Ich kam in eine Klinik, 9 Wochen. Die Therapien waren sicherlich gut, doch meine Ängste steigerten sich. Die Erinnerungen an meine früheren Depressionen und an frühere Klinikaufenthalte stiegen mir in den Kopf, mit ihnen die Erinnerungen an all die Qualen dieser Zeiten, all die Irrgänge, dem vielen Scheitern auf den Wegen des Gesundens.
Es war so erholsam gewesen, die letzten fünf Jahre der Zuversicht, des Selbstvertrauens, der kleinen und großen Ziele, der Unbeschwertheit. Ich dankte jedem Tag, der mir ein Leben ohne Depression bescherte. Der gelungene Weg aus der letzten Depression war seinerzeit wie eine Erlösung aus einem Martyrium der Anspannung und Verzweiflung, der mich ein Jahr fest im Griff hatte.
Nach 5 Jahren schlug sie wieder zu, die Depression. Ich zerbrach unter dem Anblick meiner neuen Realität. Die Erinnerungen an vergangene Zeiten der Depression stiegen in mir auf. Noch heute bin ich gefangen in diesem Alptraum der Erinnerung, mit ihm verbunden die Erinnerungen an die vielen hoffnungslosen Stunden der inneren Entfremdung, der Entfremdung zu meinen liebsten, meiner Familie und engen Freunden, während der Klinik Zeiten.
Ich konnte mich in der Klinik nur bedingt stabilisieren. Der Ausbruch von Corona, gleich zu Beginn der Klinik Zeit tat sein übriges dazu. Die berufliche Wiedereingliederung im Anschluss ist gescheitert. Meine einstigen Interessen von gestern, mein Mut und meine Zuversicht liegen tief vergraben unter dem schweren Bleimantel der Angst.
Allen Bemühungen der Therapien zum Trotz konnte ich ihn noch nicht ein kleines Stück wegschieben. So verharre Ich wie ein Kaninchen, das in Erwartung von etwas Schrecklichem verharrt.
Ich lebe im Kreisel der Angst. Sie ist inzwischen groß und monsterhaft. Ich traue mich kaum noch auf die Straße, geschweige denn in ein Geschäft, zum Einkaufen. Die letzten Jahre war ich viel alleine unterwegs, zu Städtetouren, Konzerten, Urlauben, politischen Aktivitäten, und ich genoss das Aufeinander zugehen, den Austausch, die Kommunikation. Wie viele Meilen bin ich heute davon entfernt.
Doch es ist da noch ein kleiner Lichtstrahl in der Ferne, das Wissen darum, dass ich es bislang immer wieder geschafft habe aus meinen Depressionen wieder rauszukommen. Das ist der Lichtstrahl, an dem ich festhalte:
irgendwann werde ich die Angststarre verlassen und wieder kleine Schritte gehen können.
- Mein Lichtstrahl der Hoffnung -
Habt ihr ihn auch, euren Lichtstrahl der Hoffnung?, an dem ihr in euren schwersten Zeiten festhalten könnt?
14.07.2020 10:11 • • 14.07.2020 #1