Mahala
Da hast du mir ja ein tolles Thema gegeben @Yalp
Um der Geschichte die dann in meinem Kopf Formen annahm einen Sinn zu geben,
muss ich leider so weit ausholen.
Deshalb hab ich schon mal alles was ich bis jetzt fertig habe gepostet, dass es nicht
zu lang ist.
Ich werde mich bemühen den zweiten Teil alsbald zu schreiben, aber dazu muss man
ja auch immer irgendwie in Form sein und Lust drauf haben und vor allem auch Zeit.
Wie auch schon @Salzarina schrieb. Manchmal passt es einfach gerade nicht.
@hereingeschneit, deine Gedichte finde ich sehr gelungen, mal was ganz anderes
Liebe Grüße an alle die hier lesen und schreiben. Leider immer noch mehr Leser als
Schreiber. Könnten sich ruhig noch ein paar trauen, einfach mitzumachen.
Die verborgene Falltür
Teil 1
Die strahlende Sonne knallte von einem unverschämt blauen Himmel und sorgte dafür, dass
Blumen ihre Köpfe hängen ließen und es überall irgendwie nach heißem Teer roch.
Die Rosen gaben ihren betörenden Duft dazuund der hochgewachsene Dill im Kräuterbeet
würzte diese wunderbare Mischung noch mal gut nach.
Genau das war der Duft ihrer Kindheit. Wie hatte sie diesen vermisst.
Hildegard streckte ihre Glieder, drückte ihren Rücken kräftig durch und klopfte sich die Erde
von ihrer blauen Latzhose.
Ihre etwas wilde Lockenpracht verbarg sie unter einem großen Sonnenhut. Ihre Arme und ihr
Gesicht waren braungebrannt, dadurch leuchteten ihre blauen Augen noch mehr.
Ein schöner Kontrast. Sie wusste, dass sie sich mit ihren 40 Jahren noch ganz gut sehen lassen
konnte und liebte es, sich von den Männern anschauen zu lassen.
Sie genoss es förmlich wenn die Augen der Männer zu funkeln begannen, wenn ihr Blick auf sie
fiel. Auch wenn es ihr nichts bedeutete, denn sie war ja in den besten Händen.
Gedankenversunken wühlte sie erneut in der Erde und zupfte raus was ihr in die Finger kam.
Jahrzehnte hatte sie in Großstädten verbracht und viel gearbeitet. Sie hatte vor langer Zeit ihre
große Liebe geheiratet und sie beide hatten immer nur ihre Karriere im Kopf.
Zeit für Kinder gab es da nicht. Aber beiden hatte auch nicht wirklich etwas gefehlt, sie waren sich
selbst genug.
Aber dann kam irgendwann der Punkt, dass sie Großstadtmüde wurden.
Sie hatten in all den Jahren immer gut verdient und sich ordentlich was auf die Kante legen können.
Also überlegten sie, sich ein Haus zu kaufen. Es sollte aber nicht einfach nur ein Haus sein,
sondern etwas besseres, etwas mit einem parkähnlichen Garten und bestenfalls mit einem
größeren Badeteich.
Sie erzählte ihrem Mann von ihrem Heimatdorf, in dem sie bis zu ihrem 14. Lebensjahr so schöne
Zeiten hatte.Von der Kirschblüte, von den vielen Äpfeln auf den Streuwiesen, von riesengroßen
Heuballen auf den Feldern.
Von akribisch gebauten Asthütten und von Füßen, die von Brennnesseln verbrannt waren.
Von abenteuerlichen Erkundungen in der Gegend und immer wieder vom alten Gutshof.
Dort lebte die Familie eines Freundes von ihr, der zwar zwei Jahre älter war als sie, den sie aber
trotzdem sehr mochte. Sie hielt sich oft und lange auf diesem Gutshof auf, traf dort auch gerne auf
den Vater des Freundes zu dem sie auch ein sehr vertrautes Verhältnis hatte.
Die Mutter des Freundes hatte ihn und den Vater kurz nach der Geburt verlassen und ist für immer
aus deren Leben verschwunden, daher zog der Vater den Jungen alleine auf.
Er pflegte immer nur kurze Bekanntschaften und wollte nichts Festes mehr.
Aber er kümmerte sich sehr um den Hof, die Tiere und den riesigen Garten mit den vielen
kleinen Gebäuden und Beeten.
Alles war sehr geschmackvoll angelegt, er hatte zweifellos auch gärtnerische Fähigkeiten.
So schwärmte Hildegard ihrem Mann solange etwas von ihrem Heimatort vor, bis er neugierig
wurde und sie bat, mit ihm dort hinzufahren, er würde das gerne mal alles sehen.
Nichts lieber als das.
Als sie wenige Tage später losfuhren, war sie sehr aufgeregt, würde es noch wie früher sein?
Würde sie noch jemand erkennen nach dieser langen Zeit?
Am Ortseingang klopfte ihr Herz wie verrückt, als sie den vertrauten Turm des Gutshauses vom
weiten zwischen den Wipfeln der Bäume sah.
Sie hielten an und ihr Blick schweifte über den ihr so vertrauten Garten und das alte aber immer
noch sehr gut erhaltene Gutshaus. Alles sah verlassen und verwildert aus und weit und breit war
niemand zu sehen. Sie dachte an ihre Mutter, die dieser trostlose Anblick wohl auch traurig
gemacht hätte.
Auch sie hatte dieses Anwesen sehr geliebt. Aber ihrer Mutter konnte sie leider nichts mehr
davon erzählen.
Sie sah in einem nahen Garten einen älteren Mann bei der Gartenarbeit und ging auf ihn zu
um ihn anzusprechen. Sie kannte ihn nicht, nahm aber an, dass er ihr Auskunft über das
Gutshaus und den Verbleib der Bewohner machen könne.
Sie erfuhr, dass ihr Freund irgendwo in der Weltgeschichte verschollen ist und nie wieder hier
aufgetaucht ist. Sein Vater sei vor zwei Jahren leider gegangen und seitdem werde der Sohn
wegen des Erbes gesucht.
Für den Hof und das Haus werde seitdem ein Pächter gesucht, der alles ein wenig in
Schuss halten sollte, bis das mit dem Erbe geklärt werden kann.
Erstaunlicher Weise fand sich niemand dafür, obwohl von der zuständigen Kanzlei nur eine
geringe Pacht gefordert wurde. Sie wollten das Haus erhalten, denn jeder weiß, wie schnell
unbewohnte Häuser verfallen.
Das ist genau das Richtige, schoss es wie ein Blitz durch
ihren Kopf…..
11.06.2022 08:43 • x 2 #301