Pfeil rechts

P
Hallo zusammen

Mein Name ist Olivia (18) und ich komme aus der Schweiz
Ich habe momentan ein Problem..oder Probleme und ich merke, ich kann diese nicht mehr selbst bewältigen und bräuchte Rat. Am 20.12.13 habe ich einen Termin bei einem Psychiater..ist zwar super aber das hilft mir für meinen jetzigen Zustand nicht.

Fangen wir mal von ganz vorne an; Ich bin mit 4 Halbgeschwistern aufgewachsen, 3 älteren Brüdern und 1 älteren Schwester und ich bin die Jüngste. Dazu habe ich noch 2 Halbschwestern mit welchen ich aber nicht aufgewachsen bin, wir haben stetig Kontakt, beide älter als ich und ich bin schon stolze Tante. Meine Mutter und mein Vater waren lange Zeit miteinander verheiratet, jedoch bin ich damit aufgewachsen, dass sie ständig gestritten haben. Wir waren alle froh um die paar Tage die man friedlich verbringen konnte, ohne Geschrei und Gezanke. Meine Mutter war schon immer sehr temperamentvoll, eine Perfektionistin. Ich war jedesmal glücklich wenn sie es war. Die meisten Tage waren jedoch schlimm, egal was man tat und wie man es auch anstellen wollte - es war falsch. Etwas wurde umgeschüttet und schon gab es Geschrei; Kannst du nicht aufpassen? Du bist doch manchmal echt eine Sau!. An allem gab es was auszusetzen. Mein Vater hielt zu uns und versuche es für uns so erträglich zu machen wie es nur ging. Irgendwann wurde meine Mutter arbeitslos, warum genau weiss ich nicht - ich war zu jung und habe auch nie nachgefragt. Sie trank immer mehr Alk., wurde immer launischer - es wurde immer unerträglicher. An Tage wie diese kann ich mich gut erinnern, ich kam von der Schule nachhause und war glücklich, habe gelacht und war fröhlich. Solange bis ich vor unserer Haustüre stand. Da war mein Lächeln schnell aus dem Gesicht verschwunden. Ich öffnete die Tür und meine Mutter sass entweder stockbesoffen auf dem Sofa und schaute Gerichtssendungen oder sie schlief ihren Rausch aus. Die Küche war gefüllt mit Weinflaschen und so lief es jeden Tag. War sie wach und betrunken, war sie aggressiv und es war am besten wenn man ihr einfach aus dem Weg ging. Die Streitereien zwischen meinen Eltern wurde immer schlimmer, immer Handgreiflicher. Meine Mutter schlug meinen Vater immer mehr, es wurde immer lauter. Am schlimmsten war es, wenn ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und das Geschrei anhören musste. Es war traumatisierend und beängstigend - vorallem für ein Kind. Ich muss wohl so ca. 8 gewesen sein.
So schleppten sich die Jahre dahin, die Streitereien blieben, es wurde immer wieder von Trennung geredet, der offensichtliche Alk. meiner Mutter wurde immer schlimmer. Bei meiner besten Freundin fand ich immer wieder Unterschlupf, während den Ferien. Irgendwann stellte sich heraus, dass meine Mutter an der Borderline Krankheit litt und ich bekam von ihrer Kindheit und Vergangenheit mehr mit, als ich ertragen konnte. Ich war schon immer ein starker Mensch und ich frass die Sorgen in mich hinein, schliesslich war ich emotional stark - das war mein Motto, so fühlte ich mich gut. Später wurde mir das logischerweise immer mehr zum Verhängniss. Meine Mutter war zwischendurch immer wieder in einer Klinik, jedoch empfand sie sich selber nicht als krank und so blieb die benötigte Therapie aus. Die Zustände zuhause wurden immer schlimmer, meine Geschwister waren zu der Zeit schon alle ausgezogen, haben jedoch genau den gleichen Terror miterlebt wie ich. Lange lange lange könnte ich noch erzählen, was alles passiert ist. Sie haben sich ein paar mal getrennt - eher war es ein herausschmeissen. An diese Tage kann ich mich auch noch gut erinnern, an dem mein Vater vor die Tür gestellt wurde - meine einzige Hoffnung - noch eine geklatscht bekommen hat, während ich weinen nebenan gestanden habe und meine Mutter angschriehen habe. Das kam öfters vor als ich zählen kann. Eine Nacht war besonders schlimm. Das musste um Weihnachten gewesen sein - ich wollte mir Barbie und der Nussknacker ansehen - Mein Vater hat getrunken. Meine Mutter hat getrunken. Beide waren betrunken und ich war alleine ohne Geschwister, auf mich alleine gestellt. Sie haben sich gestritten, angeschrien, irgendwann gegenseitig geschlagen. Mein Vater ist ein überhaupt nicht handgreiflicher Mensch, aber ihm wurde es zu viel und er wehrte sich halt und schlug einmal zu. Meine Mutter war am Boden und weinte. Ich wusste jedoch nicht zu wem ich gehen sollte. Ich verstand meinen Vater, aber auch meine Mutter. Es endete damit, dass ich Glück genug hatte, dass einer meiner Brüder anrief und schlussendlich die Polizei verständigt wurde. An eine Sache erinnere ich mich noch glasklar; sie hatten meinen Vater mit auf die Wache genommen und eine Polizistin fragte meine Mutter ob wir etwas zur Beruhigung bräuchten. Sie umarmte mich von hinten und flüsterte Das brauchen wir nicht. Wir sind stark. Der Geruch von Alk., ihre Stimme, die Tränen. Ich schüttle heute noch wenn ich daran denke, wie sehr mich das anwiderte.
Am nächsten Tag gab es eine grosse Aussprache und es fühlte sich so an als ob jetzt alles gut werden würde. Nein. Nichts wurde gut. Schlussendlich nach vielen Jahren liessen sie sich scheiden (was ich früher fürchtete und dann war es wie eine Erlösung). Als es noch weitere Ausseinandersetzungen mit meiner Mutter gab, rannte ich in einer Nacht zu meinem Vater und seitdem lebe ich mit ihm zusammen. Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Seither höre ich ab und zu was von meinen Geschwistern über sie oder sie schreibt mir. Antworten tue ich jedoch nicht.

Tja, jetzt bin ich 18, arbeite zurzeit in einer Grossfamilie mit 6 Kindern. Die Chefin ist fast wie eine Mutter für mich. Dort habe ich gelernt, wie es ist, schön und ruhig auszuwachsen. Ein Glas fällt um und setzt die ganze Küche unter Wasser? Kann passieren. Zimmer ist total unordentlich? Es gibt Wichtigeres. Schlechte Note mit nachhause gebracht? Nicht so toll, aber wir lernen gemeinsam nochmal.
Ich bin vom Charakter her sehr hilfbereit, freundlich, ein Sturkopf, sehr emotional und witzig. Jedoch ist mein Selbstbewusstsein bei Level 1 und ich habe den Verdacht, dass ich irgendwelche Ängste habe. Kontaktangst z.B. Seit März habe ich einen Freund. Mein erster Freund. Er wohnt in Australien, also ganz am anderen Ende der Welt, jedoch kennen wir uns nun seit schon gut 3 Jahren. Zuerst waren wir einfach nur gute Freunde und waren sehr sehr nah, jedoch waren wir beide immer etwas verknallt ineinander. Zuvor hatte ich keinen, ich konnte mich einfach nicht verlieben, wollte es und gleichzeitig wollte ich es doch nicht. So nah. Es machte mir manchmal Angst und ich hab es gesehen als wir noch im Anfangsstadium unsere Beziehung waren. Ich bin etwas mollig und wollte mich so nicht zeigen, versuche immer den Bauch einzuziehen (das ist etwas was mir meine Mutter auch eingetrichtert hat - ich bin dick und nicht gerade hübsch, also zieh den Bauch ein damit man deine fettschwarte nicht sieht) und kaschierte meine Röllchen wie auch immer ich konnte. Ich kann nicht ohne Make up herumlaufen weil ich mich sonst hässlich fühle, versuchte mich nie zu blamieren und immer perfekt zu sein. Mein Freund und ich arbeiteten sehr oft daran, tun wir auch heute noch und ich bekomme jeden Tag von ihm zu hören wie schön ich bin. Das kannte ich zuvor auch noch gar nicht und ich muss ehrlich zugeben, ich kann es nicht aktzeptieren. Es geht nicht. Ich kann einfach nicht. Das ist eins meiner Probleme; vor ein paar Wochen habe ich angefangen über unsere Beziehung nachzudenken und wenn ich mal anfange zu denken, kann ich nicht mehr aufhören. Ich fing an zu zweifeln, tue es heute noch. Liebe ich ihn wirklich? Bauchkribbeln hatte ich am Anfang und ich war wie besessen von ihm, musste immer mit ihm schreiben, es existierte nur noch er und sonst niemand. Und jetzt? Bauchkribbeln weg, kein dauerlächeln wenn ich an ihn denke. Kein warmes Gefühl um mein Herz wenn ich von ihm rede. Ich weiss nicht was ich mit diesen Emotionen anfangen soll, ich verstehe sie selber nicht. Ich verstehe MICH nicht. Auf gar keinen Fall möchte ich ihn hergeben oder verlieren, er ist mir so wichtig und ganz tief in meinem Herzen liebe ich ihn, das weiss ich aber momentan ist alles sowieso komisch (ich komme weiter unten dazu). Wir reden ganz offen miteinander darüber und er unterstützt mich wo er nur kann, er versteht es. Und er meint, das Gefühl würde wieder zurückkehren - erst recht wenn er mich besuchen kommt (Ende Januar 2014). Ich denke wir sitzen auch zu sehr aufeinander, 24/7 eigentlich, denn ich stehe morgens auf - arbeite - komme nachhause - Skypen und mit Skype schlafen gehen - aufstehen - arbeiten u.s.w. Die Wochenende verbringe ich auch meistens zuhause mit ihm, gehe selten raus und wir reden halt nur, spielen ab und zu ps3 online miteinander aber das wars. Kanns auch an dem liegen?

