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Jule_99
Triggerwarnung: Krebserkrankung, Tod, Angststörung


Guten Abend zusammen, ich sitze hier gerade auf dem Sofa und muss irgendwie alles mal loswerden. Da dachte ich mir, so ein kleines Tagebuch zu führen könnte mir vielleicht helfen auch um einige Dinge für mich im Nachhinein besser reflektieren zu können.

Nun ja, wo fang ich an?
Ich bin Julia, 22 Jahre alt und wurde in Köln geboren.
Meine Kindheit lief problemlos und glücklich bis zu meinem 13. Lebensjahr.
Die Ehe meiner Eltern ging zu Bruch - Trennung - Rosenkrieg - mein Bruder und ich mittendrin.
Da begannen meine psychischen Probleme (zumindest vermutet mein Therapeut, dass bis dahin alles so weit in Ordnung verlief).
Das war 2012.
Im März 2013 zog mein Vater aus und meine Mutter musste sich allein um alles kümmern. Auch wenn ich damals nie so wirklich dankbar war (Ja auch mich hat die Pubertät ziemlich stark erwischt) bin ich es heute umso mehr.
Im Jahr 2015 schloss ich meine Mittlere Reife ab und besuchte ab da ein Berufskolleg zum Erlangen meiner Fachhochschulreife. Spoiler Alarm: Ich habe es nicht durchgezogen.
Und warum?
Dank meiner Panikattacken, die Anfang 2017 wieder stärker wurden. Durch die immensen Fehlzeiten musste ich mein Fachabitur abbrechen und war mit 18 das erste Mal arbeitslos.
Mitte 2017 kam dann der erste heftige Schlag. Mein damals 15-jähriger Bruder bekam die Diagnose Morbus Hodgkin, Ende Stadium 2. Sechs Monate Chemo und Bestrahlung folgten. Eine unfassbare psychische Belastung für die gesamte Familie.
Meinem Bruder galt selbstverständlich die volle Aufmerksamkeit der Familie, während ich mit meinen eigentlich extremen Bedürfnissen so nebenherlief.
Im Oktober 2017 fasste ich den Entschluss: Ich gehe in eine Klinik.
Meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage, mir die nötige Aufmerksamkeit zu schenken bzw. mir zu helfen also brauchte ich Hilfe von außerhalb.
Insgesamt verbachte ich 12 Wochen in stationärer Therapie, ohne Medikamente, lediglich Therapie. Diese Zeit hat mir wahnsinnig geholfen, nicht nur meine Skills zu entdecken, sondern auch zu verstehen, wie die Psyche arbeitet und was sie alles verursachen kann.
Nach beenden der Therapie kam ich beinahe angstfrei nach Hause zurück und auch meinem Bruder ging es schon deutlich besser. Nicht nur mir hat die Therapie geholfen, meinen Eltern ebenfalls, die bis dato vollkommen überfordert waren mit psychischen Erkrankungen. Sie waren froh, zu wissen, dass auch mir geholfen wird auch wenn meine Erkrankung natürlich nicht so gut nachweisbar und sichtbar ist wie eine Krebserkrankung. Endlich brachten sie mir etwas mehr Offenheit und Akzeptanz gegenüber und unser Verhältnis begann sich zu entspannen.
Im März 2018 zog ich, aus wahrscheinlich unglaublicher Dummheit, zu meinem damaligen Freund in den Odenwald.
Er, damals 36 und Substanzabhängig, ich 18 mit Angsterkrankung.
Ich brauche euch sicherlich nicht zu erklären warum diese Beziehung nach zwei toxischen, für mich schlimmen Jahren endlich vorbei war.
Am 23.09.2019 stellte sich nämlich heraus, dass ein Hammerschlag des Schicksals nicht genügt: Nein es wollte mich bluten sehen.
Meine Mutter, mit der ich bis dahin ein wirklich liebevolles und sehr inniges Verhältnis aufgebaut hatte, bekam die Diagnose CUP-Syndrom. Vergrößerte, tumoröse Leber, keiner hatte eine Ahnung, wo dieser verdammte Haupttumor saß. Ihre Leber reichte bis zur Leiste, Metastasen rund um die Wirbelsäule. Prognose: 3 Monate.
Letztendlich starb meine Mutter nach einem kurzen, aber harten Kampf am 14.11.2019 im Hospiz.
Mein Leben war komplett zerstört. Einen Freund an meiner Seite, den das überhaupt nicht interessierte, der es nicht einmal für nötig erachtete, sich von der ,,behinderten‘‘ (Ja das waren seine Worte) zu verabschieden. Ich pendelte zwischen Köln und dem Odenwald um mich mit meinen letzten Kräften um meinen damals noch minderjährigen Bruder zu kümmern und meinem Vater, der soeben seine Beste Freundin verloren hatte, beizustehen.
Wir planten also die Beerdigung unserer Mutter, mit 17 und 20. Das sollten keine Kinder tun müssen. So früh sollte keiner sterben müssen. Aber nun war es so. Es galt für mich das geschehene aufzuarbeiten und meiner Mama, die von ihr explizit gewünschte, letzte ,,Party‘‘ zu ermöglichen.
Es klingt komisch das so zu schreiben, aber es war wirklich eine wahnsinnig schöne Beerdigung mit einer sehr persönlichen und emotionalen Rede, Musik ihrer Lieblingsband, bunter Kleidung und einem recht ausgelassenen Leichenschmaus.
Das war also überstanden und für mich ging es zurück in den Odenwald. Meine Scherben zusammen kleben, mein Leben neu ordnen.
Ich trennte mich direkt von meinem Ex Freund, trat einen Teilzeitjob im Verkauf an und begann mich aufzurappeln.
Im Juni 2020 lernte ich, wie der Zufall es so will, meinen Verlobten kennen. Einen Kunden, der sein Auto bei mir tankte und mich fragte: ,,Hast du gleich Feierabend? Wollen wir dann eine rauchen?‘‘
Wir verstanden uns sofort blendend und machten ein Date aus. Und gerade, wo ich das so schreibe, sitze ich hier und schaue ihm lächelnd beim Arbeiten zu.
Ich habe ihm viel zu verdanken.
Meine Ausbildung die ich endlich durchziehe.
Mein Fachabitur, dass ich nebenbei endlich durchziehe.
Ein Zuhause. Nicht nur eine Wohnung, sondern einen sicheren Rückzugsort.
Auch Zuhause ist nicht immer alles perfekt, aber ich werde geliebt und akzeptiert so wie ich bin.
Und das ist alles was zählt.

