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S
Hallo zusammen,

ich hab so ca. im August 2009 mal meine Geschichte hier vorgestellt, die immerhin damals schon 7 Jahre angedauert hat, bin damals gerade endlich zu einer Therapeutin gegangen und hab diversen Forenmitgliedern auch dazu geraten, weil ich recht schnell gute Erfolge hatte. Ich habe eine generalisierte Angststörung, mit allen möglichen Symptomen (über die Jahre so ziemlich alles was man so liest in dem Zusammenhang mal heftiger mal weniger, mal alle, mal nur 1-2).

Naja, ich will mal von den letzten 4 Monaten schreiben, in denen ich nun zur Therapie geh, und auch sonst noch erklären was mir geholfen hat, und immer noch hilft, den 100%ig normal ist mein Leben noch nicht ganz, bin aber guter Hoffnung dass es bis zum Sommer wieder wird.


Ende Juli/Anfang August 2009

Ich habe mich wie gesagt nach 7 Jahre Angst entschlossen zu einer Therapeutin zu gehen, welche mir auf Anhieb sehr sympathisch und vertraut war (schon am Telefon).

Ich muss dazu sagen dass ich die ganzen Jahre nicht bereit war, mir helfen zu lassen, obwohl ich nichtmal mehr wirklich arbeiten gehen konnte, und auch sonst nix ausserhalb der Wohnung machen könnte, zumindest den Großteil der Zeit, aber es ging mir zuhause immer noch gut, bis ca. Anfang 2009, da wurds auch zuhause nicht mehr besser, dennoch hats nochmal 8 Monate gedauert bis es mir endgültig gereicht hat.

Ich hatte total Angst davor überhaupt zur Therapeutin zu gehen, nur 15 Minuten zu Fuss, dennoch, viel zu weit, was da alles passieren kann, und dort erst dann die 50 Minunten, nochdazu mitten im Sommer ! Hölle.


Ich hatte nur 3 Tage Zeit zum überlegen so schnell hab ich einen Termin bekommen und ich bereitete mich darauf vor, indem ich mir es immer wieder vorstellte dass es schon klappen wird (was übrigens generell ein guter Tipp ist, Situationen sich immer wieder positiv Vorzustellen, jeden Tag mal).


Dann gings los, die erste Einheit war zu 90% mein Leiden vorzutragen, meine erste Hausaufgabe war täglich 15min am Hometrainer zu radeln, weil ich zu dem Zeitpunkt auch immer dachte mein Kreislauf wäre kaputt (habs mir nur eingeredet, doch dazu später mehr).

Ich habs meistens auch ganz gut geschafft, an einem Tag allerdings gings mir so mies dass ich wieder ins Bett bin weil mir schwindelig war. Doch dann dacht ich mir, gegegn Kreislaufschwäche hilft ja Bewegung also rauf aufs Rad und gefahren und gefahren, meine ganze Angst weggetreten.

Das war so n kleiner Knackpunkt, habe bemerkt dass mein Körper so kleine Schwächen gut überwinden kann, wenn sich mein Hirn dazu überreden lässt, der Körper selbst ist nicht so krank wie ich glaube.


Ab der dritten Therapie musste ich dann auch raus, davor hatte ich große Angst und als mir meine Therapeutin die Aufgabe sagte hatte ich einen Angstanfall bei ihr, der sich durch gezieltes langsames und tiefes Ein und Ausatmen allerings innerhalb von 30 Sekunden vertreiben lies.

Das war so der nächste Knackpunkt, ich hab gesehn, wow so schnell kanns gehen wenn ich gegensteuer mit positiven Gedanken und kurzer Atemübung.


Ich mache auch seit Anfang an immer Tiefenentspannungsübungen (tipps zu gratis mp3s gibts am ende) die mir wirklich sehr helfen.


Mein erstes großes Ziel war die Taufe meines Neffens (ich bin pate) im oktober 2009, also gut 2 Monate nach Anfang der Therapie. Eine Woche davor gings los, ich hatte total Panik, konnte an nichts mehr anderes Denken als an die Taufe und wie ich vielleicht dort umkippe, oder erst gar nicht kommen kann. Meine Schwester hat dann meine Freundin gefragt ob sie zweite Patin sein will, und das nahm mir etwas den Druck. Aber ich wollte es unbedingt mitmachen, auf jeden Fall.

Also hab ich mir die Situation wieder vorgestellt, meine Übungen gemacht, doch nichts half so wirklich, bis ich meiner Freundin mitte der Woche sagte, ich will, dass wenn ich es nicht schaffe, dass du nicht böse bist, und es keinen großen Streit gibt, ich werde es erst kurz vorm wegfahren entscheiden, und sicher nicht einfach nein sagen

Meine Freundin glaubte mir das zum ersten mal, weil ich die Wochen davor auch oft nicht gehen wollte, also Spazieren, aber ich habs immer wieder probiert auch wenn ich noch so Angst hatte, ich musste es einfach überwinden.

Nach einigen Tagen spazieren (jeden Tag ohne ausnahme, bei wind und wetter) kam langsam die sicherheit wieder zurück, es passiert doch gar nix, klappt ganz gut. Immer wieder hatte ich kleine Attacken, die sich mal mehr mal weniger vertreiben oder lindern liesen mit Atemübungen die man beim Spazieren ja schön machen kann (merkt kein Mensch, wirklich, ich hatte deswegen auch immer Sorgen).

Jedenfalls ich hab dann eine halbe Stunde vor der Taufe meine Tiefenentspannungscd gehört und mitgemacht und ich hielt alles halbwegs normal durch, niemand merkte dass es mir etwas schlechter ging, ein paar dachten nur ich wäre gestern zu lange weg gewesen oder betrunken gewesen am Vortag aber keiner nahm an dass ich Panik hatte.

Beflügelt davon wollte ich mehr, ich erklärte als nächstes Ziel in der Therapie dass ich wieder einkaufen gehen will, zumindest erstmla in Lebensmittelläden usw.

Also sollte ich nun mindestens 2x die Woche in einen Laden gehen, und dort auch normal einkaufen, also nicht schnell eine Flasche B. und chips sondern wenn möglich einen Wocheneinkauf oder Wochenendeinkauf, wie auch immer.

Ich probierte die ersten Tage erstmal kleine Läden, einen Kiosk zb zum Zig. kaufen, doch ich merkte schnell dass ich da gern hingehe, damit meine Nikotinsucht gestillt wird (meine Freundin sagte sie würde mir keine mehr kaufen und ich war gezwungen ) also versuchte ich es mit dem Sparmarkt den ich in 10Min zu fuss erreichen kann.

Ich packte mir meinen Rucksack und ging los voller Angst, alleine das hingehen war mir nicht so geheuer aber ich hielts aus. Drinnen dann war mir das Licht zu grell, die Leute zu laut usw. aber ich hielt durch nur wurde es nicht viel besser.

Therapie darauf, empfahl mir meine Therapeutin mich auf andere Sachen zu konzentrieren, zumindest die erste Zeit, zb eine Einkaufsliste, und mit Gedanken an meinen Ort der Ruhe und Kraft, den ich mir in Entspannungsübungen immer wieder vor die Augen rufe.

Der Einkauf darauf verlief blenden, und ich ging die nächsten drei Wochen mindestens 2x manchmal sogar in mehrere Geschäfte.

Dazwischen kam auch noch als Übung hinzu dass ich versuche jeden Tag wieder voll arbeiten zu gehen, was bis heute noch nicht 100%ig klappt, aber schon sehr gut.


Vor zwei Wochen war ich dann einen ganzen Tag einkaufen, und sogar 5h in einem Gasthaus zur Geburtstagsfeier meiner Mutter. Alles problemlos überstanden!

Nun gibts eigentlich nichts mehr was ich gar nicht kann, nur die Sicherheit fehlt mir manchmal noch etwas, muss gewisse Sachen noch regelmäßiger erledigen, zum Glück merke ich das jeztt und vor allem dass mir nix passieren kann.


Immer wieder habe ich noch Tage da falle ich zurück, da kommen all die Symptome wieder hoch, atemnot, globuseffekt, schwindel, brustschmerzen, etc. doch meistens kommen diese wenn ich unterfordert bin, wenn ich wieder zeit zum suchen hab was weh tuen könnte, oder wenn ich arg überfordert bin, wenns mir zu stressig wird.


Im ersten Fall und ich glaube daran leiden wirklich sehr viele die ihre Angst einschränkt, also die UNTERforderung, hab ich viele gute Möglichkeiten gefunden damit die Symptome verschwinden.

a) ich lese ein Buch, welches wirklich sehr spannend oder lustig oder interessant ist.
b) ich male
c) ich mache musik (gitarre, keyboard)
d) ich schreibe (bastel an einem roman)
e) ich gehe spazieren oder einkaufen
f) ich putze die wohnung von oben bis unten
g) ich mache entspannungsübungen
h) ich gehe raus und fotografiere im wald (mach ich erst seit ein paar monaten, hab großen spass daran mittlerweile)

usw. also alles was mich in anspruch nimmt und zwar am besten geistig und körperlich. Widme ich meinen Gedanken positiven, konstruktiven Sachen verfliegen die Symptome meistens wie der Wind.

Ab und an hab ich gar keine Chance da hilft meist dann nur eine Entspannungsrunde und danach am besten was sehr aktives, einkaufen, fotografieren irgendwas auf jeden fall auch mit körperlicher betätigung.


Das Grundding ist aber dass ich es in der Hand habe! Sonst niemand, und schon gar nicht die Angst mich in der Hand hat, nie mehr..

Ich kann es lenken, ich kann es wenden damit es nach oben, positiver geht. Ich bekämpfe es nicht hart, ich lass mir einfach nix sagen von der Angst, sondern sage mir wie es ist : NICHTS kann passieren, mir geht es gut! Mir DARF es gut gehen, ich bin gesund, ich DARF gesund sein!




