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A
Hallo Experten.

Was ich nicht verstehe:

SSRI wird neben der Erhöhung von Serotonin durch Blockieren des Serotonin-Transporters auch eine Verringerung der Rezeptoren zugeschrieben, und dies wird als wünschenswert angesehen.

Es gibt zwei Rezeptoren-Gruppen: 1.) die im synaptischen Spalt, und 2.) die Autorezeptoren im Zentralnervensystem. Letztere regeln den Serotonin-Haushalt zentral, d.h. wenn sie sich verringern, bzw. ihre Reizschwelle verringert wird, dann kann der Serotoninspiegel steigen.

Das kann ich soweit nachvollziehen, aber was ich nicht verstehe ist, warum die Verringerung der Rezeptoren im synaptischen Spalt wünschenswert ist, denn dies müsste doch dazu führen dass weniger Serotonin einen Reiz auf die benachbarte Nervenzelle ausüben kann.

Hier der Auszug aus der Wikipedia aus dem SSRI-Artikel:

Paradoxerweise wird zu Beginn der Therapie mit SSRI die erwünschte 5-HT-Konzentrationserhöhung durch einen anderen Effekt geschmälert. Der zunächst hohe Serotoninspiegel im synaptischen Spalt überflutet gleichzeitig die Autorezeptoren der Präsynapse, die der Zelle als Feedback-Sensoren dienen. Die Aktivierung der Autorezeptoren (durch Agonisten wie Serotonin) löst in der Zelle das Signal aus, die Serotonin-Produktion zu drosseln. Der sich dadurch ergebende Mangel an Serotonin bleibt in der Summe bestehen, da die Transporter-Hemmung nur nachgeschaltet ist und den Mangel nicht aufheben kann. Auf die andauernde Rezeptor-Reizung reagiert der Körper mit einer Absenkung der Empfindlichkeit (Sensitivität) der Autorezeptoren (somatodendritische 5-HT1A und terminale 5-HT1D).[6] Dieser Prozess kann einige Wochen dauern. Auch die Anzahl/Dichte der 5-HT1-Rezeptoren sinkt.[6]
Ein ähnlicher Anpassungsprozess, der für den antidepressiven Effekt größere Bedeutung hat, ist die erwünschte zahlenmäßige Verringerung von Serotonin-(5-HT)2A-Rezeptoren im Zentralnervensystem.


Und aus dem Artikel über die im synaptischen Spalt lokalisierten 5-HT2 Rezeptoren:

Antidepressiva vermitteln ihre Langzeitwirkung (ab etwa 2 Wochen Therapiedauer) unter anderem über eine Down-Regulierung von postsynaptischen 5-HT2A-Rezeptoren und adrenergen β-Rezeptoren. Die so verminderte Signalwirkung der 5-HT2A-Rezeptoren ist an der anxiolytischen Wirkung der Antidepressiva maßgeblich beteiligt.

Darüber hinaus würde ich mich über Links oder Infos freuen, welche davon berichten können ob und wie weit die durch SSRI verursachte Verringerung der Rezeptoren langfristig eine Heilung oder Verbesserung hervorgerufen hat, die die Einnahme reduzieren oder obsolet machen kann.

02.06.2017 14:36 • 04.06.2017 #1


10 Antworten ↓


Schlaflose
Zitat von aki-108:
Hallo Experten.


Hier gibt es keine Experten, zumindest keine ausgebildeten. Wir sind alle nur Betroffene. Manche kennen sich ein bisschen aus mit den Wirkungsmechanismen von ADs, aber ob jemand deine wirklich spezielle Frage beantworten können, wage ich zu bezweifeln.

02.06.2017 15:15 • #2


A


SSRI Warum Verringerung der Rezeptoren erwünscht?

