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C
Meine Erfahrungen mit AD sind vergleichsweise gering. Hab andere Mittel gehabt, die entweder gar nicht wirkten oder alles verschlimmerten. Hab dann über Elontril erfahren und das angesprochen, habe es bekommen. In diesem Zusammenhang wichtig: Ich nehme nebenbei auch ADHS-Stimulanzien. Elontril ist im ADHS-Personenkreis sehr verbreitet, es verlängert nebenbei die Wirkdauer des ADHS-Mittels. Kann ein erwünschter, aber auch unerwünschter Effekt sein. Daher kann es beim ADHS-Mittel in Kombination mit Elontril notwendig sein, die Dosis eventuell herabzusetzen, da sonst eine Überdosierung des ADHS-Mittels zustande kommen kann. Diese Überdosis ist nicht kritisch, aber man fühlt sich unwohl und emotionslos, obwohl der Antrieb irgendwie bleibt (Maschinenmodus nenne ich es).

Die ersten zwei Tage der Einnahme von Elontril war nichts. Am 3. Tag fingen Schlafprobleme an: Das Einschlafen und Durchschlafen war beeinträchtigt. Ich bin mehrmals die Nächte aufgewacht. Die Einnahme sollte in aller Regelmäßigkeit (alle 24 Stunden) erfolgen. Als ich immer wieder morgens um 4.30 Uhr aufgewacht bin, habe ich den Einnahmeintervall verkürzt und direkt um 4.30 Uhr genommen. Das entwickelte sich zu einem gewissen Kreislauf: Nahm ich die Tabletten am Montag um 7.30 Uhr ein, konnte ich nicht schlafen und nahm beim zu frühen Aufwachen die Tabletten dann am Dienstag um 4.30 Uhr auf. Dann konnte ich am Dienstag besser einschlafen und durchschlafen und nahm am Mittwoch die Tabletten wieder um 7.30 Uhr ein und so weiter. Das hat sich nach 3 Wochen schrittweise gelegt. Das mit dem Schlaf hat mich die ersten Tage richtig fertig gemacht, der ist mir heilig.

Die Appetitlosigkeit hat mich nicht gestört, hatte Fressattacken. Die waren damit weg. Habe mittlerweile einen gesunden Appetit. Wichtig beim Elontril ist: Trotzdem etwas essen, sonst spielt der Blutzucker verrückt und es geht einem schlechter. Der Körper braucht für die Einstellung auf das Medikament Energie und Flüssigkeit!

Erhöhter Blutdruck, Kopfschmerzen, Sehstörungen und Gedächtnisprobleme kamen anfangs gelegentlich auf und verschwanden nach 4 Wochen völlig. Ich bemerke durch die bessere Kontrolle über mein Essverhalten dank des Elontril eine Gewichtsabnahme statt -zunahme (wie bei anderen Medikamenten bis dahin), ich konnte auch keine Probleme im sexuellen Bereich feststellen. Da ging bei anderen Medikamenten nach kurzer Zeit gar nichts.

Die erhoffte Wirkung hab ich bis zur 3. Woche nicht gespürt. Einen Effekt merkte ich dann langsam nach 4 Wochen (150 mg). Fühlte mich stabiler. Ging dann hoch auf 300 mg. Das war zu viel des guten.

Mittlerweile hab ich gar keine Probleme und auch schon ein Experiment gewagt, in dem jemand in meiner Abwesenheit ohne mein Wissen die Tabletten in meiner Wochenbox gegen was anderes tauschen sollte. Das hat die Person dann nach 3 Monaten einmal gemacht, mir ging es den zweiten Tag davon richtig mies. Am Tag danach (Wiedereinnahme) ging es mir am Abend wieder besser. Ein Tag ohne Elontril ist also kein Problem. Die Person mit der ich die Vereinbarung getroffen habe, dass sie die Elontriltabletten an zwei Tagen aufeinander rausnimmt, hat mir bestätigt, dass er sie gegen sehr ähnlich aussehende Allergietabletten auswechselte.

Die stützende Wirkung des Elontril war am zweiten Tage der Nichteinnahme weg. Es war nicht vergleichbar wie beim zu schnellen Ausschleichen von Antidepressiva. Bei Elontril besteht durch die Dosierung von 150 mg per Tablette kaum die Möglichkeit des Ausschleichens, habe auch nie gehört dass da jemand ausgeschlichen hat. Einzig vorstellbar wäre die Abstände der Einnahme zu erhöhen.

