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miles
Hallo Leute,

ich bin sehr froh dieses Forum gefunden zu haben und möchte kurz meine Situation schildern:

-Ich bin 28, bin Maschinenbauingenieur und habe tagtäglich mit komplexen Situationen zu tun, die viel Stress hervorrufen können, in denen es eigentlich nur um Problemlösungen geht.
-Vor 3-4 Jahren hatte ich meine erste Panikattacke und wusste absolut nicht, was los ist und hätte in der ersten Woche beinahe meinen ersten Job gekündigt, weil ich dachte du schaffst das nicht, zieh bloß wieder zurück in deine Heimatstadt, wo du alles kennst und wo keine Gefahren lauern.
-Seither nehme ich Sertralin (AD), was mir ganz gut hilft und habe sehr viel über Ängste gelesen und erfahren.
-Seit 2 Jahren ca. rauche ich zudem (nur) Abends Canna..., was mir sehr hilft, um vor allem wieder einschlafen zu können und die sonst unerträglichen Abende abzumildern, die mir bei Situationen im Leben, in denen ich Veränderungen erfahre, sehr zu schaffen machen/machten.

Heute:
Ich war nun ca. 2 Jahre weitestgehend beschwerdelos, habe meine ADs auf das Minimum eingestellt gehabt und dachte ich setze sie wohl bald komplett ab, weil das Canna.. auch Abends sehr gut geholfen hat, bzw. hilft.
Nun habe ich Anfang 2019 einen neuen Job angefangen, bin dafür in die Nähe des Jobs gezogen und habe dadurch natürlich erst einmal zahlreiche Veränderungen, die ich erst einmal verdauen muss.
Ihr wisst sicher, wie ich das meine. Jede neue Veränderung erscheint einem erst einmal unbezwingbar, die Ängste kommen wieder hoch, man resigniert und denkt warum geht die schei. nun wieder los?, wird mich das für immer verfolgen? etc. etc.
Ich saß quasi einige Wochen mit meinen neuen Kollegen in Besprechungen etc. und hatte innerlich durch die Angst ein Brennen in der Brust, Schwitze, bin in einem eher erregten Zustand und würde am liebsten raus rennen, um ein paar tiefe Atemzüge Frischluft zu nehmen, um irgendwie wieder klar zu kommen.

Nun habe ich meine AD-Dosis wieder erhöht und es geht mir schon viel besser. Zumindest kriege ich den Alltag damit ganz gut hin. Im Hinterkopf ärgert man sich natürlich, dass man wieder die Dosis erhöhen musste, weil man sich zuvor gefreut hat, dass man fast ohne ADs klarkommen konnte.

Seitdem die Ängste seit Anfang 2019 nun wieder so stark da sind (sie dauern momentan noch an, aber sind durch die ADs abgeschwächter), habe ich mich nochmal intensiv mit der Krankheit befasst und möchte ein paar Dinge nennen, die mir in sehr schwierigen Situationen doch sehr helfen und womöglich auch anderen:
-Atemübungen (extrem hilfreich und eigentlich immer anwendbar!)
-Meditation/Achtsamkeitsübungen (5-15 minuten jeden Tag, je nachdem wie ich Zeit habe, die App Headspace ist hier sehr empfehlenswert!)
-Schreiben! (Dinge niederschreiben, um Gedanken und Situationen zu ordnen. Sehr hilfreich.)

Meine Frage:
-Gibt es hier Gleichgesinnte, die in etwa mit den gleichen/ähnlichen Situationen konfrontiert sind?
-Was hilft euch am meisten in ganz schlimmen Situationen? (Techniken etc.)
-Kann diese Krankheit soweit führen, dass man irgendwann gar nicht mehr arbeiten kann?
-Gibt es hier Gleichgesinnte, denen auch Canna.. hilft?

Danke Gruß
Miles

01.04.2019 08:56 • 01.04.2019 #1


2 Antworten ↓


Icefalki
Hallo Miles , ich bin eine Verfechterin der Ursachenforschung, des Verstehens von Zusammenhäne und von rationalen Prozessen des Umdenkens.

Dazu gehört aber sehr viel Selbstreflektion und enorme Arbeit an sich selbst. Und kein Canna. zum Runterkommen, und die AD, sofern sie helfen, auch nur als Mittel zum Zweck, um ohne grössere Angstsymtome, diese Arbeit leisten zu können.

Ich bekam auch ein AD, hat auch wunderbar geholfen, aber dann ging meine Therapie erst richtig los.

Es nützt einfach nichts, nur AD zu nehmen und keine Änderungen an sich selbst vorzunehmen, merkst du jetzt ja selbst.

Wenn dich Veränderungen so sehr stressen, dann wäre doch die Frage an dich, Warum ist das so? Und entweder hat man eine zu grosse Erwartung an sich selbst, oder man hat Angst vor Versagen, oder was auch immer. Nur wenn man mal erkennt, was hinter der Angst auch wirklich steckt, kann man Veränderungen vornehmen.

Bist doch geschult im Denken komplexer Situationen und Problemlösungen. Nütz das doch für dich. Kannst dich doch auch mal ganz sachlich analysieren. Macht zwar kein Spass, aber ist zielführend. Und findest du den Fehler im System, kannst dann ans Reparieren gehen.

01.04.2019 13:55 • x 2 #2


miles
Was du sagst ist absolut richtig. Aber bevor ich endlich einen neuen Therapieplatz in der neuen Stadt gefunden habe, werde ich mich nicht mehr dran machen, die ADs abzusetzen oder am Canna. zu schrauben.
Es ist eine Übergangslösung, wie du es bereits richtig eingeordnet hast. Es lässt mich funktionieren und verhindert, dass ich in Trauer verfalle, die leider durch die Angststörung oftmals losgetreten wird.

Durch das Canna. konnte ich bspw. mit Tavor aufhören, welches ich die ersten 2 Jahre immer wieder mal nehmen musste, wenn es mir in akuten Phasen sehr dreckig ging. Über die Absetzproblematik von Benzos brauchen wir ja nicht reden..

Es sind wohl (u.a.) Versagensängste. Soviel weiß ich. Und seit 2019 setze ich mich erneut intensivst mit meiner Krankheit auseinander und warte eigentlich nur darauf, dass ich noch zusätzlich prof. Hilfe dazu nehmen kann. Aber wie das mit Fachärzten aussieht wissen wir ja alle..

01.04.2019 14:02 • #3




Dr. med. Andreas Schöpf