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ich habe meine Freundin vor 30 Jahren in einer psychosomatischen Klinik kennengelernt. Die Freundschaft wurde von ihr immer wieder in Abständen auf Eis gelegt, weil sie die Nähe nicht ertragen konnte. Dann gab es oft eine Funkpause von Monaten oder sogar Jahren. Danach meldete sie sich dann wieder, um mir zu sagen, wie lieb sie mich hat und was ich ihr bedeute und ich ihr vergeben soll. Ich ließ mich immer wieder darauf ein, weil wir dann wieder eine gute und intensive Zeit zusammen hatten. So lange sie über die Intensität und das Tempo der Freundschaft bestimmen durfte, hat es bisher ja auch einigermaßen geklappt. Aber wirklich wohl fühlte ich mich nicht dabei in meinem Innersten, was ich ihr auch mitteilte, aber sie meinte, sie wäre eben so und das sollte ich akzeptieren.
Vor kurzem gab es einen Todesfall in meiner Familie und ich hing in einem tiefen Loch. Sie schickte mir ein kleines Geschenk mit ein paar Worten des Bedauerns und meldete sich dann wieder für Monate nicht, obwohl sie in meiner Nähe wohnt. Als sie dann anrief und ich ihr sagte, wie traurig ich sei, dass sie nicht für mich da war in dieser schweren Zeit, meinte sie, sie hätte die richtigen Worte nicht gefunden, aber trotzdem an mich gedacht. Dann war sie richtig sauer und fragte mich, warum ich ihr Schuldgefühle einreden möchte, denn damit könnte sie nicht umgehen. Ich erklärte ihr, dass dies nicht meine Absicht sei, ich ihr aber meinen Gefühlszustand mitteilen wollte und wie sie dann damit umgehen würde, ihr Problem sei. Dieses Telefongespräch war vor 2 Monaten und sie hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Wenn ich ihr eine E-Mail schreibe, ist ihr PC anscheinend mal wieder kaputt und auf meinen Telefonanruf hat sie noch nicht reagiert, weil kein TB angeschlossen ist.
Da man mir in der Vergangenheit schon öfters vorgeworfen hat, dass ich zu hohe Erwartungshaltungen an Menschen habe, bin ich jetzt etwas verunsichert. Wie seht Ihr das?

03.08.2013 09:05 • 04.08.2013 #1


11 Antworten ↓


G
Hallo Rosenresli

Ich denke mal das deine Erwartungshaltung nicht zu hoch ist sondern das es von Ihr eine Freundschaft ist wenn sie sich selber einsam und alleine fühlt und sich dann mal eben bei dir meldet wenn es ihr passt. Ich würde nicht viel auf solche Freunde setzen und sie ebenfalls ignorieren. Wenn du noch andere Freundschaften hast mit denen du regelmäßig Kontakt hast sollte dieses für dich kein Problem sein. Gerade in der Not wie der Trauerfall bei dir da sollten Freunde für einen da sein und sich nicht abwenden. Mein herzlichstes Beileid noch nachträglich. Die Ausrede nicht die richtigen Worte gefunden zu haben ist denke ich mal eine Schutzbehauptung von ihr. In einem Trauerfall ist es immer schwer die richtigen Worte zu finden eine Schulter zum weinen und ein offenes Ohr für den Kummer ist mehr Wert denke ich.
Ich weis auch nicht ob ich hier die richtigen Worte gefunden habe aber auf diese Freundin brauchst du nicht viel setzen.

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe das sich noch andere melden hier um dir einen Rat zu geben

Lieben Gruß

Gorden

03.08.2013 10:05 • #2


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Zu hohe Erwartungshaltung an Freundin?

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G
Liebe Rosenresli,

ich als Sozphie könnte mir schon Gründe vostellen, die deine Freundin bewegen sich so zu verhalten. Es ändert aber nicht daran, dasss deine Erwarrtungshaltung absolut nicht zu hoch ist. Auch wenn Sie es vielleicht nicht aus Böswilligekeit macht, so verletzt sie dich ja regelmäßig und du musst für dich abwiegen, ob du das auf Dauer mittragen willst und kannst oder ob ein Schlussstrich zwar traurig aber dafür weniger Leidbringend ist.

beste Grüße

03.08.2013 10:22 • #3


R
Danke, Euch beiden für Eure Betrachtungsweise.
Ich halte immer zu lange an Dingen fest, die mir nicht gut tun. Altes, vertrautes Muster.
Ich werde meiner Freundin erklären, dass ich mich aus dieser Freundschaft lösen werde und sie das bitte akzeptieren möchte.