An sich ist Elontril schon ein Versuch wert, da im Vergleich zu anderen Stoffen nebenwirkungsarm und die Wirkung schleicht sich nur langsam ein, da muss man sich und die Gewohnheiten sehr gut beobachten. Die ersten Tage bei Einnahmebeginn spürte ich etwas, es war aber nur vermehrter Antrieb - das ist bei Elontril bekannt, ist wirkstoffbedingt und flacht ab (Gewöhnungseffekt). Der Wechsel von einem AD zu einem neuen, anderen sollte gut überlegt sein. Denn zunächst muss das alte AD ausgeschlichen werden, was sich über Wochen ziehen kann. Da geht es vielen Personen erst richtig schlecht und wissen dann nicht, ob es mit Elontril (Wartezeit bis zur eventuellen Wirkung: 4 Wochen) etwas wird und müssen dann wiederum was anderes langsam einschleichen. Ich mache mit Elontril keine Freudensprünge, komme aber mit dem Mittel aus depressiven Phasen besser und schneller heraus.

30.05.2023 16:47 • #41


C
Zitat von MadNic72:
Ich habe mehr Antrieb und weniger Appetit. Meine Depression ( die noch nie so schlimm war) hat es nicht verbessert. Muss Rücksprache mit meinem Arzt halten. Welche Medis könnte man dazunehmen…?

Falls du weniger bis gar nichts isst:

Iss mehr (möglichst ausgewogen) und trinke genug. Nichtessen kann die Depression verschlimmern und durch gesteigerten Antrieb wird der Körper sogar mehr Energie benötigen. Das Gehirn verbraucht mitunter die meiste Energie im Körper und Dehydration beeinträchtigt Botenstoffe im Gehirn. Zwei Liter Wasser sollten es schon sein, da es jetzt wärmer wird, wären drei Liter sogar besser. Elontril wirkt sehr subtil, es dauert bis es wirkt. Bei manchen dauert es teilweise 6 Wochen. Solltest du nach 5 Wochen keine Besserung spüren, spricht nichts gegen eine Erhöhung auf 300mg nach ärztlicher Rücksprache. Die größten Nebenwirkungen die am Anfang eintreten sollten nicht mehr so stark vorkommen. Bis die Dosiserhöhung greift, braucht es mindestens 3 weitere Wochen. Andere Mittel würde ich nicht ergänzen, sondern mit dem Elontril durchziehen. Erst danach weiß man, ob es wirklich wirkt oder nicht. Es wäre schade es vorzeitig aufzugeben, da Elontril am Ende doch sehr nebenwirkungsarm ist. Die Ungeduld kann ich dennoch sehr nachvollziehen.

30.05.2023 16:56 • #42


A


Bupropion Elontril Erfahrungen

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T
Hi zusammen,

ich habe nun ebenfalls vor ca. 25 Tagen auf 300mg erhöht nach Rücksprache mit dem Arzt. Ich habe aktuell mehr Antrieb bzw. ich mache oft etwas, um mich von den Gedanken der Depression ablenken zu können. Bis Dato hilft es mir leider nicht so gut. Ich komme klar mit dem täglichen Leben.
In der Arbeit geht es mir am besten, da ich gefordert und abgelenkt bin. Freizeit oder Wochenende ist bei mir das grösste Übel zur Zeit. Eigentlich sollte es umgekehrt sein

Aber ich werde die 300mg weiter einnehmen, evtl. tut sich ja doch noch was positives. Nebenwirkungen spüre ich keine, Libido ist da. Leicht reizbar bin ich ebenfalls, aber ich weiss nicht, ob das die Medikamente sind oder die Depression.

Grüsse
Tom

30.05.2023 18:27 • x 1 #43


STELLA-G
Ich nehme Elontril (150) jetzt seit 8 Wochen - zusammen mit Duloxitin (30) - ist z. Z. psychisch eher positiv, keine NW

31.05.2023 07:26 • #44


B
Ich hatte nach zwei psychotischen Episode vor 7 und 9 Jahren (Diagnose paranoide Schzophrenie) und der langjährigen Einnahme von Amisulprid als Neurolepetikum keine psychotischen Episoden mehr.
Nach den psychotischen Episoden hatte ich jeweils ca 10 Monate dauernde starker depressive Symptome (Diagnose postschizophrene Depression). Symptome waren starke Müdigkeit und hoher Schlafbedarf, körperliche wie geistige Erschöpfung (ohne Auslöser), mangelnde Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung, sehr negative Gedanken (bis hin zu Suizidgedanken) und mangelnder Antrieb (ganze Tage nur zuhause und teilweise nur im Bett verbracht).
Nach ca 10 Monaten verbesserte sich die Depression, meist ohne Zutun / direkten Zusammenhang mit Antidpressiva) von allein. Seit ca 6 1/2 Jahren bin ich wieder arbeitsfähig (Bereich Informatik).

