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S
HI!

Ich habe viele Fragen - und hoffe auf einen positiven Austausch:-)

bin w, 27 und habe lange mit mir gehadert, mich in einem forum über diese angst zu informieren.
denn, was ich am meisten befürchte, ist, dass je mehr ich mich mit meiner klaustrophobie beschäftige, desto schlimmer wird sie...
kennt ihr das? selbsterfüllende prophezeiung?
nun aber drängt die zeit! ich muss jetzt handeln!
habe auch all diese bekannten symptome und attacken bei engen räumen und menschenmassen (lift, keller, ubahn, bus, konzerte), ich versuche immer wieder mich dieser angst zu stellen, aber ich habe gemerkt, dass es trotzdem nicht hilft.

ich habe jetzt einen überseeflug gebucht (15 h flug) und habe jetzt total panik. als ich das übers internet gebucht habe, bekam ich schon schweissausbrüche und atemnot.

WAS SOLL ICH TUN?
- ich habe übelegt, nächte vor dem flug durchzumachen, damit ich beim flug müde bin und schlafen kann -- bei müdigkeit bin ich viel agressiver, also kommt das nicht in frage!
ich habe noch knapp 6 wochen zeit, ich glaube nicht, dass ich das in so kurzer zeit therapieren kann, oder?

- welche medikamente kommen in frage?

ich hoffe auf gute tipps, viel rat und gegenseitige hilfe!

vielen herzlichen dank
stern

15.06.2008 23:53 • 06.07.2008 #1


29 Antworten ↓


Christina
Hallo Stern,

sechs Wochen ist wirklich nicht viel Zeit, aber bei einer spezifischen Phobie kann man da schon einiges erreichen.

Zitat von star:
denn, was ich am meisten befürchte, ist, dass je mehr ich mich mit meiner klaustrophobie beschäftige, desto schlimmer wird sie...
kennt ihr das? selbsterfüllende prophezeiung??
Ja. Aber die selbsterfüllende Prophezeiung kommt nicht dadurch zustande, dass Du Dich mit der Krankheit Klaustrophobie beschäftigst (und deren Entstehungsbedingungen, Erklärungen und Therapiemöglichkeiten), sondern mit der Angst und damit, dass Du die bei nächster Gelegenheit ganz bestimmt wieder bekommst und ganz sicher nicht aushälst.

Zitat von star:
nun aber drängt die zeit! ich muss jetzt handeln!
habe auch all diese bekannten symptome und attacken bei engen räumen und menschenmassen (lift, keller, ubahn, bus, konzerte), ich versuche immer wieder mich dieser angst zu stellen, aber ich habe gemerkt, dass es trotzdem nicht hilft.
Machst Du's denn richtig? Es ist nämlich wichtig, in die gefürchtete Situation reinzugehen, Angst zu bekommen, diese auszuhalten, bis sie wieder weg geht, und das Ganze dann zu wiederholen, bis Du entweder keine Angst mehr bekommst oder es Dir egal ist. Wenn die Angst in den Situationen nicht nachlässt, oder Du die Situation aus Angst zu früh verlässt, hilft die Übung nicht oder verschlimmert u.U. die Angst.

Damit die Übungen klappen, solltest Du sie vorbereiten. Dazu musst Du wissen, dass Angst dadurch zustande kommt, dass Du eine Situation oder Deinen körperlichen Zustand in dieser Situation als bedrohlich bewertest - i.d.R. ohne realistische Grundlage für diese Einschätzung. Deshalb hilft es, diese Gedanken herauszufinden, zu hinterfragen und durch realistische Einschätzungen zu ersetzen. Letztere kannst Du Dir dann auf einen Zettel schreiben und im Ernstfall (und auch sonst) durchlesen. Der Einfluss der sog. Kognitionen auf die Gefühle ist hier erklärt. Und hier findest Du eine gute Erklärung zur Klaustrophobie, um die subjektiv empfundene Bedrohung zu entschärfen.

Nimm am Anfang jemanden zu den Übungen mit, falls Dir das hilft, und besorg' Dir ein gutes Selbsthilfebuch wie das von Doris Wolf (Ängste verstehen und überwinden). Für eine richtige Therapie wirst Du innerhalb von dieser kurzen Zeit nämlich kaum einen Platz finden.

Das Gefühl der Atemnot ist häufig nicht nur eine unrealistische Befürchtung, sondern entsteht durch sog. Hyperventilation aus der Angst heraus. Eigentlich ist es überhaupt kein Luftmangel, sondern im Gegenteil, es wurde zuviel und zu schnell eingeatmet. Dadurch verkrampfen sich die Muskeln. Auch dagegen kann man etwas tun, Du solltest m.E. sofort anfangen, die Atemübungen zu machen, zu denen ich unter Hyperventilation verlinkt habe.

Zitat von star:
- welche medikamente kommen in frage?
Eigentlich nur Benzodiazepine, also Beruhigungsmittel. Idealerweise vielleicht Tavor Expedit, das wirkt über die Mundschleimhaut innerhalb von 10 Minuten. Aber: Da diese Medikamente relativ schnell abhängig machen können, sind sie nur etwas für den akuten Notfall. Du könntest sie Dir in kleinster Menge verschreiben lassen, einmal ausprobieren (damit Du weißt, wie Du überhaupt darauf reagierst und welche Dosis Du nehmen musst, um beruhigt, aber nicht ausgeknockt zu sein) und dann auf den Flug mitnehmen, um sie bei Bedarf zu nehmen. Falls Du in Erwartung des Fluges schon abdrehst, kämen evtl. Opipramol oder Promethazin in Frage, die beide sedierend wirken und nicht abhängig machen. Es könnte aber sein, dass Du Dich damit im Alltag durch Müdigkeit eingeschränkt fühlst. Die typischen Antidepressiva sind m.E. nicht sinnvoll, weil die mehrere Wochen brauchen, bis sie eine Wirkung entfalten. Bis zu Deinem Flug ist da u.U. noch nicht das richtige Medikament in der richtigen Dosis gefunden.

Liebe Grüße
Christina

16.06.2008 09:21 • #2


A


Klaustrophobie / Therapie - Medikamente Dauer?

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Sammy
Hey!

auch ich habe leider Klaustrophobie und ich hatte schon mehrere Panikattacken der schlimmeren Sorte...
Am schlimmsten wird es bei mir in Aufzügen, Zügen aller Art, Tunneln und kleinen, engen, niedrigen, stickigen oder schmalen Räumen. Bisher ist es mir meistens gelungen, diese Orte zu meiden.

Allerdings wird mir mein Ausweichmanöver Ende August nicht besonders viel nützen, denn ich fahre mit meiner Klasse nach Englang und wir fahren ca. 35 Minuten durch den Tunnel...

Christina, du meintest, man müsste sich der Angst stellen. Das habe ich bisher noch nicht wirklich getan, und wenn, dann mit katastrophalen Folgen... Ich bin 15 und möchte eigentlich auf Medikamente zur Beruhigung verzichten. Allerdings habe ich schon jetzt Panik vor der Fahrt durch den Tunnel.

Was ist, wenn ich während der Fahrt eine Panikattacke bekomme? Ich möchte nicht auf den Aufenthalt in England verzichten, aber wenn ich an den Tunnel DENKE, bekomme ich Alpträume. Ich kenne sonst niemanden, der Klaustrophobie hat und deshalb ist dieses Forum echt eine Rettung. Es wäre echt nett, wenn ihr mir ein paar Tipps geben könntet, was ich tun soll: Zähne zusammen beißen? Beruhigungsmittel?

Hoffe auf baldige Antwort!

16.06.2008 20:49 • #3


Christina
Hallo Sammy,

m.W. führt kein Weg daran vorbei, sich der Angst zu stellen. Aber: Nicht einfach so, das kann die Angst nämlich verschlimmern. Vermutlich meintest Du das auch mit katastrophalen Folgen - wobei: genau genommen waren die Folgen sicherlich nur höchst unangenehm, nicht katastrophal, oder?

Wenn Du Dich der Angst stellst, solltest Du wissen, was bei einer Panikattacke in Deinem Körper eigentlich abläuft. Das ist nämlich nicht gefährlich und es ist auch nicht großartig anders als im Normalzustand. Damit kannst Du Dich dann schon mal beruhigen. Und: Die Angst lässt nach ca. 20 Minuten von selbst nach - aus physiologischen Gründen (Es sei denn, Du fütterst sie weiter durch angstmachende Gedanken). Außerdem solltest Du erkennen können, dass und wie Du Dich selbst in die Angst hineinsteigerst bzw. die Angst überhaupt erst durch Deine eigenen Gedanken bzw. Denkgewohnheiten hervorrufst. Dann kannst Du Dich auch auf diesem Gebiet beruhigen und - wichtiger noch - durch realistische Gedankengänge gegensteuern. Das alles kannst Du bei einem Verhaltenstherapeuten lernen, aber u.U. auch mit Hilfe eines Selbsthilfebuches wie dem von Doris Wolf. In Anbetracht Deines Alters wäre es sicher gut, wenn Du Dich an eine Jugendberatungsstelle wenden würdest. Die bieten häufig auch psychotherapeutische Unterstützung an und könnten Dir die Sache wohl erheblich erleichtern. Und Deine Eltern wären auch nicht automatisch involviert...

Wie ich Stern schon geschrieben habe, kommt es bei Angst häufig zur Hyperventilation. Man atmet so schnell und viel ein, dass man sich verkrampft, einem übel und schwindelig wird und man das Gefühl von Atemnot bzw. richtige Erstickungsangst bekommt. Auch dagegen kann man etwas tun, muss das aber ebenfalls eine Weile üben (siehe Link oben).

Beim Üben und Sich-der-Angst-Stellen ist es wichtig, dass Du in der Situation bleibst, bis die Angst deutlich nachlässt. Alles andere ist Flucht und verschärft das Problem. Das heißt aber auch, dass Du beim Üben Angst haben solltest, sonst kann sie schließlich nicht nachlassen und Du nicht erleben, dass Du Herr über die Angst bist. Damit es klappt, bereitest Du Dir beruhigende, realistische Sätze für die angstbesetzten Situationen vor. Vielleicht musst Du dafür ein bisschen recherchieren. Wenn Du z.B. Angst hast, zu ersticken, dann finde raus, ob das in einem steckengebliebenen Lift überhaupt physikalisch möglich wäre u.ä. Wenn Du vor Deinen eigenen Körperreaktionen Angst hast, ruf' Dir ins Gedächtnis, wie normal und harmlos Angstzustände eigentlich sind. Wenn Du eine Situation als katastrophal empfindest, mach' Dir klar, dass ein Erdbeben oder ein Tsunami Katastrophen sind, eine Angstattacke aber nur unangenehm, dennoch aushaltbar.

Fang' mit leichten Übungen an, also Situationen, die Dir nicht so viel Angst machen, und dann steigere es.

Zitat von Sammy:
Ich bin 15 und möchte eigentlich auf Medikamente zur Beruhigung verzichten.
Gute Entscheidung.

Zitat von Sammy:
Was ist, wenn ich während der Fahrt eine Panikattacke bekomme?
Eigentlich nichts. Ich weiß, man denkt immer, dann geht die Welt unter oder es wäre mindestens das Ende der eigenen psychischen Existenz, danach sitzt man nur noch als sabberndes Wrack in der Ecke zusammengekauert... Aber tatsächlich wird nichts passieren. Du fühlst Dich vielleicht sch...., trotzdem wird es Dir voraussichtlich nicht mal jemand ansehen. Außerdem kannst Du das machen, was Du beim Üben lieber lassen solltest: Dich ablenken. 35 Minuten sind nicht so sehr lang. Du kannst komplizierte Rechenaufgaben lösen oder Dich darauf konzentrieren, wie es wohl in England sein wird, was auch immer... Aber es ist ja auch noch ein bisschen Zeit bis dahin. Du kannst noch üben, und das solltest Du m.E. auch tun. Vielleicht mit der Unterstützung von Freunden, idealerweise sogar mit jemandem, der dann auch auf der Englandfahrt dabei ist. Falls Du - was unwahrscheinlich ist - keine Fortschritte machen solltest, kannst Du immer noch zum Arzt gehen und Dir für den Notfall etwas zur Beruhigung verschreiben lassen.

Liebe Grüße
Christina

16.06.2008 21:37 • #4


S
hallo zusammen!

Liebe Christina, ich danke dir für deine ausführliche Antwort. Was du da schreibst, geht für mich auf.
Beim Lesen habe ich festgestellt, dass ich das meiste auch intuitiv schon gemacht habe (ruhiger atmen, sich ablenken, an etwas Schönes denken). Ich versuche auch bewusst, mich in Situationen zu manövrieren, wo ich mich meiner Angst bewusst stellen kann. Teilweise klappt es auch, weil ich mir auch ständig sage, dass nichts passieren kann und dass es nicht lange dauert. Aber ich vergewissere mich auch immer, dass ich entfliehen kann (z. B. in einer Menschenmenge). Liftfahren hingegen klappt meistens ganz gut.
Nur sehe ich das Problem bei einem 14-stündigen Flug, wie ich mich so lange ruhig verhalten soll. Weil so lange kann ich mich nicht ablenken und der Notausgang fällt auch weg.
Ich sehe da wirklich nur die Möglichkeit der Einnahme von Medikamenten. Ich werde sie sicherlich vorher probieren, um zu wissen, wie ich darauf reagiere. Die grosse Angst, die ich habe, ist, dass ich immer wieder aggressiv reagiere.
Was ich wirklich nicht verstehe, ist, wie sich die Angst immer mehr in meinen Alltag frisst. Ich hatte das schon immer, aber im Moment kann ich ihr beinahe zusehen, wie sie mich immer mehr einnimmt.
Mich dem zu stellen, ist wahnsinnig schwierig.

Ich danke für all die gutgemeinten Ratschläge!
Liebe Grüsse
Stern

17.06.2008 10:57 • #5


Christina
Zitat von star:
Teilweise klappt es auch, weil ich mir auch ständig sage, dass nichts passieren kann und dass es nicht lange dauert. Aber ich vergewissere mich auch immer, dass ich entfliehen kann (z. B. in einer Menschenmenge).
Hm, das läuft m.E. auf das Problem hinaus, dass Du einige Situationen zwar nicht (mehr) vermeidest, trotzdem aber die Angst. Denn die wird vermutlich gar nicht erst auftauchen (oder nur sehr kurz und moderat), wenn Du sofort eine Lösung parat hast (dauert nicht lange, da ist der Ausgang, zur Not kann ich ja doch raus etc.). Das löst das Problem alltäglicher Situationen und hält die Einschränkungen durch die Angst geringer, es löst das Problem der Angst und des Aushaltens von Angst leider gar nicht - u.U. sogar im Gegenteil. Deswegen ist der Flug weiterhin ein Problem, denn da entfallen die üblichen Angst-Meidestrategien. Letzten Endes hilft wohl nur, beim Üben reichlich Angst zu haben und diese dann durch Aushalten zu überwinden.

Zitat von star:
Ich sehe da wirklich nur die Möglichkeit der Einnahme von Medikamenten. Ich werde sie sicherlich vorher probieren, um zu wissen, wie ich darauf reagiere. Die grosse Angst, die ich habe, ist, dass ich immer wieder aggressiv reagiere.
Es gibt Menschen, die auf Benzodiazepine paradox reagieren und kein bisschen beruhigt werden. Dann kann man ggf. auch ein Neuroleptikum nehmen und im Zweifelsfall das komplette Gefühlsleben runterfahren bis lahmlegen. Aber da wird Dir ein Arzt sicher weiterhelfen können.

Zitat von star:
Was ich wirklich nicht verstehe, ist, wie sich die Angst immer mehr in meinen Alltag frisst. Ich hatte das schon immer, aber im Moment kann ich ihr beinahe zusehen, wie sie mich immer mehr einnimmt.
Siehe oben: Es ist nicht ganz dasselbe, sich angstbesetzten Situationen zu stellen oder sich der Angst zu stellen. Wenn Du es bei einer Konfrontationsübung schaffst, keine Angst zu haben, dann ist etwas falsch gelaufen. Dann war die Übung zu leicht, Du hast die Angst vermieden und/oder Dir Fluchtwege offen gehalten. Damit bleibt das Auftreten von Angst aber genau das, was Du fürchtest, und es kommen immer mehr Situationen hinzu, in denen Angst auftreten könnte.

Jetzt mal abgesehen von dem Flug, der ja schon bald stattfinden soll, wäre eine Psychotherapie (Verhaltenstherapie) sicher sinnvoll. Und bei diesem sehr klar umrissenen Problem wird die Therapie unter fachkundiger Anleitung auch nicht allzu lange dauern.

Liebe Grüße
Christina

17.06.2008 13:18 • #6


Sammy
Hi!
Danke erstmal für all die Ratschläge und Tipps, Christina!

ich weiß bereits, dass es nicht direkt die engen Räume sind, die mir so zusetzen, sondern dass es eigentlich eher die Angst vor dem Ersticken / Zerquetscht werden ist.

Ich habe schon mehrere Male versucht, mich meiner Angst zu stellen, z.B. indem ich extra den Lift benutzt habe, anstatt die Treppe zu nehmen. Aber wie bereits gesagt, war das Ergebnis eher mies als hilfreich

Aber ich weiß nicht, wie ich mich meiner Angst stellen soll, wenn ich doch schon weiß, dass es mir nicht hilft, sondern dass meine Angst sogar noch gesteigert wird, wenn ich es versuche?

Was ich bisher noch nicht wusste, ist, wie eine Panikattacke wirklich funktioniert. Ich habe immer das Gefühl, ich atme gar nicht, wenn ich eine P. hab, aber zuviel atmen?!? Der Link für Hyperventilation war super! Das wusste ich vorher alles gar nicht, aber beim nächsten Mal werde ich darauf achten, ob ich gar nicht ODER zu viel atme!

Du sagtest, dass die Angst nach ca. 20 Minuten nachlässt, außer wenn sie weitergefüttert wird. Bei mir ist es so, dass meine Angst umso größer wird, je länger ich versuche, sie zurückzuhalten und dort zu bleiben wo ich bin und nicht wegzulaufen. Auch wenn ich mir einrede, dass nichts passieren kann, nützt es gar nichts, sondern ich muss flüchten bevor ich völlig abdrehe. Doch wenn ich flüchte wird das Problem noch verschärft? Das würde doch aber heißen, dass das ganze eine Art Teufelskreis ist?

Bin gerade unzufrieden mit mir selbst danke aber trotzdem!!

LG, Sammy

17.06.2008 18:29 • #7


Christina
Zitat von Sammy:
Aber ich weiß nicht, wie ich mich meiner Angst stellen soll, wenn ich doch schon weiß, dass es mir nicht hilft, sondern dass meine Angst sogar noch gesteigert wird, wenn ich es versuche?
Du darfst eben nicht flüchten. Leicht gesagt, ich weiß...

Zitat von Sammy:
Du sagtest, dass die Angst nach ca. 20 Minuten nachlässt, außer wenn sie weitergefüttert wird. Bei mir ist es so, dass meine Angst umso größer wird, je länger ich versuche, sie zurückzuhalten und dort zu bleiben wo ich bin und nicht wegzulaufen. Auch wenn ich mir einrede, dass nichts passieren kann, nützt es gar nichts, sondern ich muss flüchten bevor ich völlig abdrehe. Doch wenn ich flüchte wird das Problem noch verschärft? Das würde doch aber heißen, dass das ganze eine Art Teufelskreis ist?
Ganz genau, und dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden. Es ist völlig normal, dass die Angst größer wird, je mehr man versucht, sie niederzuhalten oder zu bekämpfen. Der Trick ist, sie zuzulassen - auch wieder leicht gesagt... Es nutzt Dir wohl auch wenig, wenn Du Dir sagst, dass Dir von außen nichts passieren kann. Denn wenn Du flüchten musst, bevor Du völlig abdrehst, hast Du die meiste Angst anscheinend vor der Angst. Deswegen ist es wichtig, sich mit dem Geschehen bei Panikattacken auseinanderzusetzen. Viele Angstpatienten haben die Befürchtung, völlig abzudrehen, die Kontrolle zu verlieren, wahnsinnig vor Angst zu werden. Aber da ist nichts dran, es wird nicht passieren. Und trotz des angstauslösenden Bombardements Deiner Gedanken wird Dein Körper das Angst-Theater nach einiger Zeit von selbst wieder einstellen. Er hat Dich kampf- oder fluchtbereit gemacht, aber Du kämpfst und rennst nicht. Da kann man die Mobilmachung wieder abblasen. Du wirst erschöpft sein, vielleicht weinen oder - wenn das Ganze im Rahmen einer geplanten Konfrontationsübung stattgefunden hat - erleichtert und fast schon high sein.

Was glaubst Du denn, was passiert, wenn Du völlig abdrehst? Denk' es zu Ende, hör' nicht an dem Punkt auf, an dem es Dir schon unsagbar peinlich wäre. Was kann schlimmstenfalls passieren? Wie wahrscheinlich ist das? Könntest Du im schlimmsten Fall noch etwas tun, um Dich zu retten?

An einem mutigen Tag kannst Du auch mal folgendes Experiment wagen: Du gehst in den Lift mit dem festen Vorsatz, eine ganz schlimme Angstattacke zu bekommen. Idealerweise bist Du dann schon so belesen, dass Du weißt, dass Panik Dir nichts anhaben kann. Lade die Angst ein oder besser noch, fordere sie heraus: Hey, das soll 'ne Angstattacke sein? Das kannst du doch besser!

Zitat von Sammy:
Bin gerade unzufrieden mit mir selbst
Es ist völlig normal und eigentlich auch sinnvoll, angstauslösende Situationen zu vermeiden. Angst ist ein extrem starkes Gefühl mit einer wichtigen Signalwirkung. Unsere Spezies gäbe es schon lange nicht mehr, wenn wir nicht alle instinktiv darauf reagieren würden und wenn dieser Teufelskreis nicht dafür sorgen würde, schnell und gut zu lernen, wovor man Angst haben muss. Ist halt dumm gelaufen, wenn man mal gelernt hat, vor etwas Angst zu haben, das gar nicht gefährlich ist.

Liebe Grüße
Christina

17.06.2008 20:18 • #8


G
noch jemand der diese sch... krankheit hat...leide leider auch darunter.

18.06.2008 16:42 • #9


Sammy
Hallo, alle zusammen!

@ christina: ja, verfluchter Teufelskreis... Klar muss man den Teufelskreis irgendwie durchbrechen können, aber wie gesagt: Leichter gesagt als getan
Du meintest, ich müsse den Gedanken zu Ende denken, was passieren könnte, wenn ich vor Angst verrückt werde. Hab´s versucht, aber irgendwie reicht meine Fantasie nicht so weit. War noch nie in so einer Situation wo ich völlig die Kontrolle verloren habe. Ich hab mir es einfach immer nur schrecklich vorgestellt, aber mir nie genauer etwas ausgemalt. Komisch, fällt mir erst jetzt auf, wo ich darüber nachdenke...
das mit dem Fahrstuhl habe ih schon einmal probiert, da habe ich mir auch fest vorgenommen, meiner Angst standzuhalten. Ich wusste, dass ich nicht ersticken kann, aber trotzdem hat es nicht so geklappt: anstatt es bis zum Ende durchzuziehen, bin ich beim nächsten Halt aus dem Fahrstuhl gekrochen...
na ja, werd´s noch mal versuchen, aber später... in den Ferien...
danke aber für die vielen Tipps

@ gine: du auch

@ alle: Liebe Grüße, Sammy

18.06.2008 21:27 • #10


G
hi sammy.

das ist wohl war. bin 21 jahre alt und habe diese angst seit 3 jahren...
besonders schlimm ist es bei mir wie du schon sagtest beim fahrstuhl fahren(deshalb vermeide ich es auch) beim zugfahren (alleine fahren geht gar nicht, da würde ich nach 3 meter die notbremse ziehen) oder halt wenn ich in der schule bin...

hab immer gedacht du bist stark du schaffst den weg alleine aus dieser angst aber nach all den jahren musste ich feststellen das dies micht der fall ist und ich ohne fremde hilfe da nicht mehr rauskomme- das war vor 3 monaten!
seit dem zeitpunkt an habe ich mich dann in eine therapie begeben...und ich muss sagen dass es das beste ich was ich je hätte machen können.

sei stark und entscheide dich für den richtigen weg...du wirdt es nicht bereuen

lg gine

18.06.2008 22:24 • #11


Sammy
Hey gine

Jaah, fahrstühle, züge (vor allem U-Bahnen ) und kellerräume sind die schlimmsten... ich bin 15 und gehe 'türlich noch zur Schule, aber damit habe ich gar nicht mal solche Probleme, die ist eigentlich ziemlich geräumig. Nur halt, wenn die korridore alle so verstopft sind, in den Umkleidekabinen der Sporthalle oder in den stickigen Chemieräumen (vor allem im Sommer ist die Luft darin zu Kotzen - genau wie der chemieunterricht ^^)

bei mir hat es mit der Klaustrophobie auch vor ca drei Jahren angefangen. War ne ganz hinterhältige Sache, hat sich still und heimlich in mein Leben geschlichen und jetzt krieg ich es nicht mehr weg

ich habe auch schon an eine Therapie gedacht, aber diesen Gedanken immer wieder verworfen, da dann höchstwahrscheinlich meine Eltern mit einbezogen werden würden, oder?

Ich habe bereist mehrmals versucht, stark zu sein, aber jedes Mal habe ich auf halber Strecke schlapp gemacht, die Beine in die Hand genommen und das Weite gesucht

In was für eine Therapie hast du dich denn genau begeben?

