Pfeil rechts

S
Hallo.

Ich leide seit ca. 3 Monaten mal mehr, mal weniger an einem „Zwangsgedanken“, den ich deshalb in Anführungsstriche schreibe, weil ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich einer ist. Das wiederum wäre für mich wichtig zu wissen, um gezielter nach Hilfe zu suchen. Um einen Therapieplatz habe ich mich sofort bemüht, aber der erste Termin ist leider erst in ein paar Wochen.

Bei mir ist es so, dass morgens zunächst alles okay ist, bis dieser eigentlich inhaltslose Gedanke auftaucht und mich - manchmal sofort, manchmal erst, nachdem es mir nicht gelingt, ihn zu verdrängen - in einen Angstzustand versetzt, bei dem sich alles, was ich tue, komisch anfühlt. Ich spreche z.B. mit meinem Kind – und dabei hinterfrage ich ständig die ganze Situation. Das führt dazu, dass ich noch nervöser werde, weil ich diese Situation nicht „genießen“ kann und ich mich frage, warum das so ist. Das ist dann ein Zustand, der Minuten oder sogar Stunden anhält. In dieser Zeit macht mir nichts Spaß, selbst meine Hobbys nicht, und das befeuert dann wieder diese Unruhe in mir, weil ich mich dann frage, ob das für immer so bleibt, ob es irgendwann wieder normal wird. Wenn es mir dann irgendwann (oft aus heiterem Himmel) wieder gut geht, dauert es nicht lange, bis ich diesen Zustand dann wieder hinterfrage (oder anzweifle), und zack bin ich wieder in diesem Angstzustand.

Dazu muss ich erwähnen, dass dieses Problem nicht einfach so entstanden ist. Vor etwa 5 Monaten habe ich plötzlich Probleme mit meiner Verdauung bekommen – stundenlange Blähungen, Magendrücken etc. Mein Hausarzt konnte beim Ultraschall nichts feststellen, aber die Beschwerden blieben. Da er auf den Magen tippte, habe ich meine Ernährung komplett geändert und habe sehr schnell viel abgenommen (12 kg in 6 Wochen). In dieser Zeit habe ich sehr viel gegoogelt und so entstanden die schlimmsten Selbstdiagnosen. Auch im Krankenhaus, bei dem eine Magenspiegelung durchgeführt wurde, wurde nichts entdeckt, weshalb ich dort mit dem Vermerk, mir psychotherapeutische Hilfe zu suchen, entlassen wurde. Man kann sich also vorstellen, wie ängstlich ich dort gewirkt haben muss, da ich wirklich auch mit Krebs oder einer Bauchspeichel-Krankheit gerechnet habe. Und als ich zuhause angekommen bin, begann das mit diesem Angstzustand. Ich wusste erst nicht, was los ist. Ich spielte mit meinem Sohn und war irgendwie nicht da, es hat sich alles so unnatürlich angefühlt, verbunden mit Angst. Hab dann gleich meine Frau angerufen, damit sie schnell nach Hause kommt. Die nächsten Tage war es ähnlich. Ich war aber immer noch der Meinung, dass die Ärzte etwas übersehen haben, da ich immer noch die Verdauungsbeschwerden hatte. Bis ich irgendwann etwas über Faszien gelesen habe und ich diese Beschwerden tatsächlich durchs Bauchmuskel-Strecken wegbekommen habe.

Einige Tage später bekam ich aber plötzlich ein Brennen in der Herzgegend, was mir wieder ziemliche Angst machte. Ich will jetzt nicht in jedes Detail gehen, aber es war wohl auch nur ein durch Angst ausgelöster bzw. sich dadurch verstärktes Symptom, das am Ende nix war.

Nachdem also alles körperliche ausgeschlossen war und ich mir sicher war, dass mit mir alles okay ist, fing diese psychische Geschichte an. Morgens ging es los und irgendwann nachmittags konnte ich mich irgendwie fangen, sodass ich bis zum nächsten Morgen wieder alles okay war. Dieser Zustand ist aber so unangenehm für mich, dass ich damit gleich zum Psychiater ging und mir sämtliche Videos zum Thema Angst und Zwangsgedanken im Netz anschaute. Ich fing mit Achtsamkeitsübungen an, aber bis heute weiß ich nicht, wohin das führen soll – ich merke keine Fortschritte. Gleichzeitig probierte ich auch eine Hypnose-Therapie aus, weil ich einfach nicht auf meinen Therapietermin warten wollte. Tatsächlich besserte sich das Ganze und ich hatte Tage, wo ich den Gedanken kaum noch hatte, bzw. er mich nicht mehr in diesen Angstzustand versetzte. Und nun, seit dieser Woche, ist er wieder sehr präsent und ich muss den ganzen Tag damit kämpfen.

Warum ich mich frage, ob das überhaupt zu dem Komplex „Zwangsgedanken“ gehört, ist, weil dieser Gedanke oder Impuls? im Grunde keinerlei Inhalt hat, außer mich in diesen Angstzustand zu versetzen. Vielleicht habe ich einfach nur Angst davor, jeden Tag in diesem Zustand zu sein, und genau deswegen kommt der Gedanke dann auch. Ich versuche dann die ganzen Strategien durchzuspielen, die ich mit der Zeit aufgesogen habe (Beruhigungstechniken, Gedanken akzeptieren, Konfrontation), aber meistens helfen sie nicht. Sobald es mir wieder besser geht, ist es so, als würde mein Gehirn wieder nachhaken: „Na, sollte es dir nicht eigentlich schlecht gehen?“ Und dann geht’s wieder los.

Ich hoffe, jemand erkennt da etwas aus seiner/ihrer Leidensgeschichte wieder und kann mir einen Rat dazu geben. Es ist teilweise kaum auszuhalten.

Viele Grüße
David

30.12.2023 21:40 • 02.01.2024 #1


5 Antworten ↓


SweetButPsycho1
Zitat von SliceOfLife:
Hallo. Ich leide seit ca. 3 Monaten mal mehr, mal weniger an einem „Zwangsgedanken“, den ich deshalb in Anführungsstriche schreibe, weil ich mir ...

Für mich hört sich das eher nach Depersonalisierung bzw. Derealisation an.

vielleicht kannst du ja einen passenden Thread dazu hier im Forum finden, denn das haben viele hier.

30.12.2023 22:08 • #2


A


Ist das ein Zwangsgedanke oder doch etwas anderes?

x 3


S
In diese Richtung habe ich auch schon gedacht, aber dagegen spricht, dass ich mich nicht wie ein Beobachter von außen fühle.

30.12.2023 22:21 • #3


S
Zudem erscheint mir die Umgebung nicht als unreal, sondern ich bin dann so mit mir beschäftigt, dass mich alles andere eher nervt oder so... Ich weiß, dass meine Wahrnehmung dann verzerrt ist, was durch den Angstzustand ausgelöst wird.

30.12.2023 22:46 • #4


D
@SliceOfLife Du schreibst, Du bist zu sehr mit Dir selbst beschäftigt und vielleicht ist dass schon eine Ursache dafür, diese Gedanken zu entwickeln. Das Problem bei Gedanken ist, sie kommen einfach. Die Kunst in der Achtsamkeit liegt darin, sie nicht zu bewerten und ziehen zu lassen. Dazu reicht es tatsächlich nicht, dass mal zu probieren, sondern es tatsächlich zu erlernen und dauerhaft zu praktizieren. Nicht jede Übung in der Achtsamkeit führt dazu, erfolgreich Gedanken ohne Bewertung ziehen zu lassen, auch da müsste man die für sich richtige erstmal erkennen. Das braucht Zeit, die allerdings dann vom googeln nach Erkrankungen und dem befassen mit womöglich irrationalen Gedanken abgeht. Was aber ja im Grunde so gewünscht ist, wenn Achtsamkeit helfen soll.

31.12.2023 11:24 • #5


S
Wie bereits geschrieben, versuche ich bis zu meinem Therapie-Termin selbst da irgendwie rauszukommen. Und angeblich soll ja bei Zwangsgedanken die Reizkonfrontation der Schlüssel zur Besserung sein. Das Problem in meinem Fall ist ja: Ich werde durch die Konfrontation ja nicht erleben, dass es besser werden wird, weil mich ja mein Zwangsgedanke in diesen Angstzustand versetzt, in dem ich dann diese veränderte Wahrnehmung habe - und genau das macht mir ja so Angst. D.h. mein Zwangsgedanke ist ja nicht so was wie: Ich habe Angst davor, jemandem etwas anzutun. Sondern: Ich habe Angst davor, wieder in den Angstzustand (Derealisation?) zu kommen - und das würde dann ja wirklich passieren.

02.01.2024 17:45 • #6





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag