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psychomum
Hallo an alle,

ich stell mir immer die Frage ob ich einfach zu empfindlich und sensibel bin für das ganz normale Leben.

Ich habe vor allem Angst, fühle mich mit 30 wie ein kleines Kind und komme nicht zurande. Es nervt mich so und ich will das gerne ändern, obwohl ich denke ich bin einfach nicht für den Alltag und das Leben gemacht. Gibt es sowas? Vielleicht hab ich auch Asperger? Ich bin einfach anders und es regt mich nur noch auf.

Kennt sowas auch jemand und was kann man dagegen tun?

Danke und Viele Grüße

17.07.2021 21:53 • 17.09.2021 x 1 #1


47 Antworten ↓


Hallo2020
Hey =)

Erst einmal ist keiner zu schwach. Jeder hat seine Schmerzgrenze und wenn die bei dir früher erreicht ist als bei anderen ist das überhaupt nicht schlimm. Ich kann von mir sagen das ich sehr viel weg und einstecken kann , empfinde aber Menschen die bei kleineren Dingen nicht zurecht kommen deshalb nicht als zu schwach.

Hast du eventuell Mal einen Test auf Hochsensibilität gemacht ? Das habe ich beispielsweise, zumindest bei äußeren Reizen. Während andere stundenlang in der Stadt sein können und den Lärm und die vielen Menschen ertragen können , hörts bei mir nach ner Stunde schon auf. Vielleicht ist das Mal ein Ansatz ?

17.07.2021 21:58 • x 2 #2


A


Zu schwach, sensibel und empfindlich für das Leben?

x 3


silverleaf
Hallo Psychomum,

konnte man Dir denn in der Klinik Dinge mit an die Hand geben, wie Du mit diesen Gefühlen und Gedanken besser umgehen kannst und inwieweit wurden Dir hilfreiche/funktionale gedanklichen Hilfen zur Alltagsbewältigung vermittelt?
(Manchmal fällt es ja schwer, diese gelernten Mechanismen/Fertigkeiten auch im ambulanten Bereich nach dem Klinikaufenthalt anzuwenden, gerade wenn der Klinikaufenthalt noch nicht so lange her ist.)

In der Klinik konntest Du Dich ja auch mit Mitpatienten austauschen, innerhalb von Gruppentherapien oder außerhalb davon, hast Du dort Gleichgesinnten finden können, die Deine Gefühle und Empfindungen teilen?
Und hat Dir das geholfen?

Inwieweit konntest Du in Bezug auf Deine Symptome insgesamt von dem Klinikaufenthalt profitieren,
und wurde die Verdachtsdiagnose Asperger in der Klinik gestellt?

LG Silver

17.07.2021 23:04 • x 5 #3


Spaceman
@silverleaf

17.07.2021 23:10 • #4


Spaceman
Zitat von psychomum:
ich stell mir immer die Frage ob ich einfach zu empfindlich und sensibel bin für das ganz normale Leben.



Ich stelle mir diese Frage auch schon seit langer Zeit. Eine wirklich befriedigende Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Aber vielleicht kann ich Dir einen anderen Blickwinkel geben. Auch ich vermute bei mir zumindest autistische Züge, aber so etwas können nur Fachleute diagnostizieren.

Die Sache ist so: In jeder Gesellschaft gibt es Rahmenbedingungen, in denen sich die Individuen zurechtfinden müssen. In diesen Rahmenbedingungen finden sind einige Individuen leichter zurecht und andere schwerer. Zahllose Personengruppen haben in unserer Gesellschaft Nachteile, weil die Rahmenbedingung nicht für sie gemacht sind. Dazu zählen unter anderem Frauen, Migranten, LGBTQ, Autisten, Behinderte, und, und, und.

Die Frage ist jetzt: Wenn eine Person in der Gesellschaft nicht richtig zurecht kommt, liegt dass dann an der Person oder der Gesellschaft? Beides ist richtig. Wäre die Person wie die anderen, dann käme sie zurecht. Aber: wäre die Gesellschaft anders, dann käme die Person ebenfalls zurecht.

Was will ich damit sagen? Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum mit einem ganz eigenen Satz an Stärken und Schwächen. Eine ideale Gesellschaft sollten allen Menschen Rahmenbedingung geben, die ihnen ein gutes Leben ermöglichen (Siehe dazu auch Artikel 1 - 3 des deutschen Grundgesetzes).

