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J
Als Kind wurde ich ständig angehalten, DANKE zu sagen:

„Ist die Gabe noch so klein, dankbar muss man immer sein!“

Danke sagen, Knicks machen, das gute Händchen geben. Was hab ich das gehaßt. Knicks machen und Händchen geben habe ich verweigert, das bedanken müssen ist mir erhalten geblieben. Für alles und jedes sage ich danke und das ziemlich spontan, das hat sich mittlerweile verselbständigt.

Ich kann mich noch an eine Situation erinnern, in der ich bestimmt 10x hintereinander Danke gesagt habe. Mein Patenonkel hatte mir Kirschen vom Baum gepflückt, ich war so 7 oder 8 Jahre alt, und bei jedem Paar Kirschen habe ich Danke gesagt. Bis er mir dann gesagt hat, ich müsse mich nicht immer bedanken. So ist das immer weiter gegangen. Ich war und bin für vieles dankbar, aber man muss es wohl nicht immer sagen.

Bei meinem Whatsapp-Verlauf sehe ich fast nur blaue Häkchen für meine letzten Danke für irgendwas. Ich habs einfach nicht im Gefühl, wenn man Danke sagt oder wenn man einfach stillschweigt. Klappt nicht.

Habt ihr einen Tipp für mich, wie ich das wieder aus meinem Kopf rausbekomme?

LG

14.08.2023 11:36 • 15.08.2023 #1


10 Antworten ↓


rednaxela
Kannst du dir das nicht Stück für Stück angewöhnen? Weiß nicht so ganz wie stark das bei dir ausgeprägt ist, grundsätzlich ist das ja erstmal nix schlimmes. Lieber 1x zu viel als zu wenig danke sagen. Kannst das sonst ja auch bei vertrauten Personen Mal ansprechen, ob sie dir da ein bisschen Feedback zu geben könnten, wo ein danke von dir angebracht war und wo vielleicht überflüssig. Dann bekommst du ja direkt ne Rückmeldung dazu

14.08.2023 12:28 • #2


A


Zwang zum Bedanken

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D
Vielleicht wäre es eine Idee, mal therapeutisch begleitet herauszufinden was dieses Verhalten tatsächlich befeuert. Als Kind bekommt man ja so einiges gesagt, was Benimmregeln angeht und als Erwachsener kann man üblicherweise erkennen, ob so ein Verhalten angebracht ist, oder eben nicht. Sollte tatsächlich ein Zwang im pathologischen Sinne dahinter stecken, wäre es ja so, dass der Zwangserkrankte sich Horrorszenarien ausmalt, die eintreten würden, sollte er dem Zwang nicht nachgeben. Wenn das bei Dir nicht der Fall ist, ist es kein Zwang, sondern eher eine (nervige) Angewohnheit. Ansonsten ist Bedanken ein Zeichen von Höflichkeit und gegebenenfalls von Wertschätzung. Was Whattsapp angeht, ließe ein eingeschränkter Konsum auch die Möglichkeit sich zu bedanken nur noch eingeschränkt zu. Aber da käme es vermutlich darauf an, wie Sichtbar man selbst sein will oder wie sehr man im Thema bleiben will. Etwas nicht zu tun, fällt meist leichter, wenn einem die Möglichkeit es zu tun fehlt.

14.08.2023 12:45 • x 1 #3


J
Danke für eure Antworten. Das ist jetzt eindeutig, ich frage, bekomme eine Antwort und ich kann mich bedanken. Das fühlt sich richtig an.

Oft weiß ich aber nicht, ob ein danke angemessen ist oder nicht, ich kann das nicht immer fühlen. Wenn ich mir nicht sicher bin und habe mich bedankt, dann gehe ich hinterher in Gedanken immer wieder die Situation durch und überlege, ob es angebracht war. Solange bis ich mir sicher bin.
Wenn ich mich nicht bedankt habe ist es schlimmer, dann fühle ich mich undankbar und ich bin auf Stunden bedrückt.

Danke sagen ist wirklich sehr oft belastend für mich und bin viel zu lange gedanklich damit beschäftigt.
Auch bin ich dann schnell wieder in meinem kindlichen Level. Das mal therapeutisch herauszufinden ist eine gute Idee, ich werde das in Angriff nehmen.

14.08.2023 13:30 • #4


D
Ich denke, „Danke“ sagen ist ja das eine, Dank empfinden etwas anderes. Tritt mir mal jemand auf den Fuß, sag ich spontan auch mal Danke, was diplomatischer ist, als pass doch auf du De.pp. Hier im Forum gibts ja auch diesen Danke Button und wer den inflationär verwenden möchte, soll das tun, was ja zumindest bedeutet, das etwas gelesen wurde, dass man geschrieben hat. Und im Prinzip ist das ja ne gute Sache, wenn man tatsächlich auch keinen Kommentar hinterlassen mag oder einem einfach die Worte fehlen.
Im täglichen Leben sag ich auch Danke, wenn ich was bekommen habe, egal ob es sich auf eine Aussage bezieht oder ich an der Kasse Wechselgeld bekomme. Darüber mach ich mir aber keine Gedanken. Im täglichen Leben sind die meisten Danke tatsächlich eine antrainierte Höflichkeitsfloskel und ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen, die auch als solche wahrnehmen. Entsprechend wird jemand auch einschätzen können, weshalb ich ihm danke und ob da mehr dahinter steckt, als die Floskel an sich.