So und nun bin ich hungrig und müde.
Ich werde demnächst sicher daran anknüpfen, denn mittlerweile ist es 2022.
Habt einen schönen Abend ihr Lieben

Julia

09.02.2022 21:52 • 17.06.2023 x 12 #1


13 Antworten ↓


G
Hallo Julia,
da hast du ja schon ziemlich viel an unschönen Sachen erleben müssen
Umso schöner,dass du jetzt offensichtlich "angekommen " bist und liebe und Geborgenheit gefunden hast
wünsche dir alles erdenklich gute für deine weitere Zukunft!
Lg Gerald

11.02.2022 14:14 • #2


A


Jules Tagebuch

x 3


Jule_99
Happy Birthday to me.
Heute sollte eigentlich ein schöner Tag sein. Ich sollte glücklich sein, mich darüber freuen, dass ich 23 Jahre alt geworden bin, Meine Kerzen auf dem Kuchen auspusten und mir was wünschen.
Gewissermaßen war es auch ein normaler Tag. Gestern stand ich den halben Tag in der Küche und habe mir meinen Geburtstagskuchen gebacken, voller Vorfreude auf heute. Ich habe leider wohl etwas zu viel genascht beim Backen. Die Retourkutsche gab es heute Morgen um 4 Uhr.
Aber um chronologisch zu bleiben:
Meinen ersten Urlaubstag habe ich in der Küche zu gebracht. Ziemlich erschöpft bin ich um 23 Uhr ins Bett gekrabbelt mit dem Vorhaben, auf jeden Fall bis 0 Uhr wach zu bleiben. Hat so gut funktioniert wie immer: Nach 5 Minuten lag ich im tiefsten Koma
Von 0:00 bis 0:05 hat mein Verlobter mich wach gemacht – also wirklich der Tiefschlaf des Jahrtausends. Ich bekam mein Geburtstagsgeschenk und einen Kuss und legte mich wieder schlafen.
04:15 – Magenschmerzen, Übelkeit, der Drang, dass ich auf Toilette muss… mist… hätte ich mal weniger Kuchenteig genascht. Ich habe mir bitterböse den Magen verdorben und lag nach 45 Minuten endlich wieder, mit meinem Kirschkernpinguin bewaffnet, in meinem Bett.
Der Rest des Tages lief genau so bescheiden weiter. Ich bin so gegen halb neun aufgewacht: regen. Ich habe also meinen Freund geweckt und beschlossen, dass wir uns an der Tankstelle einen Kaffee holen und nochmal in den Baumarkt und zu Action fahren. Eigentlich wollte ich für meine Chefin, die ebenfalls heute Geburtstag hat, einen Kuchen backen, das habe ich jedoch auf morgen verschoben. Als wir wieder zuhause ankamen, habe ich geduscht und eine Spülmaschine angestellt. Im Anschluss habe ich mich wieder mit meinem Surface in mein Bett verkrochen und Jigsaw Puzzles gespielt. Meine Laune war echt im Keller, den ganzen Tag schon. Eigentlich wollten wir heute Abend essen gehen, ich hatte jedoch keine Lust mehr mich unter Menschen zu bewegen also habe ich uns kurzerhand eine große Dönerpizza bestellt und beschlossen, dass wir den Abend vor dem TV verbringen. Eben habe ich dann auch noch festgestellt, dass ich bei allem meinen Betablocker vergessen habe… naja nicht so schlimm.
Meine Laune ist immer noch derbe daneben. Mir hat jeder erdenkliche Mensch gratuliert, abgesehen von meiner Oma, die es wahrscheinlich einfach nur vergessen hat und meiner Mama. Den ganzen Tag bekam ich Glückwünsche… aber irgendwie hat mich keiner davon so wirklich zufrieden gestellt. An solchen Tagen merke ich wieder, wie endgültig es ist. Das ist mein dritter Geburtstag ohne Mama und ich muss sagen, es wurde von Jahr zu Jahr schwerer.
Ich werde jetzt versuchen zu schlafen und das einfach zu vergessen. Klar war es irgendwo ein schöner und entspannter Tag, andererseits war es aber auch die komplette emotionale Achterbahn.

15.03.2022 23:39 • x 2 #3


Acipulbiber
Alles Gute zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir .

15.03.2022 23:56 • x 1 #4


Jule_99
Huiuiui ich habe gerade festgestellt, dass mein letzter Beitrag schon wieder Monde her ist. Das wird bei meinem Rhythmus wohl doch eher ein Monatsbuch.

Naja, wo soll ich anfangen?
Es ist viel passiert, eher negatives als positives.
Mir ging es nach meinem Geburtstag erstmal wieder besser. Samstags sind wir nach Köln zu meiner Familie gefahren. Anstatt ein schönes Wochenende zu verbringen, hat mein Vater es mal wieder geschafft, einen riesen Streit vom Zaun zu brechen. Seit dem sprechen mein Vater und mein Verlobter kein einziges Wort mehr miteinander. Ich kann meinen Freund absolut verstehen, er ist zu 300% im Recht. Was mich stört: Ich stehe mal wieder dazwischen. Mein Vater wird als Gesprächsthema konsequent vermieden, Kontakt auf das nötigste beschränkt, da ich seinen Kindergarten einfach leid bin.
Meine schriftliche Abschlussprüfung zur Verkäuferin am 03.05 habe ich mit der Note sehr gut bestanden. Die mündliche folgt am 11.07.
Aktuell ist es auf der Arbeit aber ziemlich belastend. Meine Kollegin hat sich mit Ansage am Tag nach ihrem Urlaub krank gemeldet, der andere Kollege hatte ab dem Tag Urlaub. Chefin krank. Also waren wir zu dritt. An diesem besagten Montag hatte ich wie aus dem nichts Magen Darm Beschwerden mit denen ich im Normalfall zum Arzt gegangen wäre.
Drei mal dürft ihr Raten, wer vor drei Wochen natürlich nicht beim Arzt war?
Richtig. Ich.
Also laufe ich seit 3 Wochen mit immer wiederkehrenden Beschwerden durch die Weltgeschichte und acker mir den Ar. ab. Ich arbeite mich also körperlich kaputt für ein mickriges Azubigehalt.
Und warum?
Meine Kollegin wird aufgrund ihrer Ankündigung entlassen.
Mein neuer Ausbildungsvertrag ist jedoch noch nicht geschrieben.
Schreibe ich mich krank, riskiere ich also ab dem 12.07 arbeitslos zu sein. So wie meine Vorgesetzten aktuell drauf sind, lege ich meine Hand dafür nämlich nicht ins Feuer, dass man sich an Absprachen hält.
Also.... ich liege hier mit Übelkeit, leichten Bauchschmerzen, der wahrscheinlich komplett unbegründeten, panischen Angst vor einer Blinddarmentzündung und hoffe dass es bald endlich besser wird. Wie und wovon es besser werden soll, weiß nur der liebe Gott.
Eigentlich habe ich mich auf morgen gefreut. Wir fahren nach München und ich habe die Gelegenheit mich ein wenig in der Stadt herum zu treiben und mir das ein oder andere anzusehen. Jedoch wird das alles gerade überschattet von meiner schrägen Panik.

