Ich wünsche dir einen guten Aufenthalt!
Ich hoffe für dich, dass du den Aufenthalt gut dafür nutzen kannst, daran zu arbeiten, wie du es künftig besser schaffen kannst, ambulant mit ambulanten Hilfsangeboten klarzukommen, damit du es vielleicht vermeiden kannst, immer wieder stationär zu gehen. Das ist ja jetzt, soweit ich das lesen konnte, dein dritter Klinikaufenthalt (entweder voll- oder teilstationär) in sehr kurzer Zeit.
Es kann immer mal Phasen geben, wo es vielleicht nicht anders geht.
Ich war selber schon mehrfach in der Klinik, teilweise auch mit sehr kurzen Abständen, ich kann das also sehr gut nachvollziehen und beurteile oder verurteile das also überhaupt nicht.
Es ist mir sehr wichtig, dass du das, was ich schreibe, nicht missverstehst. Ich meine das überhaupt nicht verurteilend oder vorwürflich, ich kann das, wie gesagt, alles sehr gut nachvollziehen und habe es ja auch alles schon selber erlebt.
Und trotzdem möchte ich davor warnen, dass du das zu einem neuen Verhaltensmuster machst. Ich sage das nur, weil ich schon so viele Patienten erlebt habe, die irgendwann von diesem Weg nicht mehr weggekommen sind. Kaum waren sie entlassen, haben sie sich schon wieder angemeldet bzw. einweisen lassen.
Und ich habe leider auch gesehen, wo das hinführen kann. Und eine Sache kann ich sagen, es hat diese Patienten nicht glücklich gemacht. Irgendwann führte das dazu, dass sie sich (manchmal auch unbewusst) geweigert haben, Eigenverantwortung für ihr Leben zu übernehmen, sie haben sich zu sehr daran gewöhnt, ihre Eigenverantwortung an Therapeuten abzugeben, sich in dieser Käseglocke Klinik zu wohl zu fühlen, wo man ja kaum Verantwortung tragen muss, aber das führt leider nicht dazu, dass im Leben außerhalb der Klinik irgendetwas besser wird. Und man kann sein Leben nunmal nicht auf Dauer in Kliniken verbringen, irgendwann spielt die Krankenkasse da nicht mehr mit. Und es macht nicht glücklich. Das Leben bringt leider Verantwortung mit sich, und man kann sich dieser auf Dauer nicht entziehen. Man muss sein Leben leben, mit all der Verantwortung, die dazugehört.
Manche Kliniken vermitteln die Illusion, dass man dort in einen Zustand von fast kindlicher Freiheit von Verantwortung zurückfallen kann, aber das ist leider eine Illusion, die jedesmal zerplatzt, sobald man die Klinik verlässt. Währenddessen fühlt man sich erleichtert, unterstützt und auch zu einem gewissen Grad beschützt. Aber dann endet der Aufenthalt und man muss zurück ins reale Leben. Und dann muss man doch wieder die volle Verantwortung für sein Leben selber tragen und alleine (bzw. mit reduzierter Unterstützung) klarkommen.
Und genau das ist oft der Punkt, wo viele dieser Patienten dann wieder dekompensieren und wieder in den Schutzraum Klinik zurückwollen. Das kann zum absoluten Teufelskreis werden.
Ich sage nicht, dass du zu diesen Patienten gehörst, ich möchte nur auf die Gefahr hinweisen, die mit sehr vielen Klinikaufenthalten in sehr kurzer Zeit verbunden sein kann (nicht muss).
Darum wünsche ich dir, dass du den Aufenthalt für dich produktiv und effektiv nutzen kannst, dass man dir dort dabei helfen kann, zu Hause ein Unterstützungsnetz aufzubauen, das dir hilft,
dass die Therapie Dir die Mittel, Werkzeuge und Fertigkeiten vermittelt, dein Leben außerhalb der Klinik eigenverantwortlich meistern zu können
und dass du wieder in eine emotionale Stabilität zurückfindest.
Alles Gute und viel Erfolg!
Heute 08:14 •
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