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I
Hallo ihr Lieben,

ich habe eine Frage und bin mir unsicher über meinen weiteren Weg.

Vorgeschichte
Es war einmal vor langer Zeit, als junger Erwachsener, da hatte ich eine Frau kennengelernt und wir beide verstanden uns gut. Nun wie das so ist, man küsst sich und irgendwann landet man im Bett, für uns beide wäre es das erste Mal gewesen, unerfahren auf beiden Seiten. Aber bei mir hat es nicht funktioniert.
Und dieses Erlebnis hatte negative Folgen für mich. Statt zu kämpfen und es nochmal zu probieren, habe ich die Flucht ergriffen. Ich habe mit ihr Schluss gemacht und ihr gesagt, dass ich sie nicht liebe.
Ich konnte mir damals mein Versagen nicht eingestehen und habe in den Folgejahren auch nie Interesse, an Sex oder einer Beziehung gehabt.

Ich würde sagen, dass sich aus diesem traumatischen Erlebnis eine Soziale Phobie entwickelt hat.
Die Angst vor Sexualität, Minderwertigkeitsgefühle, Versagensängste, Angst vor Verurteilung/Ablehnung, niedriges Selbstwertgefühl, Kontakthemmung, Soziale Isolation sind alles Dinge die in einem Zusammenhang stehen und im Laufe meiner Vergangenheit entstanden sind.
Minderwertigkeitsgefühle und die Angst vor Verurteilung waren bestimmt schon vor meinem ersten Sex-Erlebnis vorhanden, wenn auch auf einem relativ niedrigen Niveau.
Aber dieses Sex-Erlebnis hat dies nur noch verstärkt.

Ich bin jetzt 46 und hatte seitdem keinen Sex oder andere körperlichen Intimitäten und suche auch eine Partnerschaft.

Ich habe mich in den letzten Monaten geändert, teilweise um 180 Grad.
Meine Ängste sind zwar noch da, aber im normalen Leben spielen sie derzeit praktisch keine Rolle mehr.
Ich bin jetzt viel selbstbewusster als früher und kann auch über meine Probleme reden.
Ich hatte im Herbst eine Lohnerhöhung mit meiner Chefin besprochen, eine Weihnachtsgeschichte vorgetragen und stehe bei Gesprächen nicht mehr am Rand, sondern mittendrin.
Alles Dinge, welche in meiner Vergangenheit nicht möglich waren.
Ich bin jetzt überaus neugierig, auf praktisch alles, was ich noch nicht kenne.
Sinngemäß möchte ich die Dinge nachholen, welche ich in meiner Vergangenheit verpasst habe.

Aber größtes Sorgenkind, ist noch die Angst vor Sex.
Seitdem in mir das Bedürfnis nach Liebe vor etwa einem Jahr erwacht ist, suche ich eine Partnerin.
Bis jetzt habe ich noch keine Partnerin gefunden und vor kurzem hat mir eine Frau erzählt, dass ich emotionale Bedürftigkeit ausstrahle.
Sie hat damit Recht, denn meine Gedanken drehen sich in erster Instanz um körperliche Intimität und Sex, vorrangig Tantrischen Sex bzw. Rituale.
Es geht hier auch teilweise nicht um mich, SB mache ich regelmäßig.
Aber einen anderen Körper zu berühren, zu streicheln, zu küssen usw., jemanden auf diese Art und Weise glücklich zu machen, das hatte ich nicht in meinem Erwachsenendasein.
Ich habe jetzt auch keine Angst oder Hemmungen mehr jemanden zu berühren.
Ich mag es umarmt zu werden, oder von Bekannten gestreichelt zu werden oder auch andere zu streicheln.
Eine Frau hat mir empfohlen es mit Kuschelparty und Tanzen (Biodanza) zu probieren, um ein besseres Körpergefühl zu entwickeln.
Kuschelparty ist schwierig, wegen den Corona Einschränkungen.
Aber das Tanzen könnte ich ausprobieren, da gibt es im Februar in der Nähe einen Termin.