Gruß Sammy

19.06.2008 16:18 • #12


G
hey sammy,

ja das kenne ich immer wieder vor der angst wegzulaufen und auf einmal zu vertsehen das man etwas tun muss damit diese angst auf ewig verschwindet...
hoffe natürlich sehr das es irgendwann hilft... wie du schon sagtest ins leben eingeschlichen - ja auf einmal war sie da die panik die angst vor dem zugfahren natürlich weiß man genau was es ist wovor man da angst hat, versucht es sich doch immer wieder einzureden das es von alleine verschwindet...das es eine krankheit ist damit hab auch ich mich noch nicht so recht abgefunden...dachte eigentlich immer krank ist man erst wenn man psychologische hilfe braucht.nun ja diesen gedanken habe ich dann irgendwann in den hintergrund gestellt...wie das halt mal so ist wenn man etwas nicht zugeben will

wie wirkt sich die angst bei dir aus??

lg gine

20.06.2008 19:26 • #13


Sammy
Hi gine!

Am Anfang wollte ich auch nicht zugeben, dass ich so eine Krankheit habe. War aber eher aus Unwissenheit... bis vor ein paar Jahren kannte ich den Begriff Klaustrophobie noch nicht einmal. Dachte, so was kann mir nicht passieren, ich bin ja ganz normal... Ha! und vor nen paar Jahren hatte ich den Salat

Ich wohne in einer ziemlich ländlichen Gegend, hier gibt es also keine Metros, U-Bahnen und keine Gebäude, die so hoch sind, dass sie einen Aufzug haben müssten (vom Krankenhaus mal abgesehen) also bin ich hier relativ selten in Situationen wo ich wirklich gezwungen bin, mich mit meiner Angst zu konfrontieren. Schlimm wird es halt beim Reisen oder auf Klassenfahrten, in hotels und so weiter. Wenn die anderen den Aufzug nehmen, lauf ich halt Treppen. vor Reisen mit dem zug versuche ich mich vorher möglichst zu verausgaben, damit ich müde bin.
Klaustrophobie schränkt mein Leben allerdings doch ein, zum Beispiel in der Schule. Dort kriege ich manchmal richtig Angst durch Korridore zu laufen, vor allem wenn die ganzen Schüler um einen herum laufen und alles enger wird...

Die Auswirkungen meiner Klaustrophobie können (so komisch es klingt) ganz unterschiedlich sein. manchmal zittere ich nur, mein Atem geht schneller und ich werde unruhig, hektisch, gehetzt, versuche aber mir nichts anmerken zu lassen. Dann aber gibt es auch Situationen, wo ich gleich das volle Programm durchmache: Übelkeit, Schwindel, Depersonalisation, Derealisation (hoffe ich hab beides richtig geschrieben ) Hyperventilation etc.

Wie ist es bei dir mit der Angst und ihren Auswirkungen?

LG, Sammy

PS: reicht es bei dir schon aus, wenn eine Tür zugemacht oder abgeschlossen wird, um stärkere Angst zu bekommen? Bei mir schon... einzige Ausnahme: mein eigenes zimmer. Da fühl ich mich sicher

21.06.2008 11:56 • #14


G
hey du...

ziemlich treffend beschrieben deine auswirkungen bei mir ist es nicht anders

in der schule ist es (abgesehen vom zugfahren) am schlimmsten der erste tag nach dem wochenende ist es arig schlimm.da reicht es schon wenn der lehrer auch nur die tür zumacht und ich fange langsam an durchzudrehen-jedenfalls kommt es mir so vor.kann mich dabei nicht mehr auf den unterricht konzentrieren werde nervös ohne ende fange an zu zittern und bekomme keine luft mehr. am meisten hab ich jedenfalls angst davor einfach mall den mund aufzumachen und alles aus mir rauszubrüllen-was ich natürlich nie machen würde....

21.06.2008 21:56 • #15


Sammy
Hi gine!

Unser klassenzimmer ist ziemlich groß und ich sitze am Fenster, dass ich öffnen kann, wenn das Wetter halbwegs gut ist. Dann sitze ich praktisch draußen aber mit dem Konzentrieren habe ich es trotzdem nicht so...

Ich hab ganz vergessen: schlimm ist es auch in den toiletten. Ich gehe niemals in der Schule auf klo. Klein, eng, stickig...

