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H
Hallo und eine Frage an alle !

Wenn man sich eine Lebenssituation geschaffen hat, die in einigen Punken so extrem ist, dass sie übertrieben oder sogar unglaubwürdig wirkt, wie würdet ihr damit in einem Therapie-Erstgespräch umgehen.

Konkret geht es hier um das Ausmass der Einsamkeit und der sozialen Isolation. Der Satz: Ich kenne keinen einzigen Menschen mehr, wird meistens so interpretiert, als ob er bedeutet: Ich kenne nur noch sehr wenige Menschen. Was ist aber nun, wenn man wirklich zu keinem einzigen Menschen mehr irgendeinen Kontakt hat, das Telefon wirklich seit Jahren nicht mehr geklingelt hat und auch seit Jahren wirklich niemand mehr die eigene Wohnung betreten hat, ausser man selbst.
Der Unterschied zwischen absolut NULL und EINS ist grösser als der Unterschied zwischen EINS und MEHRERE. Wie kann man so etwas darlegen, ohne seine Glaubwürdigkeit zu verlieren?

Wie macht man den Unterschied zwischen NIE und SELTEN bei so einem Gespräch deutlich, so, dass es auch richtig verstanden wird?

Über Antworten oder Ratschläge würde ich mich sehr freuen,

Viele Grüsse,

Helpness

08.08.2008 18:07 • 12.08.2008 #1


14 Antworten ↓


M
Du also, ich würde vielleicht so eine Art Skizze/Zeichnung machen. Wenn mir die richtigen Worte fehlen, hilft mir das weiter.
Was mir auch hilft - Vergleiche finden z.B. jeder hat die Prägung auch von seinen Eltern mitbekommen z.B. durch Erziehung. Also ich könnte mir das so als Vergleich vorstellen - jeder hat von den Eltern einen Rucksack aufgesetzt bekommen mit Inhalt. Man selbst muss dann mal überprüfen, was in dem Rucksack ist, was man wirklich für sich gebrauchen kann und was nicht und eventuell austauschen oder ausleeren und neu befüllen.

MissErfolg

08.08.2008 18:22 • #2


A


Therapie Erstgespräch

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S
also ein therapeut sollte die unterschiede, die du eben erwähnt hast verstehen. in der regel wird er nachhaken und fragen, ob dem wirklich so ist. fragen bedeutet aber nicht, dass er dich nicht glaubt, sondern dass er vielleicht etwas wirklich bestätigt haben möchte.
wenn ich etwas nicht so richtig in worte fassen kann, nehme ich meine symbolische skala zwischen 1 - 10 (nicht vorhanden - bis sehr stark vorhanden).

08.08.2008 19:24 • #3


H
Hallo Saorsa !

Wahrscheinlich sind es auch nur meine Befürchtungen, dass man mir nicht glauben könnte.
In Bezug auf Beziehungen und soziale Kontakte ist meine Situation, im Vergleich zu anderen Lebensberichten hier und anderswo, aber auch wirklich sehr extrem.

Liebe Grüsse,

Helpness

08.08.2008 19:33 • #4


S
hi helpness

ja, aber das dürfte für einen therapeuten nicht ungewöhnlich sein. viele seiner patienten haben ihre probleme in extremen. wenn die probleme nicht so extrem wären, würde man ihn vermutlich gar nicht aufsuchen.

trotzdem kommt es natürlich vor, dass sich auch mal ein therapeut nicht genau in die situation hineinversetzen kann, oder sie nicht versteht. einfach weiter erklären und sich nicht irritieren lassen.

alles gute

saorsa

08.08.2008 19:39 • #5


L
Mir ist schon so was bei einer Therapeutin beim Erstgespräch passiert, vor ca. 5 Jahren. Sie sagte, dass ihren Patienten um die Partnerbeziehungen geht, oder die mit Kindern, oder ums Erhalten des Arbeitsplatzes, und wenn sie von mir erfahren hat, ich habe all das nicht weder noch noch, antwortete sie, sie kann mit mir nichts anfangen.

08.08.2008 21:14 • #6


S
nun ja, wenn sie sich darauf spezialisiert hat, ist es doch gut, dass sie das beim erstgespräch erwähnt hat. jeder therapeut hat andere schwergewichte. eigentlich ist dafür ja das erstgespräch da, um zusehen, ob der therapeut der richtige wäre, und ob er seinerseits auch zu helfen weiss bei dem jeweiligen problem.

08.08.2008 21:16 • #7


H
Hallo lusiko !

