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Zitat von estikei:
Hi, Gestern habe ich mal 50mg anstatt 25mg Metoprolol genommen, um zu sehen ob ich eine Veränderung wahrnehme. Ja - ich werde körperlich definitiv ...


Wie lange nimmst du Metoprolol? Schon länger als das Escitalopram?
Ich habe gelesen, es kann Depression verursachen. Morgendliche Agitiertheit kann ein Zeichen für ein Morgentief sein, dass ein Depressionssymptom sein kann.

09.11.2022 16:30 • x 1 #41


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Nein, ich habe es Montag zum ersten Mal wieder genommen, damit ich bei Agitiertheit und körperlichen Symptomen der Agitiertheit nicht sofort zum Benzo greife.

09.11.2022 16:54 • #42


A


Angst aufzufallen

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Zitat von estikei:
Nein, ich habe es Montag zum ersten Mal wieder genommen, damit ich bei Agitiertheit und körperlichen Symptomen der Agitiertheit nicht sofort zum ...


Ah, ok, dann kein Zusammenhang...

09.11.2022 17:22 • #43


E
Es ist seltsam. Gestern z.B. eine Gelegenheit, bei der ich normalerweise sehr nervös gewesen wäre. Ein großes Meeting mit Teilnehmern bis in den Vorstand unseres Konzerns. Ich hatte eine Folie in einem großen Folienstapel, den wir durchgegangen sind.
Normalerweise wäre ich super angespannt gewesen und nervös, bis ich endlich dran bin. Je länger das Ganze dauert, umso quälender wäre es gewesen. Gestern aber war ich (ohne jegliche Medikamente) völlig ruhig.
Letztlich sind wir nicht bis zu meiner Folie vorgedrungen.

Jedoch wundere ich mich, dass ich am Morgen Nervosität und Ängste habe, obwohl erstmal nichts ansteht und dann am Nachmittag so drauf bin.
Bin sehr gespannt, nachher die Meinung des Arztes dazu zu hören.

10.11.2022 15:40 • #44


K
@estikei war das grosse Meeting gestern morgens oder nachmittags?

Ich bin morgens bzw. vormittags auch eher nervös und angespannt, nachmittags und abends bin ich dann viel entspannter.

LG

10.11.2022 16:50 • #45


E
Hi,

@Kim89 das Meeting war Nachmittags.

Diese Woche war wieder ziemlich intensiv. Ca. 60-65 Stunden Arbeitszeit. Viele wichtige Entscheidungen und Meetings bis spät Abends in hohen Kreisen der Geschäftsführung. Allerdings hat das eher dazu beigetragen, mich zu entspannen.

Donnerstag hatte ich das Gespräch mit meinem Arzt. Seiner Meinung nach bin ich jemand, der von einer hohen Dosis Escitalopram (20mg) nicht profitiert. Die Wirkung bezüglich sozialer Angst würde schon bei kleineren Dosen eintreten. Jemand wie ich, der sowieso extrem viel Antrieb hat, würde dann eher noch nervöser.
Zur Erinnerung, die hohe Dosis wurde mir seinerzeit in der Klinik gegeben. Seit Ende Juni bin ich auf der hohen Dosis.

Er sagt die derzeitige Nervosität wird sich wieder einspielen. Zur Unterstützung soll ich bitte zu Benzo und Propanolol greifen - was ich viel zu selten tue. Ich leide und leide bis es wirklich nicht mehr geht. Dann nehme ich was, wenn ich schon völlig fertig bin.

Über das Jahresende möchte er wegen Urlaub etc.. nicht gern die Dosis anpassen, da er mich dann im Zweifelsfall bei Absetzsymptomen nicht betreuen kann und ich ja grad sowieso ein wenig kippelig bin.
Daher werden wir im neuen Jahr die Dosis schrittweise auf ca. 10 mg anpassen.

Soweit bin ich damit also sehr zufrieden. Gestern habe ich zum ersten Mal Propanolol 10mg ausprobiert. Habe nicht viel gemerkt, ausser dass ich eben ruhig bin. Keine Ahnung, ob das ausschließlich dem Medikament zuzuschreiben war.