29.06.2022 21:58 • x 1 #5


Beebi
@Jule_99

Happy Birthday auch von mir . Es berührt irgendwie seh , was du schon durchmachst musstest . Ich wünsche dir , alles erdenklich gute

29.06.2022 22:02 • x 1 #6


Jule_99
@Beebi Danke für deine nachträglichen Geburtstagsgrüße.
Ja einfach war das alles nicht und so wirklich verarbeiten kann ich das auch nicht. Wie man so schön sagt: Das Schicksal ist ein mieser Verräter! Das wird ganz oft deutlich, wenn ich - meistens unbewusst - mit meinem Galgenhumor von dem eigentlichen Schmerz ablenken will.
Gerade an Tagen wie heute, an denen es mir körperlich nicht gut geht, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als bei meiner Mama im Arm zu liegen.
Mein Verlobter ist natürlich da, er versucht auch mich abzulenken und auch wenn ich ihn wirklich liebe - eine Mama und ihre Rolle kann er nicht ersetzen.
Ich lerne irgendwie damit zu leben, es zu akzeptieren, denn ändern kann ich es nicht. Das bedeutet aber nicht, dass es weniger weh tut.
Ich danke dir für deinen Kommentar und deine lieben Worte.
Hab einen schönen Abend.

29.06.2022 22:12 • x 1 #7


Beebi
@Jule_99

Du bist toll !

Dankeschön , dass wünsche ich dir auch .

29.06.2022 22:18 • #8


Jule_99
Ohman. Seit Freitag Nacht habe ich tierische Zahnschmerzen.
Aufgrund von Stress und Personalmangel habe ich es bisher nicht zum Zahnarzt geschafft.
Heute ist Mittwoch.
Meine Zahnärztin ist nicht im Haus, nur ihr Metzger Kollege.
Als Angstpatientin natürlich keine guten Voraussetzungen. Ich soll um 10:45 bei eben diesem Metzger auf den Stuhl krabbeln.
Ich habe zwar lediglich um ein Antibiotika und Schmerzmittel gebeten um die Zeit zu überbrücken bis meine Zahnärztin zurück ist, dem Wunsch kam man aber nicht nach. Eigentlich wollte man mich sogar komplett nach Hause schicken. Jetzt schon wieder psychisch am Ende.
Ich habe so eine Angst vor diesem Mann, dass ich nicht weiß, wie ich meinen Mund offen halten soll. Dafür habe ich einfach zu viele negative Dinge über ihn gehört und ihn auch von anfang an als eher unangenehmen Menschen wahrgenommen.
Ich hoffe er hört wenigstens anständig zu. Ansonsten stehe ich auf und gehe. Dann muss ich halt so ausharren.