Vielen Dank, ich glaube, du hast wirklich verstanden wo mein Problem liegt.

Ich war vor etwa 7 Jahren für ein halbes Jahr in einem psychosomatischen Krankenhaus zur Therapie.
Die meisten Mitpatienten haben in den Gruppengesprächen von ihren Beziehungen, ihren Kindern oder ihren Problemen am Arbeitsplatz erzählt. Diese Dinge waren dann auch gut zu verstehen.
Ich hatte (und habe) aber keine Beziehungen, Kinder oder Arbeit, konnte also auch dazu, in Bezug auf mich selbst, nicht viel sagen.
Man sitzt alleine Zuhause, verspürt nur endlose Leere und hat Angst vor der Zukunft, bis nichts mehr einen Sinn macht. Darüber kann man (ich) aber keine grossen Geschichten erzählen.

Viele liebe Grüsse,

Helpness

09.08.2008 09:55 • #8


F
Vielleicht hilft die Einstellung: Hier ist jemanden zum Reden.
Mir hat diese Einstellung am Anfang meiner Therapie sehr geholfen. Ich habe erzählt, jemand saß auf der anderen Seite und hat zugehört, UND GEANTWORTET.
Ich war nicht mehr alleine. Ich hatte eine Anlaufstelle. Mit der Zeit fing ich sogar an, den „Sprechtermin“ schön zu verpacken. Vorher ein Cappuccino, nachher ein kleines Essen. (Na ja, manchmal musste auf das kleine Essen auch verzichtet werden, weil Tränen in den Augen standen). Aber am nächsten Tag wurde was schönes gekocht, oder in einen Kinofilm gegangen. Als Lohn sozusagen.
Makaber? ………………?

12.08.2008 14:26 • #9


H
Hallo freundin !

Vielen Dank für die Antwort.
Das Belohnungsprinzip benutze ich an vielen Stellen in meinem Leben und es hilft auch wirklich.

Dennoch muss ein Therapiegespräch ja irgendwie mit einem Inhalt (Erzählung) ausgefüllt sein. Eine Belohnung davor oder danach kann das kaum ersetzen.

Viele liebe Grüsse,

Helpness

12.08.2008 16:19 • #10


F
Es geht ja in erster Linie darum, nicht bei dem ersten Hindernis wegzulaufen Denn in der Therapie kommen Dinge ans Licht, wo ich angefangen habe zu sagen: Da geh ich nicht mehr hin.
Aber dann kam der Gedanke: Da hast Du jemand zum Reden. Na und der Cappuccino vorher und das Essen dann nachher, daß gönnst Du dir nicht, wenn Du heute nicht hingehst. Dann bleibst Du in Deinen 4 Wänden und vergräbst Dich wieder.
Lieber Gruß

12.08.2008 16:49 • #11


H
Hallo freundin !

Weglaufen ist bei mir nicht mehr möglich. Ich war schon überall auf meiner Flucht durchs Leben, wüsste nicht, wo ich jetzt noch hinlaufen könnte, ausser zum Therapeuten oder Psychiater.

Na ja, und wenn mir dort die Worte fehlen sollten, dann ist das doch eigentlich auch eine Aussage. Er/sie wird dann schon etwas antworten, und schon läuft das Gespräch.

Vielen Dank und viele liebe Grüsse,

Helpness

12.08.2008 17:46 • #12


F
Hallo Helpness,
schreib mir bitte wie das Ergebnis deines ersten Therapiegespräches. Es würde mich sehr interessieren.
Liebe Grüße

12.08.2008 18:01 • #13


H
Hallo freundin !

Werde ich tun.

Aber es kann noch einen Moment dauern, ich schiebe meinen ersten Termin nun schon seit einigen Wochen immer wieder auf.

Ich hatte bei meiner letzten Therapie (stationärer Krankenhausaufenthalt 2001/2) schlechte Erfahrungen gemacht, und ganz nebenbei aus dem falschen Wasserloch getrunken. Hat fünf Jahre gedauert, bis die Vergiftungserscheinungen (unglückliche Liebe zu einer Mitpatientin) vorbei waren.

Viele liebe Grüsse,

Helpness

12.08.2008 18:20 • #14


F
Ich hoffe dann hast du dir jetzt einen Therapeut gewählt und Einzelsitzungen. Ich empfehle dir, geh hin, jeder kann jederzeit aufhören.
Wenn du merkst es tut gut, aber es kommt dir was quer, dann kannste ja auf das Belohnungsprinzip zurückgreifen.
Gruß

12.08.2008 19:03 • #15


A


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