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A
Hi. Es war halb im Scherz gemeint. Allerdings sind wir als Betroffene ja irgendwie alle auch Experten ... mein Eindruck;

Mich wundert dass man über das Thema so wenig findet. Es steht die Behauptung im Raum dass SSRI eben nicht nur den emotionalen Schmerz lindern sondern dass sie Veränderungen der Gehirn-Struktur bewirken, aber man findet nur die Behauptung, und nichts Näheres. Dabei würden die Mittel wenn das stimmt in eine ganz andere Liga stellen, nämlich in die der Heilmittel.

02.06.2017 15:25 • #3


Rockinger
Ich habe da mal vor längerer Zeit einen Artikel gelesen. Klingt plausibel, aber nagel mich nicht drauf fest

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 71901.html

02.06.2017 16:49 • #4


A
Zitat von Rockinger:
Ich habe da mal vor längerer Zeit einen Artikel gelesen. Klingt plausibel, aber nagel mich nicht drauf fest

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 71901.html



Den hatte ich auch gefunden, aber da geht es nur um die Autorezeptoren, und nicht um die Rezeptoren in den Synapsen; trotzdem danke

02.06.2017 16:55 • #5


Rockinger
Ich dachte das hätte mit drin gestanden damals, sorry...

Soweit ich mich erinnern kann... Rezeptoren sind durch den Serotonin-Mangel quasi überempfindlich. Jetzt gibt es durch das SSRI eine Konzentrationserhöhung und damit springen die Autorezeptoren an, um die natürliche Nachproduktion zu drosseln. Das wäre ja ein selbstverstärkender Kreislauf. Durch die Down-Regulierung der Rezeptoren im synaptischen Spalt pegelt sich das System wieder auf Normalmaß ein. Also nicht Anzahl sondern Reizbarkeit verringern... klingt das plausibel?

Interessantes Thema

02.06.2017 17:21 • #6


A
Zitat von Rockinger:
Rezeptoren sind durch den Serotonin-Mangel quasi überempfindlich. Jetzt gibt es durch das SSRI eine Konzentrationserhöhung und damit springen die Autorezeptoren an, um die natürliche Nachproduktion zu drosseln. Das wäre ja ein selbstverstärkender Kreislauf.


genau, und deswegen ist es ja auch super dass die Autorezeptoren dann von selbst zurückfahren. Aber bei denen im synaptischen Spalt wäre doch das Gegenteil erwünscht ...


Zitat von Rockinger:
Durch die Down-Regulierung der Rezeptoren im synaptischen Spalt pegelt sich das System wieder auf Normalmaß ein. Also nicht Anzahl sondern Reizbarkeit verringern...


Das würde ja bedeuten dass man immer mehr SSRI bräuchte um die Down-Regulierung im Spalt wieder auszugleichen; Ich verstehe nicht warum die Down-Regulierung erwünscht ist; Ich zitiere aus dem im ersten Post eingefügten Abschnitt:

Ein ähnlicher Anpassungsprozess, der für den antidepressiven Effekt größere Bedeutung hat, ist die erwünschte zahlenmäßige Verringerung von Serotonin-(5-HT)2A-Rezeptoren im Zentralnervensystem.

Und den zweiten Absatz verstehe ich aus dem gleichen Grund nicht:

Die so verminderte Signalwirkung der 5-HT2A-Rezeptoren ist an der anxiolytischen Wirkung der Antidepressiva maßgeblich beteiligt.

Eigentlich sind doch mehr Signale erwünscht ...

02.06.2017 17:56 • #7


Rockinger
https://books.google.de/books?id=BSdODf ... rif=false

S,268

Es ist eine Theorie, keiner weiß es genau.

02.06.2017 21:51 • #8


Rockinger
Die so verminderte Signalwirkung der 5-HT2A-Rezeptoren ist an der anxiolytischen Wirkung der Antidepressiva maßgeblich beteiligt.