13.07.2022 10:22 • #9


Jule_99
Alter... wenns einmal läuft, dann läuft es. Mein Zahn wurde derweil behandelt, er war nicht mehr zu retten und es wurde eine Wurzelbehandlung begonnen.
Zwischenzeitlich hatte ich einen Wildunfall, ohne große Schäden dafür mit einem riesen großen Schock.
Seit Dienstag Nacht läuft es wieder spitzenmäßig... nicht. Denn ich kann kaum noch laufen.
Ich hab mich ins Bett gelegt und aus dem nichts hatte ich höllische Schmerzen im Knöchel.
Natürlich war Dr. Google gleich am Start und offerierte mir den frühen Tod durch Thrombose. War ja klar. Naja Mittwoch um 3 Uhr aufgestanden, zur Frühschicht gefahren, den Tag irgendwie hinter mich gebracht.
Abends als ich im Bett lag - die Schmerzen wurden schlimmer und die Panik ebenfalls. Mein Knöchel war vor Schwellung kaum noch zu sehen. Man konnte nur erahnen, dass er irgendwo dort sein müsse. Also ab in die Notaufnahme.
In der Notaufnahme wurde mir dann Blut abgenommen zwecks dDimere. Alles tippitoppi ABER erhöhte Entzündungswerte. Ohne weitere Maßnahmen oder Untersuchungen wurde ich nach Hause geschickt und sollte mich beim Hausarzt melden.
Gesagt getan, heute in meiner Mittagspause angerufen und direkt für 18:30 noch einen Termin bekommen.
Den ganzen Tag war alles einigermaßen gut, mal ein zwicken hier, ein stechen dort aber aushaltbar.
Den Fuß schön dick mit Arnika eingecremt.
Überweisung zum Röntgen und ein Rezept für eine Bandage.
Und jetzt wieder Schmerzen. Komme mir verarscht vor von meinem eigenen Körper.
Ich hoffe dass das was auch immer es ist schnellstmöglich abheilt und ich dann endlich mal Ruhe hab.

28.07.2022 22:31 • #10


Jule_99
Mein letzter Beitrag ist lange her und seitdem ist viel passiert.
Ich wurde von meinem Ex-Chef (ja ihr lest es schon richtig) übernommen und habe das dritte Lehrjahr begonnen. Im Oktober hatte ich jedoch die Schnauze voll, ständig das Gehalt unpünktlich oder nicht vollständig, nur noch Stress mit seiner Tochter, also habe ich Bewerbungen geschrieben und was soll ich sagen?
Seit dem 01.11 arbeite ich in einer Edeka Filiale und würde es nicht mehr ändern wollen. Auch wenn ich leider zum 01.04 versetzt werde, der Karriereleiter wegen. Ich habe mich dort so gut eingelebt, viele der Kollegen sind mittlerweile auch ein fester Bestandteil meines privat Lebens und auch der Chef bzw Marktleiter ist klasse.
Ich wurde nach nur 3 Monaten auf eine Versetzung angesprochen und werde noch vor Ende der Ausbildung als Abteilungsleitung eingesetzt. Einerseits ein riesen Lob für meine geleistete Arbeit, ich freue mich total über diese neue Chance. Andererseits bin ich seit der Verkündung leider wieder öfter psychosomatisch. Ich habe riesendolle Versagensangst und vor allem Angst, dass ich im neuen Markt keinen Anschluss finde. Die Einarbeitung ist leider auch mangelhaft erfolgt, sodass ich nach meinem Urlaub ins kalte Wasser geschmissen werde. Zusätzlich hatte ich vor 4 Tagen Geburtstag, auch wie die letzten Jahre ein ziemlich bescheidener Tag.
Am Dienstag war ich wegen einer starken Erkältung beim Arzt. Da das Vertrauen in meinen bisherigen Hausarzt mittlerweile leider erloschen ist, entschloss ich einen neuen Arzt auszuprobieren. Was soll ich sagen: Eigentlich wollte ich beruhigt, mit einem Rezept und einer Krankmeldung die Praxis verlassen. An stattdessen kam ich zusätzlich mit einem Organspendeausweis, einer Überweisung zur Darmspiegelung, allen möglichen Flyern und einem Check-Up Termin wieder raus. Einerseits fand ich es gut, dass der Arzt mich darüber aufgeklärt hat, wie wichtig Vorsorge in meinem Fall ist aufgrund zahlreicher Krebsvarianten in der engeren Familie – einschließlich Darmkrebs. Andererseits hat er mich echt zum ungünstigsten Zeitpunkt erwischt. Er ist auch leider null komma null auf meine aktuelle Lebenssituation eingegangen. Er bestand förmlich auf einen Check-Up am 03.04. Problematisch, da ich am 03.04 den ersten Tag in der neuen Filiale habe. Er bestand auch darauf, dass ich die Darmspiegelung vor April machen lasse. Da ich aber am Freitag in den Urlaub fahre und erst am 01.04 wieder komme, wird auch das unmöglich. Und das werde ich auch nicht tun. Ich verstehe, dass Vorsorge wichtig ist und mir im Zweifel das Leben retten kann, jedoch verstehe ich nicht, wie man einen Menschen so unter Druck setzen und verängstigen kann wenn angegeben wurde, dass er Angstpatient ist. Finde ich sehr unsympathisch. Alles auf einmal und bloß keine Möglichkeit um sich erstmal an die Umgebung zu gewöhnen bzw festzustellen ob der Arzt zu einem ,,passt‘‘ oder nicht. Weiß nicht ob ich da je wieder hin gehen werde, werde mich wahrscheinlich nach einem anderen Arzt mit etwas mehr Empathie bzw Einfühlungsvermögen umsehen. Wie seht ihr das?
All das hat leider dazu geführt, dass ich mich die letzten Tage wieder sehr auf das ledigliche Existieren konzentrieren muss. Ich fühle mich wie gelähmt und gleichzeitig bin ich in Hab-Acht-Stellung. Ich habe keine körperlichen Beschwerden abgesehen von der diagnostizieren Bronchitis und Zahnschmerzen, trotzdem achte ich wieder auf jedes zucken. Einfach nur anstrengend. Dabei wollte ich mich eigentlich im Urlaub entspannen.