Früher hab ich immer bei so einem „Floskeldanke“ gesagt, Danke kost‘ fünf Mark“. Seit es den Euro gibt, mach ichs nicht mehr, klingt irgendwie blöd, rein sprachlich.

14.08.2023 13:46 • x 2 #5


hereingeschneit
Zitat von jana_manou:
Oft weiß ich aber nicht, ob ein danke angemessen ist oder nicht, ich kann das nicht immer fühlen.

Allen Menschen Recht getan ist eine Kunst die keiner kann. Und somit wird es für den einen angemessen erscheinen, für den anderen aber nicht notwendig. Es geht also nicht darum, dass du dich nach den anderen richtest, sondern nach dir.


Zitat von Disturbed:
Ich denke, „Danke“ sagen ist ja das eine, Dank empfinden etwas anderes.

Bei etwas, was du @jana_manou wirklich so empfindest (Dankbarkeit), ist es angebracht es auch zu äußern. Bei allem anderen mach dir keinen Kopf. Das fällt dann unter die Höflichkeit und da wir nicht alle Tage gleich gut drauf sind, sind wir auch nicht an allen Tagen gleich höflich. Das ist eigentlich jedem bewusst und deshalb sollte es kein Problem sein, wenn man auch mal ein solches Danke vergisst.

14.08.2023 14:59 • x 2 #6


D
Was mir gerade so durch den Kopf geht. Es gibt ja schon Dinge, wo ich selbst eine Erwartungshaltung habe, dass ein Dank mir gegenüber zumindest gerechtfertigt wäre. Vielleicht spielt auch das in den Gedanken, ob ich mich bedanken sollte, eine Rolle und könnte helfen, zu entscheiden ob ein Danke von Nöten ist.

Kurzum, erwarte ich selbst ständig Dank und Anerkennung, ist es wohl wahrscheinlicher, dass ich annehme, andere würden es so sehen wie ich. Da müsste ich eben entsprechend mal reflektieren, wie es bei mir so ist.

14.08.2023 15:36 • x 2 #7


Reconquista
Du bist dressiert worden. Das kannst du dir auch wieder abdressieren. Verpflichtet bist Du zu gar nichts.
Du kannst schrittweise ein Gefühl für das angemessene und echte Dankesagen entwickeln. Dankbarsein ist ein Gefühl, keine Floskel. Viele Menschen sagen viel zu oft Danke, das nutzt sich schnell ab und man fühlt sich dann nicht mehr so wirklich bedankt. Andere sagen kaum einmal Danke, bei ihnen kann man es dann mit Gefälligkeiten und Geschenken bleiben lassen. Es muss von Herzen kommen, sonst ist es nichts wert.

14.08.2023 15:45 • x 1 #8


J
Zitat von Disturbed:
Was mir gerade so durch den Kopf geht. Es gibt ja schon Dinge, wo ich selbst eine Erwartungshaltung habe, dass ein Dank mir gegenüber zumindest gerechtfertigt wäre. Vielleicht spielt auch das in den Gedanken, ob ich mich bedanken sollte, eine Rolle und könnte helfen, zu entscheiden ob ein Danke von Nöten ist. ...

Das ist es bei mir nicht, ich habe keine Erwartungshaltung in Bezug auf Danke bekommen, auch sonst sind meine Erwartungen nur gering ausgeprägt. Für mich ein guter Schutz vor Enttäuschungen. Was mir garnicht gefällt ist, wenn sich jemand mein Danke erzwingen möchte und mir irgendwas zu Füßen legt nur um mir ein Danke abzuringen. Das merke ich sofort, sag dann trotzdem Danke und denke mir meinen Teil, das belastet mich dann überhaut nicht.

14.08.2023 16:06 • #9


moo
Ich persönlich bedanke mich gerne und oft - bei fast jeder Gelegenheit. Ich finde es schön. Sehr angenehm finde ich auch das japanische Gassho und das Verneigen.

Ich glaube, es wurde mir nie antrainiert, sondern ich bin insgesamt ein dankbarer Geist. Dankbar zu sein, erhellt mein Leben. Dankbarkeit beschäftigt mich also nur subjektiv - ob sich jemand bei mir bedankt, interessiert mich hingegen nicht.

Zitat von jana_manou:
Habt ihr einen Tipp für mich, wie ich das wieder aus meinem Kopf rausbekomme?

Ich würde untersuchen, ob du wirklich so viel Bewertung (berechtigt/angemessen oder nicht) in das Danken hineinlegen solltest. Dank soll von Herzen kommen und nicht aus der abgleichenden Datenbank.
Zitat von jana_manou:
Wenn ich mir nicht sicher bin und habe mich bedankt, dann gehe ich hinterher in Gedanken immer wieder die Situation durch und überlege, ob es angebracht war.

Warum? Meinst Du, es zeugt von Schwäche, sich unangemessener Weise zu bedanken?

14.08.2023 18:58 • x 2 #10


J
Für mich ist es keine Schwäche @moo sich in vielleicht unangemessener Weise zu bedanken.

Ich stelle aber gerade fest, dass das Danke sagen, was ich nicht immer kontrollieren kann, auch ein Trigger für meine PTBS ist.

15.08.2023 13:40 • #11


A


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