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Hallo zusammen.

Muss dies jetzt mal schriftlich abfassen und irgendjemandem herzeigen.
Ich bin vor kurzem 30 geworden, studiere an einer technischen Fachhochschule Medieninformatik im dritten Semester und habe fürs Wochenende einen Teilzeitjob bei der Deutschen Bahn, mit dem ich das Studium finanziere. Wohne in einer 3-Personen-WG in Hessen.

Grundsätzlicher Auslöser, überhaupt zu studieren, war die Unzufriedenheit in meinem bisherigen Job. Ich bin offensichtlich nicht der Typ für die Arbeit im Dienstleistungsbereich. Das einmal festgestellt, kochte nach und nach der Unmut über den Job vor sich hin, zusammen mit der wirtschaftlichen Unmöglichkeit, mit der von mir absolvierten Ausbildung jemals beruflich etwas anderes tun zu können.

Ich komme ursprünglich aus NRW, habe das Studium in Hessen der Liebe wegen begonnen. Damit einher ging natürlich Umzug, Jobwechsel (vorher Vollzeit, nun Teilzeit am WE, der Job selbst ist gleich geblieben) und der ganze Tanz, den so ein Ortswechsel quer durch Deutschland mit sich bringt.

Nach dem Aus dieser Beziehung, vor etwa einem Dreiviertel Jahr, sitze ich nun in Hessen, studiere einen Studiengang, der leider nicht wirklich den angepriesenen Inhalten entspricht (anstatt Gestaltung/Programmierung/etc sind die ersten 2 Semester randvoll gespickt mit Mathematik, Physik und solcherlei, vom Medialen rede ich schon gar nicht) und arbeite teilzeit in einem Job, der mir immer noch keinen Spaß macht und mich geistig unterfordert, zudem bei einem Arbeitgeber, der mir keine Möglichkeiten bietet, mich innerhalb des Konzerns anderweitig zu beschäftigen.

Seit Monaten nun wälze ich mich jede Nacht nur schwer in den Schlaf, weil ich jede Nacht dieselben Gedanken vor mir her treibe.. macht es Sinn, dort zu bleiben, macht es Sinn, den Job weiter zu machen (ist immerhin eine hochgepriesene „Festanstellung“), macht es Sinn, in Hessen zu bleiben, welche Möglichkeit bietet sich, mit einer kaufmännischen Ausbildung sich anderweitig umzutun, gibt es die Möglichkeit, den Studiengang und/oder die FH zu wechseln, auf einen mehr gestalterisch veranlagten Studiengang, ohne dass man dabei mit Bleistift/Pinsel gut umgehen kann (Stichwort: Bewerbungsmappen). Derlei mehr.

Hinzu kommt, dass ich erfahren habe, dass einer meiner Mitbewohner hoch verschuldet ist – es kann also jederzeit auch da zu dem Problem kommen, dass die Mietzahlung nicht mehr vernünftig abläuft. Wo bleibe ich denn dann? Eine eigene Wohnung ist im Umkreis von Frankfurt schlecht finanzierbar, mit dem bischen Gehalt, das meine Wochenend-Arbeit abwirft.

Und so sitze ich nun da, tagein, tagaus und weiß nicht, wohin mit meinen Sorgen. Ich habe Angst davor, zu kündigen und dann ganz ohne jede Einkommensmöglichkeit da zu stehen, davor, das Studium ganz hinzuwerfen und somit meine „einzige“ Möglichkeit, mich beruflich zu verändern, wegzuwerfen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

Langsam aber sicher kostet mich das mehr als nur eine schlaflose Nacht. Es geht mir mittlerweile echt an die Nerven, ich kann kaum noch an die Themen „Job/Studium“ denken, ohne dass ich nervös, zittrig und fahrig dabei werde, ohne so recht einen Ausweg aus dieser offensichtlichen Sackgasse zu sehen.

Danke fürs Lesen.

06.10.2008 16:18 • 11.10.2008 #1


10 Antworten ↓


P
Hi Rabe,
das ist nicht gerade wenig. Besorge dir mal das Buch von Doris Wolf,Ängste verstehen i und überwinden und am Besten gleich noch das Buch über die Gefühle. Ansonsten bietet sich hier viel Info Material in Video Form an. Wohlmöglich findest du etwas Passendes für dich und siehst dann einen neuen Weg.
Viel Glück !

06.10.2008 16:28 • #2


A


Ratlosigkeit

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Hallo Rabe !

Bei dir stehen viele Entscheidungen an, die für dein weiteres Leben sehr entscheident sein können. Das erzeugt Stress und Angst.

Ein kleiner Abstand zu diesen Dingen (z.B. ein Urlaub) kann da sehr hilfreich sein.

Liebe Grüsse,

Helpness

06.10.2008 18:24 • #3


S
hallo rabe

ich denke deine situation ist alles andere als leicht und es ist mehr als verständlich dass du angst hast.

wir um die 30 sind halt nicht mehr so jung, dass wir einfach sagen, was solls, dann machmer halt was anderes.....da fehlt der jugendliche übermut schon etwas......

....aber lieber rabe - eine entscheidung muss her, und die kannst halt wirklich nur du treffen, aber wenn dir der studiengang nicht zusagt - dann brich ihn ab - du kannst ihn ja nicht jahrelang durchziehen - und vielleicht wäre eine rückkehr zu familie und alten freunden ja gar nicht so schlecht ?

lg
susa

06.10.2008 20:19 • #4


R
Hallo an alle und danke für eure Antworten.

an Helpness:
Ja, ein Urlaub wäre schön. Irland, Schottland, Finnland. Schleppe ich schon seit einigen Jahren mit mir herum, diese Ziele. Alleine zieht mich jedoch nichts dorthin. Und im letzten Liebesfiasko hat es sich halt leider auch nicht ergeben. Aber: Sobald es sich einrichten lässt, ist ein Fernurlaub geplant, denn ich war.. puh.. etwa 10 Jahre lang schon nicht mehr weg von allem.

an susa:
Eben das ist das große Problem - die Zeit läuft mir davon und jeden Tag werde ich (so seltsam das auch klingen mag) älter. Problematisch an der Geschichte ist einzig: Was mache ich, WENN ich den Studiengang abbreche? Ich hätte eventuell sogar die Möglichkeit, meinen alten Vollzeitposten wieder zu bekommen - aber damit wäre mir nur in soweit gedient, als dass ich nicht arbeitslos auf der Straße sitze. Alle anderen Widrigkeiten wären damit nicht gelöst.
Ärgerlich ist eben, dass es durchaus Studiengänge gäbe, die mich (vom Können und Wollen her) ansprechen - nur sind die so überlaufen und vollgestopft, dass so ein oller Student wie ich da kaum, bis keine, Chance hat, je an einen Platz zu gelangen. Von den Schwierigkeiten, die die Bewerbungsmappen bei den künstlerischen Studiengängen mal ganz abgesehen - denn wie gesagt, ich bin (klingt wohl etwas protzig, entschuldigt) künstlerisch zwar nicht gänzlich unbegabt, aber eben nicht mit Papier und Pinsel. Genau diese Fähigkeiten werden aber wohl an allen Kunst-FH verlangt. Leider.

Fragt sich, ob ein Wechsel in einen anderen Studiengang überhaupt machbar ist, oder ratsam. Die Rückkehr nach Hause wäre zwar temporär angenehm und wohltuend - mittel- und langfristig betrachtet jedoch nicht nur ein Rückschritt, sondern ein Versagen auf ganzer Linie für mich.. und das Eingestehen, dass ich mein Leben damit zubringe, einer Arbeit nachzugehen, die ich nicht im Mindesten ausstehen kann. Und das depremiert mehr als nur ein kleines bischen.

