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Hallo zusammen, ich nehme zum ersten mal Psychopharmaka und bin sehr verunsichert. da ich generell sehr empfindlich auf Medikamente, Koffein usw. reagieren und eher klein und leicht bin, wollte ich in Absprache mit meinem Arzt tropfenweise Escitalopram einschleichen. Aktuell nehme ich 2(!)mg und fühle mich total drauf.
Zudem habe ich Durchfälle und extrem geweitete Pupillen, Zittern, Rastlosigkeit, Angstgefühle. Mein Arzt sagt, von so einer kleinen Dosis könne das eigentlich nicht sein aber insbesondere die weiten Pupillen sind ja keine Einbildung

Kann es sein, dass ich das Medikament einfach nicht vertrage? Man liest ja immer vom Serotoninsyndrom. oder hat hier jemand ähnlich reagiert und trotzdem weiter gemacht?

Ich bin für Erfahrungswerte dankbar

24.03.2024 11:25 • 28.03.2024 #1


15 Antworten ↓


P
Es ist nicht ungewöhnlich, dass du 2mg Escitalopram merkst. Das Belegen der Serotoninrezeptoren erfolgt so, dass am Anfang sehr viel % belegt werden und später immer weniger. Beispiel (ungefähr):
- bei 2mg Escitalopram sind 40% der Rezeptoren belegt
- bei 5mg vielleicht 60%
- bei 10mg vielleicht 80%

Mit 2mg hast du also schon gar nicht mal so wenige Rezeptoren belegt.

Umgekehrt heißt das übrigens: wenn du mal ausschleichen willst, musst du immer kleinere Dosisschritte machen, da immer mehr Rezeptoren pro mg freigesetzt werden (z.B. 10/5/2,5/1,25/0,625)

24.03.2024 11:57 • x 2 #2


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Heftige Nebenwirkungen trotz Mini-Dosis Escitalopram?

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@fuchs6105 Hey!
Ich bin extrem sensibel gegenüber Medikamenten im Allgemeinen. Psychopharmaka haben bei mir bereits bei der Einschleichdosis massive Nebenwirkungen verursacht. Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn du sensibel gegenüber Medikamenten bist. Den Satz Das kann eigentlich nicht sein habe ich im Bezug zu diesem Thema von Ärzten schon zu oft gehört. Jedoch kann ich dir sagen, dass ich dieselben Erfahrungen gemacht habe und es auf jeden Fall sein kann. Du musst jedoch für dich selbst entscheiden, ob du meinst, diesen Zustand durchhalten zu können, bis die besagten Nebenwirkungen hoffentlich abklingen. Bei Escitalopram hatte ich bei 2mg ebenfalls Nebenwirkungen von Schwitzen und Aufgewühltsein.

24.03.2024 12:05 • x 1 #3


Reconquista
Jede/r reagiert anders auf ein Medikament wie Escitalopram. Sehr anders! Laut meinem ehemaligen Psychotherapeuten ist ein großer Teil davon die individuelle Erwartungshaltung. Das bedeutet auch die Erwartungshaltung, dass schlimme Nebenwirkungen auftreten werden. Ich kenne Menschen, die haben das SSRI Escitalopram einfach ein Jahr lang geschluckt, ohne irgendeine Nebenwirkung und keine Depression mehr gehabt. Und ich kenne Menschen, mich eingeschlossen, die reagierten sehr stark darauf und mussten die Einnahme abbrechen. Generell sind die SSRI-Antidepressiva aktivierend. Für mich ist das schlecht, ich brauche beruhigende Mittel. Deine „Nebenwirkungen“ sind nichts Ungewöhnliches. Ob sie rein organisch sind oder psychisch induziert, kann niemand wissen und es ist auch egal. Du musst selbst entscheiden, wie du vorgehst. Eine mögliche positive Wirkung stellt sich erst nach Wochen ein. In der Zeit bis dahin musst du die „Nebenwirkungen“ aushalten. Sie klingen nach Aussage der Ärzte ab. Zusammengefasst: alles ganz normal bei dir. Schau, wie es dir mit dem Medikament geht und entscheide, ob du es weiter einnimmst oder nicht. Passieren kann dir in beiden Fällen nichts schlimmes, alles nur die Nerven.
LG

24.03.2024 12:12 • x 3 #4


F
Vielen Dank für die Informationen und eure Erfahrungen!
An die, die auch sehr sensibel reagieren, habt ihr als Zieldosis dann auch eher eine geringe Menge genommen oder trotzdem auf die übliche Menge hochdosiert?

Mein Arzt sagte, ich könne erstmal versuchen auf 5mg zu gehen und dann halten und gucken aber empfehlen würde er schon 7,5 oder 10.
Die Nebenwirkungen sind noch einigermaßen erträglich, vorallem weil mich eure Beiträge auch etwas beruhigt haben...Trotzdem bin ich unsicher, weil ich eh eher nervös und (motorisch) unruhig bin, ob ein leicht beruhigendes AD nicht besser wäre. Werde es aber noch etwas probieren...

24.03.2024 13:49 • x 1 #5


Kruemel_68
Zitat von fuchs6105:
Mein Arzt sagt, von so einer kleinen Dosis könne das eigentlich nicht sein

Wenn ich das lese, bekomme ich schon wieder Blutdruck *ommmmmmmmm*

Also, natürlich kann das sein. Lass Dir bitte von niemandem einreden, dass Du komisch bist oder Dir das einbildest. Es gibt einfach Menschen, die reagieren extrem sensibel auf solche Medikamente (das sind meistens welche, die auch sonst in Richtung Hochsensibilität gehen). Und ja, natürlich gibt es die Erwartungsangst - aber auch das ist ja ein Teil des Krankheitsbildes bei Ängsten/Hypochondrie, dass sich nicht einfach abstellen lässt. Könntest Du das, bräuchtest Du das Medikament nicht. Deshalb ist der Hinweis: Du machst Dir halt einfach zuviel Gedanken drum, einfach nehmen und gut der blödeste aller Ratschläge.

Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit, dass Dir ein gewisses Enzym fehlt oder zu wenig ist, das in der Leber die Wirkstoffe verstoffwechselt. Nimmst Du dann die normale Einstiegsdosis, hast Du schnell eine flotte Überdosis. Von daher ist es sehr gut, dass Du das Medikament in Tropfenform eindosierst

Ich hatte nicht soviel Glück und mich haben 2 Tabletten Escitalopram innerhalb von 2 Tagen derart abgeschossen, dass ich für 5 Wochen krank geschrieben war. Aber auch danach war nichts mehr wie vorher.

Von daher - hör auf Dein Bauchgefühl und dosier Tropfen für Tropfen ein. Überleg Dir, ob Du mit den Nebenwirkungen leben und Deinen Alltag meistern kannst. Wenn sie aushaltbar sind - immer schön weitermachen, Tropfen für Tropfen. Sind sie es nicht - lass die Finger davon und bitte Deinen Arzt um ein anderes Medikament.

Ich habe z.B. Mirtazapin wesentlich besser vertragen - wobei ich da 8 kg in 10 Wochen zugenommen habe, aber leider keinerlei Wirkung verspürte. Es hat mich weder ruhiger gemacht, noch konnte ich davon schlafen.

24.03.2024 13:57 • x 1 #6


P
Zitat von fuchs6105:
Vielen Dank für die Informationen und eure Erfahrungen! An die, die auch sehr sensibel reagieren, habt ihr als Zieldosis dann auch eher ...


Ich habe auch immer sehr schnell und heftig reagiert. Beim ersten Mal SSRI haben mir 10mg Citalopram gereicht (Empfehlung sind meist 20mg, maximal 40).
Beim 2. hatte ich ebenfalls heftige Einschleichprobleme und musste auf 30mg Citalopram gehen, um stabil zu sein.
Beim 3. Mal habe ich Sertralin genommen, was sehr nebenwirkungsarm bei mir war. Hier nahm ich 75mg (Empfehlung sind meist 75-100, maximal 200mg).

Man muss schauen, ist sehr individuell.

24.03.2024 14:46 • x 1 #7


F
Danke euch!
Heute ist der erste Tage mit 3mg und es ist echt ätzend
Ich sollte als Zieldosis mal 5mg probieren und denke mir, jetzt hab ich ja schon mehr als die Hälfte eingeschlichen. Also abbrechen möchte ich ungern aber mir graust es vor der nächsten Erhöhung...
Naja aber wenigstens scheint es ja echt normal zu sein und ich bin nicht alleine damit ‍️

25.03.2024 17:16 • #8


Kruemel_68
Zitat von fuchs6105:
Danke euch! Heute ist der erste Tage mit 3mg und es ist echt ätzend Ich sollte als Zieldosis mal 5mg probieren und denke mir, jetzt hab ...

Bleib immer so lang auf der aktuellen Dosis bis die Nebebwirkungen für mind 2 Wochen verschwunden sind. Dann kannst du wieder erhöhen.

