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F
Hallo ihr Lieben,

heute muss ich mich noch mal mit etwas an euch wenden, was mir seit einiger Zeit keine Ruhe mehr lässt.
Ich habe jetzt vor kurzem auf Therapeutenwunsch meine 5. Therapie beendet (nach 12 Sitzungen). Programme wie den SpDi , ambulante psychiatrische Pflege und ambulant betreutes Wohnen nicht mitgezählt. Ich bin auch schon auf der Warteliste für einen 6. Therapeuten. Leider haben alle meine Therapien mir nichts langfristiges gebracht, um mit meinen Ängsten selber gut umzugehen. Jegliche Verhaltensmuster, die ich hätte umlernen sollen, haben meine Ängste entweder umgangen, indem sie sich neue Ängste in Bezug auf die alten ausgedacht haben oder sie waren für mich von vorn herein nicht umsetzbar.

Therapieformen, die ich bisher gemacht habe waren 2 x Akuttherapie (Tagesklinik), 2 x tiefenpsychologische Therapie und 1 x Verhaltenstherapie. Der nächste Therapeut ist auch wieder ein Verhaltenstherapeut, da ich denke, dass es die passendste Therapieform ist. Seit einiger Zeit merke ich aber , wie die Ängste wieder sehr schlimm werden. In dem Atemzug denke ich auch zeitgleich darüber nach, ob es so etwas wie eine Therapieresistenz gibt?
Ich gebe für mich ja die Hoffnung nicht auf, dass nur der Richtige kommen muss, der die passenden Impulse gibt, was bisher eben nicht richtig geschehen ist.
Gibt es unter euch jemanden, der vielleicht auch mehrere Therapien durchsitzen musste, bis etwas gepasst hat? Oder Leute, die sagen, Therapien bringen mir nichts?

Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen.

12.09.2022 16:06 • 17.09.2022 #1


10 Antworten ↓


Meteora
Mir geht es genau so. Ich kann die Frage nicht beantworten, nur eine Vermutung anstellen, warum das so ist: 1. Dass man entweder einen unbewussten sekundären Krankheitsgewinn hat, 2. Angst vor Veränderungen hat oder 3. eine ganz andere Therapieform die richtige ist (es gibt ja noch systemische, Gestalttherapie etc.). Ich habe drei Therapien hinter mir: DBT (Gruppentherapie für Borderline), VT, Tiefenpsychologisch. In der Kindheit habe ich drei weitere Therapien gemacht, zu denen ich aber gezwungen wurde, weshalb sie mir gar nichts brachten. Insgesamt ergeben sich ca. zehn Jahre Therapie, von denen die DBT und VT gleichzeitig stattgefunden haben. Und das einzige, was sich bei mir geändert hat, ist die Ausprägung der Suizidalität, von hoch auf nicht mehr vorhanden. Möglicherweise hatte ich auch mal eine PTBS, die auch deutlich besser geworden ist.

Ich denke mir oft, ich sollte vielleicht mehr Skills aus der Therapie üben. Oder es liegt an meinem kürzlich diagnostizierten Autismus, also dass neurotypische Therapien nicht bei mir wirken. Ich würde sehr gerne mal Traumatherapie oder Hypnose machen, aber das bringt wahrscheinlich auch nichts, da ich, so glaube ich, einen Willen gegen die Veränderung habe. Ich habe Angst, anders zu werden, weil ich es nicht anders kenne (aber auch das ist nur eine Vermutung, weil ich keinen Plan habe, was ich eigentlich will). Was bei mir vor allem dazukommt, sind negative Therapieerfahrungen. Meine letzte Therapie ist ein Jahr her und hat mich komplett destabilisiert. Sie hat mich auch rausgeschmissen, weil ich keine Ratschläge annehmen würde, ungeduldig und nicht therapiefähig wäre. Sie kam mit meiner Wut nicht klar. In der letzten Zeit kamen immer wieder Leute, die mich zur Therapie zwingen wollten, und deswegen wollte ich es erst recht nicht. Ich hatte sogar eine Narzissmus-Phase, in der ich mich ganz toll fand und alle anderen falsch.
Daher meine Frage: Hast du negative Therapieerfahrungen? Willst du dich wirklich verändern? Machst du das für dich oder weil jemand dich zwingt? Kann man das überhaupt wissen, ob man sich verändern will? Oder gibt es immer etwas Unbewusstes, das sich dagegen stellt?

12.09.2022 16:20 • x 1 #2


A


Gibt es so etwas wie eine dauerhafte Therapieresistenz?

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F
Danke für deine Antwort.
Was du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Nicht weil ich das denke, sondern das auch von diversen Therapeuten gehört habe.

Zum einen diese Angst vor der Veränderung.
Bewusst möchte ich mich verändern, aber unbewusst ist diese Angst da, die mich auch in meinem rationalen Denken prägt. Oh Gott, wird das wirklich besser, wenn du das änderst Nicht das du das später bereust Ach, so schlecht ist es ja nun noch nicht. All diese Gedanken habe ich auch bei Entscheidungen, die ich ganz bewusst herbei führe wie bspw. eine Tätowierung oder ähnliches. Meine Therapeutin meinte zu mir, ich weigere mich unbewusst so sehr gegen Änderungen, dass ich diese nicht herbei führen kann. Auf die Frage, wie ich aber bewusst mein Unbewusstsein austricksen kann, da wusste sie auch keine Lösung.
Zum anderen habe ich Angst, weil ich von vielen Menschen höre, ich wäre extrem reflektiert, was meine Ängste usw. angeht. In meinem Empfinden ist eine Therapie ja aber dafür da, genau diese Reflektion herbeizurufen. Wenn ich doch aber die schon habe, es nur an der Umsetzung scheitert, kann ein Therapeut da überhaupt noch helfen?

Negative Therapieerfahrungen nur in dem Sinne, dass die einzige Therapeutin, bei der ich jemals (wenn auch nur kurzfristig) was gelernt habe, mich nicht mehr weiterbehandeln wollte, weil ich wieder stabil war. Einen Monat später hätte ich mich einweisen können, weil wieder der Teufelskreis da war. Bis heute habe ich Angst, dass mich wieder jemand entlassen möchte, weil er mich für stabil hält, ich es aber nicht bin und mich nicht traue, was zu sagen.

12.09.2022 16:30 • #3


Meteora
Zitat von Fatuu:
Auf die Frage, wie ich aber bewusst mein Unbewusstsein austricksen kann, da wusste sie auch keine Lösung.

Ganz genau diese Frage stelle ich mir auch. Wie bekomme ich eine Krankheitseinsicht, die stark genug ist, damit sich wirklich was ändert? Wie betrügt man seinen Willen? Ich glaube, das geht gar nicht. Vielleicht gibt es einfach Menschen, für die Therapie nicht geeignet ist (und nicht umgekehrt). Jeder ist anders, normal gibt es nicht. Vielleicht brauchen wir was anderes, Spiritualität, Globuli, Religion oder so.
Zitat von Fatuu:
Zum anderen habe ich Angst, weil ich von vielen Menschen höre, ich wäre extrem reflektiert, was meine Ängste usw. angeht.

Das sagt man mir auch. Das reicht aber nicht aus, damit das Problem geht. Ich glaube, die Symptome kriegt man nie ganz weg, man lernt nur, damit zu leben. Und Heilung verläuft nicht linear. Es gibt immer wieder Rückfälle. Du sagst, du warst schon mal stabil. Wie hast du das erreicht? Hast du Skills geübt? Oder hat es ausgereicht, darüber zu reden? Kann gut sein, dass du schon in der Heilungsphase bist und es nicht weißt. Aber das sind auch wieder nur Vermutungen.

12.09.2022 16:39 • x 1 #4


F
@Meteora

In meinem Empfinden war ich nie stabil. Meine damalige Therapeutin hat das gedacht, warum weiß ich nicht, das hat sie mir nicht mitgeteilt.
Nach wie vor finde ich es sehr schwierig, wenn andere mir sagen: Oh, du machst ja Fortschritte! Und ich sitze da und denke mir: Wo, ich will sie auch sehen!.
Ja, vllt. ist man in der Heilungsphase. Ich fühle mich aber, als würde ich seit Jahren stagnieren. Und in dem Zustand will ich einfach nicht weitermachen. Ich habe aber wieder Angst, dass ich so sehr hoffe, der neue Therapeut kann mir helfen , dass ich nur enttäuscht werden kann.

12.09.2022 16:52 • #5


Schlaflose
Zitat von Fatuu:
Oder Leute, die sagen, Therapien bringen mir nichts?

Ja, ich. Hatte in 20 Jahren 4 Therapien und eine 8-wöchige psychosomatische Reha. Meine letzte Therapie hat mir insofern geholfen, dass mir durch ein Gutachten des Therapeuten ermöglicht wurde, meinen Beruf zu wechseln. Mir halfen Medikamente wesentlich besser als Therapien.

12.09.2022 18:20 • x 2 #6


E
Nimmst du denn Medikamente? Oft ist ein umdenken, anschlagen einer Therapie nur in Kombination mit Medikamenten möglich.

12.09.2022 18:24 • x 2 #7


F
@Grace_99

Ich habe schon sehr viel ausprobiert.
Opipramol, Citalopram, Cymbalta, Sertralin, Mirtazapin. Zur Zeit 300 mg Quetiapin wegen dem bipolar Verdacht.
Leider schlägt nichts wirklich an und meine Ärzte wollen auch nichts weiter verschreiben bzw sagen Dann ist das wohl Borderline, dagegen gibt es keine Medikamente. Ich kriege immer nur zu hören, ich muss das aussitzen und eine Therapie machen.

12.09.2022 19:04 • #8


-IchBins-
Zitat von Fatuu:
Leider haben alle meine Therapien mir nichts langfristiges gebracht, um mit meinen Ängsten selber gut umzugehen. J

Mir auch nicht, das beste ist, man sucht sich einen eigenen Weg. Ich habe dazu auch schon mehrmals etwas geschrieben. Manchmal machen Therapien alles nur noch schlimmer, so war es in meiner letzten. Und irgendwann hat man keine Kraft mehr dafür und versucht seinen eigenen Weg zu finden. Auch Medikamente haben mir nicht geholfen. Hatte auch mehrere, ich glaube 13 verschiedene über Jahre hinweg.
Fand ich interessant:

https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/...cht-12814/

Zitat von Fatuu:
und eine Therapie machen.

Ja und wieviel sollen es denn noch werden? Ein Bekannter von mir hatte eine Reha, eine Therapie und war austherapiert, fertig. Manchmal sollten die Therapeuten einsehen, dass manche Therapien eben nicht helfen, denn jeder Mensch ist anders gestrickt und wenn sie nicht weiter wissen, weil sie ja einen Erfolg verbuchen wollen, heißt es durch die Blume, dass man nicht will oder es Zeit würde, dass es nach so vielen Jahren und langer Zeit Therapie mal besser werden sollte. Sowas kann jemanden nur noch mehr schaden und vielleicht sogar in den Selbst. Mo. treiben.
Dazu komm noch, dass nicht für jeden die Therapie die Richtige ist. Es wird viel zu viel herum experimentiert, anstatt genau auf den Patient zu hören und auf ihn einzugehen, was genau das Problem eigentlich ist, zumindest war das meine Erfahrung.
Versuche, deinen eigenen Weg zu finden. Ich kann sagen, dass ich meinen gefunden habe und nun seit etwa 3 Jahren frei von Panikattacken bin und soweit besser zurecht komme als all die Jahre zuvor mit Klinikaufenthalten und Therapien. Meistens ging es mir danach noch schlechter, aber heute weiß ich auch, wieso.

13.09.2022 04:29 • x 5 #9


D
Deine Frage aus dem Thementitel lässt sich einfach beantworten. Ja, das gibt es.
Wenn keine der verfügbaren Behandlungen anspricht, obwohl sie es nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand sollte, nennt man das im Fachjargon Therapieresistent.
Das gilt nicht nur für psychische Erkrankungen sondern für alle.

17.09.2022 16:44 • x 2 #10


Sonja77
Also bei mir schlägt keine Therapie an,ich bin seit März 2018 durchgehend in Therapie zuerst jede Woche und dann alle 2 Wochen und nun alle 3 Wochen aber bis heute hat mir die Therapie nichts gebracht genauso wenig wie all die Medis die ich probiert habe einen wirklich positiven Einfluss hatten

Alles was ich bis heute geschafft habe hab ich selbst mit meinem eigenen Weg und mit Hilfe meines Mannes geschafft

Nicht mal die fast 4 ein halb Monate Psychiatrie haben etwas gebracht bei mir

Also ganz klar ja sowas gibt es

17.09.2022 18:09 • #11


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf