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P
Gerade hab ich erfahren, dass mein alter Bio-Lehrer diese Woche Selbstmord begangen hat. Am Freitag ist die Beerdigung, zu der ich auch mit ein paar Freunden gehen werde.

Herr K war ein absoluter Menschenfreund, den man als Schüler einfach nur gern hatte. Er hatte immer ein Grinsen auf den Lippen, hat jede Stunde seine Witze erzählt, hat uns mit Geschichten über's Pilzesammeln oder Früher-hat-das-Fleisch-noch-nach-Fleisch-geschmeckt-Geschichten oft zur Verzweiflung gebracht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass in diesem Menschen, den Kollegen und Schüler immer als so lebensfroh und optimistisch erlebt haben so ein tiefer Abgrund war, dass er sich das Leben genommen hat. Ich bin erschüttert und auch sehr traurig. Herr K hätte der Welt noch viel von seinem Verständnis und seiner Nächstenliebe geben können. Wenn ich mir vorstelle, dass er nicht mehr da ist, dann merke ich, dass sein Tod eine riesige Lücke hinterlässt.
Sein Selbstmord lässt mich auch wieder an R denken, einen alten Schulfreund, der lange Zeit neben mir saß. Er hat sein Abi gemacht, ist zur Bundeswehr, hatte eine Pilotenausbildung und wollte immer Rettungsflieger werden, also Rettungshelikopter fliegen. Und dann fanden ihn seine Eltern eines Abends am Strick in seinem Zimmer hängen. Sein Vater hat ihn abgeschnitten und sofort den Krankenwagen gerufen, aber es war zu spät. Auch R erschien Freunden und Bekannten immer fröhlich, immer glücklich, so als hätte er ganz viele Pläne und Wünsche, so als hätte er noch viel vor. Wenn man ihn gefragt hat, wie es ihm ginge, sagte er immer, es ginge ihm gut. Aber innerlich muss ihn die Verzweiflung doch zerfressen haben.

Selbstmord ist eine seltsame Form von Tod für mich. Weil er mich bisher immer unvorbereitet getroffen hat, weil es immer genau die Menschen waren, die so voller Liebe und Zuversicht schienen, die sich dazu entschlossen haben, zu gehen.
Selbstmord lässt mich mich jedes mal aufs Neue fassungslos und geschockt zurück.

Heute denke ich an meinen Papa, der gehen musste obwohl er noch nicht wollte, und an Herrn K und an R, die gehen wollten obwohl sie noch nicht mussten.

18.05.2010 18:30 • 18.05.2010 #1


6 Antworten ↓


jadi
das ist so traurig...ich drück dich mal.......

18.05.2010 18:42 • #2


A


Selbstmord

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L
Ist jemand alt oder unheilbar krank rechnet man jederzeit mit dem Tod. Man ist drauf vorbereitet im Gegensatz zu Unfall oder Selbstmord. Da ist erst mal der Schock darüber dass ein lieber Mensch plötzlich nicht mehr da ist.
Dein Lehrer wird sicher seine Gründe gehabt haben. Vielleicht hat er selbst einen lieben Menschen verloren und sah die einzige Chance ihm (ihr) nahe zu sein darin ihm (ihr) zu folgen.
Vielleicht war er auch krank und wollte sich selbst Leid ersparen.
Gründe kann es viele geben, die zu erfahren würde aber nichts ändern.

Wenn er so war wie du ihn beschreibst hätte er sicher gewollt dass du ein glückliches Leben führst und fröhlich bist - denke immer daran.

Sei nicht zu lange traurig damit er wirklich in Frieden ruhen kann.

18.05.2010 19:02 • #3


S
Mein aufrichtiges Beileid und Mitgefühl liebe Bianca ..

Behalte ihn in liebevoller Erinnerung..denn er würde es so wollen, denk ich mir mal so... bin geschockt sorry,,,,

Alles hat seinen Sinn !!..

GLg Suma

18.05.2010 19:28 • #4


G
Herzliches Beileid, Bianca. So etwas trifft einen stark. Und man braucht eine ganze Zeit, bis man richtig verinnerlicht hat, dass dieser Mensch nicht mehr da ist.

Das weißt du ja selber, du hast schon Erfahrung damit. Trotzdem ist jeder solcher Abgang ein kummervoller Verlust.

Wenn Menschen eine ständig fröhliche Fassade aufgebaut haben, ist es praktisch unmöglich, sie zu durchschauen und selbst wenn man sie durchschaut hat, extrem schwer, sie zu durchbrechen. Manche Menschen bringen sich lieber um als anderen zu gestehen, dass sie sich sehr unglücklich fühlen und nicht wissen, wie sie da jemals herauskommen sollen.

Meine eigene Erfahrung sagt mir, man sollte idealerweise jedem Menschen, der einem etwas bedeutet, dies rechtzeitig und aufrichtig mitteilen. Das fällt aber oft sehr schwer, man denkt, es würde dem anderen nichts bedeuten und man würde sich nur lächerlich machen. In Wirklichkeit kann so etwas aber vielleicht dem anderen das Leben retten und einem selbst den vorzeitigen Verlust dieses Menschen ersparen.

18.05.2010 20:36 • #5


P
Ja Bianca, das ist furchbar schlimm und für uns unfassbar.
Auch ich habe Menschen so gehen sehen, und es ist immer ein Schock.
Aber glaub mir, Dein Lehrer hat jetzt seinen Seelenfrieden gefunden, den Er hier vermutlich stark vermisst hat.

18.05.2010 20:51 • #6


S
Liebe Bianca!
Auch von mir: Mein herzliches Beileid!
In solchen Momenten fehlen mir einfach die Worte!
Sei einfach ganz lieb umarmt!
Simmi

18.05.2010 21:31 • #7