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K
Hallo!

Ich leide seit neun Jahren an starken Dauerschmerzen. Sie wurden immer schlimmer so dass ich am Ende nur noch den ganzen Tag im Bett gelegen habe und der Wunsch, mit allem Schluss zu machen, übermächtig wurde.
Daraufhin wurde ich in eine Psychiatrie eingewiesen; nachdem ich dort 10 Monate ohne Besserung verbracht habe, kam ich in eine Schmerzklinik. Und hier fand man schließlich (vor drei Tagen) raus, dass ich unter einer sozialen Phobie und generalisierten Angststörung leide. Dies sei der Grund für mein ganzes Leiden!! Kann das sein? Dass ich wegen meiner Angst ständig so verkrampft und angespannt bin, dass ich daher dauernde Kopf- und Unterleibsschmerzen habe, für die man sonst keine Ursache finden konnte?

Habt ihr schonmal von so einem Fall gehört?

Ich fühle mich total überfordert. Was soll ich zuerst angehen? Die Schmerzen oder die Angst?
Ich habe schon die Schmerzen kaum im Griff.
Mein Arzt hier hat mir Abilify verordnet und meint jetzt müsse alles besser werden, aber es geht mir nur noch schlechter und ich denke dann: das kriege ich nie in den Griff, ich werde nie in mein früheres Leben zurückfinden, die Schmerzen werden mich irgendwann dazu zwingen mir das Leben zu nehmen. Gehören diese Gedanken zur Angststörung, oder ist es nur eine durch die Schmerzen ausgelöste Depression?
Ich weiß nicht weiter.

Freue mich auf Antworten,
es grüßt die hoffnungslose
Kirsche

16.05.2008 15:22 • 06.02.2023 x 1 #1


12 Antworten ↓


Christina
Hallo Kirsche,

das hört sich aber ungewöhnlich an!
Zitat von Kirsche:
Und hier fand man schließlich (vor drei Tagen) raus, dass ich unter einer sozialen Phobie und generalisierten Angststörung leide. Dies sei der Grund für mein ganzes Leiden!! Kann das sein? Dass ich wegen meiner Angst ständig so verkrampft und angespannt bin, dass ich daher dauernde Kopf- und Unterleibsschmerzen habe, für die man sonst keine Ursache finden konnte?
Dass man so verkrampft und angespannt sein kann, dass man unter Dauerschmerzen leidet, das kann schon sein. Aber soziale Phobie und generalisierte Angststörung - hast oder hattest Du denn Angst? Oder wenigstens übertriebene Befürchtungen, und zwar bevor die Schmerzen entstanden sind? Weißt Du, das finde ich so seltsam, denn normalerweise scheint es umgekehrt zu laufen: Man hat soviel Angst und macht sich soviel Sorgen, dass man nicht mehr zur Ruhe kommt und dann deswegen die Schmerzen entwickelt. Aber man weiß eigentlich immer, dass da am Anfang Ängste waren. V.a. waren die anfänglichen Ängste i.d.R. so stark, dass man sie kaum übersehen konnte...

Zitat von Kirsche:
Ich fühle mich total überfordert. Was soll ich zuerst angehen? Die Schmerzen oder die Angst?
Ich habe schon die Schmerzen kaum im Griff.
Ich würde das Belastendere zuerst angehen, wobei z.B. eine verhaltenstherapeutischen Behandlung für beide Probleme streckenweise gleich aussähe. Es dürfte wichtiger sein, einen kompetenten Therapeuten zu finden oder eine spezialisierte Klinik.

Zitat von Kirsche:
Mein Arzt hier hat mir Abilify verordnet und meint jetzt müsse alles besser werden, aber es geht mir nur noch schlechter und ich denke dann: das kriege ich nie in den Griff, ich werde nie in mein früheres Leben zurückfinden, die Schmerzen werden mich irgendwann dazu zwingen mir das Leben zu nehmen. Gehören diese Gedanken zur Angststörung, oder ist es nur eine durch die Schmerzen ausgelöste Depression?
Hm, eine Schmerzklinik kann, muss aber nicht psychosomatisch sein. Falls die dort also nicht auf psychosomatische bzw. rein psychogene Probleme (auch) spezialisiert sind, würde ich noch eine zweite Meinung einholen. Auch wegen der Medikation. Ich weiß nicht, wie lange Du Abilify schon nimmst und ob man zur Wirkung schon abschließend etwas sagen kann. Aber wenn es dauerhaft nicht besser wird, ist es das falsche Medikament. Und auch wenn es wirkt: Es ist für Deine Symptomatik eigentlich nicht zugelassen und birgt wie alle Neuroleptika die Gefahr von Spätdyskinesien (Bewegungsstörungen, die auch nach dem Absetzen noch anhalten und sich nicht zurückbilden). Da würde ich mir sehr genau erklären lassen, warum ausgerechnet dieses Medikament und warum kein Antidepressivum.

