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moo
Lieber @superstes ,

jetzt muss ich doch mal einen seperaten Fred eröffnen um mit Dir (hoffentlich) weiter zu plaudern. sonst sprengen wir thematisch noch den hiesigen Music Store.

Zitat von moo:
Darf ich fragen, ob sich Deine Beschäftigung mit Klängen und Optischem seit dem Verlust des Riech- und Geschmackssinnes noch irgendwie subjektiv verändert hat?


Zitat von superstes:
Die andere Frage da muß ich sehr innehalten. weil sich mein Leben mit all den Defiziten nach der Zerstörung meines Kopfes mit anschließenden Verschraubungen des Schädels, die vielen Schönheits-Operationen. (ich fand mich vorher schöner) .sich grundlegend verändert hat. Habe ich vor meinem Unfall mich auch mit Jazz und Improvisationen beschäftigt, war mein Wunsch wieder ganz Heil zu werden, auch mit Musik-Hören verbunden. Das Hören spannungsgeladener Musik, im Jazz, in moderner Klassik ja häufig, wurde mir unerträglich.
Meine reduzierten Sinne, dazu gehört bei mir leider auch noch das Hören (Tinnitus) dazu. Dieses Heilewerden betrifft auch das Optische. Ich verbringe viel Zeit mit Kontemplation, oder auch musisches Betrachten. z.B. in der Natur, Ich hatte mit viel Freude deine Fotos aus Italien betrachtet. Italien ist ja meine zweite Heimat, wir haben ein Haus mit Garten in einem mittelalterlichen Dorf in der Toscana. (Meine Frau kommt aus der Toscana) Dort befinden sich Zweidrittel des Weltkulturerbes. Meine Frau hatte Kunstgeschichte studiert. es findet sich eine Fülle ohne Ende in Geschichte, Kunst und Natur. und erst die Menschen dort ! Nie habe ich in Deutschland diese Herzlichkeit und Wärme zwischen den Menschen, wie dort erlebt. Ich vermisse das gerade sehr. Leider ist meine Frau jetzt schwer dement in einem Pflegeheim, nachdem ich sie zu Hause über drei Jahre gepflegt hatte. Ich kann sie jeden Tag besuchen.und mit ihr spazierengehen oder im Zimmer mit ihr sein.
Jetzt bleibt mir noch die Muse, ein wertvolles Gut, das allerdings auch entsprechend gepflegt werden muß.


Ahja, jetzt verstehe ich diese Lernbücher besser, die der Pierre seinerzeit nach dem Konzert mit offeriert hatte. Habe außer Schlagzeug nichts gelernt in dieser Richtung. Ich verstehe, was Du mit der mentalen Belastung bei spannungsgeladener Musik meinst. Das war nach meinem Burnout ähnlich. Anfangs war gar keine Musik mehr möglich, inzwischen geht es aber wieder einigermaßen. Es darf nur nicht zu brachial werden. Habe mir kürzlich im TV seit langem mal wieder den Gladiator angeschaut - wegen dem Soundtrack, der mich in den schottischen Highlands immer begleitet hat. Aber ich musste feststellen, dass ich es nicht mehr packe. Du bist also nicht alleine in dieser Hinsicht.
Kontemplation empfinde ich als extrem wertvoll - siehe meine Einleitung hier: (Beitrag #1) erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790.html

Musisches Betrachten - darf ich das als liebevolle Hinwendung verstehen? Kannst Du das näher ausführen?

Meine Frage bezüglich der Veränderung Deiner anderen Sinne zielte ein wenig auf die Äußerung dieses Karthäusermönches im Film Die große Stille ab, wo er sinngemäß sagte, er danke Gott, dass er ihm das Augenblick nahm, weil er nun Gott besser hören könne.

Ja, die Toscana. Wohl einer der schönsten Flecken auf diesem Planeten. Wir waren damals oberhalb von Pietrasanta stationiert auf einer kleinen Berghütte in den Kastanien- und Steineichenwäldern. Das morgendliche Streifen durch diese stillen Bergpfade war pures Glück. Pisa, Lucca, Firenze, Sienna und die unzähligen alten kleinen Orte übers Land verteilt. Tja - ich bin dankbar, dort gewesen zu sein.

Die Situation mit Deiner Lieben Verfallsbegleiterin ist sehr, sehr hart und ich fühle mit Dir. Mein Vater war ebenfalls dement. Doch ich meine, ein kreativer Mensch zieht auch aus den schweren Zeiten seine Lehren. Wie sagte André Heller mal: Ich möchte jedenfalls klüger sterben als ich geboren wurde. Ich finde Kunst eine sehr gute Variante, dem Leben zu begegnen, wenn man sie achtsam betrachtet.

Im Zen-Zusammenhang fällt mir eine beeindruckende Ausstellung von Tatsuo Yamauchi ein, die ich vor einigen Jahren mehrmals besucht habe. Er malt mehrer Bilder übereinander und schabt am Ende sämtliche Farbschichten wieder ab. Was übrigbleibt, ist sozusagen, die Message hinter dem Bild oder - meine Interpretation - die Stille hinter den Lauten. Er nannte das sein Mu-Prinzip (von Joshu´s Mu, was Dir als Zennie vielleicht was sagt). Hier Beispiele - sie berühren live natürlich noch mal viel mehr:https://stmv1.orf.at/magazin/immergutdrauf/kultur/stories/260483/

15.04.2021 16:56 • 18.04.2021 #1


4 Antworten ↓


superstes
Lieber @moo, Katzen sind auch meine Tiere ich bin damit aufgewachsen und habe immer welche gehabt...bis ich dann meine geliebte Toscanerin kennengelernte ! Dann pendelten wir mehrmals im Jahr in die Toscana, dabei passte dann kein Katzenleben. Zumal für mich der Katzen-Freigang immer wichtig war..

jetzt muss ich doch mal einen seperaten Fred eröffnen um mit Dir (hoffentlich) weiter zu plaudern. sonst sprengen wir thematisch noch den hiesigen Music Store.
Danke, es war mir schon fast peinlich, meinen Text zwischen den vielen Youtube-eumels zu sehen...

Kontemplation ist für mich u.A. musisches Betrachten. Darunter verstehe ich, wie Lin Yuan empfiehlt, die Muse zum Teetrinken -- wenn man still in seinem Zimmer sitzt -- wenn man Gedichte liest --wenn man Gedichte schreibt -- -- wenn man ein Instrument spielt --wenn man Bilder betrachtet -- wenn man Bilder malt -- die Ruhe im nächtlichen Haus -- wenn man eine längere Arbeit beendet hat -- wenn man seinen Garten betrachtet -- ( ich hatte in den 80'iger jahren einen Zengarten, mit Wasserfall, Teich, Felsen, Kies und natürlich Bambus. Dazu baute ich mir eine Yukumi-gata(Schneebetrachtungslaterne) mein Lehrbuch war damals aus dem Ulmer-verlag Japanische Gärten und Gartenteile darin fand ich alles dafür Notwendige.) Leider mußte ich nach meinem Unfall '89 wegen Geldmangel mein Haus verkaufen. Die Muse-Liste lässt sich übrigens nach Belieben noch fortsetzen.

Mit Pietrasanta (Heiliger Felsen) verbinde ich ein berührendes Erlebnis. Vor 3 1/2 Jahren sagte meine Frau, ihre Demenz war schon erkenntlich: ich will heim...dann nochmals ich will heim ich war überrascht, ich verstand nicht gleich...also fragte ich wohin...ich will heim zu meiner Mama und meinem Papa ...plötzlich verstand ich, die sind ja schon lange tot und in Pietrasanta beerdigt. Wir sind dann zum dortigen Friedhofsamt gefahren, dort stellte sich heraus, daß sie wegen der in italien üblich, sehr langen Ruhezeiten bestattet werden kann. Darüber war ich sehr froh, einen Ruhe-Platz bei Mama und Papa für sie gefunden zu haben.

. Er malt mehrer Bilder übereinander und schabt am Ende sämtliche Farbschichten wieder ab. Was übrigbleibt, ist sozusagen, die Message hinter dem Bild oder - meine Interpretation - die Stille hinter den Lauten

das ist ein Koan und gefällt mir ! Es errinnert mich an die Tibetischen Kloster Mönche . Die bauen ein Sand-Mandala etwa 4 auf 4 Meter, über viele Tage hinweg, (ich durfte dies im Lindenmuseum Stuttgart erleben) mit der allergrößten Geduld und Akribie...wenn es dann fertig ist wird ein religiöses Ritual abgehalten, das Mandala wird zusammen gefegt, dem Fluß übergeben...als Symbol der Vergänglichkeit !

15.04.2021 19:33 • x 1 #2


A


Was bleibt, wenn die Sinne loslassen?

x 3


Acipulbiber
Zitat von superstes:
jetzt muss ich doch mal einen seperaten Fred eröffnen um mit Dir (hoffentlich) weiter zu plaudern. sonst sprengen wir thematisch noch den hiesigen Music Store.
Danke, es war mir schon fast peinlich, meinen Text zwischen den vielen Youtube-eumels zu sehen...

Danke

15.04.2021 20:33 • x 1 #3


superstes
@moo
ich wollte Dir eine PN schicken (3 Versuche), aber bei Deinem Namen erscheint immer Unbekannt
was mache ich falsch ?
Superstes

16.04.2021 20:08 • x 1 #4


moo
@superstes

Hm, seltsam - ich war ein paar Tage nicht an der Leine. Melde mich einfach mal testhalber bei DIR per PN.

18.04.2021 13:47 • x 1 #5





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