19.03.2023 20:21 • #11


Jule_99
Seit gestern dreht mein Kopf und auch der Körper wieder völlig frei. Ein leichtes Ziehen in der rechten Bauchseite: mein erster Gedanke war natürlich der Blinddarm.
Alle Alarmglocken gingen an, sämtliche Symptome durch gegangen, wie bescheuert auf einem Bein durch den Flur gehüpft und die Beine bis zum Brustkorb gezogen. Keine Übelkeit, guten Appetit, kein Fieber und auch beim springen oder Bein anziehen keine Schmerzen. Es war auch wirklich nur ein dezentes Stechen, keine Höllenqualen und nichts, wofür ich normalerweise sofort zum Arzt rennen würde. Und das Bemerkenswerteste daran: Als ich abends, eingekuschelt an meinem Partner, im Bett lag war von dem Stechen weit und breit nichts mehr zu sehen. Gut dachte ich, wahrscheinlich wirklich nur der Stress, oder dein Uterus, immerhin ist der Pillenblister am Sonntag auch wieder zu Ende.
Heute Morgen bin ich wach geworden, symptomfrei, setzte mich an meinen Schreibtisch und fing an zu lernen. Ich schreibe nächsten Mittwoch meine Abschlussprüfung zur Kauffrau im Einzelhandel, habe vor 2 Wochen die Filiale gewechselt, um eine eigene Abteilung zu übernehmen und gebe neben bei der Tochter meiner Arbeitskollegin Nachhilfe, da diese am Dienstag ihre Verkäuferprüfung ablegen muss. Also ist momentan echt alles andere als stressfrei.
Jedenfalls saß ich da so an meinem Schreibtisch, als sich mein Bauch meldete. Nicht mit Stechen, sondern mit einem sehr merkwürdigen Gefühl, von dem ich nicht mal weiß, wie ich es beschreiben soll. Diese spezielle Stelle spüre ich den ganzen Tag schon überdeutlich. Ich fühle genau wie sich die Hose darüber anfühlt, wie der Gürtel ab und an drückt, kein Spannungsgefühl aber so ähnlich. Dann kam das Ziehen auch mal von links was mich wieder komplett verwirrte. Mein unterer Rücken drückt auch, ging also wieder davon aus: Hormone oder Stress. Aber je mehr man halt drüber nachdenkt umso schlimmer werden die Symptome und auch die Angst.
Sollte sich da bis morgen nichts getan haben, werde ich mal beim Hausarzt vorbeischauen. Aber was erzähle ich denen? Mir tut es ab und an mal links oder rechts weh, ein kurzer Stich auf der Skala eine 1/10, ich habe eine komische Empfindungsstörung rechts und mein Rücken drückt auch. Mein Pillenblister ist am Sonntag vorbei also es könnten auch die Hormone sein, denn Fieber habe ich nicht, und auch sonst keine Symptome, die auf eine Entzündung hindeuten… werde also wieder dastehen wie der größte Vollidiot. Ich hasse diese Ängste. Wieso kann ich nicht ,,normal‘‘ sein?

19.04.2023 21:15 • #12


Jule_99
Ich war dann also gestern Vormittag schnell Nachhilfe geben und bin danach zum Hausarzt gedüst. Auf der Fahrt zur Nachhilfe überkam mich die Angst so weit, dass ich das Gaspedal bis 120kmh durchtrat, um schnellstmöglich an der nächsten Haltebucht anzukommen. Bis ich dort ankam, hatte ich mich glücklicherweise wieder gefangen, das Gefühl ohnmächtig zu werden ließ nach und ich konnte durchatmen. Die Nachhilfe verging wie im Flug und die Fahrt zum Arzt war in Ordnung. Das war der erste Arzttermin seit langem, zu dem ich allein hingefahren bin. Ich kam dort auch relativ zügig dran, schilderte mein Anliegen, dass ich seit zwei Tagen immer mal wieder ein Ziehen im rechten Bauch spüre, wie ein Seitenstechen und gerne ausgeschlossen hätte, dass es der Blinddarm ist. Meine Hausärztin kennt mich seit 2018, sie weiß von meiner Angststörung und ist eine sehr ruhige und empathische Ärztin. Sie hat meinen Bauch kurz abgetastet, ohne Schmerzreaktion und auch abgehört und kam zu dem Entschluss: Was es auch ist, es ist sehr sehr unwahrscheinlich, dass es der Blinddarm sei. Ich könne beruhigt nach Hause fahren. Sie äußerte auf Nachfrage Möglichkeiten wie Stress, falsche Haltung, klassische Magen-Darm-Grippe, Eierstockzyste… die Liste war lang, nur meinen Horror konnte sie ausschließen. Nach kurzer Wasserstandsabfrage zur Stresssituation entließ sie mich nach Hause. Immer mal wieder keimt es seitdem in mir auf, aber dann sage ich mir selbst: ,,Nein, Frau Doktor hat gesagt es ist nicht der Blinddarm‘‘. Fieber habe ich auch keins. Mir ist gelegentlich etwas flau im Magen und mein unterer Rücken drückt, dank meiner super ungesunden Schreibtischhaltung der letzten Tage.

Ich hoffe, dass sich die Bauchschmerzen nach meiner schriftlichen Prüfung am Mittwoch wirklich in Luft auflösen und es eine klassische Stressreaktion des Körpers ist, auch wenn es mich verunsichert, dass es immer nur punktuell und kurz zieht. Ich versuche mir auch gezielt abends etwas Gutes zu tun, versuche mich zu beruhigen, denn ich lerne und lerne und lerne und mehr kann ich wirklich nicht tun. So schlimm war es aber bisher vor keiner Prüfung. Zumindest hatte ich keine Bauchschmerzen vorher, sondern dafür halt Herzrasen oder Schwindelattacken. Mit denen weiß ich mittlerweile umzugehen. Mit den Symptomen gerade fällt es mir zugegebenermaßen etwas schwerer.

21.04.2023 20:54 • #13


Jule_99
Hey ihr lieben.
Ich bin gerade etwas verzweifelt und fange langsam an meinem Verstand zu misstrauen.
Lange hatte ich nichts, bis ich Ende April plötzlich komische Bauchschmerzen bekam. Leicht, sie beeinflussen mich nicht auf der Arbeit und schränken mich auch sonst nicht ein, sie sind aber da. Mal links, mal mittig, aber überwiegend rechts.
Ich war damit bei 3 verschiedenen Ärzten bisher. Alle sind sich einig - lebensbedrohlich oder akut ist es sicherlich nicht. Und rational gesehen kann ich da nur zustimmen.