Eine andere Frau hat mir empfohlen, es mit anderen Apps auszuprobieren und nach Sexpartnern zu suchen.
Aber ich bin mir unsicher, ob ich dies wagen sollte.
Das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und körperlicher Intimität ist in mir, dass kann ich nicht ignorieren.
Positiv wäre, dass ich mich meinen Ängsten stelle und Erfahrungen sammeln kann.
Aber die negative Seite, sind meine Ängste und die Angst vor der Angst.
Sie sind noch da, wenn auch auf einem relativ niedrigen Niveau.
Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn der erste Kontakt wieder negativ für mich verlaufen würde.
Ich würde mir wünschen, dass ich in dieser Hinsicht geführt werden würde, angeleitet und positiv mit mir umgegangen wird.
Also im Kern geht es um Rücksicht und Verständnis, wenn es beim ersten Mal nicht funktioniert, dann eben beim zweiten oder dritten etc.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen bzw. was würdet ihr mir empfehlen?

23.01.2022 19:16 • 26.01.2022 x 2 #1


22 Antworten ↓


Mariebelle
Hallo,

ja,leider
haben viele Maenner Panik,wenn das Schwaenzchen im richtigen Moment nicht steht.
Da haben viele Erfolgsdruck durch eigene Vorstellungen.
Aber eine liebevolle Frau hat Zeit
u beide koennen geduldig sein und auch anderes miteinander geniessen....bis zum GV.

23.01.2022 19:23 • x 1 #2


A


Angst vor Sex

x 3


Islandfan
Zitat von Mariebelle:
haben viele Maenner Panik,wenn das Schwaenzchen im richtigen Moment nicht steht

Kannst du in dem Fall nicht ein wenig Einfühlungsvermögen zeigen?

23.01.2022 19:32 • x 8 #3


M
Erfahrungen habe ich in diese Richtung keine. Aber ich kann mir gut vorstellen daß ein Mann unter Erfolgsdruck steht, diesbezüglich haben wir Frauen es denke ich etwas leichter. Körperlich scheint bei dir ja auch alles zu funktionieren. Ich finde die Idee über Apps zu gehen garnicht so verkehrt. So beschnuppert man sich erstmal online und kann so ganz vorsichtig sehen ob die Chemie stimmt und ob das was werden könnte.

23.01.2022 19:42 • x 2 #4


Mariebelle
Zitat von Islandfan:
Kannst du in dem Fall nicht ein wenig Einfühlungsvermögen zeigen?

Das mache ich doch.Was kam da falsch rueber?
Ich will sagen,dass Maenner den Druck von sich nehmen sollten.

23.01.2022 19:44 • #5


Hazy
Du kannst tatsächlich eine tantrische Mass age buchen, auch ohne eingehenderes Gefummel untenrum. Vielleicht mal einen Besuch Wert, ohne irgend einen Erektionsdruck?
Hatte mich auch schon mal mit dem Thema befasst, rein aus Neugierde. Bei uns im Ruhrgebiet gibt es mehrere Massa gestudios dafür.

23.01.2022 19:47 • x 1 #6


Islandfan
Es war die Formulierung. Normalerweise habe ich null Probleme etwas derber zu reden, aber hier fand ich es unangebracht.

23.01.2022 19:49 • x 2 #7


Mariebelle
Zitat von Islandfan:
Es war die Formulierung. Normalerweise habe ich null Probleme etwas derber zu reden, aber hier fand ich es unangebracht.

Wo war ich derb ?ich habe sehr liebevoll formuliert.

23.01.2022 19:50 • #8


Islandfan
Vielleicht ist derbe das falsche Wort. Ich fand es aber auf den Inhalt des Textes unpassend.

23.01.2022 20:00 • x 2 #9


Spaceman
Hi @IchWillLeben

Zitat von IchWillLeben:
Ich bin jetzt 46 und hatte seitdem keinen Sex oder andere körperlichen Intimitäten und suche auch eine Partnerschaft.

Zitat von IchWillLeben:
Hat jemand ähnliche Erfahrungen bzw. was würdet ihr mir empfehlen?


Als ich mit 27 meine zweite Freundin und erste aber auch letzte sexuelle Partnerin hatte, ist mir das beim ersten Mal auch passiert. Aber sie wusste bereits von meinen psychischen Problemen und sexuellen Hemmungen. Sie war total verständnisvoll und wir haben erst einmal viel gekuschelt und es zwei, drei Tage später nochmal versucht und das klappte dann.