So, und nun zu meinem eigentlichen Problem - ich fühle mich seit ein paar Wochen total seltsam. Wir sind im November zu meinen Grosseltern in Deutschland gefahren. So, an sich ja schön und gut. Mein Vater jedoch ist momentan auch arbeitslos, trinkt mir etwas zuviel B. (also sehr sehr oft treffe ich ihn Abends angetrunken an) und befasst sich intensiv mit dem Thema Esoterik. Er hatte an einem Abend eine Vision - entweder man glaubt dran oder auch nicht - und wurde etwas verbal aggressiv, emotional und weinte, murmelte Sachen vor sich hin und ich gab mein Bestes um ihn zu beruhigen und ins Bett zu bringen. Diese Situation erinnerte mich ein wenig an meine Mutter, muss ich zugeben. Seither fühle ich mich niedergeschlagen, traurig, gestresst und leer. Vielleicht sind es alle Ereignisse auf einmal welche auf mich niederprasseln, ich kann es nicht sagen. Ich fühle mich innerlich betäubt, dieses Gefühl raubt mir all meine anderen. Ich kann nicht einmal das Gefühl beschreiben, es fühlt sich einfah nur schrecklich an. Also ob mir jemand die Luft nehmen würde. Seit Montag bin ich zuhause, weil ich einfach in Tränen ausgebrochen bin. Heute war es z.B. so, dass ich aufgestanden bin mit meinem Freund, ich fühlte mich okay, dann wieder schlecht und erbärmlich, weil ich nicht weiss wie ich für ihn fühle..was ich allgemein momentan fühle, habe geweint, mit ihm eine Diskussion gehabt, mir ging es wieder okay bis Abends, da fühlte ich mich wieder auf gut Deutsch gesagt schei.. Diese Gefühl, welches ich nicht beschreiben kann, kommt meistens Abends. Es ist wie als wäre ich hilflos, gefangen und ich möchte einfach das alles weggeht. Es ist schlimm. Wirklich schlimm. Jetzt bin ich neutral, mir ist so ziemlich alles egal. Mir könnte jemanden sagen, dass mein Vater jeden Augenblick sterben könnte, momentan empfinde ich nichts. Als wäre ich innerlich betäubt.
Ich bin einfach nur müde und erschöpft von allem. Ich weine nur noch und tue nichts anderes. Ich liege den ganzen lieben langen Tag im Bett, heule, fühle mich schlecht, schlafe und schaue ab und zu fern. Das wars. Keine Lust zu nichts, ich fühle mich einfach nur schrecklich. Ich weiss nicht was es ist, ich weiss nicht was ich tun soll - und das allerschlimmste für mich ist, dass ich nicht mehr weiss wie ich zu meiner Beziehung stehe. Ich weiss gar nichts mehr.
Kann mir bitte jemand Rat geben? Oder mir sagen warum ich mich so fühle? Normalerweise, wenn ich von der ganzen Geschichte mit meiner Mutter rede, fange ich an zu zittern oder fange an zu weinen. Jetzt gerade einfach gar nichts. Ich fühle nichts. Nicht mal für meinen Freund. Heute Mittag, da wusste ich, ja ich empfinde was für ihn und jetzt? Keine Ahnung..was ist das? Ich mag so nicht weitermachen..

