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M
Hallo zusammen,

Zunächst einmal sorry, wenn es Fehler in meiner Sprache gibt. Deutsch ist nicht meine Muttersprache.

Also hier ist meine Geschichte.

Ich lebe seit 5 Jahren in Deutschland und aus verschiedenen Gründen und Problemen in meinem Land kann ich nicht zurückgehen. Es gibt auch kein rechtliche Probleme mit meinem Aufenthalt, so lange ich mein Leben finanziere. Ich habe einen guten akademischen Hintergrund und bin fast Experte auf meinem Gebiet. Das Problem ist, dass ich nicht das Gefühl habe, dass ich hier jemals als normaler Bürger akzeptiert werde. Ich meine nicht nur auf dem Papier. In den ersten Jahren habe ich gute Freunde gefunden, ich habe die Sprache sehr schnell gelernt, ich habe hier mit den besten Noten studiert, aber mit der Zeit habe ich mich gefragt, ob ich jemals in der Gesellschaft akzeptiert werde und nicht nur ein Gast bin. Ich isolierte mich mehr und mehr, bis zu dem Punkt, dass ich überhaupt keine Freunde mehr habe. Ich muss sagen, dass ich ein wenig empfindlich geworden bin aber für mich wurde es frustrierend, ständig nach den Unterschieden meiner Kultur gefragt zu werden, wann ich hierher gekommen bin und wann ich wieder gehen werde (was ich wahrscheinlich nicht will) und ähnliche Fragen. Ich hatte das Gefühl, dass manche Leute mich nicht einfach wie einen anderen Menschen akzeptieren können.

Es wird immer schwieriger für mich, neue Kontakte zu knupfen. Ich habe auch keine unterstützende Familie. Ich kann sagen, dass ich absolut niemanden habe, zumindest in Deutschland. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich beschwere mich nicht über das Land. Ich könnte das gleiche Gefühl in einem anderen Land haben. Es geht nur darum, fremd und allein zu sein. Es ist einfach frustrierend.

Ich wollte hier gerne reden, da Sie meistens Deutsche sind. Ich würde gerne Ihre Worte dazu hören

26.03.2021 02:37 • 26.03.2021 x 1 #1


3 Antworten ↓


moo
Willkommen!

Ich kann Dich sehr gut verstehen. Obwohl ich früher gerne in ferne Länder streifte und auch heute noch gerne daran denke, fühle ich mich zuhause am wohlsten. Sogar, dass ich seit 6 Jahren gerade mal 150 km von meiner Heimatstadt entfernt lebe, ist nicht immer leicht und ich habe seitdem hier auch nur einen echten Freund gefunden.

Ich kenne die Gründe nicht, die Dich zu uns führten. Ich lernte 2016 im Zug nach München einen Eritreer kennen und er erzählte mir seine Geschichte. Als ich ihm das Taxi zahlte, weil ihm jegliche Orientierung fehlte, gab er mir die Hand und fragte nach meinem Namen. Auch er nannte mir seinen und wir wünschten uns alles Gute.

Seitdem sind wir Freunde, auch wenn wir uns nie mehr sehen.

26.03.2021 07:08 • x 3 #2


A


Wenn man keine Heimat hat

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Calima
Zitat von mlegend:
aber mit der Zeit habe ich mich gefragt, ob ich jemals in der Gesellschaft akzeptiert werde und nicht nur ein Gast bin.


Wenn man als hier geborener Deutscher in ein anderes Bundesland mit einem anderen Dialekt zieht oder als Städter auf ein Dorf passiert genau das Gleiche: Man ist fremd - obwohl man seine Wurzeln im selben Land hat. Es dauert lange - oft sogar SEHR lange - bis man als dazugehörig betrachtet und behandelt wird. Gerade in ländlichen Regionen gilt oft erst die nächste - dort geborene - Generation als einheimisch. In großen Städten ist es etwas einfacher.

Wie schnell man als einer der Ihren akzeptiert wird, hängt auch immer davon ab, wie viel Mühe man sich gibt, dazuzugehören. Man muss von sich aus aktiv werden: Vereinen beitreten, sich sozial engagieren...- wenn man darauf hofft, dass man von selbst Anschluss findet, klappt das nicht.

Zitat von mlegend:
aber für mich wurde es frustrierend, ständig nach den Unterschieden meiner Kultur gefragt zu werden,

Das kann ich verstehen, weil es natürlich für dich immer wieder verdeutlicht, dass da als anders wahrgenommen wirst. Andrerseits ist es aber auch schlicht ein Zeichen von Interesse. Ich frage auch gebürtig deutsche Menschen, woher sie kommen. Sei es, weil mir Unterschiede im Dialekt auffallen oder einfach deswegen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Bei Menschen, die erkennbar einer anderen Kultur entstammen, ist mein Interesse nicht geringer - im Gegenteil. Ich habe viele Ländern bereist und eben dieses Interesse auch umgekehrt erlebt. Danach zu fragen, woher man kommt und wie es dort ist, wo der andere gelebt hat, ist eine völlig normale Methode, um einander kennenzulernen. Wenn dich jemand nach Unterschieden fragt, zeigt dir das echtes Interesse.

Bedenken sind tatsächlich oft eher bei Leuten angebracht, die nicht fragen. Im Idealfall - den du dir wünscht - sind es weltoffene Menschen, die einfach jeden nehmen, wie er ist. Davon gibt es aber nicht so viele. Es ist eher zu befürchten, dass sie dich bereits in eine Schublade einsortiert haben und zu wissen glauben, wer und wie du bist.

Zitat von mlegend:
ch hatte das Gefühl, dass manche Leute mich nicht einfach wie einen anderen Menschen akzeptieren können.

Solche Leute gibt es leider. Sie sind aber glücklicherweise nicht in der Mehrzahl. Die meisten anderen zeigen auf diese Weise einfach nur ihr Interesse.

Wie wäre es denn umgekehrt? Wenn ich in deinen Heimatort reisen würde: Wie würde man mir begegnen? Würde ich nicht gefragt, woher ich komme und wie es da ist?

26.03.2021 21:04 • x 1 #3


Mariebelle
Ich kann dich gut verstehen.

Ich bin selbst Auswanderin ,und das Ankommen,Aufbauen einer eigenen Infrastructure und support Netzwerk dauert viele Jahre.
Du musst dich also staendig um etwas bemuehen,bis du auch mal etwas zurueck bekommt.
Jetzt mit Corona ist alles sehr schwer,aber fuer jedes Land gibt es Expat Foren.

26.03.2021 21:21 • #4