Also meine wichtigsten Dinge sind:

1.) Meine eigenen Gedanken! Richtig lenken, den Körper beobachten, und neutral beurteilen. Wenn ich kopfschmerzen hab ist das nicht gleich ein tumor, stechen in der Brust kein Herzinfarkt, usw. JEDER hat Wehwechen.

Ausserdem steiger ich mich nicht mehr in meine Symptome hinein sondern im gegenteil, nehme sie an und beachte sie dann nicht mehr. Ich guck sir mir an, sag ok du bist da, wird schon wieder, und das wars.

2.) die Therapie
Ich brauche jemanden der mich ein wenig führt, ein wenig leitet, den Großteil bei der kognitiven Verhaltenstherapie macht man ja selbst, man muss selber rausgehen, selber seine Gedanken lenken, usw. Dennoch ist für mich eine neutrale Person die mich ab und zu etwas anstupst und etwas weiterhilft sehr wichtig. Anfänglich war ich noch jede Woche, jetzt alle 2-4 Wochen.

3.) Tun, Tun, Tun
Ja, am wirkungsvollsten und am schwersten. Rausgehen und was tun. Entspannungsübungen täglich machen, Täglich sich der Angst stellen, umso schneller wirds wieder gut. Aber ich hab zb auch klein und stufenweise angefangen, langsam aufgebaut und man freut sich so richtig wenns immer mehr und mehr wird.

4.) Entspannungsübungen

hier gibts gratismp3s, natürlich legal, für die tiefenentspannung und die nach jackobsen.

http://ohrient.de/index.php/tipp-kosten ... ntspannung


5.) Sich loben wenns klappt, sich aber auch motivieren wenns mal nicht klappt. Geht heute dann halt mal nicht was man vorgehabt hat, immerhin hat mans probiert, einen schlechten Tag hat jeder mal, keine Sorge.

Aber sich nicht entmutigen lassen, versuchen dass man trotzdem ausgeglichen bleibt und mit neuer Kraft am nächsten Tag wieder seine Hürde in anspruch nimmt.



Abschliessend kann ich nur sagen, dass es hart ist, trotz alles Hilfen, das ist klar. Aber es lohnt sich halt, und ihr werdet merken die Angst und die härte wird immer weniger, man traut sich immer mehr zu sobald der erste Schritt auch nur gesetzt ist. Jeden Tag wo man wieder etwas mehr Routine reinbekommt in die Sachen die man nicht mochte, gehts etwas leichter und mittlerweile kann ich sogar in Läden und beim Spazieren wieder relaxen und es so langsam aber ischer auch wieder genießen.


Wirds wirklich stressig (und nicht so wie früher, den selbstgemachten stress), also viel zu tun, viel mehr als normal in der Arbeit oder Privat, gehts mir immer noch schnell an die Substanz, weil ich jeden Tag ja auch noch andere Sachen überwinden muss (einkaufen usw. es geht gut ja, aber es kostet doch noch mehr kraft als es sollte^^) und dann überfordert normaler stress schnell mal.

auch da wieder, sport als ausgleich (ich mach derzeit pilates und eben hometrainer fahren, hanteln und im frühling dann wohl mehr), Entspannungsübungen, ein schönes heißes Bad, die lieblingscd, oder mal ne runde seinen ärger rausbrüllen irgendwo wo einen keiner hört.


Was aber wirklich gute Angst und Stresskiller sind, zumindest für mich sind die ganzen kreativen arbeiten. Also malen, musik machen, auch mal was basteln, schreiben. Jeder kann das, es muss ja kein Picasso oder Beethoven aus euch werden, wirds aus mir auch nie, aber malen oder musik machen ist einfach Balsam für die Seele und man kann sich auch noch stark darüber ausdrücken, seine Sorgen, seine Freuden, seine Ängste, seine Gelüste darin ausleben und hinterher ist man erfüllt und hat sogar was erschaffen.


naja so das war dann mal mein roman, sorry dass er so lang geworden ist

lg
stardust

14.12.2009 17:55 • 15.12.2009 #1


2 Antworten ↓


R
Hallo Stardust!

Ich habe wirklich gefreut dich zu lesen, denn ich bin genau den gleichen Weg gegangen und bin fast an meinem Ziel. Symptome tauchen nur noch auf, wenn ich Stress habe und die latenten Gefühle die auftauchen, Atme ich ich weg. Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Es gab Zeiten an denen ich meinen glauben verloren hatte, doch es ist wirklich zu schaffen.

Kraft und Geduld helfen uns weiter.

habe mich gefreut dich zu lesen.

Gruß
Regi

15.12.2009 00:47 • #2


S
Hallo Stardust,,,,, ich kann mich dich und Regi da nur voll und ganz anschliessen...Stardust deine Geschichte könnte die meinige sein ich finde mich in deinem Beitrag oben 1000% wieder.....,,es stimmt alles haargenau so empfinde und erlebe ich es auch,,.

Dir weiterhin alles Gute viel KRAFT MUT UND ERGFOLG


glg an dich ,,


Herzlichst


Suma

15.12.2009 08:34 • #3