Liebe Grüße
Rosenresli

04.08.2013 00:20 • #4


Schlaflose
Zitat von Rosenresli:
ich habe meine Freundin vor 30 Jahren in einer psychosomatischen Klinik kennengelernt.


Wenn sie in der Klinik war, dann hat sie auch ihre Probleme und bestimmt Gründe, warum sie sich so verhält, wie du es beschreibst. Ich bin auch jemand, der zu viel Nähe und zu häufige Kontakte nicht ertragen kann. Und gerade, wenn es darum geht, jemandem beizustehen, der Kummer hat oder krank ist, da bin ich der absolut falsche Ansprechpartner. Oder wenn ich höre, dass jemand gestorben ist, meide ich den Kontakt mit dem Angehörigen erst recht, weil ich damit nichts zu tun haben will. Ich schicke höchstens eine Trauerkarte, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Das hat aber alles nichts mit der Person zu tun, sondern einfach nur mit mir selbst. Wenn du eine Freundschaft in dem Sinn erwartest, dass jemand für dich in schlechten Zeiten beisteht, dann musst du dir jemanden als Freundin suchen, die so etwas kann und dazu bereit ist.
Zitat von Rosenresli:
Ich werde meiner Freundin erklären, dass ich mich aus dieser Freundschaft lösen werde und sie das bitte akzeptieren möchte.


Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Lass sie einfach in Ruhe, dann wird sie schon merken, was los ist und froh darüber sein, dass die Sache ein Ende hat. So würde ich das zumindest empfinden. Wenn man mir lang und breit irgendwelche Erklärungen liefern wollte, warum man die Freundschaft lösen will, würde ich denjenigen erstmal schön beleidigen und verletzen und dann den Hörer hinknallen.

04.08.2013 08:44 • #5


R
Schlaflose, ich finde Freundinnen sollten schon gewisse gegenseitige Voraussetzungen erfüllen, damit man es auch eine Freundschaft nennen kann, sonst sollten wir besser gute Bekannte bleiben. Eigentlich wollen wir beide diese Freundschaft, haben aber verschiedene Vorstellungen. Sie möchte sich nur nach LUST und LAUNE melden (ihre Worte), da sie sonst aggressiv reagiert und ich möchte eine beständige. Das heißt nicht, dass wir 24 Stunden am Tage aufeinander hängen sollen, aber trotzdem das Gefühl hat, dass da jemand ist, an die man sich bedenkenlos wenden kann, wenn man sich braucht. Wenn sie Kummer und Sorgen und das Bedürfnis zu jammern oder sich mitzuteilen hat, kann ich ihr Stunden lang geduldig zuhören, ohne sie zu unterbrechen und gebe ihr das Gefühl, dass ich bei ihr bin mit meinem Herzen. Auch wenn das manchmal über meine Kraft geht, aber das tut man doch für eine Freundin. Sie kann mir nur schlecht und eine kurze Zeit zuhören, dann fängt sie beim Telefonieren einfach an zu spülen oder macht sich mal gerade einen Tee oder redet mit ihrem Hund. Das ist doch respektlos meiner Person gegenüber und ich entwickele eine unbändige Wut und ihr dies auch mitteile, aber sie meint, dass sie nicht so lange zuhören könnte.
Wir beide können nicht miteinander, aber auch nicht ohne, aber ich steige jetzt aus. Mir ist das zu anstrengend und tut mir nicht gut. Ich will auch keine Geschenke mehr als Ersatz, damit sie keine Schuldgefühle hat.
Ich werde ihr kurz und ruhig erklären, was meine Absicht ist und mich friedlich von ihr verabschieden.
Wir können ja gute Bekannte bleiben, wenn sie will, denn dann macht es mir nichts mehr aus, wenn sie alle paar Jahre mal anruft.
'Schlaflose, wenn ich eine Sache beende, dann nur in Verbindung mit einer sachlichen Erklärung. Das ist so meine Art, und wenn sie es für nötig findet, mich verbal zu verletzen oder zu beleidigen (das wird sie tun), dann soll sie es eben tun, aber das ist das Verhalten eines kleinen, trotzigen Kindes, dem ich dann keine Aufmerksamkeit schenken werde.

04.08.2013 09:32 • #6


Schlaflose
Ich schätze mal, dass deine Freundin genau wie ich an einer Sozialen Phobie und einer Persönlichkeitsstörung leidet. Da empfindet man bestimmte Dinge einfach anders, das hat nichts mit Respektlosigkeit zu tun. Wenn jemand z.B anfängt, mir über seine Probleme zu erzählen, dann bekomme ich nach einigen Minuten richtige Aggressionsgefühle, Schweißausbrüche und Atemnot. Da kann ich einfach nicht mehr nur zuhören, sondern muss mich mit etwas anderem ablenken, sonst drehe ich durch. Ich finde, wenn man selbst eine psychische Strörung hat, sollte man keine Freundschaft mit jemandem pflegen, dem es auch so geht.

04.08.2013 10:14 • #7


R
Stimmt, sie kann schlecht mit Nähe umgehen und wird dann schnell aggressiv. Ist aber ein Klammeräffchen innerhalb ihrer Familie, so dass sie immer mit denen in Schwierigkeiten gerät und sie sich dann bei mir darüber auskotzt.
Was für ein paradoxes Verhalten ist das denn? Sie müsste doch wissen, wie es ist, wenn man jemanden zu nahe auf die Pelle rückt, oder? Anscheinend nicht, denn ihr fehlt jegliches Einfühlungsvermögen und Empathie. Sie sieht nur sich selbst im Vordergrund und handelt demnach. Sie ruft an und machte Geschenke, wann sie Lust hat, um SICH zu befriedigen und sich selbst etwas Gutes zu tun. Wie es den Anderen dabei geht und ob er sich darüber freut, ist zweitrangig.
Da ich sehr schnell für ein paar gute Worte und etwas Liebe empfänglich bin, habe ich mir diese Freundschaft zu lange zugemutet. Der Preis ist mir aber zu hoch.
Ja, ich habe auch eine psychische Störung, aber ich bin das Gegenteil von ihr. Was meinst du mit dem es auch so geht?

04.08.2013 11:16 • #8


Schlaflose
Zitat von Rosenresli:
Ja, ich habe auch eine psychische Störung, aber ich bin das Gegenteil von ihr. Was meinst du mit dem es auch so geht?


Ich meine damit halt, dass jemand, der eine psychische Sörung hat, sich nicht mit Leuten befreunden soll, die ebenfalls eine psychische Störung haben.
Es gibt etliche unterschiedliche psychische Störungen mit sehr unterschiedlichen Symptomen und Erscheinungsformen. Wenn du genau das Gegenteil von ihr bist, hat du eine andere psychische Krankheit als sie. Das Verhalten, das sie an den Tag legt, ist meiner Meinung nach Teil ihrer Kranheit. Gerade bei Persönlichkeitsstörungen, von denen es auch viele verschiedene Arten gibt, sind solche Verhaltensweisen typisch.
Obwohl ich selbst betroffen bin, kann ich es gut verstehen, dass du das Verhalten deiner Freundin nicht verstehen kannst und auch nichts mehr mit ihr zu tun haben willst. Ich wollte nur klarstellen, dass solch ein Verhalten keine Absicht oder Boshaftigkeit ist.

04.08.2013 12:00 • #9


R
Ok, habe dich verstanden. War mir schon bewusst, dass sie mich nicht absichtlich verletzt. Ich habe nur keine Lust mehr, mich immer nur ihren Bedürfnissen unterzuordnen. Ich habe doch schließlich auch welche, die gelebt werden möchten. Aus Verlustangst habe ich sie meistens verdrängt. Das möchte ich jetzt nicht mehr. Zu hoch ist der Preis.
Mit Verlaub, wie handelst und pflegst du deine Freundschaften? Habt Ihr Euch irgendwie arrangiert diesbezüglich?

04.08.2013 16:22 • #10


Schlaflose
Ich habe eine sehr gute Freundin, die keine Angststörung hat und mit Menschen aller Art sehr gut umgehen kann. Wir treffen uns gelentlich zum Kaffeetrinken oder zum Essen in der Mittagspause und 2-3 Mal im Jahr besuche ich sie zuhause für einen Tag. Meistens reden wir über die Arbeit, über Kollegen, über ehemalige Studienkollegen, über ihre Kinder, über ihre Katzen, wohin sie in Urlaub fahren u.ä. also eher über Belanglosikgkeiten. Wir benutzen uns gegenseitig also nicht als Kummerkasten, sondern genießen einfach das Zusammensein.
Sonst habe ich keine Freunde im engeren Sinn. Mit meinen Kollegen bin ich immer gut ausgekommen in dem Sinn, dass man auf der Arbeit miteinander Kaffee trinkt, redet und lacht, aber mehr Nähe kann ich nicht zulassen. Ich mache am liebsten alles allein und kann mich ganz schlecht auf Kompromisse einlassen und mich nach andern richten. Ich kann es aber auch nicht ertragen, dass sich andere nach mir richten. Meine Unabhängigkeit geht mir über alles.

04.08.2013 16:50 • #11


R
Danke für deine detaillierte Berichterstattung, Schlaflose.
Wünsche dir eine gute Woche,

Rosenresli

04.08.2013 21:21 • #12


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