Hallo Dorothea,
es tut mir leid, dass sich Dein Gesamtzustand jetzt so zugespitzt hat.
Zu Deinen Fragen:
Wie @DerAlex schon schrieb, ist die Sache mit dem
Dringlichkeitscode eine gute Möglichkeit, innerhalb eines kurzen Zeitraums einen Beratungstermin bei einem Psychologen zu bekommen (ich meine, innerhalb von 2 Wochen).
Auch kann man bei der
Krankenkasse anfragen, ob die ein
Programm bei psychischen Problemen haben, um einen längerfristigen Ausfall zu verhindern, viele Krankenkassen bieten da etwas zu an (
Apps, online-Programme usw.).
Vorweg, bevor ich weiterschreibe: Du wirst bestimmt einen Weg finden. Es gibt
verschiedene Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen, und ja, es ist auch möglich, auch ohne klassische ambulante Psychotherapie wieder auf die Beine zu kommen.
Bei schwereren Krankheitsbildern ist es sicher hilfreich, sich professionelle Hilfe zu holen, aber die kann es auch außerhalb der klassischen ambulanten Psychotherapie geben (
was z.B. gibt es so alles: Psychiater (wie @DerAlex schon schrieb), Selbsthilfegruppen, online-Therapie, ambulante psychiatrische Pflege, psychiatrische Ergotherapie, psychosoziale Dienste, psychiatrische Institutsambulanzen, Heilpraktiker für Psychotherapie, gute Selbsthilfe-Bücher, Apps, voll- oder teilstationäre psychosomatische Reha- oder Akut-Kliniken, Psychiatrien...).
Und am Arbeitsplatz kannst Du nach einer
BEM-Maßnahme fragen (betriebliches Eingliederungsmanagement),
wenn Du innerhalb von 12 Monaten länger als 6 Wochen krank warst. Zu dem Fall länger als 6 Wochen krank schreibe ich weiter unten noch mehr (in Bezug auf Reha/Klinik).
Manchmal dauert es etwas, bis man den für sich passenden Weg gefunden hat, und manchmal muss man auch mit ein paar organisatorischen Hürden kämpfen, aber irgendwann findet man seinen Weg, wenn man am Ball bleibt.
Ich würde empfehlen, Dich bei mehreren Therapeuten auf die Warteliste setzen zu lassen.
Bei manchen Therapeuten kann man auch Glück haben: Ich habe es jetzt schon öfters mal gehört, dass manche Therapeuten aufgrund der immensen Nachfrage gar keine Wartelisten mehr führen, sondern ihre Plätze so vergeben, wie es sich gerade ergibt: Ein Patient hört auf, und wenn man zeitlich passend anruft, bekommt man den Platz.
Ganz wichtig: Lass' Dich nicht entmutigen, wenn Du hier und da auf Wartezeiten triffst. Bleib' einfach am Ball. Das ist manchmal besonders herausfordernd, gerade, wenn es einem eh schon schlecht geht, aber da braucht man machmal etwas
Geduld. Vielleicht geht es ja auch ganz schnell, das kann auch sein, aber Du fragtest ja nach Erfahrungen, und meine persönlichen Erfahrungen (und die von vielen Mitpatienten) zeigen, dass gerade die Suche nach einem ambulanten Therapieplatz etwas zäh sein kann, einfach, weil die Nachfrage das Angebot so sehr übersteigt. Aber irgendwann gehen auch die Wartezeiten vorbei, und manchmal bekommt man auch viel schneller als erwartet einen Platz.
Zitat von dorothea13: Was mache ich, wenn ich noch länger auf den Termin warten muss oder es nirgendwo freie Plätze gibt?
Freie Plätze für eine Therapie (außerhalb dieser o.g. Erstversorgung) können, je nach geographischer Lage, mit zum Teil ziemlich langen Wartezeiten verbunden sein (je nachdem, wo Du wohnst, können diese mehrere Monate oder sogar über ein Jahr betragen), darum ist auch Deine folgende Frage nicht pauschal zu beantworten:
Zitat von dorothea13: Soll ich mich weiter krankschreiben lassen, bis ich in Therapie bin?
Es kann passieren, dass es lange dauert, bis eine ambulante Therapie anfängt. Wenn Du längerfristig krank bist, kannst Du Dich natürlich auch längerfristig krankschreiben lassen (krank ist krank), aber nach ein paar Wochen wird Dein Arbeitgeber sich vermutlich mit Dir in Verbindung setzen (ich meine, 6 Wochen ist da oftmals die Grenze).
Natürlich ist es eventuell möglich, innerhalb dieser Zeit einen Therapieplatz zu finden, aber innerhalb von 6 Wochen einen ambulanten Therapieplatz zu finden, ist schon mit sehr viel Glück verbunden.
Zitat von dorothea13: Wie sind eure Erfahrungen mit sowas?
Meine Erfahrungen:Ich habe es bei vielen Kollegen und bei mir selber so erlebt, dass nach längeren Ausfallzeiten (von über 6 Wochen) eine psychosomatische
Reha oder ein psychosomatischer
Klinikaufenthalt in die Wege geleitet wird, einfach auch aus arbeitsrechtlichen Gründen.
Und weil Therapieplätze teilweise so lange Wartezeiten haben (wie gesagt: abhängig davon, wo Du lebst).
Das hat dann einfach viel mit Lohnfortzahlung, Krankengeld usw. zu tun.
Das passiert aber, wie gesagt, erst, wenn man längerfristig krankgeschrieben wird. Es kann ja auch sein, dass Dir eine Auszeit von unter 6 Wochen schonmal hilft, Dich wieder soweit zu berappeln, dass Du wieder arbeiten kannst, vielleicht kannst Du ja auch mit Deinem Arbeitgeber eine
unbürokratische Unterstützungs-Lösung vereinbaren, manche Arbeitgeber sind dafür offen, wenn ihnen dadurch der Arbeitnehmer erhalten bleibt.
Bei mir war es damals ähnlich wie bei Dir, ich habe durchgepowert bis zuletzt, auch noch, als ich schon sehr krank war. Selbst mehrere psychische Diagnosen und die körperliche Diagnose Multiple Sklerose konnten mich nicht stoppen. Zumindest nicht, bis dann irgendwann von einem Tag auf den anderen gar nichts mehr ging.
Bei mir (und einigen meiner Kollegen) war es so, dass nach einer längerfristigen Krankschreibung dann entweder eine Reha oder eine psychosomatische Akut-Klinik folgte, und danach haben viele dann eine
Wiedereingliederung gemacht.
Ich persönlich nicht, das lag aber an der Menge der psychischen und körperlichen Diagnosen (also davon bitte nicht entmutigen lassen!). Und ich kenne sehr viele, die über diesen Weg wieder ganz gut Fuß gefasst haben.
Und es muss ja auch gar nicht soweit kommen. Vielleicht findest Du ja auch schnell einen ambulanten Platz und kommst mit 2-4 Wochen Krankschreibung hin, das kann ja auch passieren.
Alles Gute,
LG Silver