Gute Nacht,
Rabe

08.10.2008 01:15 • #5


S
hi rabe

ich versteh was du meinst. auch ich stand vor zwei jahren vor einer derartigen entscheidung, als ich aus dem erziehungsurlaub zurückkam. mein job kam mir leer vor, sinnlos, zeit verplempert und ich überlegte umzuschulen. habe das ganze dann aber wirtschaftlich, kühl betrachtet - das geld das ich in die umschulung stecke, kriege ich mit nem teilzeitjob, denn mehr ist bei zwei kindern nicht drin - ewig nicht mehr raus. und schule und dann jobsuche als neueinsteiger mit mitte / ende 30 - wie realistisch ist das, wie stressig ? dagegen stand ein einigermassen sicherer teilzeitjob - 10 km vom wohnort entfernt und arbeitszeiten die ich problemlos mit der kinderbetreuung kombinieren kann.

da hab ich mir dann die romantik abgeschrieben - im nachhinein habe ich es nicht bereut.

weisst du, wir haben wirklich oft ne romantische vorstellung von arbeit. meine schwiemu musste 4 kinder grossziehen, haus abbezahlen,eltern versorgen, mann ganze woche weg auf arbeit - die hat nachts in heimarbeit fellzeug so für autositze genäht. die erfüllung war das sicher nicht, aber es musste halt kohle her.

tja - vielleicht hab ich das nur gemacht, weil es meiner angststörung entspricht - zukunftsangst materiell gesehen, angst vor dem finanziellen absturz - ich will nicht behaupten, dass es das klügste war, was ich machen konnte.

gruß
susa

08.10.2008 08:03 • #6


H
Hallo Rabe !

In der heutigen Zeit ist eine (oft mehrfache) berufliche Neuorientierung nichts ungewöhnliches mehr. Es wird teilweise sogar erwartet. Meine Schwester hat mit 35 Lebensjahren erst ihr Studium (Sozialpädagogik) abgeschlossen, und ist erfolgreich ins Erwerbsleben eingestiegen. Ich selbst bin nun fast 50 Jahre alt, und stehe auch vor der Aufgabe einen beruflichen Neuanfang zu finden.

PS: Mit dem Urlaub, dass kenne ich auch. Alleine irgendwo hinzufahren macht nur wenig Spass, man lässt es dann lieber ganz bleiben.

Liebe Grüsse,

Helpness

08.10.2008 10:29 • #7


B
Hallo Rabe,

bei Entscheidungen gehe ich meist nach meinem Gefühl.

Hast Du das mit Deiner Gefühlswelt mal durchgespielt? Wie fühlt es sich an, wenn Du den Studiengang abbrichst?

Manchen hilft es auch eine Liste zu erstellen mit pro und contra.

Ich habe meinen 15 jährigen Verwaltungsjob hingeschmissen, weil es sich gut anfühlte. Nun sitze ich hier mit Hartz IV, habe meine Entscheidung dennoch nie bereut. Ich bin auch auf der Suche nach einem beruflichen Neuanfang.

Ich wünsche Dir alles Liebe.

bollywood

08.10.2008 11:50 • #8


B
Hallo Rabe,
ich kann dich auch sehr gut verstehen, mir geht es gerade so ähnlich. mein jetztiger job macht mir keinen Spaß und ich trau mich auch nicht, obwohl ich noch jung bin etwas neues anzufangen. was sich aber nicht vermeiden lässt.
ich denke das alles machbar ist. informier dich direkt an den unis und fhs, schildere dein Problem, am besten bei einem persönlichen gespräch.
ich denke nicht das du zu alt bist. klar gibts jüngere, aber ich kenne viele die erst mit anfang dreißig mit dem studium fertig sind.
was hast du denn für einen beruf gelernt, kannst du da keine Umschulung machen?
Hast duschon mal über Barfög nachgedacht?
Liebe Grüße

