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Werte Forenteilnehmer

Ich wende mich mit der Bitte um Rat oder den Austausch eurer Erfahrungen an euch. Damit ihr auch wisst, um was es denn geht, erläutere ich kurz meinen Werdegang und die Problematik.

Schon früh generalisierte Angststörung mit PA (18 Jahre alt). Trotzdem Ausbildung durchgezogen und gearbeitet. PA verschwinden langsam.

Vor 10 Jahren erste Erschöpfungsdepression, wobei hier die Erschöpfung grösser war als die Depression. Nie mehr auf den alten Energielevel zurückgekommen.

Vor 6 Jahren erneute Ausgelaugtheit, zweitausbildung mit 50 % weitergemacht, im Mai 2013 erfolgreich abgeschlossen. Grosse Erschöpfung, Einschlafstörungen, Zukunftsängste. Trotzdem Job gesucht, weitergemacht, weil ich sonst durch alle finanziellen Absicherugslücken gefallen wäre. Dann leider zu mothers Little Helper gegriffen während zweier Jahre (Tavor) um noch irgendwie funktionieren zu können. Erschöpfung wird zum Normalzustand, alles verdrängt, Körper meldet sich weil ich ja sonst nicht hören will.

August dieses Jahres wieder k.o., Aufenthalt 8 Wochen in psychosomatischer Klinik, seit Oktober Tavorfrei. Erneutet Arbeitsversuch 35 % scheitert, nach 2 Wochen wieder total am A.

Aktuell krank geschrieben zu 70 %. Und auf Stellensuche.

Nun meine Frage: ich wollte am Samstag mich aus meiner Comfortzone bewegen und ein bisschen mehr unternehmen. War dann am Morgen Kompost holen, dann etwas essen, dann eine Fitnessuhr organisieren und dann ginge nicht mehr, war wieder total kaputt, während mein Freund fit wie ein junges Reh durch die Gegend hüpfte und schon fast ein bisschen ungehalten mir gegenüber war, weil ich Wochenendeinkauf Nahrungsmittel und kochen sausen lassen musste. Für mich ist das aber schon sehr lange nicht mehr möglich.
Ging es jemanden von euch ähnlich? Wurdet ihr wieder fit? Und vor allem: wie steigere ich meine Belastungsfähigkeit, ohne mich andauernd wieder zu erschöpfen?

13.03.2016 18:54 • 07.03.2019 #1


26 Antworten ↓


enten
Hallo Freisein,
vielen geht es so und man wird auch wieder fit und belastungsfähiger,allerdings kam deine Krankheit nicht in 3 Wo oder 3 Monaten.Sie wurde langsam aber stetig und mit der nötigen Konsequenz von dir aufgebaut heißt du musst dich mit Geduld und Ruhe auseinandersetzen.Es wird einige Zeit brauchen um den Körper wieder langsam aufzubauen.
LG

13.03.2016 19:21 • #2


A


Erschöpfung- was tun und wie Belastbarkeit steigern?

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F
Hallo Enten, erstmal Danke für deine Antwort. Hast du denn auch eine solche Erfahrung gemacht? Wenn ja, was hat dir geholfen?

Bin mittlerweile seit letzten August nicht mehr am arbeiten, ausgenommen die 2 Wochen im November. Das finde ich schon eine relativ lange Zeit. 7 Monate nun schon. Ich frage mich auch, ob es jemals wieder besser wird oder ob ich jemals wieder 100% arbeiten kann, weil schon beim ersten Mal die Energie nicht mehr ganz zurückkam. Gibt es Erfahrungswerte oder ist das sehr individuell?

13.03.2016 19:47 • #3


Digo
Ich würde oder werde auch immer schnell müde und erschöpft. Ich habe gemerkt, dass es mir tatsächlich besser wird, wenn ich viel trinke, möglichst viel in der Sonne bin. Und gaaaaamz wichtig: geregelte Schlafzeilen habe. Heißt spätestens um 24.00 ins bett besser früher. Damit dein körper genug Tiefschlaf bekommt und nicht bis mittag schlafen! Sonst kannst du stress vermeiden. Computer und Co raubt dir genauso viel Kraft nur du merkst es nicht. Softdrinks sind tabu

13.03.2016 19:57 • #4


enten
Ja,habe auch solche Erfahrungen(wie die meisten)machen müssen.
Ja,es kann wieder besser werden,wenn du dich mit deinen Problemen wirklich auseinandersetzt und dich mit all deinen Schwächen,Macken usw akzeptierst.Es ist ein langer,steiniger und schwerer Weg aber nur indem du ihn gehst,wirst du lernen dir und deinem Körper wieder zu vertrauen.Klingt sch...ist aber leider so und Erfahrungswerte?
Nein,jeder Mensch als Individuum denkt,fühlt,reagiert und bewertet Dinge anders.
Kann es sein,dass du gern alles unter Kontrolle hast?