Am Nachmittag war ich zwischen Meetings eine Runde Joggen. Da habe ich auch keine außergewöhnliche Senkung meines Puls bemerkt. Auf Metoprolol habe ich manchmal selbst beim Joggen Probleme gehabt, den Puls über 120 zu bekommen.

12.11.2022 10:20 • x 1 #46


E
Hallo zusammen,

Ich hatte ja im Escitalopram Thread schon ein positives Signal gegeben. Da ich derzeit aber eher auf dem Weg raus aus der Medikation bin, jedoch immer noch mit Ängsten und Exposition zu tun habe, werde ich mich hier weiter austoben.

Seit Mittwoch habe ich also die Escitalopram Dosis im 30% verringert.
Ein wenig Kopfschmerzen und etwas gesteigerte Nervosität waren das Resultat - jedoch absolut auszuhalten.
Ich musste keine Bedarfsmedikamente nehmen und habe Benzos oder Betablocker seit Anfang/Mitte November nicht angerührt.

Heute früh habe ich zum ersten Mal nach dem Aufwachen wieder Nervosität verspürt. Auch das hatte ich früher schon. Da war es aber absolut quälend. Heute ist es OK. Ich bin auf und werde mich gleich ein wenig in Defusion (aus der ACT) üben.
Auch, wenn ich keine speziellen Gedanken habe weiß ich, dass die Nervosität daher kommt, dass kommende Woche der geschäftliche Alltag wieder voll losgeht und ich bereits am Dienstag ein größeres Meeting habe.
Ich bin gespannt darauf und will es als Exposition nutzen.

Die Woche darauf bin ich auf Geschäftsreise. Auch das wird eine Exposition, aber eben eine Nummer höher.
Bei Bedarf kann und werde ich auf die entsprechende Medikation zurückgreifen.

Was schwierig ist, ist positive und negative Nervosität auseinanderzuhalten.
Die vegetativen Symptome einer positiven Nervosität (aufregender Urlaub/Abholung eines neuen Autos,….) sind exakt die gleichen wie bei negativer Nervosität, die ihren Ursprung in Grübelei hat.

Mit meiner Therapeutin habe ich darüber auch gesprochen. Meine Haltung dazu ist, dass meine Erwartungshaltung ja nicht sein kann, mich immer „flach“ zu fühlen - emotional gesprochen. Ein Auf und Ab gehört dazu, macht uns menschlich.

Dementsprechend sollte man vermutlich Nervosität bis zu einem gewissen Grade willkommen heißen. Wird sie behindernd, kann man entgegenwirken.

Diesen Gedanken wollte ich hier teilen. Auch, um mich selbst immer wieder daran erinnern zu können.

08.01.2023 09:26 • x 1 #47


P
Hallo @estikei, vielen Dank fürs Update. Toll, dass du schon ausschleichst.
Kurz als Info - vermutlich weißt du es auch: je geringer du kommst, desto kleiner sollten die Reduktionsschritte sein, denn es werden dann immer mehr Rezeptoren frei (also von 15 auf 10 mehr als von 20 auf 15 z.B.). Manche bedienen sich dann der 10%-Wasserlös-Methode.
Jeden Schritt mindestens 4 bis 6 Wochen halten und erst weiter reduzieren, wenn man sich mindestens 2 Wochen stabil gefühlt hat.
Ich wünsche dir alles Gute und nachhaltigen Erfolg fürs Absetzen.

08.01.2023 10:17 • x 1 #48


E
@Pauline333 ganz Absetzen tue ich noch nicht. Wir gehen erstmal auf 15mg und im April sehen wir weiter.
Ich habe da auch keinen Druck. Wenn ich irgendwann im nächsten Jahr das letztendliche Ausschleichen beginne, ist das völlig ok.
Mein Arzt sagt jedoch, dass für meine Indikation 10mg ausreichend sein sollten.

08.01.2023 10:38 • x 1 #49


H
Ich habe mich nun extra angemeldet, weil deine Symptome exakt meine sind/waren. Vielleicht helfen dir meine Worte daher irgendwie.

