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D
Hallo,

gerade hatte ich wieder dieses Erlebnis der besonderen Art mit meiner Mutter und es macht mich so wütend, dass ich mich nun an euch wende.

Zum Hintergrund ist zu sagen, dass ich - mittlerweile fast 30 - mich eigentlich von meiner Mutter nicht mehr so treffen lassen sollte. Aber es geschieht immer und immer wieder. Ich habe den Kontakt deswegen sogar schonmal für ein Jahr abgebrochen (abgesehen vom Geburtstagsanruf) aber sie rafft es einfach nicht.

Seit dem Frühjahr telefonieren wir wieder mal ab und zu über mehr oder weniger belanglose Dinge.

Das heute war so: ich wohne mehrere hundert Kilometer von meinen Eltern entfernt, habe aber bald Urlaub. Da ich heute relativ gut durch den Tag kam, dachte ich so bei mir, dass ich doch im Urlaub mal eins/zwei Tage rüber fahren könnte. Das würde denen vielleicht auch gefallen, mich nach fast anderthalb Jahren mal wieder zu sehen...

Und so rief ich relativ gut gelaunt zu Hause an. Meine Mutter fragte nach einem ersten Na, du lebst ja auch noch! dann so lapidar, wie es mir geht... Liebend gerne hätte ich ihr von meinem Mist erzählt (ich lebe in Trennung von meinem Mann und komme einfach noch nicht so gut damit klar). Ich deutete das kurz an und dann kam von ihr sowas wie Willst du drüber reden?. Ich sagte Ja, bin aber mittlerweile sicher, dass sie ein nein hören wollte. Denn ich fing an zu erzählen und noch ehe ich mich versah, erzählte sie von ihren letzten Urlausberlebnissen und wollte mit mir übers Kochen reden.



HALLOOOOO? Ahrg ... schrei....würg...!! Spinnt die?! Ich meine, wenn ich ne Tochter hätte und die würde mir ihr Herz ausschütten wollen, wäre ich doch zur Stelle oder nicht?

Na auf jeden Fall, habe ich von meinen Plänen, rüber zu fahren, dann nichts erzählt und sie in den letzten 20 Minuten auch schon wieder begraben!

Man kann mit denen einfach kein vernünftiges Wort reden, wenn es um Gefühle geht - mein Vater ist da nicht anders!

Kann das denn wahr sein? Kennt ihr das auch?

Bei mir war das schon immer so.... deswegen habe ich ja auch meine Macke weg. Kann auf niemanden zu gehen und mich nur wenigen Menschen gegenüber öffnen... Habe einfach schiss ständig wieder so enttäuscht zu werden!

Ich bereue schon wieder total, dass ich die überhaupt angerufen habe ... hätte ich mal lieber den Kontaktabbruch wieder eintreten lassen.

Apropos: meint ihr, die hätte sich da irgendwas draus gemacht? Ich habe der damals nen bösen Brief geschrieben und die hat nie auch nur ein Wort darüber verloren. Ich habe ihr dargelegt, dass ich so, wie sie mir gegenüber tritt, nicht mit ihr klar komme und die sucht nicht mal das Gespräch mit mir? Meine eigene Mutter!??


Sorry, dass ich jetzt so aufgebracht rüber komme, aber das liegt daran, dass ich mich da am Telefon immer zurückhalte und mich noch brav auf deren Gesprächsstoff einlasse. Gleich nach dem Auflegen könnte ich dann aber echt explodieren. ...Und danach nur noch heulen...

Eigentlich bin ich recht einfühlsam und zumeist (viel zu) verständnisvoll...

Kann mir jemand helfen, mit dieser neuerlichen Enttäuschung klar zu kommen? Warum trifft mich das immer noch so? Sollte ich nicht langsam mal auf eigenen Beinen stehen können?

07.08.2010 19:50 • 08.08.2010 #1


9 Antworten ↓


G
Ja, das tut weh ...

Aber es ist eine Illusion, dass eine Mutter, die das noch nie konnte, sich jemals dahingehend ändern wird, eine einfühlsame, aufmerksame, nicht selbstbezogene Mutter zu werden.

07.08.2010 20:12 • #2


A


Mutter und Tochter . (wie) kann das gut gehen?

