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Guten Morgen zusammen,

habe mich hier angemeldet weil ich nicht mehr weiter weiß und mit meinen Bekannten nicht so darüber reden kann (klar, die sind natürlich auch völlig überfordert damit).

Bin inzwischen Mitte 40 (keine Ahnung wie ich das geschafft habe) und habe mir vor allem den Thread von schwarzes-leben hier durchgelesen und bin mir fast sicher, dass ich auch unter ÄVPS (und anderen psychischen Problemen) leide

Beginnen möchte ich mit meiner Kindheit: Nach meiner Geburt wurde meine Mutter schwer depressiv, litt unter massiven Angstzuständen und war fast ihr ganzes Leben in Psychiatrien und geschlossenen Heimen (wegen Suizidgefahr). Die Kliniken haben es bei ihr nur schlimmer gemacht, es wurden Medikamente ausprobiert, EKTs gemacht und einfach rumgedoktert bis es ihr nur noch schlechter ging (inzwischen fühlt sie gar nichts mehr sagt sie). Sie leidet jeden Tag wahnsinnig und verlangt nach Sterbehilfe

Leider hat sie mir scheinbar eine große Portion ihrer Krankheit mitgegeben. Meine Kindheit war eher von Einsamkeit geprägt, ich hatte nicht viele Freunde und Interessen und mich sehr zurückgezogen. Mein Vater arbeitete und ich war auf mich allein gestellt. Bei Wettkämpfen in der Schule, bei denen man sich mit anderen messen musste, bin ich krank daheimgeblieben. Erstens weil ich Angst hatte zu versagen und zum anderen konnte ich mit der Freude und dem Ehrgeiz der anderen nichts anfangen. Ansonsten war ich schon immer ein zurückhaltender und sehr schüchterner, hypersensibler Schüler.

Und auch sonst war Schule eher Pflicht als Freude, meine Noten entsprechend schlecht und auch der Antrieb bzw. Ehrgeiz fehlte etwas zu erreichen. Eine Ausbildungsstelle habe ich auch nur bekommen, weil eine Bekannte den Chef einer Firma kannte. Ich habe es durchgezogen, aber Freude hatte ich dabei keine. Ganz im Gegenteil, ich fühle immer noch die Angst und die Panik vor der Prüfung. Hab sie dann zwar ganz knapp bestanden, aber Ansporn war das für mich nicht, auch weil ich nach der Lehre dort nicht weiterarbeiten durfte.

Und Veränderung hat mir damals schon wahnsinnige Angst gemacht. So habe ich es auch vermieden mir eine andere Arbeitsstelle zu suchen, weil ich immer Panik hatte nicht gut genug zu sein oder zu scheitern.

War dann ein Jahr arbeitslos und musste mir was einfallen lassen. Die glorreiche Idee war mich selbstständig zu machen ohne zu ahnen, dass man da ja noch mehr Verantwortung trägt als ein Angestellter. Es hatte nur den einen Vorteil: Man musste sich nicht mit Kollegen messen, die meinen was besseres zu sein.

Also auch die Selbstständigkeit lief mehr schlecht als recht, zu oft bekam ich Panikanfälle wenn etwas nicht so geklappt hat wie gewünscht und irgendwie konnte ich dann nicht mehr klar denken. Anstatt mich mit dem Problemen auseinanderzusetzen, habe ich den Kopf in den Sand gesteckt. Ich war mit allem überfordert. Dazu den immense Druck genug Geld zu generieren um irgendwie zu überleben, seelisch Krank zu sein ist in unserer Leistungsgesellschaft ein No-Go (so meine Erfahrung).

Als ich mich dann mal meinem Hausarzt anvertraut habe, hat mich dieser in eine psychiatrische Tagesklinik überwiesen. Das war der Horror, man musste mit etwa 30 anderen in einem Raum sitzen und erzählen wie es einem geht. Ich bin erstmal eine Woche nur wie versteinert da gesessen und habe nichts gemacht. Hier konnte ich mich natürlich aus Scham nicht so öffnen wie es vielleicht nötig gewesen wäre.