10.10.2008 14:56 • #9


R
an susa:
Okay, deine Situation klingt wirklich ähnlich. Aber - ich habe zumindest den Vorteil, gänzlich ungebunden (sieht man von Familie einmal ab) zu sein. Sprich, ich arbeite auch in Berlin, Paris oder Novosibirsk, wenns denn ein Job ist, der nicht gar so gegen meine Vorstellung geht. Ich seh es wohl tatsächlich etwas romantischer als du. Aber vielleicht (nur vielleicht!) darf ich das auch noch. Mag sein, dass bei mir erst noch der große Knall kommt, der mir gänzlich meine Illusionen(?) raubt.. bisher steht der noch aus - und solang will ich zumindest noch hoffen, dass da etwas mehr im Leben auf mich wartet, als das, was mir bisher begegnet ist. Nicht viel mehr - aber ein bischen. Das mag man naiv und blauäugig nennen.. stimmt vielleicht auch. Aber wenn ich völlig rational an meine Situation herangehe (was ich, davon ab, nicht hinkriege), dann hätte, egal, was ich tue, alles keinen Sinn, weil es für mein Leben nichts bedeuten würde. Und das finde ich doch arg..

an helpness:
Ja, das ist quasi einer der Strohhalme, an die ich mich gedanklich klammere - dass es heutzutage eben nicht normal ist, den selben Job sein Leben lang zu machen. Das ist auch kein großes Problem für mich, ich geh gern woanders arbeiten(ZU gern, fürchte ich). Schwieriger wird es da schon, wenn der Wechsel zumindest einige positive Aspekte mit sich bringen soll - nein, ich will nicht reich mit meiner Arbeit werden. Aber ein WENIG Spaß sollte der Job schon machen. Zumindest das. Und das mit dem Urlaub.. tja, Irland war geplant. Glücklicherweise ging meine Beziehung hier vor dem Gang ins Reisebüro in die Brüche. Sonst hätte ich jetzt auch noch nen Urlaub zu bezahlen, in den ich gar nicht fahren würde..

an bollywood:
Momentan fühlte sich ein Abbruch sehr zweigeteilt an. Einerseits geht damit ein Traum zu Grunde, andererseits käme es auf abstrakte Art und Weise einer Befreiung gleich, vom Zwang, es schaffen zu müssen. Problematischerweise ist das bei meinem Job ähnlich. Ihn hinzuschmeißen und mich arbeitslos zu melden schmeckt sehr verlockend - aber die Konsequenzen (zumal bei der deutschen Wirtschaftslage) sind doch schlichtwegs zu gruselig, um es zu tun, ohne vorher eine alternative Verdienstmöglichkeit gefunden zu haben. Leider.

an bodytonic:
BaFög schließt sich aufgrund der Verdienstzahlen meiner Eltern (und meines Alters) völlig aus. =)
Das Gespräch an anderen FHs werde ich noch suchen, sowie auch noch 2 alternative Jobmöglichkeiten testen. Vielleicht wirds ja was, wer weiß.
Das Problem ist halt einfach diese Perspektivenlosigkeit - in dem Zweig bei der Bahn, in dem ich gelernt habe, kann man dummerweise (lt. Arbeitsamt sonstigen Fachleuten) genau das - bei der Bahn arbeiten. Und dort dann auch nur sehr eingeschränkt. Was die Möglichkeiten intern anders eingesetzt zu werden gen Null absenkt.

an alle Schreiber:
Danke fürs Lesen und Antworten.. tut gut, zumindest mal ein paar verständnisvolle Sätze zu lesen. Zu ärgerlich, wenn die nahe Verwandtschaft entweder engstirnig ist - oder gar bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt ist. Denen brauch ich mit emotionalen Sichtweisen leider gar nicht erst kommen. Da könnte ich mich auch mit der Wand unterhalten.
Also.. danke euch.

[Edit: Antwort an susa vergessen]

10.10.2008 20:46 • #10


H
Hallo Rabe !

Ich denke da genau so wie du.
Der Beruf sollte eigentlich auch einen gewissen Spass machen, ursprünglich kommt Beruf ja auch von Berufung.

In der heutigen Zeit, wo man aber auf Knien dankbar sein muss, wenn man überhaupt arbeiten darf, ist das leider kaum noch zu realisieren.

Bei der Auswahl einer Berufsausbildung hat man aber auch heute noch eine gute Auswahlmöglichkeit und Entscheidungsfreiheit, im späteren Berufsleben ist das dann nicht mehr so gegeben.

Liebe Grüsse,

Helpness

11.10.2008 11:40 • #11


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