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S
Stell Dir einfach vor, Du wärst die Ehefrau, dessen Mann mit seiner Frau Motter über Eheprobleme redet.

Guggst Du mal aus der Ferne.

Was würdest Du über einen solchen Mann denken?

07.08.2010 21:01 • #3


G
Zitat von saidndone:
Stell Dir einfach vor, Du wärst die Ehefrau, deren Mann mit seiner Frau Motter über Eheprobleme redet.

Guggst Du mal aus der Ferne.

Was würdest Du über einen solchen Mann denken?

07.08.2010 21:08 • #4


D
Ja, aber was hat das mit dem Thema zu tun? Ich rede von FEHLENDER Mutterliebe und nicht von einem Zuviel an Zuneigung zur Mutter...

Wäre für ernstgemeinte Hilfen wirklich dankbar.

Mich verfolgt dieses Elend nun schon so lange und ich komme einfach nicht raus da. Immer wieder die Hoffnung, sie wird sich doch noch ändern und mich als ihr (naja mittlerweile erwachsenes) Kind akzeptieren. Wenigstens mal ernsthaftes Interesse an dem zeigen, was mich bewegt und beschäftigt...

Soviele Bekannte erzählen mir ständig, wie sehr sie von ihren Müttern umsorgt werden und ich?

Soll der Austausch bzw. eher das Überstülpen von Urlaubserinnerungen und Kochtipps alles sein, was mir meine Mutter zu geben hat?

Kann Mutterliebe aufhören? Was habe ich falsch gemacht?

07.08.2010 21:24 • #5


G
Mutterliebe hört nicht auf, aber das Kind merkt oft erst als Erwachsener, dass keine da ist.



(Ob es gut ist, mit der Mutter über eigene Eheprobleme zu sprechen, ist eine andere Frage. Nicht alle Menschen wollen etwas über Eheprobleme Dritter hören, auch Mütter nicht immer, auch Töchter meistens nicht. Da ist eigentlich die beste Freundin besser als die Mutter. )

07.08.2010 21:29 • #6


D
Ich fürchte ihr versteht mich nicht richtig... Ich hätte mir ihr auch über ein anderes Gefühlsproblem reden können wollen und sie hätte abgeblockt. Im übrigen was die Eheprobleme angeht: über die zu reden macht eh keinen Sinn mehr, denn wir leben ja bereits getrennt. Nach ihm hat sie sich übrigens rege erkundigt!

07.08.2010 21:39 • #7


G
Mutterliebe hört nicht auf, aber das Kind merkt oft erst als Erwachsener, dass keine da ist.

D.h. dass auch vorher nicht viel echtes Interesse da war.

07.08.2010 22:05 • #8


B
@dasgehtnichtsoweiter

Ich versteh dich sehr gut. Ich kämpfe auch seit Jahren um das Verständnis meiner Mutter für meine Situationen.
Ich bin 27 und bis heute rafft auch meine Mutter nicht was ich von ihr will. Auch mit meinem Therapeuten habe ich darüber schon sehr oft gesprochen. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten.
Zum einen könnte deine Mutter mit sich selbst so sehr im unreinen sein, dass sie den Blick für dich verloren hat. Also, nimm mal an, sie ist mit deinem Vater seit Jahrem im Streit und sie lassen es dich nicht bewusst merken. Dann würdest du dir doch auch ungern solche Themen von anderen anhören oder? Das wäre sehr verletzend für sie.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie dich einfach von deinen Problemen versucht abzulenken (vielleicht auch aus eigener Misserfahrung).
Mit deiner Macke die du hast, vielleicht ist sie sehr einfach und kann sich nicht erklären, warum irgendwelche Dinge bei dir so sind und kann einfach damit nicht umgehen. (Wäre eine Familientherapie in der Kindheit hilfreich gewesen)
Dazu speichert man immer wieder Gefühle ab und ruft diese herbei, wenn ähnliche Situationen entstehen, sprich, man ist schlicht und einfach voreingenommen. Ihr praktiziert euer Verhalten schon seit Jahren und vielleicht resigniert sie auch dabei.

Frag sie doch beim nächsten Gespräch einfach, ob sie interessiert wie es dir nun geht, oder ob ihr ihre Urlaubserlebnisse und Kocherei wichtiger ist. Das verdutzt sie vielleicht und regt sie zum Überdenken an.

Ich habe meiner Mutter auch mal einen heftigen Brief geschrieben. Einen indem ich ihr erklärt habe, warum meine Kindheit nicht so rosarot war, wie es ihr vorgekommen ist und warum meine Ängste und Paniken durch ihr Mitwirken entstanden sind. Dazu musste sie zu einem Therapiethermin von mir mitkommen und sich von meinem Therapeuten anhören lass, dass ich ernsthaft krank bin (psychisch), also auch Suizidgefahr bestand . Das war der blanke Horror für sie (mein großer Brude hatte sich 5 Jahre vorher das Leben genommen). Da hat sie aber das erste Mal geschnallt, dass ich hilfe brauche, ernsthaft. Das es keine Phase (Macke) ist.

Mein Therapeut sagte mal, manch einer braucht einen Schlag ins Gesicht um zu merken was Sache ist (platonisch gemeint der Schlag!).

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Liebe Grüße Bero!

07.08.2010 23:50 • #9


D
Hallo Bero,

danke für deinen Post. Es beruhigt sehr zu wissen, dass man mit dieser traurigen Erfahrung nicht allein ist. Aber für dich tut es mir trotzdem auch leid.

Wie ist denn jetzt das Verhältnis zu deiner Mutter, nachdem sie diesen Schlag ins Gesicht bekommen hat? Ich könnte mir vorstellen, dass es für sie auch nicht einfach ist, erst der Sohn, dann beinahe das zweite Kind...

Der Kontakt zwischen meinem älteren Bruder und meiner Mutter ist auch schon sehr sehr früh abgebrochen. Es gab immer viel und heftigen Streit. Ob sie das einfach auch aufgebraucht hat? Ich meine, es reicht vermutlich, wenn einem ein Kind so ein Theater bereitet, da braucht man das vielleicht nicht auch noch vom zweiten Kind?

Aber ich stelle mir das auch oft vor, dass meine Mutter an so einer Therapiesitzung teilnimmt und ihr der Kopf gewissermaßen von einem Dritten zurecht gerückt wird. Aber aus verschiedenen Gründen wird das keinen Erfolg haben:

1. Ich müsste erst einmal eine Therapie beginnen, wovor ich mich noch immer wie Gummi ziehe...

2. Meine Mutter müsste bereit sein, mehrere hundert Kilometer zurückzulegen nur um sich den Kopf waschen zu lassen (denn anders würde sie das auch nicht empfinden- was hat sie schließlich mit meinem Leben zu tun!? - Zu erwartenter O-Ton meiner Mutter)

3. Ich bin nie soweit gegangen, dass ich mir wegen irgendetwas das Leben hätte nehmen wollen. Sicher mein Leben könnte ohne meine Ängste und Enttäuschungen leichter sein, aber das geht (zum Glück) nicht so weit, das ich mein Leben beenden möchte.

Und zu guter letzt nehme ich an, dass nur ein solcher Paukenschlag eines versuchten Selbstmordes meine Mutter zum Nachdenken bewegen würde. Aber ich finde dass es das nicht sein kann.

Ich begreife einfach nicht, wie ihr alles so unendlich egal ist, was das Zwischenmenschliche zwischen mir und ihr angeht. Mein Brief an sie muss ähnlich gewesen sein, wie deiner an deine Mutter. Aber aus der Tatsache heraus, dass sie mich nie darauf angesprochen hat, vermute ich echt, dass sie einfach glaubt über den Dingen zu stehen. So nach dem Motto Ach, dieses Kind! Wann lernt es endlich auf eigenen Beinen zu stehen!?. Wie eine Fremde....

Nach außen hin stehe ich auf eigenen Beinen: ich habe nen guten Job, ne eigene Wohnung und bald einen eigenen Ex-Mann. (traurig, was).

Aber emotional warte ich einfach noch wie eine 3-jährige auf Mutterliebe.

Ich bin doch eigentlich voll bescheuert! Ich sollte mich davon echt mal frei machen!! Hat das schon jemand von euch geschafft?

08.08.2010 11:51 • #10


A


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