Hallo Digo
keine Cola und Kaffee? mensch,sei nicht so hart

13.03.2016 20:10 • #5


F
Ja natürlich habe ich gerne vieles unter Kontrolle. Ungewissheit, Perspektivenlosigkeit sind für mich nur sehr schwer auszuhalten. Ich brauche eigentlich im Moment viel Sicherheit, nur die gibt es nicht. Und die innere Sicherheit hatte ich nie, deswegen kam es ja so wie es kam. Wenn mir jemand sagen könnte, du wirst wieder gesund und wirst wieder Energie haben, dann wäre mir irgendwie schon geholfen. Dann wäre es mir auch Wurscht ob das in einem halben , in einem oder in 2 Jahren wär. Aber bei dem was ich so höre, gibt es keine Garantie dafür. Habe einfach Angst, dass es so bleibt, weil es schon lange nicht mehr gut ist. Und will ein neues Leben zurück. Verstehst du?

Softdrinks mag ich zum Glück gar nicht, wie siehts aus mit Kaffee? Wäre es gut dort zu reduzieren?

13.03.2016 20:51 • #6


enten
Na ja,manche trinken weniger Kaffee um sich nicht noch unruhiger zu machen.Das muss jeder für sich entscheiden,trinke genauso viel wie vorher.
Du bist ein Kontrollfreak und wenn das nich klappt, fliegen dir die Dinge um die Ohren.
Angst vor Kontrollverlust?Was würde passieren?
Wir machen Dinge,die wir eigentlich nicht machen wollen.Das ganze u.U über Jahre hinweg und dann knallt es plötzlich.
Das ist etwas womit du dich auseinandersetzen musst.Was sind das für Dinge und wovor habe ich Angst?Dazu gehört unbedingte Ehrlichkeit zu dir selbst.

13.03.2016 21:15 • #7


F
Kontrollfreak würde ich nicht sagen, da kenne ich viel extremere Beispiele. Aber ja, ich hab, auch aufgrund der Zusammenbrüche, Angst dass ich das weitere Leben nicht packen werde und ich mich dann nur noch durchschleppen muss. Dann habe ich schon Angstgedanken, dass ich finanziell sehr schlecht dastehe, mich von meinem Freund trennen muss, dass mich niemand mehr anstellen will, weil der Krankheitsfall auch im Arbeitszeugnis steht, etc.

Es ist mehr so, dass ich meine Grenzen nicht spüre oder aus Angst, abgelehnt zu werden, gekündigt zu werden, oder whatever, Dinge tue, die ich eigentlich gar nicht will. Dazu kommt, dass ich ein Idealist bin und daher mit einigen Entscheiden in der Arbeit sehr Mühe hatte, da es bei diesen Entscheidungen nicht um die eigentliche Sache, sondern nur ums Geld ging. Dann ärgerte ich mich. Dafür, diesen Blödsinn auch noch für die Firma nach aussen vertreten zu müssen und die ganze Kritik abbekommen zu haben, für etwas, das ich persönlich ja auch Sch.. finde.

Auch denke ich oft, wenn die anderen das können, dann sollte ich dies ja auch können, es muss also an mir liegen und ich muss nur dazulernen und irgendwann kann ich das dann auch, wenn ich meine Einstellung ändere. Ich muss nur weitermachen, irgendwann hört es auf, die ganze Angst und alles, aber es hört nie auf, es kommt immer wieder und irgendwann konnte ich einfach nicht immer jeden Tag dagegen kämpfen und so tun gegen aussen, als wär nix, weil es so nicht ist und ich nicht mehr konnte.

Angst vor der Angst habe ich schon lange nicht mehr, aber da ist eine Verunsicherung über mich selbst und wie ich zu sein habe, die sehr tief sitzt. Dass dies in der Kindheit gründet, wurde therapeutisch schon aufgearbeitet, nur diese Erkenntnis bringt mir nicht viel, die Verunsicherung und die Angst sind immer noch da. Auch weiss ich nicht, ob ich eine Erinnerung der Kindheit abgespalten habe, ich habe manchmal so komische Träume und Geruchsempfindungen, die ich nicht zu einer Erinnerung zuordnen kann. Ich weiss auch nicht ob es wichtig wäre, dass dies hochkommt, wenn denn mal etwas gewesen wäre, oder ob das schlummern darf.