Eure Olivia

12.12.2013 21:51 • 13.12.2013 #1


6 Antworten ↓


C
Puh einen schweren und lange Text hast du da, habe ihn jetzt sicherheitshalber 2x gelesen um nicht den Überblick zu verlieren. Ich kann leider natürlich auch nur vermuten was lost ist. Wenn ich bedenke was du bei deinen Eltern miterlebt hast kann ich mir sehr gut vorstellen das du unbewußt sehr starke Verlustängste hast, diese machen die Beziehung zu deinem Freund sicherlich sehr schwierig, jetzt wo er im Januar vorbei kommt wird das ganze auch noch realer als einfach nur auf die Entfernung. Das kann sicherlich sehr belastend und verunsichernd sein. Denk bitte jedoch daran ich vermute nur, da ich dich weder gut kenne, noch ein Psychologe bin. Die Dauermüdigkeit und Lustlosigkeit die du beschreibst erinnern mich an eine Depression, starke Niedergeschlagenheit in Kombination mit Antriebslosigkeit.

Der Termin am 20.12 ist sicherlich ein guter Anfang deine Probleme genau zu verstehen, ich halte dir dafür die Daumen.

12.12.2013 22:12 • #2


A


Innere Krise - etwas stimmt nicht

x 3


N
Hallo Olivia ein wirklich langer Text, aber ich habe ihn gern gelesen.
Das du das Gefühl hast deinen Freund nicht mehr zu lieben und dann doch wieder, ist bei Depressionen und ängsten leider eine Begleiterscheinung. Mir geht es oft genauso gerade wenn ich mich seelisch schlecht fühle, denke ich immer ich liebe ihn nicht. Also Gefühle trügen da des öftern.

Zu deiner anderen Geschichte mit deinen Eltern. Es tut mir sehr leid, dass du solche Erfahrungen machen müsstest. Ich finde es super, dass du einen Termin bei einem Psychiater hast. Der kann dir sicherlich erstmal weiterhelfen. Doch viel wichtiger wäre natürlich eine Therapie, da das was du erlebt hast verarbeitet werden muss. Mit professioneller Hilfe wirst du es schaffen es aufzuarbeiten ganz sicher .
Hast du eine Möglichkeit alleine zu wohnen?
Ich finde irgend wie das dein Vater auch in schwere Phase rutscht nicht sehr gut für dich. Du scheinst eine Depression zu haben und die Situation mit deinem Vater scheint dir nicht gut zu tun.

Ich kann dir nur raten, lass dich nicht von deinen Gefühlen täuschen. Aber ignoriere sie auch nicht, denn du solltest nichts tun oder aushalten was dir im Endeffekt ein schlechtes Gefühl bereitet

Alles Glück der Welt

Noir

12.12.2013 22:14 • #3


P
Danke euch, tut gut das mal so zu hören. Die Angst ihn nicht mehr zu lieben macht mir richtig zu schaffen.
Denkt ihr es besteht die Möglichkeit auf eine Depression? Ich hatte nämlich über die Jahre immer wieder kleinere Ausbrüche aber nichts so gewaltiges wie jetzt gerade. Früher mal, ja - aber seitdem ist es dann verschwunden..bis jetzt.

12.12.2013 23:02 • #4


C
Ja Depression ist genau das was ich vermute.

12.12.2013 23:09 • #5


M
Wir haben hier ein extra Thema zur Angst den Partner nicht mehr zu lieben, schau mal in der Kategorie Beziehungs und bindungsängste nach:)

Der Austausch dort hat mir sehr geholfen

Lg mal

12.12.2013 23:54 • #6


P
Dankeschön, die werd ich mir unbedingt ansehen. Momentan geht es mir so la la. Diese ständigen Gefühlsschwankungen machen mich echt fertig, ich weiss nicht was los ist und was genau ich eigentlich tief drinnen fühle..

13.12.2013 09:28 • #7





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag