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S
Guten abend z'sammen,

ich habe eine Frage: Mir ist bei mir etwas aufgefallen. Wenn mich etwas belastet schaffe ich es irgendwie nicht, mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Ich konzentriere mich immer auf das negative, was mir widerfahren ist etc. und mache es auch gegenüber anderen total groß.

Beispiel (jetzt einfach mal erfunden, aber das hilft es zu veranschaulichen):

Ich kaufe ein Sofa und es ist ein Unikat. Mir ist wahnsinnig wichtig, dass dieses Sofa super ist, weil das mein Ort der Ruhe und Erholung ist. Nun wird das Sofa geliefert und als das Sofa aufgebaut ist zeigt sich, dass einer der Lieferanten einen Fleck drauf gemacht hat. Im Laufe der nächsten Jahre würden diverse Flecken entstehen. Aber nun ist hier am Anfang (wo es doch ganz neu und perfekt sein sollte) ein Fleck drauf. Später würde es mich nicht stören, aber gerade jetzt am Anfang finde ich es ganz schlimm. Anstatt, dass ich mich nun freue, schaue ich nur auf diesen Fleck. Und dann verselbstständigt sich das: Anstatt den Fleck Fleck sein zu lassen, will ich ihn einfach weg haben. Weil er passt nicht zu dem, was ich haben will. Es sollte doch perfekt sein. Stattdessen ärgere ich mich nun immer, wenn ich den Fleck sehe über den Lieferanten. Ich dramatisiere das sogar gegenüber Freunden, dass ich es wirklich respektlos und unverschämt finde, dass man so mit fremdem Eigentum umgeht. Dilemma ist, ich kann das Sofa nicht zurückgeben, es ist ein Unikat. Und ich will genau das. Und ein Teil in mir weigert sich auch, wegen so was nun das Sofa aufzugeben.

Ich bin so hin und hergerissen zwischen: So ein Blödsinn, jetzt lass gut sein und Ne, wieso, da darf man sich aufregen. Aber ich mach mir den ganzen Spaß am Sofa kaputt. Vor allem diese Dramatisierung gegenüber anderen finde ich verwunderlich.

Ich versteh komischerweise gar nicht, was ich hier eigentlich mache. Wieso rege ich mich so auf? Wieso krieg ich nicht die Kurve mich auf das positive zu konzentrieren und mich dran zu erfreuen? Ich bin da so verbittert und miesepetrisch drauf, dass ich mich selbst über mich wundere.

Was nun?

Ich würde gerne überhaupt mal verstehen, was da in mir passiert. Ich bin da dann in den Momenten wie im Tunnel.

Könnt ihr das nachvollziehn und mir irgendwie erklären?

Danke euch

Tex

PS: Eine Freundin von mir hat mal gesagt: Du willst doch gar nicht mehr das positive sehen. Das fand ich auch unheimlich. Ich hätte eigentlich gesagt dass ich das negative nur deswegen so fokussiere, weil ich es nicht mag und deswegen dranrumbasteln möchte bis es verschwindet. Aber dass ich nur noch das negative sehen WILL wäre mir jetzt nicht in den Sinn gekommen.

03.08.2022 20:27 • 10.08.2022 x 1 #1


11 Antworten ↓


E
Moin.

Erklären kann ich es nicht, aber ich wäre auch richtig sauer bei einem Fleck auf einem Sofa, welches ein Unikat ist, wofür ich mein sauer verdientes Geld ausgegeben habe. Bei sowas könnte ich die Decke hoch gehen und alles daran setzen, dass dieser Fleck aus dem Sofa raus geht.

03.08.2022 20:31 • x 5 #2


A


Fokus auf das Negative und Dramatisierung

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S
Hallo,

Danke Dir. Aber nicht immer kann man etwas dran ändern. Und bei mir ist es auch der Fokus. Ich sehe nichts anderes mehr. Ich schau immer wieder drauf und aus dem einst positiven Gefühl mit Vorfreude entsteht Groll und negatives. Und dann bin ich im Dilemma weil das Sofa hergeben will ich auch nicht. Und gegenüber anderen eskaliert es total. Ich werde richtig übertrieben unfair etc.

Tex

04.08.2022 07:58 • #3


F
Kenne ich. Bei mir stimmt dann auch was in der Wahrnehmung nicht. Ich bin dann allerdings der Fall der nicht sauer auf andere ist sondern immer auf sich selbst. Egal ob ich für die Situation was kann oder nicht. Ich denke immer, ich habe alles schlechte verdient. Und dann kann man nun mal das Positive nicht sehen, weil sowas har man ja auf gar keinen Fall verdient. Je schlechter es mir allgemein geht, umso ausgeprägter ist das.

04.08.2022 08:06 • x 3 #4


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Zitat von Sinnsucher:
Ich versteh komischerweise gar nicht, was ich hier eigentlich mache. Wieso rege ich mich so auf?