Kurzum, ich wusste eigentlich nie wer ich bin. Ich habe einfach weitergemacht, wozu ich auch von meiner damaligen Therapeutin aufgefordert wurde. Ich war für meine Verhältnisse mutig und habe ausprobiert, ohne aber meine Grenzen spüren zu können.

Hmmm....

13.03.2016 21:47 • x 1 #8


Perle
Hallo Freisein,

ich habe den Eindruck, dass Dein Beruf nicht zu Deiner Persönlichkeit passt. Sehe ich das richtig?

Du schreibst u. a., dass Du Angst hast, Dich irgendwann nur noch durchs Leben durchschleppen zu müssen. Aber ... tust Du das nicht eigentlich jetzt schon?

Wenn eine Fee käme und Du einen Wunsch frei hättest, was würdest Du Dir für Dein Leben wünschen?

LG, Martina

13.03.2016 22:00 • #9


F
Gesundheit!

13.03.2016 22:10 • #10


Perle
Und welche Antworten hast Du auf die beiden anderen Fragen?

13.03.2016 22:17 • #11


F
Zur ersten Frage Betreff Beruf, im Nachhinein habe ich gemerkt, dass diese Stelle einfach nichts für mich ist. Zuviel Verantwortung, zu viele Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessensvertretungen, und ich mittendrin, mit einer Meinung, die ich aber nicht öffentlich kundtun durfte, da ich im Namen der Firma sprechen musste.

Jetzt zweifle ich, ob ich überhaupt noch etwas in der Richtung machen kann, oder ob ich umsatteln muss. Es ist eine Zweitausbildung, die ich nach dem ersten Zusammenbruch gemacht habe, und für die ich alles gegeben habe. Daher fände ich es sehr schade, wenn dies nun alles für nichts ist und ich schon wieder von vorne anfangen muss.

Zum Durchschleppen: ich habe mich, grob geschätzt, die letzten 3 Jahre tagtäglich durchgeschleppt. Im Moment, wenn ich mir nicht Zuviel vornehme, ist es nicht mehr ein durchschleppen. Irgendwann werde ich aber wieder ran an die Säcke müssen und ich habe Angst, dass die Energie, wie die letzten 3 Jahre, nur noch mit ach und Krach für die Arbeit reicht und dort auch nur sehr begrenzt und ich nur noch so vor mich hinvegetieren muss.

13.03.2016 22:33 • #12


Perle
Ich kann Dich verstehen. Du wirst - als Idealist - zwischen den Fronten zerrieben. Du musst Deine eigentliche Persönlichkeit verleugnen, um in dieser Firma bleiben zu können.

Ist es das wert?

Na klar bist Du enttäuscht und sicher ist es schade, dass Du so viel gegeben hast und nun in der Entscheidungs-Zwickmühle steckst. Ich würde aber nicht sagen, dass nun sozusagen alles umsonst war, auch wenn sich das im Moment so anfühlen mag. Eigentlich hast Du doch gerade einen ganz großen Entwicklungsschritt getan, indem Du erkannt hast, dass diese Firma nicht die Richtige für Dich ist und Du Deine Persönlichkeit gar nicht ausleben kannst. Darüber kann die Seele krank werden. Und Du wünscht Dir doch Gesundheit.

Ich finde übrigens, dass Dein Nickname Bände spricht: Freisein

LG, Martina

13.03.2016 22:48 • x 1 #13


enten
Deine Grenzen wurden dir oft genug aufgezeigt,nur du hast sie verdrängt/nicht wahrhaben wollen.Du hast gearbeitet bis zum Zusammenbruch aber alles hat seinen Preis,in deinem Fall ein zu hoher,wie ich finde.
War es das im Nachhinein wert?

Angst dass ich das weitere Leben nicht packen werde und ich mich dann nur noch durchschleppen muss. Dann habe ich schon Angstgedanken, dass ich finanziell sehr schlecht dastehe, mich von meinem Freund trennen muss, dass mich niemand mehr anstellen will, weil der Krankheitsfall auch im Arbeitszeugnis steht, etc.

Zukunftsangst,diese Fragen kannst du alle beantworten.

Auch denke ich oft, wenn die anderen das können, dann sollte ich dies ja auch können, es muss also an mir liegen und ich muss nur dazulernen und irgendwann kann ich das dann auch, wenn ich meine Einstellung ändere

Ja,deine Einstellung musst du ändern aber in eine andere Richtung
Warum interessiert es dich so,was andere können?
Angst negativ aufzufallen?Keine Fehler,keine Schwäche?Immer voll in Aktion und überall dabei?Die Anforderungen die du an dich selbst stellst können nicht hoch genug sein?
Warum?Weshalb?
Woher kommt diese Einstellung?