Was die Suizidgedanken angeht: Kommt drauf an. Grundsätzlich würden die Schmerzen sowieso eher in eine Depression passen. Bei Angststörungen stehen i.d.R. Gefühle von Angst und Besorgnis im Vordergrund. Aber auch bei reinen Depressionen können Ängste eine große Rolle spielen. Wenn also bei Deinen Suizidgedanken der Wunsch vorherrscht, es möge doch endlich alles zu Ende sein, oder Gefühle der Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, spräche es mehr für eine Depression. Wenn Du v.a. befürchtest, dass Dich Deine Krankheit noch in den Suizid treibt, obwohl Du doch eigentlich leben möchtest, könnte es eher in Richtung Angststörung gehen.

Aber nochmal: Ich finde die Diagnose echt seltsam. Wie sind die denn da drauf gekommen?

Liebe Grüße
Christina

16.05.2008 17:27 • #2


A


Chronische Schmerzen durch unbehandelte Angststörung?

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A
würde mich mal freuen von der Dame zu hören wie es ihr ergangen ist !?

11.01.2023 01:16 • x 2 #3


K
Vielen Dank, alexwi29, für den Anstupser, durch den ich gemerkt habe, dass ich den vor 14 Jahren eröffneten Thread nie weiterverfolgt habe. Wow, ich fühle mich, als würde ich durch ein Wurmloch zurück in meine düstere Vergangenheit blicken.
Dass es so schlimm war, das hatte ich bis heute verdrängt.
@Christina: Ich danke dir für deine ausführliche Antwort, und dafür, dass du dir Gedanken zu meinem Text gemacht hast. Es tut mir leid, dass ich dir nie geantwortet habe. Ich habe mich damals von Tag zu Tag gequält, bin immer wieder komplett abgestürzt und habe dann Dinge aus den Augen verloren, um die ich mich eigentlich kümmern wollte.
Ich wollte dir nur sagen: du hattest Recht!
Zitat von Christina:
Aber nochmal: Ich finde die Diagnose echt seltsam. Wie sind die denn da drauf gekommen?

Die sind darauf gekommen, weil sie, einfach gesagt, Idioten sind. Genauso wie die unsäglich schlechten Ärzte in der sogenannten Psychiatrie, in der ich davor war.
Das große Rätsel ist nach weiteren 13,5 Jahren ENDLICH gelöst worden: komplexe PTBS. Manchmal ist die Lösung ganz einfach. Eine schwere Traumatisierung hat ALLE scheinbar unerklärlichen Symptome ausgelöst. Die lag Jahrzehnte zurück... unter anderem war ich als Kind in einen Autounfall verwickelt. Musste mich aber zuhause um zwei psychisch kranke Eltern kümmern, und für mich war niemand da, als ich Schwierigkeiten bekam... Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie unglaublich wütend ich war, als ich endlich verstanden habe, warum es mir so schlecht geht. Ich habe hunderte (!) Stunden Psychotherapie hinter mir, und KEINER von diesen Schnarchnasen hat verstanden, um was es eigentlich ging. Ich habe die Sache nur knapp überlebt.
Für Trauma braucht es andere Therapien als bei einer Angststörung. EMDR und körperbasierte Verfahren.
Ich stehe noch am Anfang der Traumabehandlung, denn wie es in unserem Gesundheitssystem nunmal ist, bekommt man gerade bei schweren psychischen Krisen erstmal überhaupt keine Hilfe. Ich habe mich dann auf eigene Kosten in eine private Klinik begeben, aus der ich wieder raus musste, weil ich Corona bekommen habe. Nun geht es seit 3 Monaten nur darum, irgendwo einen Therapieplatz bei einem Traumatherapeuten zu bekommen. Leider ist alles völlig überlaufen seit der Pandemie. Ich war bei einigen eher zweifelhaften Therapeuten/Heilpraktikern, das hat sich aber als Zeitverschwendung herausgestellt.
Uhh das klingt alles sehr negativ, aber das ist es nicht. Alles in meinem Leben macht jetzt Sinn. Mir geht es gut, obwohl ich immernoch starke Schmerzen habe. Ich bin in einer wunderbaren Beziehung, die mir viel Kraft gibt. Ich sehe mich selbst nicht mehr als fehlerhaft oder irgendwie beschädigt - ich sehe, dass ich als Kind keine andere Möglichkeit hatte, um zu überleben, und das mein Gehirn und meine Psyche eben verändert hat. Ich habe den starken Impuls, andere zu unterstützen, die ähnliches erlebt haben. Bin z.B. gerade dabei, eine Selbsthilfegruppe vor Ort (in Köln) zu gründen.