Mich triggern die gleichen Situationen. Bei Hochzeiten oder Meetings denken nicht raus zu können. Vorträge waren teilweise ein Horror, nur dass bei mir die Angst währenddessen teilweise nicht verschwand.
Das führte zu funktionellen Problemen, weil das Adrenalin einen völlig KO macht. Das schaukelte sich immer weiter hoch bis ich nicht mehr konnte.

Bei mir hat dann Lyrica nichts gebracht, aber Paroxetin hat wahre Wunder gewirkt. Ich war ein anderer Mensch. Nämlich eigentlich genau der Mensch, der ich sein sollte. Lebensfroh, unbeschwert. Die Situationen, die du beschreibst, waren auf einmal kein Problem mehr.

Es hat mich aber persönlich nicht abgestumpft. Vor besonders wichtigen Situationen, wie einem Krisengespräch mit dem Vorstand oder ähnlichem bin ich dennoch ordentlich angespannt, so dass man auch ein oder zwei mal öfter aufs stille Örtchen vorher muss. Aber in dem Rahmen in dem man es als vertretbar und sogar hilfreich betrachtet, weil man die extra Portion Wachheit hat. Sprich mit deinem Psychiater darüber.
Lass dir aber nichts einreden. Ausschleichen ist kein Zuckerschlecken. Zumindest wenn es unter 10mg geht. Meine optimale Dosis waren 15-20mg. Ist aber bei jedem natürlich anders.

Zusätzlich will ich dich da um Gottes willen nicht belehren, aber ich habe bei deinen Ausführungen den Eindruck, dass du deutlich überpaced. Auch ohne soziale Phobie sind 65 Stunden in der Woche nicht gesund. Achte auf dich, falls du das nicht bereits tust: Sport und regelmäßig raus gehen. Wenn die Zeit knapp ist halt kombinieren. Meine aber gelesen zu haben, dass du joggst, daher top.

Zumindest bei mir kommt die Angst daher, dass sich mein IST-ICH von meinem SOLL-ICH stark unterscheidet. Ich habe eine körperliche Behinderung. In der KIndheit 5 mal umgezogen. Hänseleien waren da Alltag und Freunde hatte ich kaum.
Irgendwann hab ich ohne es zu merken angefangen es allen anderen Beweisen zu wollen. Ihnen zeigen zu wollen, dass ich nicht genau so gut bin, sondern dass ich BESSER bin als sie. Kompensatorische Überhöhung.
Wenn ich besser als sie bin, dann können sie mir nichts. Aber innerlich ist irgendwo der kleine Junge, der verletzt und gehänselt wurde uns sich unsicher fühlt. Die Diskrepanz zwischen den beiden ICH's sorgt bei mir für genau diesen Stress und diese sozialen Phobien. Die Angst, meine Maske nicht aufrechterhalten zu können.

Wenn ich jetzt aus der Kirche gehe, Wenn ich andauernd den Workshop verlasse, wenn ich beim Reden flüchte oder Fehler mache, dann haben sie mich. Dann bin ich wieder der kleine Junge den sie hänseln können. Dann ist meine Abwehr weg

Aber sie, sind nicht mehr sie. Es sind andere Menschen als die Kinder in der Schule. Und selbst wenn da einer dabei ist. Er ist erwachsen und hat gar kein Interesse mehr mich zu hänseln.

Trotz dieses Bewusstseins, leide ich ohne Medikamente immernoch an den Symptomen. Zumindest an den körperlichen Symptomen der Angst.

Ich arbeite stetig daran mir klar zu machen, dass ich nicht mehr der kleine Junge bin und es auch keinen Grund gibt der Welt vorzumachen, was ich alles leisten kann und wie toll ich bin.

Vielleicht trifft es nicht auf dich zu, aber es hört sich ähnlich an. Vielleicht helfen dir meine Worte.

11.01.2023 16:55 • x 2 #50


E
@hainer ich danke dir!

Da gibt es doch einige Parallelen.
Paroxetin hatte ich mal 2014 und habe die Symptome beim einschleichen nicht ausgehalten. War aber auch das erste mal, dass ich damit Kontakt hatte. Mit der heutigen Erfahrung würde ich es aushalten.
Ich bin aber noch mit Escitalopram unterwegs.

Grad die Diskrepanz der beiden Ichs trifft es bei mir genau auf den Punkt. Auch das „dann haben sie mich“ ist genau was ich fühle, da ich ebenso unter Mobbing litt.

Sehr bemerkenswert - danke!

14.01.2023 08:49 • #51


E
Moin!
Diese Woche steht die erste Geschäftsreise seitdem ich in der Klinik war an.
Es ist ok. Der Fokus wird nicht auf mir liegen und so kann ich ein wenig „nebenherlaufen“ und es als Exposition nehmen.
Trotzdem merke ich natürlich, dass ich ein wenig aufgeregt bin. Bisher jedoch nicht destruktiv aufgeregt - ich kann die Gedanken noch steuern und rationalisieren und es driftet noch nicht in Panik ab.
Heute stehen einige wichtige Meetings an und ich habe mich entschlossen, zur Vergegenwärtigung der Wirkung, mal wieder ein Benzodiazepin zu nehmen.
Tavor 1mg - das letzte Mal war Anfang November.
Ich denke es wird mir helfen, mir wieder vor Augen zu führen, dass mich so ein Medikament im Notfall auch wieder runterholen kann. Ich vergesse das sehr schnell, wenn die Gedanken zunehmen.

Ansonsten alles gut. Heute mal keinen Sport, das habe ich in der letzten Woche ziemlich exzessiv betrieben, aber es macht ja auch Spaß!

16.01.2023 08:40 • #52


E
Hi,

die Geschäftsreise lief sehr gut. Am Mittwoch war ich etwas nervös und habe 1 mg Tavor genommen.
Ich hatte vorher probiert, wie ich derzeit auf Alprazolam oder Tavor reagiere und ich muss sagen, dass ich mit Tavor nicht so müde werde und eher ganz normal bin - eben ohne die Angst. Alprazolam macht mich völlig fertig.
Am Donnerstag war ich mir schon nicht mehr sicher, ob ich überhaupt was zur Unterstützung brauche und am Freitag habe ich es dann ganz ohne gemacht.
Ich bin insgesamt sehr stolz, dass ich diesen weiteren Schritt zurück zu meinem vorherigen Leben gemacht habe.
Jedoch will ich ja auch nicht wieder völlig zurück zum alten Leben. Die Erfahrungen, die ich im letzten Jahr gemacht habe und das Wissen, dass ich nun über mich selbst habe, möchte ich nicht missen.
Eine Sache, die mir zunehmend zu schaffen macht, ist mein Gewicht. Ich habe von 2018 bis 2020 sehr viel Gewicht verloren und seit dem Klinikaufenthalt wieder etwas zugelegt. Niemand außer mir bemerkt es, aber mich stört es. Klamotten passen nicht mehr so gut, der Sport fällt mir schwerer und ich fühle mich insgesamt weniger agil.
Das möchte ich in den nächsten Wochen wieder ändern - jedoch ohne in meine alten Muster zu verfallen.

Meine alten Muster wären, dass ich mich jeden Tag zwinge - egal wie es mir geht - eine Runde zu joggen oder Rennrad zu fahren. Grob 600-700kcal würde ich durch Sport verbrennen und ca. 2000 kcal an Nahrung zu mir nehmen. Wollte ich eine Pizza essen, so wäre ich vorher 2 Stunden Rennrad gefahren - nicht im übertragenen Sinn, sondern buchstäblich.

Diesmal nehme ich mir vor, die Gewichtsreduktion langsamer und ausschließlich durch die Ernährung zu machen. Mein Sport ist Training, kein Gewichtsverlust.

Ich merke, dass ich Kapitel für Kapitel abhake. Erst war es die Klinik, dann wieder den Weg in den Alltag ohne Arbeit zu finden. Dann die Arbeit wiederaufnehmen, die ersten Meetings leiten, bis hin nun zur ersten Geschäftsreise. Mittlerweile ist der Kopf wieder frei für so banale Dinge wie Gewichtsreduktion.

Ich hoffe, dass einige Leute aus diesem Faden etwas Hoffnung entnehmen. Es kann einem sehr schlecht gehen, aber es wird auch wieder besser, wenn man sich anderen Leuten öffnet und an sich arbeitet.

21.01.2023 18:42 • #53


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Dr. Reinhard Pichler