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Odd_Thomas
Hallo Forum,


die Hitze ist brutal, oder?! Noch brutaler ist die Sozialphobie, an der ich schon lange leide.
Sie hat mich voll im Griff.
Das bedeutet: Ich hänge zur Zeit wieder die meiste Zeit nur im Haus herum.
Ich arbeite nur noch mit dem Kopf, was zu Übergewicht durch Bewegungsmangel geführt hat.
Damit fühle ich mich noch bescheidener, weil alles doppelt so anstrengend ist.
Das Sertra, das ich nehme, hilft mir zwar, führt aber zu Schwitzattacken die mir bei diesem Wetter voll zu schaffen machen.
Ich lege eigtl. viel Wert auf mein Äußeres, bin aber mittlerweile nur noch ein aufgedunsener Kloß.
Voll übel, bei diesem Wetter nur zu schimmeln und niemanden mehr zu haben, mit dem man was starten könnte.
Wozu mir aber auch aus eben erwähnten Gründen die Lust fehlt bzw es ist schon traurig, wie sehr man das Interesse an anderen Menschen verlieren kann, wenn man nicht mehr der sein kann, der man eigtl. ist, weil man sein Inneres nicht mehr nach außen geben kann.
Ich wünschte, ich könnte einfach wieder normal und ungezwungen mit Menschen sein. Geht aber nicht mehr, weil ich zu nervös bin und die Ansprüche an mich selbst nicht mehr erfüllen kann irgendwie. So, als ob die Sozialphobie eine Sperre im Kopf aktiviert hätte und mich dementsprechend daran hindert, authentisch zu sein.
Dann bin ich oft so überdreht und gehe anderen schnell auf die Nerven.
Echt ätzend, wenn man immer auf irgendeine Art lästig ist, das selbst auch wohl bemerkt, es aber komischerweise nicht ändern kann.
Ich hab den Kaffee auf, aber sowas von.

So, damit stelle ich mich hier mal vor. Hallo

27.07.2019 17:15 • 06.09.2019 x 2 #1


10 Antworten ↓


Lokalrunde
Das geht mir in diesem Sommer ähnlich, nachdem meine Trennung von meiner Lebensgefährtin und deren Kinder im Mai vollzogen wurde, der gemeinsam geplante Urlaub Anfang Juli an Sie überging war ich zu Beginn meiner 4 Wochen Ferien ziemlich unten, der Stress wegen der Trennung und eine Art Rosenkrieg danach zehrten an meiner Substanz.

Die Rechnung bekam ich gleich in der ersten Woche in Form einer Gürtelrose. Dies und andere Dinge hinderten mich daran meine Ferien etwas mit Freude genießen zu können Ich verkroch mich in meinen vier Wänden und schwitzte vor mich hin und außer Arzt aufsuchen und Einkäufe lief nichts. PC und Musik hören und Fernsehen schauen. Meine Ansprüche auch an mich selber kann ich ebenfalls kaum noch erfüllen, ich habe auch die Lust verloren etwas auf die Beine zu stellen und meinen Hintern zu bewegen, fühle mich selber unattraktiv obwohl ich von anderen immer dass Gegenteil vernehme, und ja ich lege auch an Gewicht zu und dass nervt.

Ich nutzte die Zeit zu Hause um jemanden in Kontakt Foren zu finden, registrierte mich in dieser Börse und erstellte ein Profil mit allem. Fast 7 Wochen schaute ich da rein und schrieb einige Frauen an, ich denke schon dass ich dabei alles richtig machte. Aber auch da kamen wenn überhaut nur absagen und so gut wie keine anfragen. Noch mehr Frust und das Selbstwertgefühl änderte sich in Minderwertigkeit. Also habe ich mich da vorgestern auch gelöscht und verabschiedet.

Nun kann ich es kaum erwarten am kommenden Freitag wieder meine Arbeit aufzunehmen, da muss ich die Aussage treffen dass ich als ich im Februar 2018 meine Wechselschicht in Wochenendschicht (Fr. bis So. 35 Std.) änderte damit 6 richtige gelandet habe, kein Stress mehr, keine Vorgesetzten mehr, wenig und gute Arbeit, und nur drei wirklich gute Kollegen. Außerdem muss ich am Wochenende hin und habe keine Langeweile und Frust was ich denn machen könnte. Und von Mo. bis Do. frei zu haben ist prima weil das Leben da normal verläuft, eben der Alltag.

Es graut mir vor den freien Tagen nur wenn es am Wochenende ist oder in den Ferien, nächstes Jahr läuft dass anders da nehme ich mir nur 2 Wochenenden frei und fahre auch weg, dass wären auch schon fast 3 Wochen frei und reicht, aber 3 oder gar 4 Wochenenden ist mein Untergang. In früheren Zeiten wäre ich darüber dankbar gewesen so lang Ferien zu haben, dass Wetter prima dabei und an der See. Heute nein danke.

Ich bemerke oft das ich anfange mich selber zu belohnen oder eine Art Glücksgefühl zu bewirken indem ich anfing mir neue Dinge zu kaufen, hier klingelt zur Zeit DHL öfters in der Woche. Ich habe in der letzten Zeit ganz viele Teile im Haushalt ausgetauscht und erneuert, Waschmaschine/Trockner/Herd/Stereo Anlage/Fernseher/Handy etc. und bekomme langsam komplexe, da ich wieder Single bin und gut verdiene bekomme ich keine finanzielle Probleme damit aber ein schlechtes Gewissen. Derzeit tausche ich alles aus sogar meine Klamotten was früher während meiner Partnerschaft überhaupt kein Grund für mich gewesen wäre, und jetzt müssen es sogar noch die teuersten Marken sein sogar bei der Unterwäsche. Ich werde 57 dies Jahr und laufe herum wie Dieter Bohlen und fühle mich langsam wie ein Sugar-Daddy. Und da erkenne ich wieder ein Makel und ein Problem, die Frauen in meinem alter gehen an mir vorbei und die ganz jungen Dinger lächeln und himmeln mich an. Ok meine Ex war auch 9 Jahre jünger aber das ging alles recht gut.

Ich habe momentan nur drei Bezugspersonen, meine Schwester und meine Nichte und ein langjähriger alter Freund und Kumpel. auf der Arbeit natürlich meine drei Kollegen mit denen ich prima kann. Ich denke jetzt auch nicht das ich überheblich oder auf andere herabschauend wirke, bin ganz normal im Umgang und nett und freundlich, ok ich lächle im Moment wenig und wirke ernst. Unterliege keiner Sozialphobie, zumindest glaube ich es nicht, aber ich hänge wie immer in einer Schleife aus der ich nicht heraus komme. Faul und träge etwas daran zu ändern und ja, mit einer gewissen Angst davor abgelehnt zu werden. Und zusätzlich bin ich seit ewigen Zeiten Schüchtern zurückhaltend mit Minderwertigkeitsgefühlen. Meine Ex hatte mich damals angemacht und geangelt, dass hätte ich mir nie getraut.

Eigene Bedürfnisse kann ich gegenüber anderen nicht berechtigt vertreten, verzichte und ziehe mich zurück. Mein sozialer Umgang ist etwas gestört, ich dacht schon mal daran eine Selbstfindung zu starten und mich auf einen heißen Stuhl zu begeben in einer Gruppe oder Therapie, so richtig die harte Tour mit voller Wucht. In meiner damaligen Reha 1998 (12 Schritte Programm) wegen Panik Störung gab es einige Ansätze dazu in der Gruppentherapie. *Wenn mir jemand hier dafür einen Tipp für den Raum Bremen geben könnte (Selbsthilfegruppe etc.) wäre ich sehr dankbar*.

Aber auch anderes habe ich schon versucht zum Beispiel im Bildungsurlaub, mit Rhetorik Kursen wie Gewalt durch Sprache u.s.w. Auf der Arbeit gab es früher auch Probleme wenn mich Vorgesetzte drangsalierten und dafür machte ich es. Bin auch wie du immer unter Strom und sehr nervös und unbeholfen im Umgang und schnell wütend oder zornig/trotzig. Und ich qualme viel deswegen, so 30 Kippen pro Tag, ja ich rauche meine Problem weg würde eine Psychoanalyse aussagen, aber ich trinke nicht weil ich dann ganz untergehen würde. Ich muss für mich eine Lösung finden um nicht weiter so leben zu müssen!

Dir erst mal alles gute und vielleicht tauschen wir uns mal öfter aus? Herzlich Willkommen im Forum und einen schönen Sonntag dir nd allen anderen hier.-

28.07.2019 10:40 • x 2 #2


A


Wieder ein Sommer mit Sozialphobie

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Hotin
Hallo Odd_Thomas,

Deine soziale Phobie fühlt sich sicher schlimm an. Sie ist aber weder gefährlich,
noch musst Du zukünftig weiter unter ihr leiden. Selbst kannst Du sehr viel tun,
damit sich die Angst vor menschlichen Kontakten abschwächt oder sogar ganz auflöst.