Du bist nicht falsch, Du bist anders. Ich halte es für das Wichtigste, die eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen. Vergleiche Dich nicht mit anderen, sei Du selbst und finde Deinen Weg. Und hilf mit, die Welt für alle Menschen - inklusive Deiner selbst - passender und freier zu machen.

Zitat von psychomum:
Ich habe vor allem Angst,

Angst lässt sich therapieren (ich selbst arbeite gerade dran, mich das zu trauen). Aber an der grundlegenden Sache des Andersseins wird das nichts ändern.

17.07.2021 23:17 • x 3 #5


Acipulbiber
Zitat von psychomum:
Hallo an alle, ich stell mir immer die Frage ob ich einfach zu empfindlich und sensibel bin für das ganz normale Leben. Ich habe vor allem Angst, fühle mich mit 30 wie ein kleines Kind und komme nicht zurande. Es nervt mich so und ich will das gerne ändern, obwohl ich denke ich bin einfach nicht für den Alltag und ...

Ich kann Dir nur sagen, Du hast doch nun schon so viel geschafft. Da kannst Du wirklich stolz drauf sein. Gib nicht auf und mach weiter in kleinen Schritten mit Unterstützung der Klinik

17.07.2021 23:31 • x 2 #6


Fiora
Liebe Psychomum,
in dieser Gesellschaft, die von Materialismus und Konsum geprägt ist, halte ich Sensibilität und Empfindsamkeit für ein wichtiges Gut. Es geht im Leben nun mal nicht vorrangig um höher, schneller, weiter, auch wenn uns das stetig vorgegaukelt wird.
Es ist schwer, mit hoher Sensibilität durchs Leben zu gehen , doch es ist auch eine Gabe. Ich kann dich nur ermutigen, dir und deinen Idealen treu zu bleiben. Nur, weil unsere Welt auf Logik und Zahlen aufgebaut ist, heißt es nicht, dass das auch des Weisheits letzter Schluss ist. Schon Hermann Hesse wusste anderes zu berichten.
Narziss und Golmund - Episode


Herzliche Grüße,Fiora

18.07.2021 00:24 • x 3 #7


Schlaflose
Zitat von Spaceman:
Dazu zählen unter anderem Frauen, Migranten, LGBTQ, Autisten, Behinderte, und, und, und.

Frauen? Das verbitte ich mir. Ich fühle mich als Frau in keinster Weise benachteiligt.

18.07.2021 08:09 • x 1 #8


Spaceman
Zitat von Schlaflose:
Frauen? Das verbitte ich mir. Ich fühle mich als Frau in keinster Weise benachteiligt.

Vielleicht fühlst Du Dich nicht benachteiligt (und das freut mich), vielen geht es aber anders. Und objektiv betrachtet, ist das auch leicht zu erkennen. Nur um drei typische Beispiele zu nennen: Chancen von Frauen, in Chefetagen einzuziehen, Lohngleichheit, Familie und Karriere. In jedem dieser drei Fälle haben es Männer eindeutig leichter.

18.07.2021 09:12 • x 5 #9


Schlaflose
Zitat von Spaceman:
Chancen von Frauen, in Chefetagen einzuziehen, Lohngleichheit, Familie und Karriere. In jedem dieser drei Fälle haben es Männer eindeutig leichter.

In meinem Umfeld sind sehr viele Frauen in Führungspositionen und haben auch gleichzeitig Familie. Wenn man es will, geht das, zumindest hierzulande. In islamischen oder sonstigen Ländern, wo Frauen keinen Wert haben, ist es natürlich anders.
Ich persönlich habe nie Wert darauf gelegt, Karriere zu machen und wollte auch nie eine Familie gründen und bin froh, diese Freiheit zu haben.

18.07.2021 12:11 • #10


zukunft-2021
Zitat von Spaceman:
Ich stelle mir diese Frage auch schon seit langer Zeit. Eine wirklich befriedigende Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Aber vielleicht kann ich Dir einen anderen Blickwinkel geben. Auch ich vermute bei mir zumindest autistische Züge, aber so etwas können nur Fachleute diagnostizieren. ...

Sicher kann man Ängste therapieren aber der Betroffene ist sehr schwach und braucht sehr viel Energie das tägliche Leben zu bewältigen. Und eine Therapie kostet auch Kraft, also wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, und der Betroffene muss bei der Stange bleiben.