Allerdings hatte ich ab und zu (ca. alle 3-6 Monate) leichte bis mittelschwere depressive Episoden von 2-21 Tagen Länge. Zudem war ich starker Raucher (ca. 20 Zig. pro Tag), was zunehmend meine Gesundheit beeinträchtigte.
Mit meinem Psychiater versuchte ich mehrere Antidepressiva, die jeweils nicht gegen die Symptome wirkten und nur Nebenwirkungen verursachten:
* Citalopram (SSRI)
* Venlafaxin (SNRI)
* Moclobemid (MAO-A Hemmer)

Bupropion war lange nicht in Betracht gekommen, da es dopaminerg (domapinausschüttend bzw. domamin-wiederaufnahmehemmend) wirkt und dies eigentlich bei Schizophreniepatienten
unerwünscht ist. Hier versucht man ja, eine übermäßige Ausschüttung von Dopamin eigentlich zu vermeiden/zu regulieren, so auch bei mir mit dem Neuroleptikum Amisulprid (welches auch das vierte Neuropletikum war, was ich ausprobierte).
Da die bisherige Wirkstoffe aber nicht wirkten, haben wir (ich und mein Psychiater) uns dennoch für die Einahme entschieden. Ich sollte Frühwarnsymptome von Schizophrenie bei der Ersteinnahme möglichst genau beobachten.

Nach der ersten Einnahme hatte ich 2-3 Stunden später einen starken Bewegungsdrang und Antrieb (ich bin dann einfach mehrere Stunden spazieren gegangen). In den darauffolgenden
Tagen besserte sich dies jedoch.
Langsam und nach ca 2 Wochen verbesserten sich die depressiven Symptome und sind seither vollständig verschwunden. Ich nehme Bupropion nun seit 16 Monaten. Ich habe seitdem einen
sehr guten aber nicht übermäßigen Antrieb (ein übermäßiger Antrieb wäre ein Frühwarnsymptom der Schizophrenie).
Mein Schlafrhythmus veränderte sich: Früher war ich Eule, also spät im Bett und spät wieder wach, jetzt bin ich Lärche, also früh im Bett und früh wach. Das Schlafbedürfnis reduzierte sich von ca 9 Stunden auf 6-7 Stunden. Einschlafprobleme habe ich seitdem keine mehr (ca 3-10 Minuten bis zum Einschlafen). Die 6-7 Stunden schlafe ich fast immer durch
(deutlich weniger wäre wiederum ein Frühwarnsymptom für Schizophrenie). Mein Antrieb ist jetzt morgens am höchsten und wird über den Tag weniger.
Mein Gewicht hat sich (sicherlich durch längere Aktivzeiten und mehr Sport) seitdem von leichtem Übergewicht (ca 80kg bei 174cm Körpergröße) auf Normalgewicht (ca 74kg) reduziert
und dort seit mehreren Monaten eingependelt.
Meine Konzentrationsfähigkeit ist durchweg normal und das erste mal seit dem Auftreten der Schizophrenie wieder konstant und dauerhaft gut. Dadurch kann ich durchweg normal arbeiten (geistige Arbeit im Informatikbereich, Programmierung und viele Meetings), 40 Stunden pro Woche.
Vor 14 Tagen habe ich aufgehört zu Rauchen und im Gegensatz zu früheren Aufhörversuchen war der Suchtdruck die ersten Tage handelbar und nicht zu stark. Im Moment bin ich recht zuversichtlich, dass ich es dauerhaft schaffe aufzuhören.
Die Nebenwirkungen von Bupropion sind daher fast alle positiv. Negativ fällt nur ein lauterer Tinnitus auf. Der war schon vorher vorhanden (früher zu laut Musik gemacht) und ist etwas lauter geworden, beeinträchtigt aber meinen Alltag nicht.

Nicht wirklich verstanden habe ich bisher das Zusammenspiel von Amisulprid und Bupropion:
Eigentlich würde man meinen, man tritt auf Bremse (Amisulprid) und Gas (Bupropion) gleichzeitig, da das erstere Dopamin reduzieren soll und das zweite es eher erhöhen. Dies ist aber nicht wirklich der Fall, beide erwünschte Wirkungen treten gleichzeitig ein. Der Wirkmechanismus von beiden Medikamenten ist also wohl deutlich komplexer als nur mehr oder
weniger Dopamin. Soweit ich weiß, ist er auch bei beiden bis heute nicht endgültig verstanden, wie bei den meisten Psychopharmaka. Klinische Studien beweisen jedoch die
Wirksamkeit (im Vergleich zu Placebo).

Ich denke, das die Wirkung solcher Medikamente sehr individuell ist und bei fast jedem etwas anders ist. Ich habe nach vielen Jahren Probieren und 4 verschiedenen Neuroleptika und 4 verschiedenen Antidepressiva nun eine für mich gut wirksame und verträgliche Kombination gefunden.
Ich kann nur jedem Mut machen, einen langen Atem zu haben, nicht zu verzweifeln und die Zuversicht nicht zu verlieren.

Dosen:
* 75 mg Amisulprid / d
* 150 mg Bupropion / d

16.09.2023 12:40 • #45





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Dr. med. Andreas Schöpf