Deshalb empfehle ich immer, es der/dem Partner*in so früh wie es geht und es sinnvoll ist, einzuweihen. Lieber eine frühe Anlehnung durch eine Person, die man als intolerant und verständnislos abtun kann, als die möglicherweise schockierte Reaktion mitsamt der ganzen Peinlichkeit.

Zitat von IchWillLeben:
Aber größtes Sorgenkind, ist noch die Angst vor Sex.

Die Angst vorm sexuellen Versagen ist leider immer noch ein Thema, da sich immer noch diese Klischees von Mannhaftigkeit als permanente Potenz und das Er-will-immer und Er-kann-immer halten. Ich habe keine Daten, um das zu stützen, möchte aber behaupten: Wer behauptet, noch nie versagt (alleine das Wort finde ich gelinde gesagt nervig.) zu gehabt, der lügt. Es ist total normal und sollte Dich nicht verunsichern.

Bin bei Wikipedia (Erektionsstörung) gerade auf einen tollen Satz gestoßen:

"Je mehr wir Lust zum Ziel machen, umso mehr verfehlen wir es auch schon. Darin sehen wir eine der häufigsten Ursachen sexueller Neurosen. Sind doch Potenz und Orga. in dem Maße gestört, in dem sie entweder zum Gegenstand unserer Aufmerksamkeit oder zum Gegenstand unserer Absicht werden.[6]"

Will heißen: Je mehr Erfolgsdruck, desto sicherer das Scheitern. Kennen wir alle aus allen möglichen Lebenslagen.

Zitat von IchWillLeben:
Eine andere Frau hat mir empfohlen, es mit anderen Apps auszuprobieren und nach Sexpartnern zu suchen.

Ein reines Sexdate hätte (vermutlich) den Vorteil einer geringen Emotionalität, unter Umständen ist aber genau das, was fehlt. Wie ist es bei Dir? Denkst Du, dass Du mit einer Frau intim werden kannst, ohne das Gefühle - speziell Vertrauen und Liebe - im Spiel sind?

Zitat von IchWillLeben:
Aber ich bin mir unsicher, ob ich dies wagen sollte.

Du wusstest auch nicht, wie Du reagieren würdest, wenn Du eine Weihnachtsgeschichte vorträgst. Das hätte natürlich auch schiefgehen können. Aber Du hast es gemacht und weißt jetzt, dass Du das kannst. Das sollte Dir Mut geben, es einfach mal zu probieren. Selbst wenn es wieder nicht klappt, bedeutet das nicht das Aus.

Zitat von IchWillLeben:
Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn der erste Kontakt wieder negativ für mich verlaufen würde.

Was fühlst Du denn, wie Du reagieren würdest?

Versuche möglichst wenige Erwartungen zuzulassen. Verstehe es als Experiment - in der Wissenschaft sind auch gescheiterte Experimente erfolgreich, weil man etwas lernen kann. Wenn es nicht klappt, dann überlege, woran es gelegen hat und versuche es nochmal. Ja, ich weiß selbst, wie schwer so was sein kann. Aber, was ist besser: Beim Scheitern lernen und es irgendwann zu können oder ewig darauf verzichten zu müssen?

Zitat von IchWillLeben:
Ich würde mir wünschen, dass ich in dieser Hinsicht geführt werden würde, angeleitet und positiv mit mir umgegangen wird.

Genau so haben wir es auch gemacht. Sie hat einfach die Führung übernommen, mir gesagt, wie sie es mag und wie nicht und mich eben angeleitet. Ich würde versuche eine solche Frau zu finden, in Foren, Apps, Plattformen, im realen Leben falls möglich. Dabei nicht zu schnell enttäuscht aufgeben.

Zitat von IchWillLeben:
Sie sind noch da, wenn auch auf einem relativ niedrigen Niveau.

Hier wird es meiner Meinung nach ein bisschen knifflig. Meine Unsicherheiten und Hemmungen in Bezug auf Sex sind nie völlig verschwunden. Sie wurden von ihr stark abgebaut aber eben nicht vollständig. Ich denke nicht, dass sie das ohne eine weitere Partnerin je werden, deshalb meine ich, dass die Zeit für Dich reif ist. Es gibt Dinge, die kann man nur mit Erfahrung überwinden.

Wenn Du Dich noch nicht bereit fühlst, wäre ein Herantasten per Kuschelparty und Tanzen vielleicht eine Möglichkeit.

Viel Glück und Du schaffst das!

23.01.2022 20:34 • x 3 #10


Chingachgook
Kämpfen und Versagen sind zwei Worte, die mir in Deinem Beitrag besonders auffallen, @IchWillLeben .
Eine Erek tion gehört zu den Dingen, die man durch Willenskraft und Anstrengung nicht hinbekommt. Insofern gibt es hier kein Versagen. Und auch keinen Grund sich zu verurteilen oder für einen Versager zu halten.

Was Du viel dringender brauchst, ist Vertrauen, Zuneigung und Geduld. Ich vermute, dass auch Deine Soziale Phobie längst vorhanden war und hier nur eine neue Bestätigung fand.

Im Gegenüber einer liebevollen und geduldigen Frau hast Du ´ne Chance, Dein Trauma zu überwinden, eine Therapie wäre auch keine schlechte Idee.
Wirf Dein Herz übern Zaun und spring hinterher.

Viel Glück !

23.01.2022 20:58 • x 7 #11


Frau_Pübbels
Als es mit mir und meinem Freund in die heisse Phase ging ( also so sexuell mäßig) , ging bei ihm auch nichts. Das war über 3 Monate der Fall und war am Anfang sehr frustrierend für beide Seiten.
Am anfang war ich auch sehr, hm , unsensibel was das thema betrifft aber ich habe mich dann am Riemen gerissen und ihm die zeit gelassen, die er braucht.
Und siehe da ,es klappt ( mal mehr mal weniger ) .
Eine Partnerin sollte dafür Verständnis haben wenn es nicht klappt und keinen Druck aufbauen, denn dann läuft erst recht nichts. Das habe ich schon öfter mal mitgekriegt.

23.01.2022 21:08 • x 4 #12


kritisches_Auge
Ich fand den Ausdruck Sch....chen auch irgendwie unpassend in diesem Zusammenhang, irgendwie so überlegen-ironisch.

23.01.2022 21:37 • x 7 #13


Frau_Pübbels
Zitat von kritisches_Auge:
Ich fand den Ausdruck Sch....chen auch irgendwie unpassend in diesem Zusammenhang, irgendwie so überlegen-ironisch.

Kein Mann möchte wahrscheinlich, dass man sein Gl. so nennt .

23.01.2022 21:40 • x 2 #14


kritisches_Auge
Ja, so sehe ich das auch.
Aber bitte zum Thema zurückkehren, ich hoffe, dir kann geholfen werden.

23.01.2022 21:56 • x 1 #15


I
Zitat von Spaceman:
Hi @IchWillLeben Als ich mit 27 meine zweite Freundin und erste aber auch letzte sexuelle Partnerin hatte, ist mir das beim ersten Mal auch passiert. Aber sie wusste bereits von meinen psychischen Problemen und sexuellen Hemmungen. Sie war total verständnisvoll und wir haben erst einmal viel gekuschelt und es ...


Vielen Dank für die vielen Antworten und ihr macht mir Mut.
Der Anfang ist wie immer das Schwierigste.
Die Erwartungshaltung ist immer ein Thema.
Wenn ich eine neue Frau kennenlerne, habe ich beim Date keine Erwartungen, da bin ich im Hier und Jetzt und lasse alles auf mich zukommen.

Ich werde Mal schauen, ob es bei uns auch Tantrische Mass. gibt.
Zu der Frage nach Sex mit einer geringeren Emotionalität.
Es wäre möglich, aber ein Interesse sollte schon vorhanden sein.
In meinem Denken geht es auch immer um die andere.
Von meiner Seite sollte da auch schon Interesse da sein, ich bin im Herzen ein Buddhist, von daher ist das Glück der anderen mir sehr wichtig.
Mit Vertrauen habe ich keine Probleme, ich bin offen, aufgeschlossen und vertraue eigentlich jeden.
Das heißt, die Frauen welche ich bei der Partnersuche angeschrieben habe, wissen alle von meinen Ängsten. Das ist auch mehr oder weniger das erste was zur Sprache kommt, weil es meine Vergangenheit ausmacht.

Also käufliche Liebe könnte ich mir gar nicht vorstellen, das ist für mich emotionaler Missbrauch, da ginge es nur um meine Bedürfnisse, aber nicht der Frau.
Ich möchte meine Partnerin auch glücklich machen und kein Schauspiel der Lust.