13.03.2016 22:54 • #14


F
@perle: ja ich hab mich zerreiben lassen und es (wieder mal) nicht gemerkt. Weil ich dachte, ich bin falsch und die anderen richtig. Aber gibt es das überhaupt, falsch und richtig, für jedermann und Frau gleichermassen? Wohl kaum...

@enten : die Fragen, was die Zukunft betrifft, kann ich nicht beantworten. Es kann so oder so kommen. Und warum nicht unangenenehm auffallen und keine Schwäche zeigen? Nun, das unangenehm Auffallen hat mit meiner Kindheit zu tun, meine Mutter war suizidal und meiner Meinung nach psychisch auch nicht in bester Verfassung. Ich war ein Kind, das immer die Stimmungen der Mutter ertastet hat, und das Verhalten daran angepasst hat. Nur nicht noch mehr Probleme machen! Das war mein Gedanke damals. Keine Schwäche zeigen? Vielleicht weil ich mich durch die ganze Angstgeschichte für schwach halte. Und ich dann eine Belastung bin, wenn ich schwach bin. Wie setze ich diese Erkenntnisse um? Wo ist das fehlende Puzzleteil? Der Schlüssel?

13.03.2016 23:11 • #15


Perle
Es gibt nicht richtig und falsch.

Es gibt aber unterschiedliche Menschen-Typen und es bringt uns nicht weiter, wenn wir anderen nacheifern wollen. Es gilt, die eigene Persönlichkeit zu hinterfragen mit all ihren Facetten und darauf aufbauend das eigene Leben zu gestalten. Wenn wir das nicht tun, wird uns die Psyche unsere Grenzen aufweisen, indem sie uns körperliche Schmerzen als Alarmsignal sendet.

Du hast in Deiner Überschrift gefragt wie Du Deine Belastbarkeit steigern kannst. Du hast Dich aber schon genug und über alle Maßen belastet. Jetzt geht es um Entschleunigung und Erholung für Dich.

LG, Martina

13.03.2016 23:22 • x 2 #16


F
Danke Perle! Das fühlt sich leichter an als ichmussdochjetztwiederundzwarsofort

13.03.2016 23:28 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

F
das heisst, ich soll netter zu mir sein, stimmts? Wo ist der Unterschied zu nett zu sich sein und sich nicht immer Peitschen und zu wenig tun? Habe immer Angst dass ich etwas falsch mache wenn ich nichts mache oder wenn ich zu viel mache.wo ist das richtige Mass, resp. Wie krieg ich das raus?

14.03.2016 00:25 • #18


Perle
Ich ersetze das Wort nett mal gegen ehrlich. EHRLICH zu sich selbst.

Lebe ich das Leben, das ich mir irgendwann einmal gewünscht habe? Bin ich richtig an dem Ort, an dem ich jeden Tag viele Stunden verbringe und mich einsetze? Wird mein Einsetzen dort überhaupt gewürdigt oder muss ich mich dort verbiegen (lassen), damit andere mit mir zufrieden sind?

Du wirkst sehr verunsichert auf mich und möchtest es scheinbar allen recht machen. Du glaubst, Du müsstest diesen Weg, auf dem Du Dich im Moment befindest, auf Gedeih und Verderb weitergehen. Das stimmt aber nicht. Du hast immer die Wahl und die Freiheit, Deinen jetzigen Weg zu überdenken und eine neue Richtung einzuschlagen. Auf diesem Weg wirst Du heraus finden, was gut und wichtig für Dich ist. Dann wird auch Deine Gesundheit langsam zurück kommen, weil Du mehr mit Dir in Einklang kommst.

Das ganze Leben ist im Grunde genommen ein großes Risiko. Wir wissen nie, was uns an der nächsten Wegbiegung erwartet aber es macht auf jeden Fall Sinn, das heraus zu finden. Du hast noch Angst davor und Selbstzweifel. Das ist normal und geht jedem anderen Menschen ganz genauso. Es geht auch niemals ganz weg, immer wieder müssen wir mutig sein. Aber ich denke, dass sich der ganze Aufwand lohnt.

Ich wünsche Dir alles Gute, liebe Freisein.

Martina

14.03.2016 10:41 • x 1 #19


F
Danke Martina

14.03.2016 13:05 • #20


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