25.03.2024 18:14 • x 1 #9


F
@Kruemel_68 oh weh, dass ist dann ja wirklich ein langer Prozess. Kommt die positive Wirkung in der Regel erst mit der höchst Dosis oder kann man auch schon beim Einschleichen etwas merken?

Mein Arzt hat geraten, alle 2 Tage um 1mg zu erhöhen. Aber heute kam es mir auch viel zu schnell/viel vor....

25.03.2024 21:03 • #10


Kruemel_68
Zitat von fuchs6105:
@Kruemel_68 oh weh, dass ist dann ja wirklich ein langer Prozess. Kommt die positive Wirkung in der Regel erst mit der höchst Dosis oder kann man ...

Da kann ich Dir nichts zu sagen. Ich kann Dir nur raten, auf Dich und Dein Körpergefühl zu hören und nicht auf die Vorgaben des Arztes.

25.03.2024 21:12 • x 2 #11


P
@fuchs6105 Körpergefühl ist immer gut, aber vielleichtbzu Beruhigung: es gibt Menschen, die nehmen von Anfang an 10mg ohne Probleme.
Also auch diese Vorgehensweise ist möglich und nicht selten.

Ich habe einmal mit 10mg Citalopram gestartet (entspricht wohl 5mg Escitalopram), was dann auch ausgereicht hat. Eine Woche lang war es ziemlich schlimm, dann ging es steil bergauf.

Beim zweiten Mal habe ich in Minischritten gestartet (2,5/5/7,5/...) umd ich bin gut 2 Monate durch die Hölle gegangen.

Das 3. Mal habe ich Sertralin genommen und habe mit 25/50/75 eingeschlichen, was gar kein Problem war.

26.03.2024 03:50 • x 2 #12


Luna-Mila
Zitat von fuchs6105:
Hallo zusammen, ich nehme zum ersten mal Psychopharmaka und bin sehr verunsichert. da ich generell sehr empfindlich auf Medikamente, Koffein usw. ...

Hey du,
auch ich bin so ein Medikamenten-Sensibelchen das schon bei mini Dosierungen total am Rad dreht.
Ich habe damals auch wie du eingeschlichen mit den Tropfen und zwar auch alle 2 Tage 1 Tropfen mehr.
Ich sag’s dir, das war was die NW anging echt die Hölle für mich. Meine NW waren so wie deine ! Das mit den Pupillen legt sich nach paar Wochen , kann aber bei jedem Mal aufdosieren wieder kommen.

dieses Mal hab ich direkt mit 5mg gestartet. Puh. Das war nicht schön. Bin jetzt bei 8mg und ich denke das reicht mir. Mir reichen in der regel kleinere dosisbereiche.

26.03.2024 11:22 • x 2 #13


F
@Luna-Mila oh weh, da hast du ja auch was durch...

danke für deine / eure Erfahrungen. Auch wenn man es keinem wünscht, tut gut zu hören das man nicht bekloppt ist sondern auch andere da so reagiert haben

Heute mit 3mg OHNE Dosiserhöhung ist es voll ok aber mir graust es vor dem nächsten Schritt. Werde es jetzt unabhängig von den 2 Tagen machen und gucken, wann es gefühlstechnisch passt und ich auch zeitlich ein, zwei Tage Ruhe hab. (vllt. Karfreitag...)

26.03.2024 12:35 • x 2 #14


F
Hey zusammen,
ich habe nochmal eine Frage...
Und zwar fühle ich mich emotional total abgestumpft. Also ich kann irgendwie weder auf positive Emotionen noch auf negative zugreifen. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich heute Therapie machen soll weil mir irgendwie alles sch... egal ist

Hattet ihr das auch? Und legt sich das nach dem Einschleichen oder ist DAS eher der Dauerzustand, wenn man ein SSRI nimmt?

28.03.2024 09:03 • #15


P
Zitat von fuchs6105:
oder ist DAS eher der Dauerzustand, wenn man ein SSRI nimmt?


Der finale Zustand sollte möglichst so sein, dass du dich wieder wie früher fühlst emotional. Stabil, ausgeglichen, stark.
Ssri dämpfen ja nicht die Enotionen, sie bringen dich wieder in Balance.
Vielleicht bist du etwas müder als sonst oder ganz leicht distanziert bei emotionalen Situationen auf die du sonst stärker rehagiert hast. Aber im großen und ganzen solltest du dich wie früher fühlen.

28.03.2024 12:41 • x 1 #16


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Dr. med. Andreas Schöpf