Der Mensch neigt zum negativen denken, Dramatisierung, Selbstprophezeiung, Selbststigmatisierung, Leben einer Rolle/in einer Blase.

Positives Denken ist eine Lebenseinstellung, welche man lernen kann - wenn man das wirklich will.

04.08.2022 08:54 • x 2 #5


S
Hallo,

danke euch allen cube_melon, wie lernt man diese? Wie geht man da ran?

Fatuu, das ist natürlich auch nicht schön, tut mir leid zu hören Hast Du einen Weg gefunden, damit umzugehen?

Tex

04.08.2022 20:11 • #6


4_0_4
Zitat von Sinnsucher:
danke euch allen cube_melon, wie lernt man diese? Wie geht man da ran?

Ich habe einen Blog hier im Forum.
Das Inhaltsverzeichnis findest Du auf meinem Profil, unten im Gästebuch. Es ist der erste Eintrag. Und hier sind die Links zu dem 2-Teiler Positives Denken zu finden.

04.08.2022 22:30 • x 2 #7


S
Hallo,

ich habe nochmal eine Frage. Bei mir is es so: Wenn mor negative Dinge passieren ist es nicht nur ein ärgern. Es ist eine Verurteilung aufs Schärfste. Ich verstehe nicht wieso das so extrem ist. Auf der andern Seite denke ich: Man darf doch auch sehr streng zu anderen sein oder nicht? Auf der anderen Seite bau ich ja auch mal Mist aber in anderen Bereichen. Es ist bei mir meist wenn jemand mir gegenüber respektlos ist. Das ist dann wie eine Beleidigung mir gegenüber. Nach dem Motto... Wie kann man nur! Wieso reagiere ich da so extrem das ist total eigenartig.

Habt ihr eine Idee?

Dankeeee

Tex

08.08.2022 00:12 • x 1 #8


4_0_4
Zitat von Sinnsucher:
Habt ihr eine Idee?

Vorweg - was Du hast sind aus meiner Sicht, warum und wodurch auch immer, erlernte Verhaltensmuster.

Die Psyche ist modular und zwar mit koginitiver Re-Programmierung. Z.B. in einer Verhaltenstherapie.
Es ist ein Ablauf von Reflektion, Erkennung der Muster, verändern der Muster in der Theorie und dann das konsewuente Umsetzen in Live-Betrieb.

Das ist nun ohne Wertung, soll dir aber zeigen was ich meine.
In deinem Text ist negatives, dramatisierendes, selbststigmatisierendes und Du machst dich selbst runter.

Hier dein Text, so wie ich denke das man es für sich zuträglicher schreiben kann:

Ich habe eine Frage.
Bei mir ist es so - wenn mir negative Dinge passieren ist es mehr als ärgern. Es ist eine deutliche Verurteilung. Mir ist unklar warum das so. Auf der andern Seite denke ich: Man darf doch auch streng zu anderen sein oder nicht? Auf der anderen Seite unterlaufen mir auch mal Fehler, aber in anderen Bereichen.
Es ist bei mir so, wenn jemand mir gegenüber respektlos ist. Das ist dann wie eine Beleidigung mir gegenüber. Nach dem Motto Wie kann man nur so sein.
Wieso reagiere ich da so?

08.08.2022 07:14 • x 1 #9


S
Hm, das ist ja spannend, danke Dir! In meinem Kopf klingt alles, was ich mache, auch total logisch. Aber wenn ich Freunden das erzähle, dann wundern sie sich, wieso ich es mir so schwer mache...

Danke!

08.08.2022 22:48 • x 1 #10


4_0_4
Zitat von Sinnsucher:
Aber wenn ich Freunden das erzähle, dann wundern sie sich, wieso ich es mir so schwer mache...

Sicher, weil sie andere, effektivere Verhaltensmuster haben.

Alles auf einmal zu verändern ist unmöglich. Positives Denken erlernen und in sich zu kultivieren ist ohne Input von aussen am Anfang eher herausfordernd.
Man notiert sich seine Themen, wo man erkennt das man ungünstige Verhaltensweisen hat. Und zwar wirklich auf ein Blatt Papier (hat was mit Motorik und Koppelung zu tun).
Dann schaut man, wo der deutlichste Leidensdruck da ist und geht das eine Thema an.

Seine Gedankenketten kann man auch mit der Stoppschildmethode unterbrechen um dann mit Achtsamkeit das Muster zu erkennen und dann bewusst anders handeln/denken.

09.08.2022 20:41 • x 1 #11


moo
Hi Tex,

es hat etwas mit gefühlter Übergriffigkeit zu tun. Wenn das Sofa nicht Deins wäre, wäre der Fleck egal. Davon abgesehen: Kein Fleck ohne Sofa

10.08.2022 15:10 • x 2 #12


A


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