Zitat:
Ich arbeite nur noch mit dem Kopf, was zu Übergewicht durch Bewegungsmangel geführt hat.
Damit fühle ich mich noch bescheidener, weil alles doppelt so anstrengend ist.


Nun, dieses Verhalten liegt in Deiner eigenen Verantwortung. Hier solltest Du zuerst etwas verändern. Der Mensch
muss sowohl den Kopf (also seine Gedanken und Gefühle), als auch den Körper regelmäßig bewegen, damit sich
ein Gefühl von Zufriedenheit einstellt.
Das bedeutet. Gehe regelmäßig spazieren oder mache andere Aktivitäten.

Zitat:
es ist schon traurig, wie sehr man das Interesse an anderen Menschen verlieren kann, wenn man nicht mehr
der sein kann, der man eigtl. ist, weil man sein Inneres nicht mehr nach außen geben kann.


Wie ist denn Dein Inneres? Und warum kannst Du es nicht mehr nach außen geben?

Zitat:
Ich wünschte, ich könnte einfach wieder normal und ungezwungen mit Menschen sein. Geht aber nicht mehr, weil ich zu nervös bin und die Ansprüche an mich selbst nicht mehr erfüllen kann irgendwie.


Welche falschen (hohen) Ansprüche hast Du denn an Dich selbst?

Zitat:
So, als ob die Sozialphobie eine Sperre im Kopf aktiviert hätte und mich dementsprechend daran hindert,
authentisch zu sein.


Diese Sperre hast Du selbst aufgebaut. Wie lange empfindest Du diese Sperre schon.
Hast Du das schon von Kindheit an?

Zitat:
Dann bin ich oft so überdreht und gehe anderen schnell auf die Nerven.


Das wäre dann das Nächste, was Du trainieren solltest. Bitte gehe anderen nicht
mehr so häufig auf die Nerven. Nehme mehr Rücksicht auf die Gefühle und Wünsche anderer Menschen.
Auch das solltest Du bald trainieren.

Zitat:
Echt ätzend, wenn man immer auf irgendeine Art lästig ist, das selbst auch wohl bemerkt, es aber
komischerweise nicht ändern kann.


Du kannst dies ändern. Es ist ein Irrtum von Dir, dass Du dies nicht ändern kannst.
Nur hat eine solche Veränderung in Deinem Verhalten Auswirkungen in Dir, die Du
nach und nach lernen solltest zu akzeptieren.

Viele Grüße

Bernhard

28.07.2019 12:44 • x 1 #3


Odd_Thomas
Vielen Dank für die Antworten
Ich werde mir jetzt einen Kopf machen und mich dann wieder melden.

28.07.2019 13:04 • #4


Hotin
Zitat von Odd_Thomas:
Vielen Dank für die Antworten. Ich werde mir jetzt einen Kopf machen und mich dann wieder melden.


Ok, aber vergiss das Laufen nicht.
Über Bewegung solltest Du Adrenalin, was Dich blockiert, abbauen.

Einen schönen Sonntag

Bernhard

28.07.2019 13:25 • #5


Odd_Thomas
Hallöchen,

zu deiner Frage: Wie ist denn dein Inneres und warum kannst du es nicht mehr zeigen?

Da schlummert eine wilde Seite in mir, die nur noch gelegentlich durchscheint.
Wenn sie das tut, versuche ich es zu unterdrücken, denn die Sozialphobie sorgt ja jetzt dafür, dass es unangenehm ist im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Auch wenn es sich nur um ganz banales Miteinander handelt.
Ich bin aber definitiv beides, krankhaft schüchtern und jemand der im Leben nichts auslassen will.
Deshalb fühle ich mich innerlich zerrissen. Das macht mich wirklich fertig.


Welche falschen (hohen) Ansprüche hast du denn an dich selbst?

Ich meinte damit, dass ich ganz deutlich merke, nicht mehr der sein zu können der ich bin.
Ich bin nichts besonderes, mein Leben ist nur so eingeschränkt, dass noch nicht mal mehr die normalen Dinge locker aublaufen können und ich mich bei allem so affig fühle.
Das nervt extrem. Ich würde echt gern wieder arbeiten und feiern gehen, dabei nette Menschen kennenlernen und mich auch authentisch zeigen, ohne Zwang.
Gerne wieder von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, aber bitte nicht mehr nur zu Tode betrübt.
Das geht aber wie gesagt leider nicht mehr einfach so, denn die Isolation hat mich verändert.
Ich habe einen dermaßen hohen Geltungsdrang mittlerweile, dass ich anderen damit schnell auf die Nerven gehe.
Es läuft also so ab, dass ich entweder kalt und abweisend bin und nichts mache, oder dass ich alles auf einmal will und komplett drüber bin. Schwarz oder Weiß.