Hat jemand Erfahrung mit Dating-Apps? Ich habe da an Tinder oder C-Date gedacht?

23.01.2022 23:05 • x 2 #16


moo
Servus @IchWillLeben,

Zitat von IchWillLeben:
Von meiner Seite sollte da auch schon Interesse da sein, ich bin im Herzen ein Buddhist, von daher ist das Glück der anderen mir sehr wichtig.

Trotzdem sollte man akzeptieren, dass der typisch menschliche Sex-Trieb lediglich die körperliche Seite der Ego-Medaille ist. Dass Dir das Glück des Gegenübers sehr wichtig ist, stellt einen Aspekt der mentalen Seite dar. Wir haben also zwei Begriffe. Über den körperlichen Aspekt kann man ausführlich Literatur finden, diskutieren, therapieren etc. Der mentale, geistige Part wird m E. gerne übersehen und um den geht es hier.

Sex mit Partner ist immer ein Geben und Nehmen. Sogar das Geben ist in gewisser Hinsicht ein Nehmen, weil wir in unserem Partner uns gespiegelt (ergänzt) er-leben wollen.
Mit dem o. g. Ego meine ich nicht die im allgemeinen Sprachgebrauch eher als negativ empfundene Bewertung Ich-Sucht, sondern schlicht das Ich- bzw. Selbst-Bild, das wir von uns haben und welches sich stets verändert.

In Deinem Fall hat es sich lt. Deinen Aussagen in letzter Zeit stark bewegt, ja offenbar insbesondere gegenläufig. Das bedeutet, Du hast hinsichtlich Sicht auf die Dinge und Verhalten ein subjektiv anderes Setting. Dieses neue Setting vollzog sich im mentalen Bereich weitgehender als im physischen. Flapsig formuliert: Der Körper hinkt hinterher. Tatsächlich ist das jedoch gar nicht so, sondern unser Geist ist es, der dies so formuliert (bewertet).

Dass ein Körper bislang keinen Sex mit einem Partner hatte, ist im Grunde eine extrem banale Angelegenheit. Da Partner-Sex streng genommen kein lebenswichtiger Vorgang ist, ist es im Grunde so, wie wenn Du bisher noch nie eine Armbanduhr getragen hättest. Deinem Körper geht´s damit prima, nur Deinem Geist nicht. Hier zeigt sich, dass Körper und Geist zwar zusammengehören, aber trotzdem zwei unterschiedliche Dinge sind.

Der Erleuchtungsweg in Form des Tant. (welches übrigens stark von der tibetischen Bön-Religion beeinflusst ist; der ursprüngliche Buddhismus hat mit Tant. überhaupt nichts zu tun) versucht ja, durch körperliche Vereinigung geistige Befreiung zu erreichen. Was die westliche Sex-Psychologie aus dieser (auch im Osten umstrittenen) Praktik gemacht hat, ist ebenfalls kritisch zu betrachten. Ich persönlich würde dem Tant. nicht allzuviel Verheißung beimessen - das könnte auch eine Partnerin überlasten (ich kenne einen Fall aus meinem Bekanntenkreis).

Zitat von Chingachgook:
Was Du viel dringender brauchst, ist Vertrauen, Zuneigung und Geduld. Ich vermute, dass auch Deine Soziale Phobie längst vorhanden war und hier nur eine neue Bestätigung fand.

Genau das ist der Punkt. Über die Körperlichkeit (hier: Sex) ein letztes Manko zu kompensieren, kann nur Konflikte schaffen. Von daher sehe ich Deine aktuelle geistige Veränderung sowieso als bereits hervorragend geeignet, auch diese körperliche Komponente in den Griff zu bekommen. Und zwar sollte Deine geistige Transformation nun darauf gerichtet sein, genau diesen Griff loszulassen. Bedenke: eine Partnerin besteht auch nicht nur aus Körper sondern vorwiegend aus Geist . Indem Du wirklich mit ihr zusammen bist, gebt ihr Euch beide bereits das Wertvollste, was ihr braucht. Sollte auch sie geben wollen, wird es ihr eine Freude sein, Dir dieses Quäntchen Körperlichkeit zu schenken, das bei Dir bislang zu wenig beachtet wurde.