Inzwischen bin ich fast vollständig zum Hausmann geworden, meine Frau arbeitet und ich quäle mich jeden Tag mit meinen Schmerzen, Ängsten und Sorgen. Immerhin kümmere ich mich noch um den Haushalt und arbeite ein bisschen von Zuhause aus, was mir aber auch keine Freude macht (sondern Angst die Aufgabe zu verlieren), irgendwie hab ich total die Lebenslust verloren. Als Selbstständiger gibt es natürlich auch keine Erwerbsminderungsrente und meine BU hat sich auch gewunden und mir gekündigt (irgendwas von meinem Kinderarzt, das bei Antragstellung nicht erwähnt wurde). Auch Sozialleistungen gibt es nicht, weil meine Frau zu gut verdient. Man wird im Grunde allein gelassen, während man unseren Neubürgern alles in den Hintern bläst. Als psychisch Kranker bist du niemand. Von den normalen Menschen hat keiner Verständnis, das macht die Angst und die Scham noch stärker.

Hätte ich niemanden, hätte ich es wahrscheinlich schon beendet. Aber ich könnte das meiner Frau (die mich trotz der Unzulänglichkeiten sehr liebt) und meiner Familie niemals antun. So leide ich halt weiter und habe mich jetzt nochmal für Psychotherapie angemeldet. Jedoch sind die Wartezeiten zwischen 1 und 2 Jahre. Bei den Psychologen ist es ähnlich, alle völlig überlaufen und keiner hat Zeit zum Zuhören. Meine hat mir jetzt eine völlig falsche Diagnose gestellt, aber was soll man machen wenn es bei den anderen Ärzten keine Termine gibt. Manche nehmen nicht mal mehr neue Patienten an.

Es wird auch ständig mit Medikamenten experimentiert, aber nichts hilft. Eigentlich sollten die stimmungsaufhellend und angstmindernd wirken, tun sie bei mir aber nicht, trotz recht hoher Dosis. Gleiches gilt für Schmerzmittel für meine massiven Kopfschmerzen und chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Leider ist inzwischen ist durch die dauerhaften Kopfschmerzen auch meine Auffassungsgabe sehr eingeschränkt, ich kann mir kaum was merken und das macht mir nur noch mehr Angst. Logsich!

Ich meide nach wie vor jegliche Prüfung, z.B. hab ich bis heute keinen Führerschein gemacht, weil ich bei der Prüfung vor lauter Angst und Panik wohl zusammenbrechen würde. Außerdem sitzt man da wie in einer Schule unter jungen Menschen, die einen verurteilen.

Wer an ÄVPS leidet kann bestimmt nachvollziehen wie es mir geht: Man möchte etwas verändern, kann es aber nicht, weil es eben eine tief sitzende Persönlichkeitsstörung ist. Meine Psychologin, die sich kaum Zeit genommen hat, meinte es wäre eine bipolare Störung obwohl ich ihr gesagt habe, dass die Symptome eher für ÄVPS sprechen würde.


Wie seht ihr das ?
LG

22.09.2025 10:23 • 23.09.2025 x 4 #1


32 Antworten ↓


Moin, dass erinnert mich an meine eigene Kindheit, meine Jugend und der weitere Verlauf in meinem Leben. Sehr viele Ähnlichkeiten in der Schulzeit, zurückgezogen und still alles ertragen, ich denke da heute nicht mehr drann zurück weil es schmerzt zu sehr. Bei mir war es der Vater, ein Säufer, und mein kranker Bruder der viel Aufwendung benötigte. Der Tod meiner Mutter als ich 14 war und alles andere was aus dem Ruder lief, in der Lehre, später im Beruf wurde es besser aber ein aber war immer dabei.

Bin heute 63 und ich schaue immer noch viel zu viel zurück, ist wie ein Zwang der einem die Gedanken aufdrückt. Man wird dadurch in seinem Leben auch nicht gesünder, Psychotherapie Ambulant/Stationär über viele Jahre. Man richtet sein Leben danach aus und noch heute vermeide ich viele Dinge, bin gern mit mir alleine und habe nur einen einzigen wirklichen Freund den ich seit fast 50 Jahren kenne, er hat auch viele Probleme und so etwas zieht sich wohl an.

Meine Familie, dass was noch da ist, sehe ich manchmal Monate lang nicht. Personen wo ich merke das die mir nicht gut tun lehne ich ab. Ich bin alleinstehend und meine letzte Beziehung ist mehr als 5 Jahre her. Heute kann ich mir so etwas gar nicht mehr Vorstellen, mit jemandem Leben, nein danke. Vier Personen denen ich vertrauen schenke und ansonsten bin ich wie Robinson Crusoe, ich interessiere mich nicht mehr für die Welt da draußen, schaue kaum noch Nachrichten und höre viel Musik. Im Internet ja, hier und da, dies und jenes, es ist schön anonym.

Bipolare Störung oder ÄVPS da würde ich bei mir sagen - beides. Austherapiert und zufrieden mit dem wie es ist habe ich meine innere Ruhe gefunden, nicht einmal der Tod schreckt mich noch, er gehört zum Leben. Wichtig ist das man für sich selber sein Gleichgewicht findet, mir muss es dabei gut gehen und nicht anderen. Nur so komme ich durch die Zeit. Freude empfinden und ausleben, vor allem versuchen Gesund zu bleiben im Alter, und der heimliche Wunsch nie anderen zur Last zu fallen, ich hoffe auf eine mir gegenüber gnädige Natur, die Sorge walten lässt und keinen Pflegefall aus mir werden lässt, einfach irgendwann umfallen und Ende, selber bestimmen und handeln können bis zum Schluss. Ich will nur noch ganz wenig, meine Ruhe, mehr nicht.

A


Vermeidungsverhalten seit der Kindheit

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Zitat von affenzirkus:
Wer an ÄVPS leidet kann bestimmt nachvollziehen wie es mir geht: Man möchte etwas verändern, kann es aber nicht, weil es eben eine tief sitzende Persönlichkeitsstörung ist.

Ich habe auch die Diagnose ÄVPS, kann es aber nicht nachvollziehen. Vor allem, seit ich offiziell die Diagnose vor 15 Jahren bekommen habe, geht es mir damit sehr gut. Vorher hatte ich an mir gezweifelt, warum ich nicht so sein kann wie andere, eine Beziehung und Partnerschaft eingehen, eine Familie gründen, viele Kontakte haven, mit anderen Dinge unternehmen etc. Aber seit ich weiß, dass es nicht an meiner Unzulänglichkeit liegt, sondern an der Krankheit, fühle ich mich befreit und akzeptiere mich so wie ich bin. Mein Leben habe ich mir so eingerichtet, dass ich mich wohl fühle und mache das Beste daraus.

@affenzirkus
Zitat von affenzirkus:
Meine Psychologin, die sich kaum Zeit genommen hat, meinte es wäre eine bipolare Störung

Wie kommt die denn da drauf?

Das wären doch manische Phasen mit depressiven Episoden, oder?

So wie ich es lese, ist es eine Angststoerung, das wurde Dir ja praktisch in die Wiege gelegt, Du bist damit als Kind aufgewachsen und hast es übernommen.

Zitat von affenzirkus:
Das war der Horror, man musste mit etwa 30 anderen in einem Raum sitzen und erzählen wie es einem geht.

Das fand ich auch so schrecklich. Vor allem, wenn andere Positives berichten und man selber nichts berichten kann, weil es einem so schlecht geht.

Denke aber, dass die Therapeuten so morgens bei der Frühstücksrunde einschätzen wollen, wer extra Hilfe braucht.

Was gegen Vermeidung hilft ist nicht zu vermeiden . Mit der Angst in die Situation gehen . Nicht nur aushalten . Bleiben bis die Angst nachlässt und diese Konfrontationen mehrmals in der Woche machen.

Hallo Lokalrunde,

vielen Dank für deine Geschichte. Ja ich weiß, dass es nicht nur mir so geht, und dass man sich eher mit Menschen abgibt, die Verständnis für einen haben oder eben selbst betroffen sind, ist logisch. Dann wird man auch nicht verurteilt. Super dass du da jemanden hast, der dich schon so viele Jahre begleitet und vor allem, dass du deine innere Ruhe gefunden hast.

Es ist wie es ist. Heilungschancen sind bei ÄVPS vermutlich eh nicht sehr hoch. Aber ich probiere es jetzt nochmal mit Therapie, alleine schon meiner Frau zuliebe, die alles für mich tut. Ich selbst halte nicht viel von mir, sie aber meint dass ich ein ganz liebeswerter, netter und humorvoller Kerl bin, der halt krank ist. So jemanden musst du erstmal finden. Andere hätte sich wahrscheinlich schon aus dem Staub gemacht.

Ich denke mir auch oft, wär ich doch schon älter, dann hätte ich nicht mehr so lange zu leiden. Jeden Tag die Qual und der Zwiespalt nichts ändern zu können, keine Möglichkeit es zu beenden weil es da ja noch jemanden gibt, der einen liebt.

Was mir immer besonders nah geht: Wenn ein junger Mensch stirbt, der unendlich Lebensfreude hatte und noch so viel im Leben vor gehabt hätte. Oder ein junger Familienvater mit Frau und Kindern, der an Krebs oder bei einem Unfall stirbt. Solche Leute sterben, obwohl sie leben wollen. Während Menschen die leiden und sterben wollen, nicht können. Manchmal hält man sie mangels Sterbehilfe auch künstlich am Leben. Ich finde das so ungerecht !

UND:

Ich hab zwar vor allem Angst, aber vorm Gevatter Hein ganz sicher nicht.

Zitat von Luce1:
Das fand ich auch so schrecklich. Vor allem, wenn andere Positives berichten und man selber nichts berichten kann, weil es einem so schlecht geht.

Denke aber, dass die Therapeuten so morgens bei der Frühstücksrunde einschätzen wollen, wer extra Hilfe braucht.

In meiner Therapie musste jeder in der Runde sagen, wie es ihm geht, auf einer Skala von 1
( sehr mies ) bis 10 ( blendend ).
Ich habe immer 7 gesagt. Da fragt keiner nach und ruckzuck ist der Sitznachbar schon dran.

Zitat von affenzirkus:
Von den normalen Menschen hat keiner Verständnis, das macht die Angst und die Scham noch stärker.


Zitat von affenzirkus:
Außerdem sitzt man da wie in einer Schule unter jungen Menschen, die einen verurteilen.

Zu den schon genannten Ratschlägen würde ich dir noch empfehlen solche Schwarz-Gedanken zu bearbeiten. Nicht jeder normale Mensch verurteilt dich oder hat kein Verständnis. Solche negativen Glaubenssätze machen dir das Leben so schwer.

@Luce1 ich weiß es nicht. Die hat sich vielleicht 5-10 Min. Zeit genommen, in der Zeit eine Diagnose zu stellen finde ich eh äußerst sportlich. Dann fragte sie wirre Fragen über mein Kaufverhalten (wie sie überhaupt darauf kommt, darum ging es in dem Gespräch gar nicht) und dann: Ich glaube, dass Sie eine bipolare Störung haben. Neue Antidepressiva aufgeschrieben und: Auf Wiedersehen. Manchmal habe ich das Gefühl dass es diesen Ärzten nur um den eigenen Profit geht. Massenabfertigung von Patienten, kassieren, fertig

Die neuen Antidepressiva haben nur bewirkt, dass ich schneller komme. Aber sonst blieben die genau so wirkungslos wie alle anderen Medikamente. Vielleicht bin ich auch resistent dagegen. Hatte 2x eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, da hat mir kein Schmerzmittel geholfen. Und bei den Kopfschmerzen hab ich auch schon alles durch (Schmerzmittel, Akkupunktur, Entspannungsübungen...). Nicht mal das extrem starke Tilidin hilft.

Und Vermeidung vermeiden ist bei einer ÄVPS wohl eher nicht möglich(sonst würde man das natürlich tun und hätte die Probleme nicht, die man hat)

@affenzirkus
Hallo du und herzlich willkommen, deine Geschichte zu lesen, tut weh.

Man kann dich natürlich nicht mit ein paar Sätzen hier heilen, aber vielleicht inspirieren, deinen Heilungsweg anzugehen. Das musst und kannst du vor allem nämlich zum großen Teil selbst tun.
Du hast auch schon ein paar Tipps erhalten

Meine wäre: Bitte sieh die Diagnose „ÄVPS“ nicht als unveränderlich an, wenn du darunter leidest. Das ist „lediglich“ ein Verhaltensmuster, das seinen Ursprung in deiner Kindheit hat. Du hast anscheinend in keinster Weise die elterliche Unterstützung bekommen, die eine kleine Seele braucht.

Nun hattest du das nicht und konntest dich entsprechend nicht voll entfalten.

Du konntest damit kein Urvertrauen entwickeln und damit auch kein Selbstvertrauen, hast wahrscheinlich keine sonderlich positiven Selbstwirksamkeitserfahrungen gemacht und damit einen verkümmerten Selbstwert. Dies alles bildet aber deine Persönlichkeit und wie du dich selbst wahr nimmst.

Du kannst das aber nachholen. Man kann an seiner Persönlichkeit arbeiten, sie weiter entwicklen. Psychologen und Therapeuten können da vielleicht unterstützen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man die nicht zielgerichtet um Rat fragt, kann man da wochenlang sitzen und kommt doch nicht entscheiden weiter. Also bist du gefragt.

Meine Tipps wären, wenn du dich mit dem Gedanken anfreunden kannst, dass auch du dein Leben positiv beeinflussen kann:

Beschäftige dich mit der Heilung des inneren Kindes, mit dem Aufbau von Selbstbewusstsein, Selbstwert und wie man selbstwirksam wird.

Die Arbeit mit dem Konstrukt „inneres Kind“ kann dir dabei helfen, über deine schwere Kindheit hinweg zu kommen und deine Bedürfnisse von damals, die auch heute noch da sind, selbst zu stillen.

Der Aufbau von Selbstwert und Selbstbewusstsein ist wichtig, in dir momentan Angst machenden Situationen immer besser zurecht zu kommen.

Hier bietet es sich an, dich in kleinen Schritte zu fordern und dir damit Erfolgserlebnisse zu verschaffen – die du ordentlich feiern solltest und am besten den Progress auch notieren und immer wieder vor Augen führen solltest, was du schon verändert hast.

Mache dir dafür einmal klar, was die Situationen sind, die so schlimm für dich sind. Vielleicht magst du sie priorisieren in der für dein Leben absteigenden Wichtigkeit.

Fang mit einem Thema an und zerlege es in kleine Teile, die du trainieren kannst, wo du Erfolge erzielen kannst.

Ich vergleiche mal mit meinem Problem. Ich hatte Ängste. U.a. eine gewisse Strecke Auto zu fahren. Ich habe erst das im Auto sitzen geübt, dann einen kleinen Teil der Strecke, dann die ganze Strecke mit meinem Mann neben mir, dann mit meinem Mann hinter mir im Auto und irgendwann konnte ich die Strecke alleine fahren, erst mit etwas mehr Angstm dan mit immer weniger. Kannst du das auf deine Themen übertragen? Z.B. dein Konfliktverhalten: Versuche einen kleinen, nicht so wichtigen Konflikt auszuhalten bzw. zu lösen ohne zu vermeiden. Durch dieses „trotzdem machen“ – wenn es dir denn gelingt, deshalb kleine, machbare Situationen suchen – hat einen immens stärkenden Effekt auf dein Selbst. Immer wenn man vermeidet, wird man noch kleiner. Wenn man etwas trotz Angst tut, wächst man.

Eine sehr hilfreiche Maßnahme zum Aufbau und Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit ist Sport. Suche dir einen Sport und versuche darin immer besser zu werden. Gehe auch hin, wenn du wenig oder keine Lust hast. Dinge zu tun, die man nicht machen will ujnd si trotzdem zu tun, stärkt die Selbstwirksamkeit und man sieht, was man alles kann, wenn man einfach macht. Ein Hobbie, in dem du aufgehen kannst, in dem du Entwicklung oder Erfolge erzielken kannst auch über widrige Umstände hinaus (bei Misserfolgen z.B. oder weil du mal keine Lust hast zum Kurs oder was auch immer zu gehen) geht auch, am besten zusätzlich. Sport hilft noch auf ganz anderen Ebenen, dass es dir – auch psychisch – besser geht.

Man kann da raus kommen. Und du bist die zentrale Figur in diesem Spiel.

@affenzirkus Hallo,
welche Diagnosen stimmen, kann ich nicht einschätzen. Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Ävps sein könnte, vielleicht aber auch Soziale Phobie, psychosmoatische Schmerzen und Depression.
Bei einer bipolaren Störung müsstest du auch manische Phasen haben, von denen ich hier nichts lese.

Mir wurde eine Ävps diagnostiziert. Ich denke, dass sich das bei jedem auch etwas anders äußert.
In deiner Prüfungs- und Versagensangst finde ich mich wieder, aber ich war z.B. immer eine sehr gute, ehrgeizige Schülerin. Wollte ja nicht negativ auffallen mit schlechten Zensuren, ...Vermieden habe ich auch viel. Habe auch keinen Fuührerschein, weil ich mir das Autofahren nicht zutraue. Bewerbungen habe ich oft gar nicht erstgeschrieben, weil ich vor dem eventuellen Vorstellungsgespräch panische Angst hatte, ...

Ich habe den Eindruck, du siehst keine Veränderungsmöglichkeiten und die Ängste durch die Persönlichkeitsstörung in Stein gemeißelt.

Ich selbst versuche, das nicht so zu sehen und versuche auch weiterhin an meinen Ängsten zu arbeiten.Sie werden zwar wahrscheinlich nie ganz weggehen, aber ich denke, man kann vielleicht doch noch einiges an Lebensqualität und Normalität gewinnen.

Kannst du dich mit deiner Frau gut austauschen über deine Probleme?

@affenzirkus wurde denn die Ursache der Kopfschmerzen mal untersucht? Mrt oder so?

Danke Pauline, gut geschrieben und ich kann alles nachvollziehen. Selbstwertgefühl und Selbstbewusst aufbauen ist wichtig, aber auch sehr schwierig wenn man über 40 Jahre nichts dafür getan hat und jetzt für nichts mehr Freude sondern nur noch Angst empfindet. Man macht einfach, ist aber trotzdem nicht erfüllt. Ich bin auch nie zufrieden mit mir, auch wenn ich mal was gut hinbekommen habe. Vielleicht sitzt das Problem bei mir schon so tief, dass es nur noch schwer ist da rauszukommen. Besonders schlimm empfinde ich immer wenn ehemalige Freunde oder Nachbarn fragen was ich eigentlich mache... danach geht es mir gleich wieder noch schlechter.

Sport mit anderen undenkbar. Das hab ich in der Schule schon vermieden. Aber ich fahre viel mit dem Fahrrad, was aber wegen der chronischen Kopfschmerzen auch immer schwieriger wird. Geistige oder sportliche Aktivität verstärken die Schmerzen. Oft pfeift es im Kopf nur noch und nichts geht mehr.

Aber ich nehme mir deine Ratschläge zu Herzen, vielen Dank für deinen aufmunternden Beitrag !

@Tigerlilie
Manische Phasen habe ich nicht, deshalb ist es mir auch unverständlich wie sie drauf kommt. Aber gut, ich bin der Kranke und sie die Psychologin, wenn ich sie korrigiere, könnte ich mir die Diagnose ja gleich selbst ausstellen. Was ich mit den Ärzten schon erlebt habe, gerade bei meiner Mutter. Da wundert es mich nicht, dass ein Gert Postel alle an der Nase rumgeführt hat. Jedenfalls sobald ich einen anderen Psychologen finde, wechsle ich.

Meine Frau ist die einzige mit der ich überhaupt so reden kann, aber sie weiß halt auch keine Antwort, weil die Probleme einfach zu viele und zu tief sitzend sind. Sie redet mir dann gut zu, ich solle mir keine Sorgen machen und dass wir das gemeinsam hinbekommen.

MRT wurde über die Jahre ziemlich oft gemacht, aber im Kopf nichts gefunden. Es könnte eine Mischung aus psychosomatischen Schmerzen, Spannungskopfschmerzen und evtl. auch von der Bauspeicheldrüse her kommen die nicht mehr richtig funktioniert und sich oft entzündet. Ich fühle mich halt auch null wohl in meiner Haut. Mix aus chronischen Schmerzen und kaputter Psyche.

War vor 10 Jahre auch mal sehr stark übergewichtig, es war eine Qual. Jeder hat mich entsetzt angestarrt aber nichts gesagt. Hab mich dann natürlich noch mehr zurückgezogen. Aber manchmal musste ich ja doch raus (Kunden, Ärzte, Krankenhaus, Einkaufen...) es war die Hölle. Man ist überall angeeckt (Bus, Bahn, Zahnarztstuhl). Da möchte man am liebsten im Erdboden versinken. Inzwischen hab ich mich dank einer OP wieder halbiert. Wohl auch alles Nebenwirkungen der massiven psychischen Probleme

Zitat von affenzirkus:
aber auch sehr schwierig wenn man über 40 Jahre nichts dafür getan hat und jetzt für nichts mehr Freude sondern nur noch Angst empfindet.

Ich weiß, was du meinst, aber das ist ein Glaubenssatz, der nur so lange wahr ist, wie du das willst.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Wenn kein Wille da ist, bleibt es, wie es ist und man kann nur hoffen, dass von außen etwas passiert, das oder jemand kommt, der einem hilft.
Da kann man nur leider meist vergebens hoffen...

Du hast noch viele Jahre vor dir, willst du nicht schauen, was gehen könnte?

Zitat von affenzirkus:
Aber ich nehme mir deine Ratschläge zu Herzen, vielen Dank für deinen aufmunternden Beitrag !

Das klingt ja doch etwas hoffnungsvoll.
Gerne!

Als Angstpatient brauchst du Strategien und Hintergrundwissen.

1. Psychische Probleme sind auch genetisch bedingt:

Durch Zwillings- und Familienstudien ist seit langem bekannt, dass genetische Faktoren eine erhebliche Rolle spielen. Die Erblichkeit (Heritabilität) wird bei der Depression, der Panikstörung und der sozialen Phobie auf etwa 40% geschätzt, bei der bipolaren Störung und der Schizophrenie auf etwa 60-85%.

2. Wer als Kind Unsicherheiten, etc., ausgesetzt war, auch der kann leicht Störungen entwickeln.

3. Aber nichts muss für immer so bleiben. Es ist aber natürlich mit Anstrengungen verbunden, alte Muster abzulegen. Aber man muss ja nicht perfekt werden.

4. Sind deine Vitalstoffe, Mineralstoffe, Vitamine ok? Denn, wenn du eine Magenop hattest, dann gelten ja ganz andere Regel, als bei Gesunden.

5. Wenn du chronische Schmerzen hast, bist du da in Behandlung?
Ich fände auch wichtig zu wissen, wieviel von den Schmerzen dein Leben runterziehen, denn dafür gibt es doch medis.

Und generell, was bist du für ein Typ? Ein Wegrenner, oder Todsteller?

Und hier kannst du doch ansetzen mit der Frage an dich, ob du so weitermachen möchtest.

Ich denke, alles hängt mit allem zusammen und deswegen sollte man diese Zusammenhänge auch begreifen und verstehen.

Zitat von affenzirkus:
für nichts mehr Freude sondern nur noch Angst empfindet. Man macht einfach, ist aber trotzdem nicht erfüllt. Ich bin auch nie zufrieden mit mir, auch wenn ich mal was gut hinbekommen habe.

Dazu Schmerzen und einige andere Dinge, auch Perfektionismus. Ein enormer Rucksack, den du da schon sehr lange trägst.

Was sich mir am ehesten herausdestilliert, so als Hauptthema, ist eine chronische Depression. Die kann auch Folge der Ängste sein, aber für mich fühlt sie sich als dominantes Problem an.

Selbstwirksamkeit ist genannt worden. Perfektionismus - wo kommt der her? Könntest du nicht auch zufrieden sein mit dem was du gerade hinbekommen hast? Perfektionismus ist der perfekte Depressions-Motor.

Ich war auch mal Perfektionist, inzwischen sch... ich aber drauf. Das Laub fällt wieder von den Bäumen, also kann nach dem mähen ruhig das eine oder andere Blättchen liegen blieben. Eine Schliere am Glas nach dem Fensterputzen? Das war mal eine Tragödie, dabei sieht es kein Mensch und die Scheibe wird sowieso wieder dreckig.
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Zitat von affenzirkus:
ich weiß es nicht. Die hat sich vielleicht 5-10 Min. Zeit genommen, in der Zeit eine Diagnose zu stellen finde ich eh äußerst sportlich.



Ist sie Psychiaterin oder Psychologin oder “nur” Hausärztin?

Vielen Dank an alle, die sich dem Thread hier angenommen haben. Finde ich super, dass es hier so viele Antworten gibt. In einem anderen Forum musste man froh sein überhaupt eine Antwort zu bekommen.

@Icefalki

Ja das stimmt. Sicher bin ich genetisch bedingt anfälliger, meine Großmutter war auch schon schwer psychisch krank. Fast alle meine Tanten mütterlicherseits auch. Aber nicht so schlimm wie meine Mutter. Am liebsten wäre mir, ich wäre gar nicht geboren. Aber das kann man sich ja leider nicht aussuchen...