18.07.2021 12:24 • #11


N
Mir geht es genauso. Ich fühle mich auch zu sensibel und empfindlich für das Leben. Schon kleine Schwierigkeiten können mich aus der Bahn werfen. Mir fehlt irgendwie das dicke Fell, das man braucht, um im Leben zu bestehen.

18.07.2021 13:09 • x 1 #12


Icefalki
Generell geht es nur um einen selbst. Man kann sich sehr wohl akzeptieren lernen, und darum geht es.

Angst entsteht nämlich nur, wenn man meint, nicht zu genügen. Und dieses Nichtgenügen definiert man ganz alleine.

Dazu sollte man aber wissen, was man eigentlich erwartet und was einem gut tut und was nicht. Alles andere ist Blödsinn.

Zu sensibel, zu schwach, zu empfindlich ist negativ belegt.

Akzeptanz von Sensibilität, Schwäche und Empfindsamkeit kann man nutzen, um wertvoll zu sein. Dann ist das positiv für einen selbst.

Ist eine ganz bewusste Entscheidung, wie man sich selber wahrnehmen möchte.

18.07.2021 14:05 • x 4 #13


psychomum
@Hallo2020 danke, ja das mit der Hochsensibilität habe ich auch schonmal gedacht... ansich ist es nicht schlimm...aber schwer zu händeln oftmals leider....

viele Grüße

18.07.2021 22:06 • #14


psychomum
@silverleaf

Hallo ich bin momentan noch in der Klinik, ich habe bisher die Diagnose Postraumatische Belastungsstörung erhalten und Depressionen, leider konnte ich noch nicht soooo viel lernen, da die Umstände mit meinem Exmann und meinen Sohn mich immer wieder in traumazustände katapultieren.... ich benötige Traumatherapie, allerdings ist mein Exmann der Täterkontakt, alles nicht so leicht.

Mir fehlen Menschen die mich durch diese schwere Zeit begleiten, hier in der Klinik bin ich verloren, die Mitpatienten helfen mehr, als das Personal leider....

trotzdem fühle ich mich so schwach und empfindlich...schon immer leider....

danke

18.07.2021 22:10 • x 1 #15


psychomum
@Spaceman das ist schön geschrieben und ich habe es selbst schon ganz oft so gedacht und gesehen.

Leider passt die Gesellschafft dann nicht für mich ... mir ist das alles zu laut, zu hektisch, herzlos und schnell... ich liebe die Natur, Ästhetik, Kunst, ich geh auch gerne mal shoppen aber diese ganzen Dauerstressquellen sind einfach nichts für mich....

Ich merk auch wie die Psychiatrie den Menschen krampfhaft anpassen will, oder eben die Rehaklinik in der ich gerade bin, es geht nur um die Arbeitsfähigkeit, nicht um andere Probleme, das macht mich wütend und traurig...

liebe Grüße

18.07.2021 22:17 • x 1 #16


psychomum
@Fiora danke, dass ist schön geschrieben Narziss und Goldmund sagte mir noch nichts, das schau ich mir jetzt mal an.

viele Grüße

18.07.2021 22:20 • x 1 #17

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psychomum
@Schlaflose doch Frauen haben es schwerer leider...auch wenn wir es hier in Deutschland noch gut haben....trotzdem ist es leider so... alleine schon körperlich gesehen...oder in Bezug auf nachts durch die Straßen schlendern...uvm.... es heißt ja nicht, dass Frauen minderwertiger sind, im Gegenteil...es geht ja nur darum, dass wir es schwerer haben und das ist leider so.

18.07.2021 22:24 • x 1 #18


psychomum
@Acipulbiber danke, dass mach ich und das ist nett, leider bekomm ich nicht die Unterstützung die ich benötige, das Thema mit meinem Sohn ist hier nur Nebensache für die Therapeuten, ich soll mich anstrengen und auf die Therapie konzentrieren, die gar nicht stattfindet... Trotzdem dankeschön

18.07.2021 22:28 • x 1 #19


psychomum
@nachtmahr genauso gehts mir auch...ich schaff zwar vieles, aber ich bin irgendwie verletzlicher als andere und benötige mehr Energie für alles. Was für andere normal ist, ist für mich immer eine Katastrophe

18.07.2021 22:29 • #20


A


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