Aber ich kenne dass, wenn man nicht den Mund aufmachen will, wenn man gerade Angstzustände hat. Das war auf einer Latein-Kursfahrt nach Köln schlimm. Wir waren im Sanatorium (oder so ähnlich; weiß nich mehr wie das hieß
Ich glaube, wenn ich am Anfang schon den Mund aufgemacht hätte, wär´s besser gewesen, aber das fällt einem erst immer im nachhinein ein...

Wissen deine Freunde, dass du solche Probleme damit hast, dass die Klassentür zu ist? Oder geh doch nach dem Unterricht zur Lehrerin, wenn alle anderen gerade nicht zuhören und sprech sie darauf an... wär besser, als wenn du irgendwann mal völlig die Kontrolle verlierst, oder?

lg, Sammy

22.06.2008 16:33 • #16


G
nun ja bin als einziges mädel in der klasse und hab nur lehrer.
habe es bisher niemanden aus meiner klasse gesagt aber einer von den lehrern weiß halbwegs bescheid.
bei uns ist der klassenraum klein eng und stickig die fenster sind ganz oben unterhalb der decke und gegen die hitze komplett mit papier abgeklebt.die tür sehe ich aber trotzdem ist die ansgt vor den pas praktisch schon vorprogrammiert.
hab meinen eltern nicht gesagt was ich hab denke es ist besser wenn ich denen nichts davon erzähle.möchte daher diese sache auch nicht an die große glocke hängen.

wissen bei dir alle bescheid oder tust du auch auf heimlichtuerei

gruß gine

22.06.2008 21:01 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

S
Hi!
also, inzwischen war ich bei meinem Hausarzt, der hat mir kurzfristig TEMESTA verschrieben. Was haltet ihr davon? Ich habe das Problem, dass ich keinen Termin bei einem Psychiater so kurzfristig erhalte. Mein Flug rückt leider immer näher, meine Angst wird immer grösser.
Soll ich jetzt schon mit der Einnahme der Tabletten beginnen? Ich reise erst Mitte August?
Oder habt ihr andere Tipps für Medikamente? Allenfalls auch natürliche/ homöopathische? Denn wenn man die Nebenwirkungen der Temesta liest, bekommt man einen Schreck...
Gruss
star

23.06.2008 14:49 • #18


Christina
Zitat von star:
Soll ich jetzt schon mit der Einnahme der Tabletten beginnen? Ich reise erst Mitte August?
Auf gar keinen Fall. Temesta ist ein Benzodiazepin, der Wirkstoff das kurz- bis mittellang wirkende Lorazepam. Bei regelmäßiger Einnahme über mehr als zwei Wochen macht es abhängig, es ist ein Notfallmedikament für den seltenen Gebrauch. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass bei Dir ja noch die Möglichkeit einer paradoxen Reaktion besteht. Das sollte sich durch einmaliges Ausprobieren allerdings klären lassen.

Zitat von star:
Oder habt ihr andere Tipps für Medikamente? Allenfalls auch natürliche/ homöopathische?
Nichts anderes als ich Dir in meinem ersten Beitrag schon genannt habe. Baldrian müsstest Du sehr langfristig einnehmen, und eine Wirkung bei akuter und starker Angst ist da sehr unwahrscheinlich. Johanniskraut kann wirken, wenn es ausreichend hoch dosiert ist, hat aber das Problem der erhöhten Lichtempfindlichkeit (je nachdem, wo der Flug hingeht, vielleicht nicht zu empfehlen) und es hat z.T. unerfreuliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Es kann z.B. die Antibabypille unwirksam machen oder die Wirkung von Temesta stark herabsetzen.

Liebe Grüße
Christina

23.06.2008 17:20 • #19


Sammy
Hey!

@ gine: Als einziges Mädchen?!?

Meine Eltern wissen auch nichts davon. Ist wirklich besser so, denke ich. Mag die nämlich nicht besonders, außerdem ist meine Mutter so ´ne Tratschtante. Erzähle ich es der, weiß es gleich meine gesamte Verwandschaft

Kommst du denn mit den Typen in deiner Klasse zurecht, oder seid ihr sogar befreundet? Oder hast du Freundinnen in anderen Klassen, denen du es erzählen würdest? *neugierigbin* Mir ist es zwar mega peinlich, direkt mit anderen Leuten über Klaustrophobie zu reden, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass es leichter ist, wenn ein paar gute Freunde davon wissen

@ alle: liebe Grüße!

24.06.2008 14:22 • #20


A


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf