Imanuel
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jetzt raffe ich mich doch endlich auf um Euch meine positive Entwicklung zu berichten und hoffentlich einigen Mut zu machen.
Hier meine Geschichte:
Die erste Panikattacke hatte ich vor über 20 Jahren. Ich stand morgens in meinem Schlafzimmer und habe aus dem Fenster gesehen. Plötzlich wurde alles irgendwie dunkel und bedrohlich. Ich hatte das Gefühl ich wache jeden Moment auf und mein ganzes bisheriges Leben würde sich als ein Traum entpuppen. Fluchtartig habe ich daraufhin die Wohnung verlassen und das Gefühl hat sich langsam gebessert. Damals wusste ich noch nicht, dass dies eine Panikattacke war und schon gar nicht welch langer „Leidensweg“ mich erwarten würde. Nun, das beschriebene Gefühl kam erst mal nicht wieder, aber nach ca. 2 Monaten war es dann soweit. Diesmal in einem Lokal. Ich weiß heute noch nicht, wie ich es geschafft habe nicht einfach weg zu laufen. Von jetzt an kamen die Anfälle jedoch immer heftiger und in immer kürzeren Abständen, außerdem waren sie mit Herzrasen garniert.
Schließlich versuchte ich Orte an denen die Panik ausbrach konsequent zu meiden. Sprechen konnte ich damals mit niemanden außer meiner Frau darüber. Sprach man mit einem Dritten haben einen die Leute nur angesehen als ob man nicht ganz dicht wäre. Das Wort Panikattacke gab es im allgemeinen Wortschatz nicht. Innerhalb von 2 Jahren war ich dann in meiner Bewegungsfreiheit ziemlich eingeschränkt. Will heißen: Keine öffentlichen Verkehrsmittel, keine Lokale, keine Menschenansammlungen etc. etc. Außerdem musste ich um eine bestimmte Zeit los um meinen Arbeitsplatz aufzusuchen (bin selbständig). Wenn ich das nicht getan habe, konnte mich auf dem Weg in die Arbeit die Panik erwischen. So habe ich dann gelebt, wenn man es so nennen kann.
Die PA`s konnte ich trotzdem nicht komplett vermeiden, da sie mir nun auch verstärkt zu Hause oder in der Arbeit begegneten. Irgendwann habe ich in der Arbeit eine so heftige Attacke erlitten, dass ich fluchtartig nach draußen gerannt bin. Diesmal half aber alles davonlaufen nicht mehr. Egal wie weit ich lief, die Panik hatte sich festgekrallt. Wie verrückt bin ich durch die Gegend und dachte: „Ich möchte nur noch sterben“.
Letztendlich war dieser Horror allerdings der Auslöser um es endlich anzugehen. Was sollte ich auch tun? Entweder ich setzte meinem, in keinster Weise mehr lebenswertem; Leben ein Ende oder ich kämpfe. Ich habe mich für´s kämpfen entschieden.
Am nächsten Tag ging´s los: Aufgestanden und zu Fuß (natürlich) in die Arbeit. Mit einem unbeschreiblich besch... Gefühl in das Kaffee gegenüber gegangen. Zitternd und schwitzend einen Cappuccino bestellt. Als der ankam dran genippt und weil ich mich so besch... fühlte (Herzrasen, Schweißausbrüche, Übelkeit etc.) erstmal Richtung Toilette. Ich schaffte es noch die Kabinentür zu schließen, dann bin ich umgefallen bzw. zusammengesackt. Als ich nach ein paar Sekunden wieder zu mir kam habe ich meine Klamotten geordnet, bin an meinen Tisch, habe das Geld auf denselben gelegt und gegangen. Das war der erste Tag der Konfrontation. Viele weitere sollten folgen!
Um das Ganze abzukürzen: Nach ca. 2 Wochen konnte ich meinen Cappuccino in Ruhe austrinken. Ich hab vor lauter Freude geweint.
Dann bin ich die öffentlichen Verkehrsmittel angegangen. Dabei bin ich nie umgekippt, trotzdem war´s nicht angenehm. Stück für Stück habe ich mir so mein Leben wiedergeholt. Es war natürlich nicht so, dass ich ab da nie mehr eine Panikattacke im Kaffee etc. bekommen hätte, aber die waren mir mittlerweile zum persönlichen Feind geworden. Wenn eine auftauchte habe ich tief durchgeatmet und gedacht: „ Du kannst mich jetzt quälen wie Du willst, ich werde diesen Ort jetzt nicht verlassen“! Da sind sie dann mit jedem mal schneller wieder verschwunden.
Nach ein paar Jahren in denen ich fast angstfrei war, haben sich meine PA´s dann verstärkt wiedergemeldet. Diesmal mit allen möglichen eingebildeten Krankheiten. Zuerst war ich frustriert, habe das aber schlussendlich zum Anlass genommen mich endlich mit den Gründen dafür auseinander zu setzen. Dies war ein langer Prozess der Selbsterkenntnis. In meinem Fall war es jahrelanger beruflicher und privater Stress der sich dort ein Ventil gesucht hat.
Ich habe daraufhin soweit es eben ging mein Leben umgekrempelt. Erstmal zu X- Ärzten um mir bestätigen zu lassen, dass mir physiologisch nichts fehlt. Dann wieder regelmäßig Sport getrieben, abstinent geworden (war ein unangenehmer Ablöseprozess von meinem geliebtem „Panikdämpfer“ Alk.) und habe endlich gelernt „Nein“ zu sagen. Schließlich lernte ich zu meditieren, was mir schon nach ein paar Wochen täglicher Übung, enorm gut getan hat.
Heute bin ich fast frei von Panik. Wenn mich doch mal wieder eine Attacke besucht, versuche ich entspannt mit ihr umzugehen. Andere haben schlimme Krankheiten. Ich habe halt ab und zu Panik.....na und?
Was soll ich abschließend sagen: Liebe „Panikkollegen“. Geht es an! Auch wenn die Anfänge hart sind und Rückschläge mit Sicherheit nicht ausbleiben. Nehmt Euer Leben wieder selbst in die Hand. Ihr werdet Erfolg haben und glaubt mir: Das Leben ist schön!
Viele Grüße und Euch Allen alles Gute!
Imanuel
Ach ja, noch was: Verbringt möglichst wenig Zeit in Foren wie diesem. Natürlich ist es gut sich ab und zu auszutauschen, aber wenn man ständig mit Geschichten über Panik konfrontiert ist, fällt es umso schwerer die Eigene loszuwerden. Außerdem gibt’s da immer wieder Leutchen (Gott sei Dank die Ausnahme), die selbst nichts gebacken kriegen und eigenartiger weise dazu neigen, andere mit runter ziehen zu wollen! By the way: Leute mit hunderten Beiträgen in einem Panikforum sind mir ohnehin verdächtig
Nochmal alles Liebe!
05.09.2012 17:33 • • 07.09.2012 #1