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Hallo zusammen,

ich bin neu hier und bin deshalb noch unsicher wie alles hier so läuft. Ich versuche einfach mal, mein aktuelles Anliegen zu beschreiben.
Seit einigen Jahren leide ich unter Depressionen und verschiedenen Ängsten, hauptsächlich im sozialen Bereich. Ich befinde mich auch schon längere Zeit in einer Verhaltenstherapie, während der meine Therapeutin in schlechteren Zeiten immer mal wieder das Thema Antidepressiva angesprochen hat. Bis jetzt kam es jedoch noch nicht dazu, dass ich etwas eingenommen habe, weil ich generell Medikamenten gegenüber sehr skeptisch bin und nur im Notfall etwas nehme. Nun geht es mir aber seit einigen Wochen wieder sehr schlecht und ich fange an darüber nachzudenken, es doch mal auf diesem Weg zu probieren. Das Einzige was mich davon noch abhält ist der Gedanke, dass die Antidepressiva wahrscheinlich nicht gegen die Ängste helfen, sondern lediglich die Symptome der Depression etwas lindern können.
Hat jemand Erfahrungen damit?

09.09.2016 12:59 • 05.01.2018 #1


30 Antworten ↓


Sie helfen gegen Beides.

A


Antidepressiva bei Angst und Depression

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Hi Struppi wurden dir denn schon medikamente vorgeschlagen?

Nein leider nicht, da ich bisher immer sofort abgeblockt habe bei diesem Thema. Aber da ich ja jetzt gerade am umdenken bin, werde ich mich von meiner Therapeutin einfach nochmal über die unterschiedlichen Medikamente aufklären lassen. Sie hat mir aber zugestimmt, dass die Einnahme von Medikamenten wahrscheinlich gegen die Ängste eher weniger helfen würde, sondern eher gegen die Depression, was ja auch schon mal gut wäre. Kann das noch jemand so bestätigen oder hat andere Erfahrungen gemacht?

Hängt vom Medikament ab. Bei mir ist es umgekehrt. Gegen die Angst gut, dafür müde und Antriebslosigkeit

Medikamenten gegenüber bin ich eher skeptisch. Wobei es halt echt Fälle gibt, wo es nicht anders geht.

Ich denke, wenn durch die Symptome so Dinge wie Arbeitsplatz, Gesundheit etc. gefährdet sind oder tief ein einer Abwärtsspirale steckt, sollte man darüber Nachdenken und sich richtig informieren.
Jedes Medikament hat seine Nebenwirkungen.

Ein Medikament sollte nur eine Art psychische Krücke sein, welche unsere Handlungsfähigkeit schützt. Ohne Handlungsfähigkeit geht man langfristig baden.
Auf diesem chemischen Glück sollte man sich jedoch keinesfalls ausruhen, sondern unbedingt handeln.

In wie weit das bei Dir angeraten ist kann ich Dir nicht sagen.
Selbst habe sieben verschiedene Wirkstoffe durch. Angefangen bei MAO-Hemmern, SRI, SSRI und welche die in den Noradrenalin Haushalt eingreifen.
Auch innerhalb einer Typengruppe, zum Beispiel SSRI's, sind Unterschiede festzustellen. Dem einem hilft Paroxetin, dem anderem Citalopram.
Mit AD habe ich die schweren Phasen überstanden und danach die Medikamente wieder abgesetzt/ausgeschlichen.

Im Laufe der Zeit und der richtigen Therapie habe ich die Werkzeuge in der Hand, mit denen ich die unangenehmen Gefühle überwinden/aushalten kann.
Entstehung von unangenehmen Gefühlen wie Angst, Panik, Depressionen, Depersonalisation, verändertes Körpergefühl etc. sind für einen selbst so rechtzeitig erkennbar. Man kann seine Hilfsmittel wie Entspannungs-/Imaginationsübungen nutzen oder seinen Notfallkoffer öffnen.

Du solltest deine Therapeutin fragen, was sie dir für ein Präparat empfiehlt. Fragen kostet nix. Andere können dir dann hier evtl. ihre Erfahrungen schreiben. Du solltest davor keine Angst haben, denn es zwingt dich keiner die Tabletten einzunehmen. Die Person die dir letztendlich die Tablette in den Mund legt bist Du selbst . Also Du hast die Kontrolle

Die Aussage deiner Therapeutin, dass die eher gegen Depressionen und weniger gegen Ängste helfen, verwundert mich. Hat sie in dem Zusammenhang konkret ein Präparat genannt?

Bin mir gerade nicht sicher, ob mir die Medis jetzt helfen oder es schlimmer machen. Irgendwie ist es ohne Medis nix und mit Medis ist manches besser und Anderes schlimmer. Statt Angst dann eben Lustlosigkeit. Ist zwar besser auszuhalten, aber auch nicht hilfreich

Die Gefühle sind eine Art Sinuskurve. Es geht bei Medis nur darum die Kurven die zu weit nach unten gehen zu kappen.
So lange Du zur Therapie gehst und dein Leben am laufen halten kannst ist es nicht unbedingt notwendig.