15.01.2023 23:06 • x 3 #4


Herta_Emmi
Liebe Kirsche
Ich würde beides gleichzeitig angehen.
Ich habe einen wunderbaren Schmerztherapeuten, der die anderen Ärzte mit ins Boot holt ( mich gebeten hat mit meinen Ärzten zu sprechen)
Der erste Besuch hat eine Stunde gedauert die beiden Folgebesuche jeweils eine halbe Stunde.
Er ist in Bornheim von Köln durchaus zu erreichen, wenn du magst schicke ich dir die Kontaktdaten per PN
Fußweg vom Bahnhof schon ein gutes Stück

Einen wirklich guten Traumatherapeuten zu finden ist schwer und er muss ja auch die Zusatzqualifikation EMDR haben .

Eine SHG hilft und du hast auch sicherlich die Unterstützung der KISS

Schmerzen, die psychosomatisch sind, können die Hölle sein und müssen behandelt werden.
Bist du stabiler werden sehr wahrscheinlich auch deine Schmerzen besser; ich hatte von 2002 bis ca 2008 psychosomatische Schmerzen.
Meine jetztigen Schmerzen sind zum Teil auch psychosomatisch.

15.01.2023 23:36 • x 1 #5


Kimsy
Ich finds toll, dass ein Forumsteilnehmer nach so langer Zeit sich zurückmeldet und erzählt, wie es ihr ergangen ist...ich wünsche dir Alles Gute und dass du einen Therapieplatz findest...

16.01.2023 00:28 • x 4 #6


K
@Herta_Emmi Hey das ist Mist, dass du noch mit psychosomatischen Schmerzen zu tun hast. Ja, ein guter Schmerztherapeut ist Gold wert. Würde mich freuen, wenn du mir den Kontakt über PN schicken würdest.
Ich habe in Köln und Bonn fast alle Schmerztherapeuten durch, und auf Empfehlung bin ich jetzt bei einer hervorragenden Ärztin, die nur leider in Rennerod im Westerwald ist. Ist schon manchmal ein ziemliches Hindernis, da hinzukommen, es kostet mich jedesmal einen halben Tag, und wenn es mir schlecht geht, schaffe ich das nicht. Es wäre toll, auch jemanden in der Nähe zu haben.

16.01.2023 13:08 • #7


K
@Kimsy Danke dir

16.01.2023 13:10 • x 1 #8


A
In erster Linie freue ich mich dass nach 2080 wirklich einiges getan hat. Ich habe ebenfalls den Weg in eine Tagesklinik erreicht die für Schmerzen zuständig ist für chronische Schmerzen. Ich bin jetzt seit heute dort durch, falls jemand möchte würde ich gerne meine Geschichte mal erzählen, wenn es euch interessiert was ich dort in dem Monat erlebt habe.

27.01.2023 20:15 • x 5 #9


K
@alexwi29 danke... ja, ich kann es selbst kaum glauben, wie sich das Leben so stark zum Positiven wenden kann. Bis mindestens 2080 zu leben ist übrigens mein erklärtes Ziel
Geht es dir seit der Tageklinik denn besser? Vier Wochen ist relativ kurz, aber umso besser, wenn du danach nicht mehr hinmusstest.

@Herta_Emmi meinst du vielleicht die Praxis von Frau Dr. Wegener-Höpfner? Die habe ich bei jameda gefunden und sie hat tolle Bewertungen.

05.02.2023 18:39 • #10


A
Weiss gar nicht was ich mit 2080 meinte.
Die Klinik ging nur 4 Wochen.
Hatte danach wieder starke Probleme weil mein Tagesrhythmus wieder kaputt war. Diese wiche starte ich aber mir sport. Musste 1 Woche pausieren wegen Erkältung.

Meine Rippen sind sehe stark beansprucht hoffe dass ich leicht wieder einsteigen kann. Ich kann es empfehlen aber sucht euch eine stationäre. Ambulante Tagesklinik eher nicht so zu 100%ig.

05.02.2023 20:17 • x 1 #11


K
Ah, ok. Ja, Tagesklinik wäre für mich nichts, es würde mich schon stressen, da jeden Tag pünktlich hinzukommen ^^
Ich hoffe du findest bald wieder in deinen Tagesrhythmus hinein. Sport hilft mir auch sehr, mehr als alle Schmerzmittel

06.02.2023 15:32 • #12


A
Habe jetzt morgen ein Probetraining. Allein is dsd immer wo mühsam. Mal schauen ob ich da auch Anschluss finde

06.02.2023 15:41 • #13


A


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Dr. Reinhard Pichler