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Hallo ihr alle! Ich leide seit ich 15 bin (fast 20 Jahre) unter mutmaßlichen schwersten Depressionen die sich, wie sich nun zunehmend herauskristallisiert, vermutlich doch eher als kPTBS und (emotionale) Dissoziation erweisen bzw. zumindest eine Folge dessen sein könnten. Der Jahre lange Konsum diversester Antidepressiva hat mir leider maximal zu vorübergehend irgendwie „erträglich/funktionablen“ Zuständen verholfen, niemals jedoch annähernd zu gesunden/lebenswerten. Andere Therapien hatte ich leider lange als sinnlos erachtet.

Nun versuch ich gerade die Richtung etwas zu verändern, hin zu Psychotherapie und ähnlichem/anderem, weg von Tabletten/künstlicher Symptomunterdrückung. Mein Antidepressivum der letzten 9 Jahre (Amitriptylin 75 mg) hab ich über mehrere Monate ausgeschlichen und bin heute am Tag 6 ganz ohne angekommen. Positiv überraschend konnte ich bislang trotzdem weiter halbwegs schlafen (das Medi diente mir vor allem auch als Einschlafhilfe). Negativ überraschend scheinen andere (mögliche) Entzugssymptome gerade extrem durchzuschlagen, allem voran: starke Übelkeit, völlige Appetitlosigkeit, heftige Durchfälle, Bauch/Rückenschmerzen, innere Unruhe, Schwindel, noch depressivere Grundstimmung als mit Medikament (vermutlich leider logisch).

Auf Grund der psychischen Grunderkrankung/en und zusätzlicher chronischer Darmerkrankung seit einigen Jahren ist für mich schwer abzuschätzen was davon nun mögliche Absetzsymptome sind, die in den nächsten Wochen hoffentlich wieder verschwinden, und was eher Teil der (bis dato vielleicht durchs Medi unterdrückten) Grundsymptomatik. Auch ihr könnt mir das gewiss nicht vorhersagen, aber vielleicht habt ihr ja selbst auch irgendwelche vergleichbaren Erfahrungen gemacht, beim Absetzen dieses oder anderer Antidepressiva? Wenn ja, habt ihr es geschafft die Symptome auszuhalten, bis sie irgendwann nachließen oder wurde es irgendwann zu unerträglich bzw. einfach nicht endend wollen? Wie geht es euch mittlerweile ohne (oder wieder mit) Medikament?

Ganz herzlichen Dank vorab für jegliche Antworten!

Pati

22.07.2025 01:59 • 27.07.2025 #1


13 Antworten ↓


Zitat von Freiseinn:
Wie geht es euch mittlerweile ohne (oder wieder mit) Medikament?

Ich nehme seit 26 Jahren schlafanstoßende Antidepressiva wegen extremen Schlafstörungen, zuerst 9 Jahre Amitriptylin (75mg), habe dann zu Doxepin gewechselt, weil die Wirkung von Ami nachließ. Doxepin nahm ich erstmal für 2-3 Jahre 125mg, reduzierte es aber über mehrere Jahre hinweg auf 8-10mg, die ich seit 5-6 Jahre nehme. Absetzerscheinungen hatte ich nie. Natürlich habe ich auch nehrmals versucht, es ganz abzusetzen, aber nach einigen Tagen, konnte ich wieder nicht schlafen und hatte nachts Unruhezustände. Aber sonst war nichts. Über Appetitlosigkeit hätte ich mIch sehr gefreut

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Absetzsymptome von Antidepressiva

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Hi,

Absolut nachvollziehbar. Ich habe in den letzten 24 Jahren verschiedene ADs gehabt aus dem Bereich SSRI und SNRI, aktuell nehme ich Venlafaxin 75 retard. 3 bislang erfolglose Absetzversuche haben immer in der Klinik geendet, weil ich mit den Absetzsymptomen nicht klar kam. Aktuell kämpfe ich auch wieder mit Schwindel, Ohrengeräuschen etc und soll jetzt das Med aufdosieren. Ich trau mich aber nicht. Heute habe ich mir das Buch von Dr. Peter Ansari bestellt, genug geschluckt. Vielleicht ist das auch für dich interessant?

Also ich reihe mich hier mal ein. Was ich gemerkt habe, dass jeglicher Absetzversuch schief ging. Mein letzter Versuch, Start im August letzten Jahres war, dass ich 100 mg Amitriptylin reduzierte. Im Februar diesen Jahres habe ich von 75 mg auf 60 mg reduziert und meine generalisierte Angststörung hat sich wieder gezeigt. Und zwar erst 8 Wochen nach der letzten Reduktion. Ich hab es dann noch weitere 4 Wochen irgendwie ausgehalten aber dann fing an meine Familie zu rebellieren. Hey keine Ahnung.

Ein anderes Mal habe ich Sertralin auf 0 reduziert und lebte fast 2 Jahre ohne. Zu dieser Zeit hatte ich aber noch kein Zugang zu meinen echten Gefühlen und habe alles irgendwie geblockt. Ich hatte Attacken mit massiver Verspannung und Disso die ganze Zeit und irgendwann rutschte ich wieder in die Depression.

Es ist absolut frustrierend aber ich konnte irgendwie meinen Frieden finden damit. Ganz ehrlich? Wenn es nicht ohne geht sch. drauf - ich wi*x mich nicht durch mein Leben und versuche etwas auszuhalten nur um gesünder zu sein. Im Gegenteil, zu viel Angst, Anspannung und Stress verkürzt das Leben.

Wenn ich dich wäre, würde ich dem ganzen jetzt viel Zeit geben. Die schwierigste Zeit ist diese nach 0 mg und du bist ja erst 6 Tage auf dieser Dosierung. Das Hirn braucht Zeit um umzubauen und das kann ein paar Monate dauern. Ich wünsche dir VIEL Glück und Durchhaltewillen. Wenn es wieder schlimmer wird, zögere nicht wieder auf zu dosieren. Das ist es nicht Wert.

Alles Gute.

@Angstbiene Hey du! Das Buch klingt auf den Ersteindruck mega sympathisch - ich wünschte gerade bloß, es schon vor ein paar Monaten entdeckt zu haben Bist du gerade auch wieder am Absetzversuchen? Schlägt/schlug es sich auch auf deinen Magen/Darm aus? Mal sehen, wie lang ich’s noch weiter aushalte, so ganz ohne.. wenn die Absetzsymptome so schlimm bleiben dann vermutlich nur noch wenige Tage/Wochen.. vielleicht Versuch ich’s andernfalls danach nochmal mit besserer Anleitung, zum Beispiel durch das Buch - du kannst ja mal berichten, wenn du reingelesen hast, falls du magst! (gerne auch per PN)

Eine Sache scheint für mich mittlerweile klarer denn je, Psychopharmaka jeglicher Art fügen sich nahezu perfekt in unser gesamtes Schuld“medizin“system ein: Symptombehandeln/-betäuben statt zu heilen, Profit vor Mensch, krank werden lassen und dann möglichst lange krank halten, statt vorbeugend Gesundheit fördern und im Bedarfsfall an die Ursache der Erkrankung gehn, um wirklich wieder gesund zu werden.. Ich würde (auch) Antidepressiva heute eher in die Sparte „Dro.“ packen, als in die Sparte „Medizin“. Aber bin auch völlig okay damit, wenn andere da anders empfinden!

Lieber Gruß

@CortisolDriver Moin und danke für deinen Erfahrungsbericht! Wenn es dir mit dem Medikament halbwegs gut geht, du dein Leben genießen kannst und alle Absetzversuche zum genauen Gegenteil geführt haben, kann ich gut verstehen, wenn du es einfach weiternimmst, würde ich dann vermutlich auch tun! Mir ging es nur leider auch mit Medikamenten niemals annähernd gut, sondern bestenfalls irgendwie erträglich/funktionabel. Zusätzlich kamen mit der Zeit körperliche Probleme hinzu und ich kann bis heute nicht ausschließen, dass die Medis diese zumindest begünstig haben. Daher für mich zumindest gefühlt eben keine Daueroption mehr.. Mal abgesehen davon, dass ich leider zunehmend überzeugt davon bin, dass kein Psychopharmakon der Welt auch nur im Entferntesten einen Heilungsprozess anstoßen kann (vielleicht manchmal sogar eher behindern?).. ähnlich wie auch Symptome betäubender Dro. das in den seltensten Fällen tut

@Freiseinn du hast Recht, Medikamente heilen nicht. Ich denke sie können einem die Motivation geben etwas an sich zu ändern.

Ich habe viel Therapie gemacht und konnte ganz viele Themen mit mir klären. Diese Themen hatten mir natürlich zusätzlich Schwierigkeiten gemacht. Ich denke alle Konstrukte die man sich im Kopf im Laufe des Lebens angelegt hat, sind nur durch eigene Arbeit zu lösen. Z.B. Glaubenssätze, nicht Loslassen können, Überzeugungen und Ansichten.

Ich denke die meisten diesen Dingen konnte ich erfolgreich verarbeiten/abarbeiten. Meine generalisierte Angststörung aber ist so tief in der Amygdala drinnen, da scheitere ich bei jeden Versuch mit dem Kopf das Problem zu lösen, da es körperlich ist. Genau das schei. mich oft an. Ich hadere damit - warum? weiss ich nicht.

Denkst du gewisse Schwierigkeiten die du hast könnten durch gewisse Muster hervorgerufen werden? Wenn ja kann man hier vieles noch nachbessern. Ich muss sagen die ersten 6-8 Jahre meiner Erkrankung haben mir AD's nur bedingt geholfen. Es halft die Grundspannung zu reduzieren und ich konnte an all meinen Themen arbeiten. Jetzt wo die Themen fast alle erfolgreich bearbeitet sind, bleibt die Grundspannung. Was ein Mist.

@Freiseinn Hi! Bei mir gerade das selbe Thema! Seit Januar schleiche ich Citalopram aus. Meine Ärztin hat mich dafür umgestellt auf Escitalopram. Angefangen mit 10 mg, aktuell bin ich bei 5 mg. Vor 4 Wochen war ich bereits auf 2 mg und musste aber hochdosieren. Es ging körperlich und psychisch nicht mehr. Ich hatte starke Absetzsymtpome wie Schwindel, Übelkeit, Benommenheit, Angstgedanken und Verzweiflung, Durchfall, Brainzaps, Zittern, Herzklopfen, hab ich was vergessen?!
Jetzt seit 3 Wochen auf 5 mg geht es zwar besser aber trotzdem nicht gut. Der Prozess raubt einem die letzte Kraft. Gerade jetzt in den Sommerferien würden wir gerne mal in Urlaub fahren, doch ich bekomme das einfach nicht hin. Sobald es losgehen soll, schiebt mein Körper einen Balken davor.
Ich hoffe jeden Tag darauf, dass es leichter wird…

Hallo, ich habe vor ca. 5 Wochen Fluoxetin auf 0 reduziert. Meine Schritte waren bis Juli 2024-40 mg, bis Mai 2025-20 mg, bis Mitte Juni 2025 10 mg.

Die ersten Reduzierungen habe ich gar nicht gemerkt, deswegen war ich der Reduzierung auch positiv gegenüber eingestellt.

Die Reduzierung von 10 auf 0 war dann allerdings schon sehr heftig: starker Schwindel, Übelkeit, Gereiztheit und viele Ängste sowie starke Depression. Ich war kurz davor wieder höher zu dosieren. Bei mir ist aber die Gewichtszunahme gerade wirklich ein Problem, vor allem ein orthopädisches, so dass ich wirklich jeden Tag mit mir gekämpft habe in den letzten Wochen. Gerade im Moment sind vor allem die körperlichen Nebenwirkungen eindeutig besser. Der Schwindel ist weg. Ich sehe mich in der Lage, es erstmal weiter ohne dem Medikament zu versuchen...

@Kaddl_von_E oh je, das lässt ja nicht gerade hoffen. Ich reduziere auch seit einigen Wochen Escitalopram und bin von 15 mg jetzt bei 7 mg angekommen und hatte zum ersten Mal die von dir beschrieben Symptome. Gerade die Brainzaps kannte ich bis hier hin noch nicht. Dazu gab es noch mega Kopfschmerzen und unglaubliche Nackenschmerzen. Zum Glück geht das jetzt alles wieder etwas besser aber vor dem nächsten Schritt grault es wir tatsächlich jetzt das erste mal so richtig.

@Molly1605 Die Brainzaps haben mich nicht sehr belastet. Sie sind auch recht schnell vorüber gegangen. Alle anderen Symptome sind mal mehr mal weniger vertreten.
Die letzten mg sind die schwersten. Reduziere am besten mg für mg runter und gib deinem
Körper ein paar Woche Zeit sich an die neue Dosierung zu gewöhnen. Mir helfen Beruhigungstees und Neurexan ganz gut wenn ich wieder diese Unruhe verspüre…

@Freiseinn , danke für deine Nachricht. Leider hab ich sie gerade erst gelesen. Das Buch ist angekommen. Eine Woche noch arbeiten und dann habe ich 3 Wochen Sommerurlaub, in der Zeit werde ich das Buch in Ruhe lesen. Dann kann ich dir gerne Rückmeldung geben.

Liebe Grüße

Ich hab auch genug Horrogeschichten gelesen, und dass man so und so langsam abdosieren soll, hab mich davon aber nur kurz kirre machen lassen. Anfang Mai habe ich das Sertralin abgesetzt, nach etwas über einem Jahr. Brain zaps hatte ich auch, ein paar Tage recht heftig. Ansonsten hielt es sich in Grenzen. Nach zwei Wochen waren jegliche Symptome vorüber. Macht euch nicht vorher schon verrückt. Das Absetzen muss nicht bei jedem ein Horror sein.

Bei sedierenden ADs kann das schon herausfordernder sein, da sie eine ziemlich fiese Rebound Schlaflosigkeit verursachen können. Außerdem sind die meisten sedierenden ADs auch starke Antihistaminika, was zusätzliche Symptome wie Übelkeit oder allergische Reaktionen mit sich bringen kann. (Histamin-Rebound). Von den 7,5mg Mirtazapin kann ich mich auch noch schwer trennen. Möchte es allerdings demnächst versuchen.

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Dr. med. Andreas Schöpf
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