Die meisten Medis kappen nicht nur die negativen Kurven, sondern auch die positiven. Wie Du schon sagtest - Lustlosigkeit. Dazu kommen noch Antriebslosigkeit.
Das richtige Präparat zu finden ist nicht ganz so trivial. Man nimmt Präparat A, führt Tagebuch über Gefühlszustände, verändert die Dosis und geht ggf. zu Präparat B über.

SSRI's haben ganz unterschiedlich bei mir gewirkt. Fluotexin war sehr sedierend. Paroxetin war besser hatte aber andere Nebenwirkungen. Citalopram war ganz ok (soll inzwischen ein besseres Präparat geben), aber so alle zwei Stunden zucke ich zusammen. Schlussendlich bin ich bei Elontril gelandet (bei dem mit dem verbesserten Wirkstoff/Aufnahme).

Zitat von cube_melon:
Du solltest deine Therapeutin fragen, was sie dir für ein Präparat empfiehlt. Fragen kostet nix.


Das geht aber nur, wenn der Therapeut gleichzeitig Psychiater ist. Reine Therapeuten sind keine Ärzte und dürfen keine Medikamente verschreiben oder empfehlen.

cube_melon

erstmal Danke für deine Erfahrungen! So wie du es beschrieben hast geht es mir gerade. Handlungsunfähig beschreibt es ganz gut. Im Moment sehe ich keine andere Möglichkeit mehr, sonst würde ich gar nicht darüber nachdenken, weil ich wie gesagt eigentlich sehr ungern Medikamente nehme. Mir geht es im Moment so schlecht, dass ich mich krankschreiben lassen musste. Das hat dazu geführt, dass ich sofort meinen Job verloren habe..obwohl ich das Erste Mal krank war seit ich vor 4 Monaten dort angefangen habe. Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit habe ich jetzt schon, aber erfahrungsgemäß kann ich mit den Symptomen der Depression besser umgehen, bzw dagegen ankämpfen als mit den Ängsten. Diese blockieren mein Leben zur Zeit in jeder Hinsicht. Aus diesem Grund ist es wichtig für mich zu wissen, ob Medikamente auch beim Umgang mit der Angst helfen können. Ich hatte in der letzten Sitzung mit meiner Therapeutin über dieses Thema geredet und ihr meine Bedenken mitgeteilt, dass die Antidepressiva mir bei den Ängsten nicht helfen können. Dem hat sie zugestimmt aber auch gesagt, dass ich wahrscheinlich mehr Kraft und Raum habe mich auf die Ängste zu konzentrieren wenn die Medikamente meine Depression verbessern. Deshalb wundert es mich etwas, dass die Medikamente manchen hier doch bei den Ängsten geholfen haben. Ziemlich kompliziert :/ Aber schön, verschiedene Erfahrungen zu lesen. Auf jeden Fall werde ich mir in der nächsten Sitzung nochmal mehr Infos zu den verschiedenen Medikamenten holen und dann in Ruhe entscheiden.

Serthralinn

die Lustlosigekit wäre mir im Moment auf jeden Fall lieber, wenn man das so sagen kann, weil mir die Ängste zur Zeit jeglichen Verstand rauben.

Da ne menge Medikamente bei Angst und Panik zugelassen sind, helfen Sie auch dagegen. Warum auch nicht. Sie beruhigen und reduzieren stress.

Elontril ist allerdings eher ein Aufputschmittel und wirkt bei Angst meist eher kontraproduktiv. Bewährt hat sich Escitalopram und einige andere

Zitat von cube_melon:
Die Gefühle sind eine Art Sinuskurve. Es geht bei Medis nur darum die Kurven die zu weit nach unten gehen zu kappen.
So lange Du zur Therapie gehst und dein Leben am laufen halten kannst ist es nicht unbedingt notwendig.

Die meisten Medis kappen nicht nur die negativen Kurven, sondern auch die positiven. Wie Du schon sagtest - Lustlosigkeit. Dazu kommen noch Antriebslosigkeit.
Das richtige Präparat zu finden ist nicht ganz so trivial. Man nimmt Präparat A, führt Tagebuch über Gefühlszustände, verändert die Dosis und geht ggf. zu Präparat B über.

SSRI's haben ganz unterschiedlich bei mir gewirkt. Fluotexin war sehr sedierend. Paroxetin war besser hatte aber andere Nebenwirkungen. Citalopram war ganz ok (soll inzwischen ein besseres Präparat geben), aber so alle zwei Stunden zucke ich zusammen. Schlussendlich bin ich bei Elontril gelandet (bei dem mit dem verbesserten Wirkstoff/Aufnahme).


Di scheinst ja sehr ungewöhnlich auf Medis zu reagieren. Fluoxetin macht die meisten sehr wach und unruhig. Konnte sehr schlecht schlafen und war ziemlich ängstlich, eine häufige Nebenwirkung von fluoxetin.