Unter der Woche war alles in Ordnung. Ich bin in den letzten Zügen meiner Ausbildung, habe gerade eine Abteilungsleitung angeboten bekommen und natürlich angenommen und dachte eigentlich ich sei recht stabil.

Gestern hatte ich den insgesamt vierten Arzttermin. Die neue Hausärztin gab mir einen Blutentnahme Termin für Mittwoch und besprach mit mir das weitere Vorgehen. An sich nichts dramatisches... Blut, Urin, Ultraschall etc pp. Blinddarm könne sie ziemlich sicher ausschließen und auch gynäkologisch war alles in bester Butter. Dennoch verunsichert mich das alles extrem. Ich fange an an mir selbst zu Zweifeln.

Heute hatte ich einen Tag frei. Mit der Hitze komme ich nicht besonders gut klar, also verpflanzte ich mich mit einem Eis vor den TV und beschloss endlich Riverdale weiter zu schauen.

Und dann stand ich auf um auf Toilette zu gehen und bemerkte dass ich das Gefühl hatte mich nicht auf den Beinen halten zu können. Schwankenden Schwindel. Im Sitzen und liegen gehts. Nur beim laufen und stehen macht es mich wahnsinnig.
Ich verstehe aber nicht, welchen Auslöser das ganze hat. Die Ärztin versicherte mir, dass ich so bald nicht sterben würde, meine schriftliche Abschlussprüfung habe ich mit 2 bestanden und vor den neuen Aufgaben habe ich eigentlich auch keine Angst. Ich weiß, dass ich aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen durchaus in der Lage bin, die Aufgaben zu der Zufriedenheit meiner Vorgesetzten zu erfüllen. Ich habe bereits probeweise eine Abteilung geleitet, kenne mich mit dem Bestellwesen etc also aus. Nichts neues daher.

Meine beste Freundin geht ab 01.07 zur Bundeswehr. Sie muss zur Grundausbildung nach Hannover und wird dann also sehr beschäftigt sein. Sonst habe ich nicht sonderlich viele soziale Kontakte, klar habe ich Kollegen mit denen ich auch mal einen Kaffee trinke, aber es ist keiner dabei der mich nicht auf Dauer nervt.
Kennt das jemand von euch?
Ich weiß nicht mal woran es liegt aber auf Dauer nervt mich alles, meine soziale Batterie entlädt sich aktuell extrem schnell.

Meine Beziehung läuft aktuell auch nur so naja. Die ganzen Umstände und wahrscheinlich auch die Pille, lassen meine Libido extrem sinken. Das hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Intimität. Mein Partner wünscht sich mehr davon, ich bin aktuell absolut nicht in der Lage ihm dies zu geben.
Und langsam beschleicht mich der Verdacht, dass es unter Umständen das beste sei, die Pille endlich abzusetzen. Für meinen Partner ist das in Ordnung, wir haben bereits darüber gesprochen. Denn ich hab Angst, dass wenn es so weiter geht, er sich vielleicht für andere Frauen interessiert... ihr wisst was ich meine.

Keine Ahnung wie ich das sagen soll. Seit ein paar Wochen bin ich irgendwie seltsam. Ich finde es selber seltsam. Ich bin schnell gereizt, wenn ich mich für ein Thema interessiere beginnt eine Tage lange intensive Flucht darein.

Nach der Arbeit bin ich absolut nicht in der Lage etwas im Haushalt zu machen geschweige denn sonst irgendetwas zu tun. Ich lege mich aufs Bett, schaue Serie oder schlafe. Ich bin einfach erschöpft. Ausgelaugt. Und ich habe das Gefühl, niemand in meinem Umfeld versteht das. Von den Freunden meines Partners bekomme ich noch Seitenhiebe. Ja ich bin verdammt unordentlich manchmal, das weiß ich und das möchte ich auch ändern. Ich schaff es aber einfach nicht aktuell. Dann noch Kommentare dazu zu bekommen macht es für mich gefühlsmäßig nicht gerade besser.

Ich möchte eigentlich schon lange wieder in Therapie aber irgendwie bekomme ich auch da meinen hintern nicht hoch.

Ich weiß, das ist alles sehr wirr. Aber das musste einfach mal irgendwo hin.

17.06.2023 21:54 • #14


A


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