Angst davor, angesprochen zu werden - Wer kennt das?

Hallo,

mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich irgendwie Angst habe, von Menschen angesprochen zu werden. Wenn sie mir zum Beispiel auf dem Gehweg entgegenkommen. Besonders schlimm ist das bei Leuten in meinem Alter (Jugendliche bis Mitte 20). Ich greife dann oft zum Telefon und tue so, als telefoniere ich, um mich stärker zu fühlen und nicht angesprochen zu werden.

Mich stört das jetzt nicht massiv oder so, aber ich frage mich, ob ihr sowas kennt? Oder bin ich damit allein?

Liebe Grüße
Mond

Ja, das geht mir auch oft so. Früher war es ganz schlimm. Da habe ich immer, wenn ich jemand entdeckt habe, der mich kennt und mich möglicherweise angesprochen hätte, versucht demjenigen aus dem Weg zu gehen oder so zu tun als hätte ich ihn nicht gesehen. Aber auch jetzt, wenn ich keine Lust habe zu reden, schaue ich immer, ob die Luft rein ist, wenn ich den Müll raus bringe oder wegen der Wäsche in den Keller gehe u.ä.
Ist halt soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung

Zitat von Mondfuchs:

Hallo, mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich irgendwie Angst habe, von Menschen angesprochen zu werden. Wenn sie mir zum Beispiel auf dem Gehweg entgegenkommen. Besonders schlimm ist das bei Leuten in meinem Alter (Jugendliche bis Mitte 20). Ich greife dann oft zum Telefon und tue so, als telefoniere ich, um ...

Was macht dich denn so unsicher oder hast du richtig Angst davor?
Weiß du nicht, was du sagen sollst?
Oder bist du einfach schüchtern?

Zitat von Abendschein:

Es kommt wirklich drauf an, wer mich anspricht und was die wollen. Ich bin immer so gerne zum Friedhof gegangen, zu meiner Mama, aber jetzt nicht mehr. Ich lief alleine dort herum und es kam mir ein angetrunkener, nicht gepflegter mann entgegen. Er kam auf mich zu und ich habe da auch schnell mein Handy rausgeholt und ...

Das ist aber etwas ganz anderes, wenn man Angst vor jemandem hat, dass er einem etwas antut. In meinen Situationen gibt es keine Gefahr. Von Fremden angesprochen zu werden finde ich sogar weniger schlimm als von Bekannten. Fremde kann man einfach stehen lassen. Bei Bekannten kann man das nicht bringen.

Ich habe ja auch eine ÄVPS, aber es kommt immer auch auf die Situation an. Bei Menschen, denen ich vertraue und die ich kenne, habe ich kein Problem angesprochen zu werden. Hier auf dem Dorf wird man ständig von Bekannten angesprochen, da weiß auch jeder, wer welche Krankheit hat, wer wo arbeitet oder seine Arbeit verloren hat, eigentlich weiß ich fast alles von den Nachbarn um mich herum. Ein geheimes oder anonymes Leben zu führen wäre hier ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich finde das schön, weil es so vertraut ist und man findet immer jemanden, der einem hilft oder ein offenes Ohr hat.
Ich habe Schwierigkeiten mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen, vor allem, was Smaltalk angeht, das ist für mich der Horror. Wenn mich eine Verkäuferin mal anspricht oder einen Spaß macht, dann verkrampft sich alles, weil ich nicht gut auf solche unerwarteten Gespräche eingehen kann.

@Islandfan hi,ich frage mal einfach interessehalber kannst du beschreiben was genau für dich daran schlimmer ist mit zb der verkäuferin zu sprechen als mit einem nachbarn?bzw mit einer dir bekannten person?ich vermute mal schule oder arbeit ist dann auch einfacher?

Zitat von weingärtler:

@Islandfan hi,ich frage mal einfach interessehalber kannst du beschreiben was genau für dich daran schlimmer ist mit zb der verkäuferin zu sprechen als mit einem nachbarn?bzw mit einer dir bekannten person?ich vermute mal schule oder arbeit ist dann auch einfacher?

Bei Nachbarn, Freunden, Bekannten ist es halt vertraut, sie kennen mich in und auswendig und ich muss mich nicht verstellen. Da kann ich dann so richtig in Fahrt kommen, was das Quatschen angeht, teilweise quatsche ich dann viel zu viel.
Bei fremden habe ich enorme Hemmungen, sie kennen mich nicht und ich bin ganz schlecht in Sachen small talk. Wenn ich z.b. an der Kasse stehe und die Verkäuferin sagt so etwas wie Ach, diese Schokolade, die ist doch neu. Schmeckt die besser als die anderen?, dann steigt der Puls in mir. Ich sage dann natürlich was, aber hoffe, dass diese Situation so schnell wie möglich vorbei ist.
Wenn man mich nicht kennt, denkt man, ich wäre distanziert, was leider manchmal mit Arroganz verwechselt wird, aber ich bin einfach nur schüchtern.
Schule war früher kein Problem und Stellen nur am Anfang, wo alles neu war.

Ich kann es gar nicht leiden angequatscht zu werden. Entweder ergibt es sich (man steht zusammen beim Rauchen oder beim Fußball) und fängt das fachsimpeln an. Ansonsten bin ich eher distanziert teilweise wirke ich sehr arrogant.

Ich hingegen habe kein Problem andere anzusprechen, wenn ich die Lage gecheckt habe und ich mich wohl fühle.

@Islandfan wie lange dauert es denn bei dir bis du Menschen als vertraut ansiehst?muss du die Menschen dazu über einige Wochen täglich sehen,wie zb in der Schule/Arbeit?oder reichst,wenn dann die ersten paar Worte gefallen sind?

Zitat von weingärtler:

@Islandfan wie lange dauert es denn bei dir bis du Menschen als vertraut ansiehst?muss du die Menschen dazu über einige Wochen täglich sehen,wie zb in der Schule/Arbeit?oder reichst,wenn dann die ersten paar Worte gefallen sind?

Das kann ich so pauschal nicht sagen. Selten ist es mal, dass die Chemie sofort zu 100 Prozent stimmt, dass ich das Vertrauen schon beim ersten Treffen spüre. Meistens dauert es eine Weile, je nachdem, wie oft man sich sieht. Es gibt aber auch immer mal wieder Menschen, mit denen ich nicht richtig warm werde, da ist das Problem mit dem Smalltalk dauerhaft.