---- Schmerzen

Meine Blutwerte sind in Ordnung, ich lasse auch regelmäßig kontrollieren. Vitamine nehme ich bei Bedarf. Wegen der chronischen Schmerzen war ich immer mal wieder in Behandlung, auch bei Neurologen und Schmerzspezialisten. Da hab ich dann eine Woche lang jeden Tag eine Infusion bekommen und für eine Stunde Ruhe. Dazu den Tipp meine Schläfen mit Pfefferminzöl einzureiben und Entspannungsübungen zu machen und eben die üblichen Schmerzmittel zu nehmen. Ich habe die Hoffnung hier schon aufgegeben, dass sich da noch was verbessert. Da waren recht viele Patienten die gesagt haben, dass es bei ihnen einfach nicht besser wird.

Bei den Entzündungen der Bauchspeicheldrüse ist es die gleiche sch.. Ich wurde gefragt ob ich Rauche, Saufe oder beides. Ich tue weder das eine noch das andere. Trotzdem habe ich es. Unklare Genese oder wie man da sagt. Inzwischen trinke ich den ganzen Tag fast nur Wasser oder Tee und Abends nehme ich eine Kreon (Enzyme der Schweinepankreas 0% halal ) und esse eine Kleinigkeit. Trotzdem läuft sie nicht mehr rund, das zeigt sich an unverdautem Essen und Fett im Stuhl. Und dann entzündet sie sich immer wieder und verursacht unglaubliche Schmerzen. War dann auch immer mal wieder 1-2 Wochen im Krankenhaus, die geben aber auch nur Schmerzmittelinfusion und Flüssigkeit. Mehr kann man da nicht machen. Ich hab die letzten 5 Jahre auch zwei Onkels wegen Pankreas-Krebs verloren. Vielleicht liegt das auch an den Genen, würde mich nicht wundern.

---- Psyche

Meine Persönlichkeit ist Wegrenner, Todsteller, Angsthase und Allesvermeider. Depression und Angst bestimmen mein Leben, scheinbar schon seit der Kindheit (aber da war mir das noch nicht bewusst). Einfach verkriechen und in Ruhe gelassen werden wäre mir am liebsten oder gleich einschlafen. Ich bezweifle auch, ob mich mehr Freunde, Sport, Arbeit, der Führerschein usw. überhaupt zu einem glücklicheren Menschen machen würden. Man würde halt mit der Masse mitschwimmen und nicht so auffallen.

Wahrscheinlich wäre ich weiterhin unzufrieden und könnte keine Freude empfinden. Ich kann dem Leben einfach nicht viel abgewinnen, habe keine Ziele und auch keinen Ehrgeiz. Dazu die ganzen Sorgen und Probleme. Es ist wie eine Dauerdprisendung. Manchmal reichen schon Gerüche aus meiner Kindheit dann verfalle ich wieder in eine tiefe Depression und weine viel. Wenn draußen der Wind weht und die Luft nach Herbst riecht, werde ich schweremutig und sehe mich als kleinen Jungen der allein am Schreibtisch in seinem Zimmer sitzt und voll Traurigkeit aus dem Fenster den abfallenden Blättern zusieht.

@lucie1 Psychologin und Neurologin

Zitat von affenzirkus:
Persönlichkeit ist Wegrenner, Todsteller, Angsthase und Allesvermei


Verstehe mich jetzt nicht falsch, ich weiss, was Depri und Angst für beschissene Kollegen sind, und ich weiss, wie Schmerzen und Krankheit das Ganze beinahe unerträglich machen.

Allerdings meine ich, dass deine körperlichen Symptome mit ein wesentlicher Bestandteil deines Leidens sind. Nur als Beispiel: Schwer seekranke Menschen würden sich am liebsten ins Meer stürzen. Und die sind psychisch nicht vorbelastet und können suizidal werden.

Letztendlich geht es ja um das Thema sich ausgeliefert zu fühlen und genau darüber kannst du ja mal nachdenken: Wo und bei was wird es so beschissen, dass du extrem depri wirst oder Angst bekommst. Und was würde deiner Meinung nach diese Symptome mindern?

A


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Dr. Reinhard Pichler
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