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Entschuldigung, wenn das was ich schreibe schwachsinnig anhört, aber ich will mir das einfach mal von der Seele schreiben. Ich drücke jetzt einfach mal den Absenden Button.
Ich bin männlich, 40 und leide seit meiner Jugend an Depressionen und Sozialphobie. Ich habe gerade einen ziemlichen depressiven Rückfall, ausgelöst durch das Verhalten einer E-Mail-Bekanntschaft (weiblich). Ich kann es einfach nicht verstehen, wie man sich als selbst Betroffene(r) so gegenüber anderen Betroffenen verhalten kann.
Von Anfang: Meine Depressionen und SP haben in den letzten Jahren ganz gute Fortschritte gemacht. Unter anderem habe ich vor einigen Jahren auch versucht, über Foren Kontakt zu anderen Betroffenen zu finden und mich mit ihnen persönlich zu treffen. Habe auch zwei Leute aus meiner Umgebung gefunden, einer männlich, die andere die besagte weibliche E-Mail-Bekanntschaft.
Mit dem männlichen SPler habe ich mich schon nach wenigen E-Mails getroffen. Wir hatten dann über zwei Jahre lang mehrere Male getroffen, sind ins Kino oder ähnliches. Teilweise aus beruflichen Gründen, hauptsächlich aber weil wir überhaupt keine gemeinsamen Interessen und völlig konträre Lebenseinstellungen hatten, ist dieser Kontakt dann eingeschlafen. Was ich nicht ganz so schlimm fand, da mir die Treffen nicht besonders gut taten. Habe mich danach eher noch schlechter gefühlt.
Nun zur weiblichen Person: Wir haben etwa 3 Monate gemailt, als sie ein Treffen vorschlug. Ich muss sagen, dass das es die erste Person war, bei der ich das Gefühl hatte, dass sie ähnliche Probleme, ähnliche Ansichten und Einstellungen hatte wie ich. Also die erste Person, bei der ich sowas wie Seelenverwandtschaft gespürt habe, soweit man das über E-Mail beurteilen kann. Zwei Tage vor dem Treffen hat sie mir auch ein Foto geschickt (war wohl ein Bewerbungsfoto), damit wir uns beim Treffen erkennen. Sie hat wirklich einen sympathischen Eindruck gemacht. Sowohl ihre E-Mails als auch das Foto.
Und von da an fing das Verhalten an, dass ich nicht verstehen kann. Ich habe ihr dann ebenfalls ein Foto von mir geschickt. Ein ziemlich beknacktes, muss ich zugeben (unrasiert, ungekämmt, schlecht gekleidet usw.), aber ich hatte kein anderes, da es fast keine Fotos von mir gibt. Das hat vermutlich schon mal keinen guten Eindruck gemacht und entsprach wohl nicht ihrer Vorstellung, die sie von mir hatte. Ich muss dazu sagen, dass es nicht um Partnerschaft oder so ging, sondern einfach ein Treffen unter Betroffenen.
Als ich dann zum Treffen losfahren wollte, ist mein Auto nicht angesprungen, weil die Batterie leer war. Ich muss am Tag vorher aus Versehen an die Innenbeleuchtung gekommen sein, so dass die die ganze Nacht gebrannt hat. Da es schon so kurz vor dem vereinbarten Termin war, dachte ich, dass sie vielleicht schon unterwegs ist und eine E-Mail nicht mehr lesen kann. Deswegen blieb mir leider nichts anders übrig, als sie per Telefon anzurufen (sie hatte mir vorher ihre Nummer gegeben, falls etwas dazwischen kommt). Hab dann aufgrund der SP total gezittert, als ich angerufen habe. Telefonieren fällt mir besonders schwer und wir kannten uns vorher ja nur über E-Mail. Ich weiß, dass sie da war, aber sie hat sich wohl nicht ans Telefon getraut, deswegen musste ich auf den Anrufbeantworter sprechen. Dabei hab ich total versagt bzw. anders geredet als normal. Es waren vielleicht 10 Worte, hab auch gesagt, dass es mir leid tut. Danach hab ich mich nochmal per E-Mail entschuldigt und gesagt, dass ich den Bus nehmen könnte, aber dass es dann etwas später wird. Sie meinte dann per E-Mail, es wäre nicht schlimm und wir könnten uns dann ein anderes mal treffen.
Dann habe ich erstmal gewartet, dass sie vielleicht einen neuen Termin vorschlägt, aber es kam nichts. Deswegen habe ich nach einiger Zeit selbst nachgefragt, ob sie sich denn noch treffen will. Sie meinte dann ja, sie würde mich gerne kennenlernen, aber momentan hätte sie keine Zeit wegen Arbeit usw. Habe ihr dann geschrieben, dass ich in ca. 3-4 Monaten längere Zeit weg bin und dann keine Zeit mehr für ein Treffen habe. Sie meinte dann, dass es auf jeden Fall noch vorher mit einem Treffen klappen würde. Dann kam wieder nichts mehr. Also d.h. wir haben schon noch regelmäßig gemailt, aber sie das Treffen mit keinem Wort mehr erwähnt.
So ging das dann über einen Zeitraum von 6 Jahren noch mindestens 5-6 Mal. Jedes mal, wenn ich nachgefragt habe, ob sie sich mal treffen will, kam die Antwort: Ja, sie würde sich sehr freuen, mich einmal persönlich kennenzulernen. Aber immer wenn es dann konkret wurde, keine Reaktion mehr von ihr. Also z.B. hatten wir schon besprochen, was wir machen könnten und als ich dann gefragt habe, wann und wo wir uns treffen sollen, hat sie darauf einfach nicht mehr reagiert und so getan, als ob wir vorher gar nichts besprochen hätten.
Einmal habe ich ihr dann direkt geschrieben, dass sie das ruhig sagen könnte, wenn sie sich nicht treffen will und dass ich dann auch nicht mehr nachfragen werde. Darauf wieder die Antwort: Sie würde sich sehr freuen, mich kennenzulernen, aber momentan ginge es ihr sehr schlecht. Ich soll ihr noch zwei Monate Zeit geben etc. etc.
Ich muss dazu sagen, dass es ihr zumindest zeitweise wirklich sehr schlecht ging, weshalb ich ihr das auch geglaubt habe. Ich meine, wenn sie nur gesagt hätte, dass sie keine Zeit hat, dann hätte ich gewusst, dass es nur eine Ausrede ist und sie kein Interesse an einem Treffen hat. Oder wenn sie gesagt hätte, sie traut sich nicht dann häte ich das auch verstanden. Aber jedes mal kam die Ansage von ihr, sie würde sich sehr freuen, wenn wir uns einmal kennenlernen würden und es würde auf jeden Fall irgendwann klappen mit einem Treffen.
Ich meine, mich hat das auch jedes mal Überwindung gekostet, sie noch ein weiteres mal zu fragen. Kam mir dabei ja auch etwas aufdringlich vor.
Ja gut, und nun das Ende der Geschichte: Vor kurzem hab ich sie nach einem Jahr nochmal gefragt, ob sie sich vielleicht treffen will. Wieder die Ansage: Sie würde sich sehr freuen. Sie hat dann auch einen Vorschalg gemacht, was wir machen können und auf meine Frage, wann und wo wir uns treffen sollen, wieder keine Antwort von ihr. Hat die Frage einfach ignoriert.
Was mich nun richtig depressiv macht ist, dass ich ihre Seite in einem sozialen Netzwerk gefunden habe. Und so wie sie dort schreibt, macht sie nicht gerade einen depressiven, sondern eher einen lustigen Eindruck. Hat wohl seit einiger Zeit auch einen Freund, und mir schreibt sie dann per E-Mail ständig, wie schlecht es ihr gerade wieder geht. Wobei in letzter Zeit ihre E-Mails immer seltener werden. Jetzt weiß ich auch warum.
Aber trotzdem: Was ist das für ein Verhalten? Wie kann sich jemand, der selbst unter SP und Depressionen leidet oder wenigstens gelitten hat, so gegenüber anderen Betroffenen verhalten?
Habe das Gefühl, ich habe 7 Jahre lang sinnlos Zeit in eine Person investiert, die es nur in meiner Phantasie gibt. 7 Jahre ein ständiges Auf und Ab der Gefühle, weil ich nicht wusste: Geht es ihr wirklich so schlecht? Will sie mich verarschen? Traut sie sich nicht? Hat sie keine Zeit?
Ich wollte ihr auch schon mehrfach schreiben, dass mir das alles zu viel Nerven kostet und ich den Kontakt deswegen abbrechen will. Aber dann hatte ich wieder Mitleid: Was wenn es ihr wirklich so schlecht geht und so einsam ist, wie sie schreibt? Dann würde sie das vielleicht noch weiter runterziehen.
Tja, unglaublich das alles. Jetzt weiß ich leider, wie blöd ich war. Ich hätte schon damals, als das erste Treffen nicht zustande kam und ich auch merkte, dass sich ihr Schreibstil geändert hat, die Sache beenden sollen.
07.10.2012 15:29 • • 11.10.2012 #1