Citalopram macht oft müde und beruhigt sehr. Escitalopram macht etwas weniger müde.

Elontril ist ziemlich Aufputschmittel und mit Ritalin verwandt. Macht viel Antrieb. Schlecht bei Angst, gut bei Depressionen

Klar, ist es letzendlich darf nur ein Arzt ein solches Rezept ausstellen.
Im Idealfall kommuniziert der Therapeut mir dem Arzt, damit der sich ein besseres Bild machen kann.
So war es zumindest bei zwei Psychiatern von mir.

Ja, bei mir wirkt vieles nicht so wie es soll. Wenigstens vertrage ich frische Luft so gut wie alle anderen.

Elontril hat mir gerade bei den Ängsten sehr gut geholfen. Mein Doc hatte es vorgeschlagen.
Erst nach tagelangem studieren von Rezessionen und berichten habe ich es probiert.
Aufgedreht war ich nicht. Fühlte sich wie befreit und unbeschwerter an.
Escitalopram habe ich nie genommen.

Danke für die Antworten! Hoffentlich werde ich das Richtige finden..
Aber kann man dann irgendwann die Medikamente überhaupt wieder absetzen oder wird es dann nur noch schlimmer?

Der Verlust deines Jobs ist schade. Das tut mir leid für dich.

Trotz allem was dich bedrückt - versuche ruhig und klar zu bleiben und habe ein wenig Vertrauen.

Ob und wie man AD absetzt kann man nicht pauschal sagen, das hängt auch davon ab wie dein Zustand ist.
Auf jedenfall setzt man sie nicht ab, wenn Du in einer Krise steckst.
Es ist alles neu und unbekannt für dich. Das Du dann Bammel hast ist verständlich.

Seit ~5 Jahren nehme ich keine AD. Die Zeiten, mit dem richtigen Präparat, waren bis auf kleine Nebenwirkungen ok, das Wechseln/Ausschleichen/Absetzen ging auch ganz brauchbar.
Das erste Mal war ich auch entsetzt und hatte Angst, als man mir Medikamente vorgeschlagen hat. Dachte Was kommt als nächstes - eine bequeme weiße Jacke?. : D

Der Arzt, der das Rezept ausstellt, sollte dir auch klar die Vor- und Nachteile, Nebenwirkungen und seine Erfahungen nennen können.
Schreib dir doch einfach deine Fragen auf und nimm sie mit zu dem Arzt. Lass dich beraten. Wenn Du etwas nicht verstehst, frage noch einmal nach.

Auf jeden Fall am Ball bleiben, mit Hilfe der Therapie weiter an dir arbeiten und deine Seele immer pflegen.

Zitat von cube_melon:
Ein Medikament sollte nur eine Art psychische Krücke sein, welche unsere Handlungsfähigkeit schützt. Ohne Handlungsfähigkeit geht man langfristig baden.
Auf diesem chemischen Glück sollte man sich jedoch keinesfalls ausruhen, sondern unbedingt handeln.


Den Satz find ich super! Genau so erlebte und erlebe ich es auch.

@cube_melon interessant! Ich nehme seit ca 6 Wochen Elontril und mir geht es auch besser damit als mit Escitalopram. Vor allem das mit der Handlungsfähigkeit ist besser geworden. Erkenne den Gedankenstrudel/sog besser und kann besser gegenhalten resp. Andere Gedanken einüben. Nicht immer, aber bedeutend mehr.

@freisein:
Danke Mein Doc hat Elontril mit mir besprochen und es ging gut. Wußte nicht, dass es zur selben Gruppe wie Ritalin gehört und somit aufputschend wird. Das muss ich damals irgendwie überlesen haben.
Egal - mir hat es geholfen. Fluoxtexin (SSRI) soll aufhellender sein, ich jedoch mutierte dadurch zu Prinz Valium. So reagiert halt jeder etwas anders auf das gleiche Präparat.

Freut mich, dass dir Elontril hilft.
Sponsor-Mitgliedschaft

@cube_melon ja, danke, mich freuts auch

Bei Angst Störung und Agitation ist Bupropion jedenfalls definitiv nicht gut. Außer vielleicht bei sozialer Phobie

Ich weiss nicht ob man das so generell sagen kann. Es heisst auch, dass man von Venlafaxin nicht zunehmen sollte: Ich ging auf wie ein Hefeküchlein. Ich finde schon, dass ich mit dem Bupropion mutiger geworden bin, nicht mehr ganz so ängstlich. Hab aber auch keine Panikstörung sondern ne GAS und Depression. Bei mir hilft es auch vor allem gegen diese latente immerwährende Müdigkeit, also die Depressionszeichen. Bei mir war es aber auch so, dass die SSRI's einfach nicht mehr griffen. Bei langer Einnahme derselbigen kann es zu einer Gewöhnung kommen, so dass sie nicht mehr gleich gut wirken wie zu Beginn. Das war bei mir der Fall.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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