Tatsächlich sehe ich persönlich Sex als ein - nicht immer notwendiges - Nebenprodukt einer guten, liebevollen Partnerschaft an. Aber ich gebe zu, Deine Gedanken sind mir aus meiner nicht allzu fernen Vergangenheit sehr vertraut...

24.01.2022 11:41 • x 4 #17

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rednaxela
Zitat von kleinpübbels:
Eine Partnerin sollte dafür Verständnis haben wenn es nicht klappt und keinen Druck aufbauen, denn dann läuft erst recht nichts. Das habe ich schon öfter mal mitgekriegt.

Das stimmt absolut und kann ich aus eigenen Erfahrungen und Erzählungen von Freunden so bestätigen.
Mit Druck kann ich dahingehend nicht gut umgehen, da klappt dann nichts.
Man(n) ist meist schon nervös genug und macht sich selbst genug Druck.

24.01.2022 11:59 • x 1 #18


I
@moo

Vielen Dank, deine Gedanken zum Loslassen empfinde ich als richtig.

Aber schwierig ist es für mich, es geht in meinen Gedanken um Berührung und Zärtlichkeit, Sex ist nur ein sekundärer Aspekt. Im Hintergrund steht auch Geborgenheit, Sicherheit und Akzeptanz und auch das Einlassen auf andere Personen.
Ich habe mich jetzt erstmal für eine Tanzveranstaltung angemeldet. Bin gespannt wie es wird.

Das Selbst, 25 Jahre angekettet und gefangen, es öffnete sich die Tür, erst ein klein wenig, dann immer weiter, bis schließlich ein Sturm die Tür aus den Angeln riss und der Kerker, die Mauern barsten von der Wucht. Und plötzlich steht es da, einsam, unglücklich, vor den Scherben seiner eigenen Existenz, ein Häufchen Elend.
Die Dinge die eingesperrt waren, sind jetzt frei und sie brüllen laut, ohrenbetäubend laut.
So laut, dass es schwer fällt, sie im Zaum zu halten.
Befreit von den Fesseln, gibt es kein Halten mehr.
Sie streben in alle Richtungen, alles ist neu und unbekannt.
Sie wollen lieben, erleben nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Die Vergangenheit, 25 Jahre der Gefangenschaft, die Ketten und Fesseln hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen, sie wollen leben.
Aber einfach ist das nicht, manche Ketten sind noch da, auch wenn sie nicht mehr so stark und massiv wie früher sind und die Vergangenheit hat auch ihre Wunden hinterlassen.
Es braucht Zeit um die Wunden zu heilen.

25.01.2022 22:26 • x 3 #19


Spaceman
Zitat von IchWillLeben:
Das Selbst, 25 Jahre angekettet und gefangen, es öffnete sich die Tür, erst ein klein wenig, dann immer weiter, bis schließlich ein Sturm die Tür aus den Angeln riss und der Kerker, die Mauern barsten von der Wucht. Und plötzlich steht es da, einsam, unglücklich, vor den Scherben seiner eigenen Existenz, ein Häufchen Elend.
Die Dinge die eingesperrt waren, sind jetzt frei und sie brüllen laut, ohrenbetäubend laut.
So laut, dass es schwer fällt, sie im Zaum zu halten.
Befreit von den Fesseln, gibt es kein Halten mehr.
Sie streben in alle Richtungen, alles ist neu und unbekannt.
Sie wollen lieben, erleben nicht nur für sich, sondern auch für andere.
Die Vergangenheit, 25 Jahre der Gefangenschaft, die Ketten und Fesseln hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen, sie wollen leben.
Aber einfach ist das nicht, manche Ketten sind noch da, auch wenn sie nicht mehr so stark und massiv wie früher sind und die Vergangenheit hat auch ihre Wunden hinterlassen.
Es braucht Zeit um die Wunden zu heilen.


Ich hätte es kaum besser beschreiben können.

Denke daran, dass es auch Rückschläge geben wird, Zeiten, in denen es vorübergehend nicht vorwärts geht. Es ist wichtig, diese Zeiten zu akzeptieren und durchzuhalten.

Zitat von Chingachgook:
Wirf Dein Herz übern Zaun und spring hinterher.

Wunderbarer Satz!

25.01.2022 23:11 • x 2 #20


A


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Dr. Reinhard Pichler