Lucy10
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ich bin mir nicht sicher ob ich hier im richtigen Bereich bin. Eigentlich weiß ich nicht mal genau welche Frage ich habe, ich möchte gerne meine Geschichte erzählen, mich ein bisschen ausweinen. Ich erzähle sie hier, weil ich niemandem in meinem Leben habe dem ich die ganze Wahrheit erzählen könnte ohne Gefühle zu verletzen.
Vor etwa 8 Jahren erfuhr ich dass ich fortschreitend körperlich erkrankt bin, ich bin noch nicht pflegebedürftig aber alleine leben und mich versorgen könnte ich auch nicht mehr. Ich sage das nicht weil ich Mitleid möchte, sondern weil es wichtig ist um die Zusammenhänge zu verstehen. Im Lauf der Zeit konnte ich immer weniger sexuell aktiv sein und mein Mann litt darunter natürlich obwohl er sich nie beklagt hat. Er kümmert sich noch immer um mich und er wird das tun bis ich sterbe, was in spätestens 1 Jahr soweit sein wird wenn man den Ärzten Glauben mag.
Meine Erkrankung ist schmerzhaft und so verlor ich immer mehr auch das Interesse an körperlicher Zärtlichkeit, oft ist sogar die leichteste Berührung unerträglich.
Vor ca. 4 Jahren habe ich ihm das Angebot gemacht seine Bedürfnisse diesbezüglich außerehelich zu befriedigen, ich wollte nur nicht dass er das im Bekanntenkreis macht und ich wollte keine Details erfahren. Daran hat er sich immer gehalten und er war immer sehr rücksichtsvoll und diskret. Aber natürlich war er dadurch und dass es ihm schwerfiel mich leiden zu sehen immer weniger zuhause. Ich flüchtete mich an den Computer und entdeckte ein Hobby aus meiner Jugend neu, Computerspiele.
Ich versank in dieser nicht realen Welt in der ich gesund sein konnte, in der mir niemand mit mitleidigem Blick und Neugier in den Augen begegnet ist. Ich integrierte mich in eine Gruppe und verbrachte mehr und mehr Zeit dort. Meinen Mann hat es nie gestört oder falls doch, hat er zumindest nie etwas gesagt.
Ich freundete mich besonders mit einem jungen Mann an, etwas jünger als ich, aufmerksam und hilfsbereit. Ich möchte es nicht zu sehr in die Länge ziehen, es kam wie ich es nie erwartet hätte, ich verliebte mich in ihn.
Natürlich habe ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, aber meine Gefühle beruhten auf Gegenseitigkeit. Irgendwann gestand er es mir und ich gebe zu ich war zu egoistisch um auf seine Gesellschaft verzichten zu wollen. Ich war nicht ganz ehrlich zu ihm, ich verschwieg meine Erkrankung weil ich nicht wollte, dass er mich mit anderen Augen sah, aber ich habe ihm vom ersten Tag an gesagt, dass es nie mehr zwischen uns geben wird, es niemals ein Treffen in der realen Welt geben wird und er hat das akzeptiert. Das war vor etwas mehr als 1,5 Jahren und ich habe seither jeden Tag mehrere Stunden in seiner Gesellschaft verbracht. Es war unbeschreiblich, ich war richtig glücklich, verliebt wie ein Teenager.
Es wurde mehr und mehr, die Gespräche wurden intimer, ich spürte wie ich wieder sexuelles Verlangen empfand. Irgendwann Nachts kam es zum TS und es blieb nicht bei einem Mal. Wir wurden offener und offener, tauschten uns über Fantasien und Träume aus. Er fragte noch ein paar Mal nach einem Treffen aber hat mein nein immer akzeptiert und auch keine weiteren Fragen gestellt.
Ob mein Mann es weiß kann ich nicht beantworten, dass es da jemand Besonderen gab, blieb ihm nicht verborgen, er nannte ihn scherzhaft meinen Spielefreund. Falls er gemerkt hat wie tief meine Gefühle für den jungen Mann gehen und was da öfter mal nachts vor sich ging wenn er schlief weiß ich es nicht denn er hat nie etwas gesagt und obwohl ich durchaus ein schlechtes Gewissen hatte, konnte ich mich erstaunlich gut mit meinem Betrug arrangieren.
Ich redete mir ein es wäre nicht so tragisch, ich würde mir den Sex ja nur wünschen, nicht ihn wirklich ausleben, was mir körperlich auch nicht mehr möglich wäre. Das schlechte Gewissen schlug doppelt zu, einerseits weil ich meinen Mann betrog, aber andererseits auch weil der junge Mann sich sehr auf mich fokussierte. Meine Gefühle für ihn wurden immer tiefer, wir banden uns richtig aneinander, wenn jemand neues zu unserer Gruppe kam stellte er mich als seine Freundin vor. Ich begann zu befürchten, dass er sich so an mich band, dass er keine Chance mehr hatte in der echten Welt eine Frau kennenzulernen mit der er auch eine echte Zukunft haben könnte. Und obwohl ich das wusste, konnte ich nicht von ihm lassen, er war ein erwachsener Mann der selbst entscheiden musste. Ich liebe ihn, ich habe ihn nie im realen Leben gesehen, aber ich liebe ihn.
Insgeheim wusste ich natürlich immer, dass es irgendwann enden muss. Ich habe mir für ihn gewünscht, dass er jemanden kennenlernt und eine echte Beziehung aufbauen kann und so kam es. Vor ein paar Tagen hat er mir gesagt, dass es vorbei sein muss weil er jemanden kennengelernt hat. Wir trennten uns freundschaftlich und er ging seiner Wege. Ich freue mich für ihn, aber für mich ist es die Hölle.
Ich habe das Gefühl ich versinke in dem Trennungsschmerz, ich vermisse ihn so sehr dass ich keinen Ausweg finde. All die Dinge die einem geraten werden wenn man Liebeskummer hat, Freunde treffen, raus gehen usw. kann ich alle nicht machen, weil ich dazu körperlich nicht fähig bin. Ich kann nicht mal mit jemandem darüber sprechen, weil niemand davon erfahren soll. Auch wenn ich kein sexuelles Verlangen mehr nach meinem Mann empfinde liebe ich ihn auf einer anderen Ebene. Ich respektiere ihn und bin ihm mehr als dankbar für alles was er für mich tut. Es kostet mich mehr Kraft als ich habe um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich am Boden zerstört bin.
Ich weiß nicht wohin mit meinem Schmerz, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie aber ich habe das Gefühl er bringt mich um.
Vielen Dank fürs Lesen und falls jemand einen Rat für mich hat, wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße, Lucy
21.07.2025 01:14 • • 23.07.2025 x 3 #1