Ich erwecke diesen Thread wieder - aus für mich traurigem Anlass. Meine Einträge von vor 2 3/4 Jahren lesen sich toll. Es ging stetig voran.
Das tat es auch weiterhin. Soweit, dass ich im April diesen Jahres mit meinem Arzt besprochen habe, vom Escitalopram runterzukommen. Ende Juli habe ich die letzte Dosis genommen.
Rückblickend betrachtet hatte ich in der Zwischenzeit einige Warnzeichen. Ich war zunehmend unentspannter. Kürzere Zündschnur, etc... Ich konnte keine Sekunde ohne Aufgabe sein. Downtime war für mich wieder ein Horror.
Wir haben als Familie eine große Reise geplant - New York. Wir haben uns wochenlang drauf gefreut, aber für mich war das Ganze natürlich auch ein gewisser Stressfaktor. Ich muss schließlich für die Familie alles planen.
In New York habe ich die ersten zwei Nächte schlecht geschlafen. Teils Jet Lag, aber es kam eben auch Angst dazu.
Zitat:um Himmels Willen - jetzt bin ich hier - wie soll ich das alles regeln. Wir wollen doch den ganzen Tag unterwegs sein,..
Es ging nach zwei Tagen aber. Der Schlaf war wieder OK. Trotzdem war mir New York einfach zu viel. Ich war permanent unter Anspannung. Alles ist laut, voll, anders,...
Seitdem wir wieder hier sind (letzte Woche Donnerstag) schlafe ich schlecht. Mich plagten zum ersten Mal wieder generalisierte Ängste. Mit Benzodiazepin konnte ich dann aber einschlafen.
Montag war ich so fertig, dass ich mir in der Dro. ein wenig Melatonin geholt habe, um es am Abend auszuprobieren. Der Arbeitstag war OK. Die wenigen Meetings die ich hatte waren gut (ich arbeite komplett aus dem Home office heraus).
Am Abend habe ich ein Benzodiazepin (0,5mg) genommen und Melatonin und bin schon um 20 Uhr eingeschlafen. Allerdings um 21 Uhr wieder aufgewacht, und dann war die Panik da.
Zitat:was, wenn ich wieder nicht schlafen kann? So kann ich unmöglich meinen Job ausführen? Wenn das schon nicht geht, dann geht jenes auch nicht,...
Komplett negative Gedankenspirale. Mit meiner Frau habe ich natürlich geredet, aber sie hat das Ganze auch überrumpelt und überfordert. Ich habe dann um 23 Uhr noch einmal 1mg Alprazolam genommen und tatsächlich meinen Vater angerufen, um mit ihm zu reden. Es hat mich ein wenig beruhigt, und mit der Wirkung des Alprazolams konnte ich um 0 Uhr einschlafen. Allerdings hatte mir meine Frau bereits geraten, und auch mein Vater dies bestätigt, dass ich mir sofort Hilfe holen sollte.
Gestern (Dienstag) war ich morgens etwas groggy, bin aber gut losgekommen und die Meetings, von denen ich gestern mehr hatte, liefen ebenso gut. Ich hatte in paar Einzelgespräche und auch ein paar größere Sachen - alles OK. Ich war am Vormittag dann beim Psychiater, der mir wieder Escitalopram verschrieben hat, aber auch Promethazin und Zopiclon. Anschließend noch bis 18 Uhr Meetings, nach denen ich eigentlich beflügelt war und dachte, dass das alles falscher Alarm war.
Sobald es aber auf die Bettzeit zuging wurde ich nervös und nervöser.
Um 21-22 Uhr ging dann gar nichts mehr. Meine Gedankenspirale war so weit, dass ich am liebsten aus meiner Haut gefahren wäre.
Zitat:Was, wenn ich wieder in eine Klinik muss? Wenn meine Kinder mich wieder so sehen - ich will ihnen das nicht antun. Beim zweitem Mal schmeißt mich meine Firma sicher raus. Wir verlieren unser Haus. In eine Klinik zu kommen - was bringt mir das? Die pumpen mich nur mit Medikamenten voll und anschließend ist die Hürde wieder zur Arbeit zu kommen nur noch größer....
Ich war absolut in Panik. Adrenalin bis in die Fußspitzen, ich war nass geschwitzt. Obwohl ich um 22 Uhr 1mg Alprazolam nam. An Schlaf nicht zu denken. Um 23 Uhr wieder meinen Vater angerufen, einfach um zu sagen mir gehts nicht gut und ich weiß keinen Ausweg.
Sein Rat war rational. Er ist wie eine klar denkende Version meiner selbst. Junge, du warst beim Arzt, er hat dir was verschrieben. Du bist in einer Notsituation - NIMM die Medikamente!
Also gingen 7.5mg Zopiclon rein und der Plan auf den wir uns verständigt haben - und auch meine Frau zustimmt - ist:
- Erstmal bis zum Wochenende mit den Medikamenten überbrücken.
- Abends rechtzeitig und VOR einer Attacke Benzo + Zopiclon nehmen
- Sobald ich tagsüber ängstlich/unentspannt bin: Benzo
- Am Wochenende das Escitalopram wieder nehmen (ich habe Angst vor der Erstverschlimmerung)
- Damit rechnen, dass sich diese Situation noch 1-2 Wochen hinzieht und ich entsprechend mit Medikamenten gegensteuern muss
Hätte ich mich gestern Abend in eine Klinik einweisen lassen, wäre das ebenso der Weg gewesen. Man hätte mir Benzo + Schlafmittel gegeben und erstmal bis heute abgewartet.
Heute bin ich natürlich etwas groggy. Die ersten Meetings waren wiederum in Ordnung. Aber z.B. wenn ich Termine und Aufgaben für die nächste Woche plane habe ich sofort im Hinterkopf na, mal sehen, ob du das überhaupt hinkriegst. Ich bin nicht ängstlich, so dass ich etwas nehmen müsste, aber ich bin definitiv angespannt.
Heute Abend will ich entsprechend vorbereitend die Medikamente nehmen. Ich überlege aber ob es schlau wäre, mich jetzt schlicht durchgehend etwas zu dämpfen, also eine kleine Dosis Alprazolam vielleicht 2x am Tag zu nehmen, um den Grundpegel etwas runterzufahren. Derzeit fühlt es sich so an, als ob ich alles auf eine Karte mit der Medikation am Abend setze.
Soviel dazu... Es gibt Tiefs... es gibt Aufs.. und dann kann es auch wieder nach unten gehen. Rückblickend war das Absetzen des Escitaloprams ein Fehler. Mein zu reservierter Einsatz von Bedarfsmedikamenten ist der zweite Fehler, den ich konstant mache. Das habe ich auch gestern bei der Lektüre dieses Threads gesehen. Ich habe hier immer wieder geschrieben : ich warte zu lange und nehme dann auch noch zu wenig.
Meine Angst auf den Punkt gebracht ist: nicht arbeiten zu können und meine Lebensgrundlage zu verlieren. Zudem: meinen Kindern das nochmal anzutun, mich in einer Klinik zu sehen mit einer Krankheit, die sie nicht begreifen können.