wenn man Panik im Auto bekommt. Und ein Fahrlehrer kann auch eingreifen, weil mit dem Fahrschulauto gefahren wird.
Der wichtigste Tipp ist, dass man sich langsam rantasten sollte.
Ich hatte damals den Führerschein gemacht und es furchtbar, aber ich habe ihn bekommen. Dann bin ich zwei Jahre keinen Meter mehr selbst gefahren, nur als Mitfahrer. Dann brauchte ich beruflich den Führerschein aber wieder. Dann habe ich mit Beifaherer geübt. Die einfachste Strecke von Ortschaft zu Ortschaft, 5 km. Und das immer weiter ausgebaut, bis ich sicherer war. Man braucht jemanden, der Veständnis für einen hat und nicht so Motzknochen nebendran.
Man wird wohl nie der Champ beim Autofahren. Aber mittlerweile fahre ich alle Strecken selbst und auch in Großtstädte. Das Navi ist mein bester Freund. Voraussetzung ist, dass es ein gutes ist. Sogar Autobahn bin ich schon gefahren, aber das war zu wild und das kann ich nicht, deshalb lasse ich es. Berlin-Hamburg-München und Tokio und New York werde und will ich nie fahren. Aber damit kann man leben.
Was hilft?
Tipps von der Angsthasen-Fahrschule gefällig?
1. Wenn Panik aufkommt, man sich verfahren hat, man den Weg nicht findet oder unsicher ist, wer grade Vorfahrt hat oder so Zeug, wenn man überfordert ist: LANGSAM FAHREN!
Ganz egal, ob es andere stört oder nicht, einfach mal langsamer fahren, denn das ist sicher.
Hinten ein Aufkleber drauf: Fahranfänger!
Auch wenn das nicht stimmt, führt es dazu, dass andere Verkehrsteilnehmer ein bisschen milder reagieren
2. Navi verwenden. Dann muss man nicht nach dem Weg suchen und es zeigt die Strecke vorab an. So weiß man, was einen erwartet und das gibt Sicherheit. Und wenn man sich verfährt, dann einfach gradeaus weiterfahren. Das Navi wird ganz schnell die Route neu berechnen und den Weg wieder sicher anzeigen. Und dann klappt das!
3. Auto geht kaputt: ADAC-Mitgliedschaft und wenn die Karre streikt, den Warnblincker rein und sachte - wenn es geht noch zur Seite rollen oder auf den nächsten Parkplatz. Und das liegengebliebene Auto mit dem Warndreieck absichern und sich selbst mit der Warnweste verkleiden.
4. Ungewohnte Verkehrssituationen, wo man nicht weiß, wie man sich verhalten soll, ob man mit dem eigenen Auto z.B. an geparkten Autos und dem Gegenverkehr vorbei kommt? Schauen, wie der Autofahrer vor einem fährt. Wie verhalten sich die anderen Autofahrer? Abkupfern und von deren Fahrern abschauen, wie es gut geht, ist Pflicht beim Autofahren lernen. Ich habe z.B. oft als Beifahrer oder aus der Straßenbahn heraus den Verkehrsfluss beobachtet und habe so gechectkt, wie der Verkehr fließt.
5. Auf der Autobahn klemmt man sich auf der rechten Spur einfach hinter einen Laster und fährt dem nach. Bis die richtige Ausfahrt kommt.
6. Grundsätzlich ist es so, dass die anderen auch keinen Unfall wollen und beim Auffahren machen die meistens Platz oder fahren halt rechts rüber.
Es geht nur in langsamen kleinen Schritten, sich das zu erobern. Und irgendwann wird es immer weniger Angst. Wenn man regelmäßig die gleiche einfache Stecke fährt, dann gewöhnt man sich ans Auto und an die Wetterverhältnisse. Mit der Zeit macht man den Radio auch an und singt irgendwann mit und wird lockerer. Was auch geholfen hat, war dann später mal allein zu fahren, ohne dass einen jemand beobachtet.
Und was man auf gar keinen Fall machen darf, ist:
Voll abbremsen, weil man Panik kriegt, da rennt einem nämlich der Hintermann knallhart drauf. Bei solchen Unfällen wird es lebensgefährlich. Das habe ich mal erlebt. Das ist mit das Gefährlichste, was man mit einem Auto machen kann. Die Situation war so, dass das die Autofahrerin vor mir extrem lahm und unsicher unterwegs war und ich mir schon dachte, da stimmt was nicht.
Und dann kam auf der Gegenseite ein LKW und es hat geregnet und der hat ihr das ganze Spritzwasser auf die Windschutzscheibe geklatscht und in dem Moment hatte sie null Sicht und durchgedreht. Sie ist voll auf die Bremse gestanden und das bei 70 km/h. Mit dem Ergebnis, dass ich beinahe auf ihrer Rückbank mit meiner Motorhaube stand. Wenn ich nicht schon vorher langsam gemacht hätte, weil die so rumgurkt, dann wäre ich jetzt tot und meine Beifahrerin auch. Sowas ist eben doch gefährlich, deshalb ist es besser, wenn man vorab sich Überlegungen macht, wie man mit den einzelnen Situationen am besten umgeht.
Die Topautofahrer sagen dann immer:
Das ist alles ganz einfach!.
Das macht nur mutlos und hilft nicht weiter.
Aber mit den Tipps von oben kann es schon gehen. Heute fahre ich oft gerne Auto, macht manchmal echt Laune und Spaß. Und zu jedem Bahnhof komme ich auf alle Fälle, von da aus kann ich dann auch überall hinreißen, auch zum Flughafen.
Es lohnt sich auf alle Fälle.
Und solche Dinge wie dass das Auto gut gewartet ist, dass die Reifen ok sind, dass man ausgeschlafen und fit sein sollte, dass man eine gute Brille hat, das wissen ja sowieso alle, das dass nötig ist und auch das gibt Sicherheit. Gute Versicherung, Schutzbriefe usw... das alles hilft. Wenn man sich das erlauben kann, dann ist das eine Möglichkeit, sich den Fahrspaß zu holen.
Fahren ist nicht gleich Fahren. Irgendwo in der Pampa von Dorf zu Dorf kutschieren mit einem kleinen Auto ist was Anderes als wenn ich mit einem SUV nach Rom-Zentrum fahre. Und das muss man sich klar machen, dass manches nicht geht, aber eben manches schon.
Man sollte auch nicht zu theoretisch sein. Einfach jemanden bitten, dass er nochmal ein bisschen Beistand leistet, bis man es alleine schafft.
Die Routine kommt beim Machen. Da muss auch jeder Fahranfänger durch.
Wäre schön, wenn es hilft, wieder unabhäniger zu sein. Wir sind eine mobile Gesellschaft und noch ist der Führerschein und ein Auto sehr wichtig für die eigene Lebensqualität.
Ich hätte es mir nicht nehmen lassen. Ich wollte Autofahren und ich habe nicht nachgeben, bis ich es mir erkämpft hatte. Und heute fahre ich in Großstädten und auch Strecken so bis 200-300 km inklusive Landeshauptstädte mancher Bundesländer. Meine Verwandtschaft ist teils aus dem Ausland. Linksverkehr ist nochmal eine ganz andere Geschichte, vor allem, wenn das Lenkrad dann auf der falschen Seite ist, weil man ein deutsches Auto hat, was für den deutschen Straßenverkehr gemacht ist.
Also ruhig langsam anfangen und sich nicht überfordern, dann kann man es mit der Zeit schaffen und das ist ein schönes Erfolgserlebnis, das auch für die nächsten schwierigen Situationen Power und Mut macht.
06.01.2023 17:56 •
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