Wie lange existiert die Sperre in deinem Kopf?

Nicht seit der Kindheit, ich kenne auch die andere Seite der Medaille, ohne zwanghaftes Verhalten.
Früher war ich in bestimmten Situationen auch mal schüchtern wenn ich mich irgendwie unwohl gefühlt habe, das aber dann zurecht und nicht so irrational wie heute.

MfG

Odd

28.07.2019 14:03 • #6


Hotin
Hallo Odd,
Zitat:
Da schlummert eine wilde Seite in mir, die nur noch gelegentlich durchscheint.


Und die wäre?

Zitat:
Ich meinte damit, dass ich ganz deutlich merke, nicht mehr der sein zu können der ich bin.
Ich bin nichts besonderes, mein Leben ist nur so eingeschränkt, dass noch nicht mal mehr die normalen Dinge
locker ablaufen können und ich mich bei allem so affig fühle.

Zitat:
Ich würde echt gern wieder arbeiten und feiern gehen, dabei nette Menschen kennenlernen und mich
auch authentisch zeigen, ohne Zwang.


Was ist denn für Dich authentisch? Und wer oder was hindert Dich daran, authentisch
zu sein?

Zitat:
Gerne wieder von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, aber bitte nicht mehr nur zu Tode betrübt.
Das geht aber wie gesagt leider nicht mehr einfach so, denn die Isolation hat mich verändert.


Die von Dir beschriebene Bandbreite ist für einen Erwachsenen vermutlich schwierig
hinzukriegen, ohne Probleme zu entwickeln. Könntest Du eventuell auch mit etwas weniger
himmelhochjauchzend zufrieden leben?

Gruß Bernhard

28.07.2019 14:59 • #7


Odd_Thomas
@Hotin

Mit wilder Seite meinte ich einfach, dass ich eine introvertierte und extravertierte Persönlichkeit habe.
Was Authentizität ist, dürfte ja klar sein. Schade, ich dachte hier gibt es vielleicht noch mehr Betroffene.

29.07.2019 17:42 • #8


S
Ich denke es gibt hier einige betroffene denen es ähnlich geht wie dir.
Ich erkenne mich in vielem wieder. Ich nehme auch sertra und schwitze wie ein Schwein. Ich bin auch ziemlich moppelig, bin aber derzeit dran dies zu ändern.
Vor allem der von dir zitierte Kontrast zwischen intro- und extrovertiert erlebe ich auch als richtig unangenehm. Ich war früher ziemlich laut und extrovertiert, und wenn ich das Vergleiche mit heute, muss ich anfangen zu weinen. Ich hab solche Hemmungen aufzufallen, vermeide Augenkontakt, und meide Menschen generell. Bei mir ist eine Kombination aus soziale Phobie, Persönlichkeitsstörung (aevps) und Depressionen. Vor allem letztere haben mich heftig im Würgegriff.

29.07.2019 21:21 • x 2 #9


Odd_Thomas
@soziodepp,

danke für die Antwort. Es hilft schon enorm, wenn man merkt, dass es da draußen Menschen gibt, die genau dieselben Erfahrungen machen.

30.07.2019 10:02 • #10


Butterfly_
Hallo OddThomas,

ach Mensch, tut mir so leid das zu lesen..Ich habe das Glück immerhin noch nach draußen gehen zu können aber auch ich leide stark unter sozialen Ängsten.

Auf der Straße das Gefühl alle starren einen an und finden einen seltsam.
Oder jetzt gerade im Urlaub: schaffe es nicht die anderen Gäste im Speisesaal zu begrüßen. Deswegen wirke ich bestimmt total unfreundlich, aber es geht einfach nicht. Ich schäme mich so.
Selbst bei Kindern habe ich solche Probleme. Immer dieses verkrampft-sein und Angst schlecht anzukommen bei anderen..
Für andere scheint das alles so einfach zu sein, die plaudern einfach so drauf los mit anderen..Ich wünschte ich könnte das auch...

Hast du das auch schon das ganze Leben lang?

06.09.2019 22:01 • x 1 #11


A


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