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By_myself
Das menschliche Wesen ist tatsächlich ein Wunder.
Mein Körper neigt verstärkt dazu, psychische Belastungen (egal welcher Art) sogleich physisch auszudrücken. Schon seit Jahrzehnten ist das so. Gerne übernehme ich körperlich auch Beschwerden anderer Menschen, vornehmlich derer, die mir besonders lieb sind.
Wenn ich irgendwelche Symptome habe, dann stelle ich nicht immer sofort den Bezug zur Psyche her - obwohl es doch so einfach wäre, obwohl es doch so nahe liegt.
Aber manchmal gibt es einen kleinen Zeitverzug und dann frage ich mich, ob es wirklich nur die Seele ist, die da spricht oder ob es nicht doch etwas Organisches ist. Den Ärzten fehlt immer ein entscheidender Teil des Beschwerdebildes, so dass nie eine wirkliche Krankheit dabei herauskommt (Gott sei Dank!). Ich habe schon gar keine Lust mehr auf Ärzte.

Beispiele:
Letztes Jahr hatte ich monatelang heftige Rückenschmerzen im LWS-Bereich. Ich habe wirklich alles versucht,- angefangen von Bewegung bis hin zu Spritzen; Schmerztabletten halfen nur bedingt. Ich war nie blockiert, immer beweglich. Ratlosigkeit.
Dann habe ich gelesen, dass diese Schmerzen (LWS) auch von existenziellen Sorgen kommen können Und die hatte und habe ich aufgrund meines Renteneintritts im Februar d.J.
Die Rückenschmerzen sind verschwunden.
Und noch ein Beispiel:
Ich habe täglichen Telefonkontakt mit einer Freundin. Leider erzählt sie nur über ihre eigenen Themen (die mich gar nicht wirklich interessieren). Sie redet und redet und redet - ich komme kaum zu Wort. Eigentlich will ich das alles gar nicht mehr hören - aber sie ist die einzige, die ich noch habe - und sie ist mir wichtig. Ich bin im Zwiespalt.
Seit August letzten Jahres habe ich einen schlimmen Tinnitus.

So,-
spinne ich jetzt oder bin ich wirklich so sensibel, dass sich Belastungen derart antwortend niederschlagen?
Ich will das nicht mehr. Ich möchte auch mal Kummer haben können, ohne dass dieser sich gleich körperlich bemerkbar macht. Ich möchte über mein Leben nachdenken können, ohne Bauchschmerzen zu bekommen. Ich will Angst haben, ohne zu zittern.
Wie geht das?

08.03.2021 14:40 • 12.03.2021 x 1 #1


9 Antworten ↓


moo
Wie sieht es bei Dir mit typischen körperlichen Symptomen aus, die idR unsere Emotionen begleiten, z. B. Weinen oder Lachen - klappt das?

08.03.2021 15:02 • #2


A


Ständige psychosomatische Reaktionen

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By_myself
Danke für Dein Interesse @moo !
Ich weine manchmal - aber es ist kein befreiendes Weinen, sondern eher kurz und verhalten. Und es ist nicht aus einer Situation heraus, sondern eher als Folge vom Anhören einer Musik oder Anschauen von Bildern. Oft ist es -glaube ich- auch selbstbemitleidend.
Ich lache wenig. Schon immer. Das hat mir sogar meine Mutter oft vorgeworfen - obwohl es mir als Kind eigentlich vom Vater abgewöhnt wurde. Er mochte es nicht, wenn ich albern war oder lachte.
Anscheinend konnte ich mir das Lachen nicht wieder angewöhnen. Jedes Foto von mir zeigt ein eher gequältes, trauriges Gesicht - bis heute.

08.03.2021 15:22 • x 2 #3


moo
Danke! Das habe ich fast vermutet.

Könntest Du Dir vorstellen, dass die Emotionen deshalb (Kindheit) in ihrer natürlichen Ausdrucksweise etwas blockiert sind und sich deshalb in den physischen Symptomen zu Wort melden?

08.03.2021 15:37 • x 2 #4


By_myself
Ja, das kann ich mir sogar sehr gut vorstellen - sowie ich natürlich auch um die eine oder andere weitere Ursache weiß. Bin sehr reflektiert aber dennoch ist es doch so, dass gelebtes Leben nicht auszuradieren ist.
Ich würde sogar behaupten, dass ich versöhnt bin mit dem, was ich entschieden habe und auch mit dem, was ich aus irgendwelchen Gründen nicht anders entscheiden konnte. Dennoch bin ich blockiert - und mir ist -trotz allen Nachdenkens- noch nicht die imaginäre Eisenkugel vom Bein gefallen - wie in der kleinen Geschichte, die Du in einem Deiner Beiträge erzählt hast.

Ich glaube, dass mir das Grundvertrauen fehlt; vielleicht habe ich es nie besessen. Ich habe mich immer alleine gefühlt, sowohl innerhalb der Familie als auch am Arbeitsplatz oder unter Freunden/ Bekannten. Und nie hat es jemand bemerkt.
Anscheinend habe ich alle getäuscht,- mich stark und unverletzlich gezeigt, mir keine Blöße gegeben. Meine Art, mich überlegen zu zeigen, hat dazu geführt, dass mein Umfeld dachte, ich hätte keine Hilfe nötig. (Ich habe natürlich auch nicht darum gebeten.)

08.03.2021 21:11 • x 1 #5


blue1979
Interessanter Hinweis mit dem weinen oder lachen . Ich habe selten geweint in meinem Leben doch ich hab es als befreiend erlebt.

Bei jedem lästigen Symptom Horch ich kurz in mich hinein, was kurz oder Stunden vorher passiert ist und meist gibt es einen Auslöser . Seele spricht durch den Körper .
Einen tip dagegen hab ich nicht außer aufschreiben, bewusst machen und evt. ändern.

Wird dir das nicht Zuviel mit dem täglichen telefonieren ?

09.03.2021 01:04 • x 1 #6


moo
Ja, ich glaube, diese Eisenkugeln sind sehr weit verbreitet.

Reflektion und Therapie sind sicher wertvoll und können viel bewegen. Insbesondere auf der Verhaltensebene. Aber die ganz tief verwurzelten Zwänge, Disharmonien etc. werden selten berührt. Das Hirn lernt verhältnismäßig schnell, das Herz jedoch verhält sich oft wie ein rasender ICE: Bis das (!) zum Stillstand kommt oder gar in entgegengesetzte Richtung fährt, kann viel Zeit und Leiden nötig sein.

So wie das Hirn aus- und umgebildet werden kann, kann dies aber auch das Herz. Nur sind dabei etwas andere Mittel nötig, die in unserer wissenschaftlich und vernunftgeprägten Gesellschaft sehr schwach ausgeprägt sind.

Man darf auch nicht die Traumen unserer Eltern, die beiden Weltkriege und vor allem die Na.-Herrschaft übersehen. Dieses Volkskarma, wie man es nennen kann, strahlt weit hinein in unser aller Er-Leben.

Selbstliebe zu praktizieren ist ein sehr unbekannter und leise daherkommender Weg, der allerdings anfangs schon zumindest ein Stück weit rationell bzw. formal (an-)gegangen werden muss. Dann entwickelt er wirklich Kraft und kann sehr vieles grundlegend verändern.

Es ist wie bei manchen Klettersteigen: Der Einstieg ist oft auch gleichzeitig die Schlüsselstelle. Wenn diese überwunden ist, geht alles bedeutend leichter.

09.03.2021 06:30 • x 3 #7


blue1979
DAs Thema transgenerative WEitergabe von Traumata ist natürlich auch ein wichtiger Punkt und rückte in den letzten Jahren öfters in den öffentlichen Blickpunkt (Bücher, Seminare, Workshops).

09.03.2021 12:15 • x 1 #8


Wenner
Hallo,
Deine Lebenssituation ist dem meiner vergleichbar, finde mich in einigen Deiner Ausführungen wieder.
Bin also zeitgleich darin gefangen, ein und ausgesperrt zugleich.
Jetzt habe ich für dich eine Textpassage die mich derzeit begleitet und möchte sie mit Dir teilen:

Lass dich fallen, lass dich führen, lass das zu, was jetzt ist.
Das Gefühl der Gelassenheit stellt sich ein wenn du die Dinge zulässt
die jetzt da sind.
Im Außen wie in deinem Inneren. Etwas so annehmen wie es jetzt ist
oder erscheint heißt Ja sagen.
Heißt den Gedanken, dass sollte jetzt nicht so sein, loslassen.
Je er du etwas annimmst und dem Leben vertraust desto schneller
kann es sich wandeln, je länger du dagegen an kämpfst desto weniger
kann es sich verändern.
Wenn du glaubst, viel tun zu müssen, weil der Druck da ist etwas verändern
oder um etwas kämpfen zu müssen, geh nach innen, und sag dir alles
was jetzt da ist, innen wie außen, darf jetzt da sein, weil es da ist.
Nimm den Druck raus, vertraue darauf das alles zu deinem Besten geschieht
und übe dich in Gelassenheit.
Geschehen lassen, sich fallen lassen, sich führen lassen. Wenn du immer
wieder in dieser Haltung des weiblichen Prinzips gehst kann das Leben für
Dich arbeiten, es öffnen sich Türen die du in den Stunden der Dunkelheit
und Verzweiflung nicht sehen konntest.
Bleib bei dir. Wenn dich jemand oder etwas aufregt und du versuchst bist darauf
spontan ärgerlich zu reagieren dann sag zu dir selbst, bleib bei dir.
Sei ganz still und atme ein paarmal tief durch, spüre deine innere Unruhe und sag
dir dann, ich bleibe bei mir und ich bin bereit das bejahend zu fühlen was der
andere oder das Ereignis in mir ausgelöst hat. Das was du fühlst gehört zu
Dir und wartet auf deine Annahme und Liebe. Fühle es bejahend und sag, ich
öffne mein Herz für alle Energien in mir für meine Unruhe meinen Ärger meine
Angst und bin jetzt bereit euch zu fühlen.

12.03.2021 16:57 • #9


By_myself
Hallo @wenner,

vielen lieben Dank für Deine Worte und den schönen Text. Hab mich darüber gefreut.


An alle anderen:
Ich werde ab und zu mal wieder hier ins Forum schauen - aber keine eigenen Beiträge mehr veröffentlichen. Bei nur drei Themen wurde vom Admin jedes Mal der Titel geändert. Das gefällt mir nicht.

Ciao,
By_myself

12.03.2021 18:52 • x 1 #10


A


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