Das ist ja die Angst lösende Wirkung, nicht die antidepressive. Dieses Zitat findet man so in jeder Publikation ohne nähere Erläuterung. Also Originalstudie lesen

02.06.2017 22:23 • #9


A
Zitat von Rockinger:
https://books.google.de/books?id=BSdODf8J8dACpg=PA292lpg=PA292dq=anxiolytika+wirkung+synaptischer+spaltsource=blots=lfn95pbz3Osig=H2yxRst3yzW-V_c6YdkcU3RTYvchl=desa=Xved=0ahUKEwjJ4cnN85_UAhXClxoKHXB8AEwQ6AEIRzAI#v=onepageq=Ssrif=false

S,268

Es ist eine Theorie, keiner weiß es genau.



danke für den Link. Unabhängig davon ob es eine Theorie ist, steht da aber das gleiche wie in der Wikipedia; Ich kapiere immer noch nicht warum Down-Regulierung positiv sein soll. Vielleicht habe ich auch ein Brett vor dem Kopf.

03.06.2017 14:08 • #10


A
Also langsam entwickelt sich mir ein Bild;

- Depressive haben aufgrund alter Traumata, die immer negative Einstellungen liefern, weniger Serotonin

- die Serotonin-Rezeptoren von Depressiven sind aufgrund des unnatürlich lange dauernden geringen Serotoninmangels mit der Zeit unnatürlich überempfindlich geworden

- aufgrund der Überempfindlichkeit nehmen sie mehr Serotonin wahr als da ist, und signalisieren der Geber-Zelle einen Stop, obwohl sie eigentlich mehr bräuchten

- das SSRI schraubt durch mehr Serotonin diese Empfindlichkeit zurück, die Rezeptoren werden wieder normal, und man kann während man weiter durch SSRI den Serotoninspiegel hoch hält, durch Therapie dafür sorgen dass die Traumata abgebaut werden

Hier zwei Zitate:

SSRIs do induce downregulation of serotonin receptors. This isn’t quite problematic, because according to modern theories regarding antidepressant mechanisms, this may be essential to achieve therapeutic efficacy. The cause of depression and anxiety may be the hypersensitivity of post-synaptic serotonin receptors, rather than a lack of serotonergic stimulation. It also gives clues as to why SSRIs do not exert their effects immediately (although serotonergic transmission is rapidly increased), why they may initially worsen symptoms and why specific serotonin antagonists and reuptake enhancers also work for the same purpose. Quelle: https://www.quora.com/Are-SSRI-destroying-receptors

Yes. But that doesn’t mean they will worsen depression—in fact, many scientists now think that downregulating these receptors is actually what causes the antidepressant effect!
A key consideration here is that we know that SSRIs don’t work by simply raising the amount of serotonin in the synapse. This is because serotonin levels increase immediately after you take the drug, but it takes weeks to months to see an antidepressant effect.
One theoretical explanation for this is that downregulating the receptors is what causes the antidepressant effect. In particular, a lot of attention has focused on a type of serotonin receptor called 5HT1A, which is downregulated with exposure to SSRIs.
The interesting thing about 5HT1A receptors is that they provide negative feedback to serotonin neurons—basically they monitor the amount of serotonin around the cell and cause it to stop releasing serotonin when the level is too high. So when these receptors are down-regulated, the serotonin neurons actually become more active, and release more serotonin at their targets.
Quelle: https://www.quora.com/Does-the-prolonge ... regulation


Wobei mir dieser von mir selbst geschlossene Punkt: aufgrund der Überempfindlichkeit nehmen sie mehr Serotonin wahr als da ist, und signalisieren der Geber-Zelle einen Stop, obwohl sie eigentlich mehr bräuchten noch komisch vorkommt; aber warum nicht ... wenn sie zwei Aufgaben haben, nämlich einerseits der Empfangszelle eine eintreffende Serotonin-Botschaft zu signalisieren, und andererseits der Geber-Zelle zu signalisieren wann es zu viel ist, dann könnte das bei einer Überempfindlichkeit theoretisch schon zu einem Konflikt führen;

04.06.2017 12:35 • x 1 #11


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Dr. med. Andreas Schöpf